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Angela muss in Therapie, denn ihr Freund Paul kann in ihrer Gegenwart nicht mehr arbeiten, aber ohne sie seine Sitzungen bei der Psychologin Britta auch nicht erfolgreich absolvieren. Doch dann ist Paul plötzlich weg, und Angela sitzt nicht nur mit Britta alleine da. Irritiert und verletzt, versucht sie ihr lädiertes Selbstbewusstsein zu kurieren, ohne sich dabei preiszugeben, Liebe zu bekommen, ohne sich wirklich in die Karten schauen zu lassen. Klug genug, um die Komik des Gekränktseins zu durchschauen, und doch so liebebedürftig, um dem Räderwerk der Gefühle nicht entkommen zu können,…mehr

Produktbeschreibung
Angela muss in Therapie, denn ihr Freund Paul kann in ihrer Gegenwart nicht mehr arbeiten, aber ohne sie seine Sitzungen bei der Psychologin Britta auch nicht erfolgreich absolvieren. Doch dann ist Paul plötzlich weg, und Angela sitzt nicht nur mit Britta alleine da. Irritiert und verletzt, versucht sie ihr lädiertes Selbstbewusstsein zu kurieren, ohne sich dabei preiszugeben, Liebe zu bekommen, ohne sich wirklich in die Karten schauen zu lassen. Klug genug, um die Komik des Gekränktseins zu durchschauen, und doch so liebebedürftig, um dem Räderwerk der Gefühle nicht entkommen zu können, schlittert sie von seltsamen Affairen zu merkwürdigen Abendessen, bis dann doch irgendwann der Richtige auftaucht und auch nochmal der Falsche, Paul... In ihrem ersten Roman erzählt Anja Fröhlich trocken, komisch und genau von den Tücken der Gefühlswelt, von echten und unechten Empfindungen und davon, wie schwer es ist, sich darin zurechtzufinden.
Autorenporträt
Anja Fröhlich, geb. 1964, verbrachte ihre Kindheit zur Hälfte im sonnigen Rom und zur anderen Hälfte im kalten Sauerland. Nach dem Abitur studierte sie Filmwissenschaft, Kunstgeschichte und Psychologie in Köln. Sie ließ sich als Filmredakteurin und Werbetexterin anstellen, bis ihr Sohn Leon sie mit seiner Geburt 1995 aus allen festen Verhältnissen befreite. Seitdem arbeitet Anja Fröhlich als freie Texterin, Journalistin und Autorin. 2001 erschien ihr erster Roman.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.02.2002

