Marktplatzangebote
7 Angebote ab € 1,50 €
  • Gebundenes Buch

"Hausnummer 5 ist ein bewegendes, lustiges und sehr intelligentes Buch, das fest in der jüngsten Geschichte Nordirlands verwurzelt ist und dennoch das zutiefst Menschliche darstellt - geschrieben mit jener Sorgfalt, Erkenntnis und erzählerischen Kraft, die Glenn Patterson auszeichnet." A. L. Kennedy
Ein normales Haus in einer normalen Straße in einer Vorortsiedlung von Belfast ist der eigentliche Held in Glenn Pattersons humorvollem und warmherzigen Roman. In den 50er Jahren erbaut, wird das kleine Reihenhaus im Laufe der Jahrzehnte von den unterschiedlichsten Menschen bewohnt: von dem
…mehr

Produktbeschreibung
"Hausnummer 5 ist ein bewegendes, lustiges und sehr intelligentes Buch, das fest in der jüngsten Geschichte Nordirlands verwurzelt ist und dennoch das zutiefst Menschliche darstellt - geschrieben mit jener Sorgfalt, Erkenntnis und erzählerischen Kraft, die Glenn Patterson auszeichnet." A. L. Kennedy

Ein normales Haus in einer normalen Straße in einer Vorortsiedlung von Belfast ist der eigentliche Held in Glenn Pattersons humorvollem und warmherzigen Roman. In den 50er Jahren erbaut, wird das kleine Reihenhaus im Laufe der Jahrzehnte von den unterschiedlichsten Menschen bewohnt: von dem frisch verheirateten Paar Harry und Stella, das sich nur langsam aneinander und die Nachbarschaft gewöhnt, bis Stella über Nacht alle Haare ausfallen. Von der chinesischen Familie, der Ausländerhass in Irland das Leben zur Hölle macht, oder von Catriona Eliot, die ratlos mit ansehen muss, wie ihre Familie plötzlich religiös wird.

Glenn Patterson erzählt von Glück und Frust, kleineren und größeren Katastrophen, Freundschaften und Trennungen. Da die Nachbarschaft mitwächst, Menschen im Viertel ein- oder ausziehen, manchmal ein engerer, manchmal gar kein Kontakt zu den Leuten von nebenan besteht, ergibt sich ein bewegendes Porträt einer ganzen Straße und ihrer Bewohner in einer von Gewalt bedrohten Stadt.
Autorenporträt
Glenn Patterson wurde 1961 in Belfast geboren. Er studierte in England und besuchte nach seinem Abschluß die berühmte Meisterklasse für "Creative Writing" an der University of East Anglia bei Angela Carter und Malcolm Bradbury. Mit seinen bislang drei Romanen erwarb er sich den Ruf als führender junger Autor Nordirlands. Glenn Patterson war "writer-in-residence" an der Universität von Cork und an der Queen's University in Belfast. Er drehte auch einige Dokumentarfilme und arbeitet für das Fernsehen. Als er in einem Buch auf das Hotel "International" und dessen berühmte "Blue Bar" stieß, beschloß er, einen Tag in der Geschichte dieses Hotels wieder aufleben zu lassen, die Menschen und Stimmungen einzufangen und nicht zuletzt seiner Heimatstadt und ihren Bewohnern ein kleines Denkmal zu setzen.
Rezensionen
"Die Häuser stehen so eng zusammen wie die Schicksale, und die Schicksale sind so zeitlos wie die Geschichten, die sich unter den Dächern abspielen. Patterson schafft etwas ganz Seltenes: Er kennt seine Wurzeln und gibt schnellen Versuchungen nicht nach." (Colum McCann) "Dies ist ein Autor, dessen Vitalität und Gespür uns gespannt weiter lesen lassen, während er es schafft, den Alltag fesselnd zu erzählen." (The Independent) "Hausnummer 5 ist ein bewegendes, lustiges und sehr intelligentes Buch, das fest in der jüngsten Geschichte Nordirlands verwurzelt ist und dennoch das zutiefst Menschliche darstellt - geschrieben mit jener Sorgfalt, Erkenntnis und erzählerischen Kraft, die Glenn Patterson auszeichnet" (A. L. Kennedy)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.06.2004

Falloons wohnen hier nicht mehr
Glenn Patterson schaut hinter die Reihenhausfassade Irlands

Es ist schon etwas ungewöhnlich, wenn ein Haus zum eigentlichen Helden eines Romans wird. Zumal wenn es sich um eines dieser so gesichts- wie endlosen Reihenhäuser handelt, die unverrückbar zum optischen Klischee einer englischen oder eben auch irischen Vorstadt gehören. Ganze Straßenzüge über reiht sich Haus an immer gleiches Haus; Stein gewordener Ausdruck einer in sich ruhenden, spießbürgerlichen Behaglichkeit. Was soll es da schon zu erzählen geben, wo die Ambitionen ebenso klein und genau abgezirkelt sind wie der Vorgarten, mag man sich fragen, doch der irische Autor Glenn Patterson zeigt in seinem erstaunlichen Roman "Hausnummer 5", daß sich hinter der Fassade der Gleichförmigkeit durchaus erzählens- und lesenswerte Geschichten verbergen.

Es sind die Geschichten der verschiedenen Menschen, die das Haus mit der Nummer 5 seit seinem Bau in den fünfziger Jahren bis in unsere Gegenwart bewohnt haben, und es ist die Geschichte Nordirlands und vor allem Belfasts, deren Konturen darin wie nebenbei erkennbar werden. Für das Verständnis dieser politisch-historischen Dimension sind allerdings Grundkenntnisse der jüngsten nordirischen Geschichte sehr von Vorteil, arbeitet Patterson doch fast ausschließlich mit Andeutungen und Implikationen, mit vielsagenden Gesten und bedeutungsvollem Schweigen. Dies entspricht sehr genau der Einstellung der Betroffenen, welche die zunehmend alltäglich werdenden Probleme mit Haß, Gewalt und Terror unter dem schwammigen Begriff "The Troubles" zusammenfassen.

Die Struktur des Romans ist so einfach wie überzeugend. Fünfmal läßt Patterson unterschiedliche Menschen in ihren eigenen Worten von ihrem Leben in diesem Haus berichten: zwei Frauen, zwei Männer und einen Jungen. Jedem der fünf Kapitel ist eine Zeitungsannonce vorangestellt, in der das Haus zum Verkauf angeboten wird, und bereits in diesen knappen, stets nur leicht variierten Texten zeichnen sich die Veränderungen ab, die mit dem Haus und der Nachbarschaft geschehen.

Als das Haus in den fünfziger Jahren zum ersten Mal verkauft wird, ist noch von der "erholsamen, ländlichen Umgebung" die Rede, denn die Straße unmittelbar vor den Toren von Belfast wurde gerade erst komplett aus dem Boden gestampft. Noch beginnt direkt hinter den Häusern das Brachland, noch ist die Busanbindung an die Stadt nur ein Versprechen, als die Falloons einziehen, doch wie die meisten anderen Leute in der Nachbarschaft vertrauen sie auf dieses Versprechen von Wachstum und einem langsam, aber stetig wachsenden Wohlstand. Tatsächlich wird die Stadt das Haus im Laufe der Jahrzehnte einholen und mit ihr auch die urbanen Probleme, doch bis dahin sind Harry und Stella längst wieder ausgezogen, nachdem Stellas Ausbruchsversuch aus der erdrückenden häuslichen und familiären Enge fatale Konsequenzen gezeitigt hat.