Blitzschnell
Anja Fröhlich schreibt einen
Roman aus der Welt der Werbung
Intelligenz genügt nicht; Intelligenz kann für den, der nicht weiss, was er will, auch ein Fluch sein. Das gilt für Heldinnen wie Autorinnen, vor allem, wenn man sie so schlecht auseinanderhalten kann wie Anja Fröhlich und Angela Erhard – die Erste ist Verfasserin ihres ersten Romans, die Zweite hat ihn als erzählendes Ich zu durchleben. Beide sind sie Werbetexterinnen (in Köln, wo sonst) und so nervös wie Rennpferde. Das hört sich so an: „Zu allem Überfluss habe ich auch noch einen Termin bei einer Therapeutin. Genauer gesagt ist es Pauls Therapeutin. Paul hat viele davon. Männliche und weibliche. In jeder Stadt, in die er flüchtet, sucht er als erstes therapeutischen Unterschlupf. Meist noch bevor er eine Wohnung hat.”
Dieses Stakkato soll es dem Leser einfach machen – immer nur eine Information auf einmal –, ihm aber zugleich das Gefühl vermitteln, blitzschnell und sophisticated zu kommunizieren; es ist ein Getänzel, hinter dem man die erwägungsreiche Anstrengung spürt, mit der Slogans ausgebrütet werden. Am witzigsten und genauesten ist das Buch dort, wo es von diesem Vorgang Bericht gibt: „Die Kunden haben einen ganz feinen Riecher dafür, was irgendwie interessant an einem Bild sein könnte. Das wird dann gnadenlos rausgeschmissen. Und der Creativ-director nickt milde, denn er kennt ja seine Kunden. Das sind Männer, die gestreifte Hemden mit weißem Kragen tragen und sich morgens das Haar aus dem Gesicht föhnen. Die machen aus einem VOGUE-Motiv ein BRIGITTE-Motiv und merken es noch nicht mal. Aber wehe, man würde ihnen gleich ein BRIGITTE-Foto vorlegen. Das würden sie schon merken.”
Leichte Kost, schwere Lektüre
Doch wird man dieses Witzes nicht froh. Seine Trockenheit täuscht; hier langt es noch nicht mal zum Zynismus, denn die Kräfte, die es kostet, gespalten zu sein, werden stattdessen dringend benötigt, um eine absurde Komplexität auszuhalten. Die Sphäre der Werbung, wo sie über sich selbst reflektiert, wird wieder Werbung, und zwar für die Idee einer Welt, die ganz als be- und umworbene zu verstehen wäre. Die wache Ironie fügt dem Spiegelkabinett endlos Facetten hinzu; jede davon macht die Wände noch unsichtbarer, in denen dieses Denken gefangen bleibt. Es ist klar und doch verblendet und leidet in dieser Zwieschlächtigkeit an einer zappligen Ermüdung, die das Buch von der ersten bis zur letzten Seite tränkt und dem Leser die leichte Kost dennoch in eine schwere Lektüre verwandelt.
Angela durchschaut ihre eigene Sentimentalität, sie macht sogar einen Satz von Arthur Schnitzler ausfindig, Sentimentalität sei das Alibi der Hartherzigen – doch sie hat so wenig davon wie einst Anatol, der aus seiner stimmungsbedürftigen Haut auch nicht herauskonnte. Sie steht im Zentrum des Geschehens wie ein Markt, an dessen Tortendiagramm verschiedene Männer verschieden grosse Anteile halten: so viel der kindische, flüchtende Paul, so viel Aram, der persische Kollege, so viel Herr Franz, der Chef mit seiner pailletten-besetzten Baseballkappe, so viel der Türsteherinnenausbilder und frühere Bankräuber Hermann. Man könnte sagen, diese Frau zickt; aber eigentlich zucken nur die Marktsegmente, ganz wie im richtigen Leben.
Auf diese Weise kommt, trotz Turbulenzen, eine eigentliche Handlung natürlich nicht in Gang. Dass den Schluss ein Happy-End krönen soll, mit Robert, der eisvogelblaue Augen und so wunderbar rosiges Zahnfleisch hat, wirkt so aufgesetzt, als ob es auf einmal nur noch Camel gäbe und gar keine Marlboro und Stuyvesant mehr; hier hat die Autorin sich plötzlich dem falschen Genre verpflichtet gefühlt. „Halb Echt” heisst das Buch. Das trifft es auf eine traurige Weise: In diesem Titel durchdringen sich Form und Problem zur ausweglosesten Ganzheit.
BURKHARD MÜLLER
ANJA FRÖHLICH: Halb echt. Roman. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2001. 128 Seiten, 6,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Das war wohl nichts. Rezensent Burkhard Müller findet an diesem Roman vor allem den Titel treffend. Zwar ist sich die Autorin Anja Fröhlich der Probleme, die ihrem Thema Werbung innewohnen, wohl bewusst, aber das nützt ihr nichts. Ihr Witz wirkt so bemüht wie unter Anstrengung erdachte Werbeslogans. Dort wo dies thematisiert wird, wo also "Werbung über sich selbst reflektiert", da ist das Buch dennoch witzig und "genau", das einzige Lob, das Fröhlich bekommt. Aber insgesamt ist dieses Werk, obwohl "leichte Kost" doch "schwere Lektüre", die Handlung kommt nicht voran und das Happy-End ist dann wieder so wie der Titel, meint Müller enttäuscht.

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