Als Hausbewohner folgen die McGoverns, die das Haus "in einer schnell wachsenden Vorstadt" beziehen und deren Leben in Nummer 5 anhand einer Reihe von Silvesterabenden der späten sechziger und frühen siebziger Jahre beschrieben wird, die unweigerlich bei dem aus Ungarn eingewanderten Nachbarn Andy Hideg verbracht werden. Ebenso unweigerlich steigert sich die Vehemenz der Diskussionen von Jahr zu Jahr, und der Jahresrückblick offenbart immer stärker eine Chronologie von Feindseligkeit und Gewalt. Es wird ungemütlich im Land, was vor allem die nächsten Bewohner, die chinesische Familie Tan, überdeutlich zu spüren bekommt. Zuerst ist es nur die allgemeine Fremdenfeindlichkeit, doch in der allgemeinen Atmosphäre von Angst und Verdächtigungen gerät ein Kinderstreich ebenso außer Kontrolle wie die Situation im Land. Als die Familie Eliot schließlich die Tans ablöst, muß sie mit dem Einzugswagen warten, bis der Leichenwagen verschwunden ist, der Andy Hideg aus der Straße bringt. Daß er Kloschüsseln an Polizeiwachen verkaufte, war sein Todesurteil.

Dieser Mord ist das deutlichste Zeichen des Bürgerkrieges, der Nordirland und Belfast zu zerreißen droht. Ansonsten vermeidet es Patterson geschickt, es sich allzu leicht zu machen und seine Geschichten durch politische Effekthascherei aufzubauschen. Was er statt dessen zeigt, ist das alltägliche Leben in einer Zeit, in der gerade der Alltag eine Bedrohung darstellt. Die Geschichte von Catriona Eliot, deren Familie einer nach dem anderen durch ein spontanes Erweckungserlebnis zum christlichen Glauben findet, birgt zwar durchaus Potential, doch angesichts absurder konfessionell gezogener Frontlinien bleibt dem Leser das Lachen im Halse stecken.

Erst mit den letzten Bewohnern, einer unkonventionellen Mischung aus Wohn-, Arbeits- und Liebesgemeinschaft, sind die Probleme wieder hausgemacht, geht es wieder um das Infragestellen von Lebensvorstellungen. Damit schließt sich der Kreis des Romans, was Patterson durch das Erscheinen von Patty, der Tochter der Falloons, sogar etwas überdeutlich macht. Ansonsten hat er seinen Roman auf so kunstvolle Weise konstruiert, daß die eigentlich disparaten Elemente der fünf Geschichten ein überaus stimmiges Ganzes ergeben. Scheinbar mühelos wechselt er Perspektiven, Stimmen und Erzählweisen, ohne daß diese Darbietung seines schriftstellerischen Könnens je forciert erschiene. So wirkt "Hausnummer 5" erfrischend wie eine Geschichte, die sich selbst geschrieben hat.

SEBASTIAN DOMSCH

Glenn Patterson: "Hausnummer 5". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Bernhard Robben. Verlag Kiepenheuer und Witsch, Köln 2004. 378 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Sebastian Domsch ist von diesem Roman des irischen Autors Glenn Patterson, der in einem Reihenhaus in Belfast spielt, absolut begeistert. Der Autor erzählt aus der Perspektive von fünf nacheinander in diesem Haus lebenden Bewohnern und rekapituliert gleichzeitig "wie nebenbei" die schwierige Geschichte Nordirlands, erklärt der Rezensent. Dabei ist es durchaus nützlich, wenn sich die Leser über die groben Züge der "politisch-historischen Dimension" im Klaren sind, schildert Patterson doch vor allem in Andeutungen und beredtem "Schweigen" vom bis in den Alltag der Menschen Spuren hinterlassenden Nordirlandkonflikts, betont Domsch. Ihn hat die Konstruktion des Romans, der im Wechsel der Hausbewohner den Gang der Geschichte des Landes seit den 50er Jahren illustriert, in seiner Einfachheit "überzeugt" und er ist geradezu hingerissen von dem "mühelosen" Wechsel der Erzählerperspektiven, die das Können Patterson demonstrieren, ohne je "forciert" zu wirken, wie der Rezensent eingenommen betont. Er preist das Buch als überaus "erfrischende Geschichte", die wirkt, als habe sie "sich selbst geschrieben", wie der begeisterte Rezensent schwärmt.

© Perlentaucher Medien GmbH