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Der Roman führt den Leser vom Norwegen unserer Tage auf eine schwedische Insel zur Zeit der Jahrhundertwende und dann ins Italien der Frührenaissance. In den verschiedenen Erzählungen über die überraschenden Zufälle, die das Leben bestimmen, gelingt es dem Autor, eine fast schon vergessene Lesefreude zu beleben: die völlige Versunkenheit in eine Geschichte.
Der lang erwartete Roman von Erik Fosnes Hansen, dem Autor von Choral am Ende der Reise "Man muß Erik Fosnes Hansen loben für die Stoffülle, die Musikalität der Sprache, das Spiel der Fiktion mit Menschen und Masken, den Humor die
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Produktbeschreibung
Der Roman führt den Leser vom Norwegen unserer Tage auf eine schwedische Insel zur Zeit der Jahrhundertwende und dann ins Italien der Frührenaissance. In den verschiedenen Erzählungen über die überraschenden Zufälle, die das Leben bestimmen, gelingt es dem Autor, eine fast schon vergessene Lesefreude zu beleben: die völlige Versunkenheit in eine Geschichte.
Der lang erwartete Roman von Erik Fosnes Hansen, dem Autor von Choral am Ende der Reise "Man muß Erik Fosnes Hansen loben für die Stoffülle, die Musikalität der Sprache, das Spiel der Fiktion mit Menschen und Masken, den Humor die Frivolitäten und die erzählerische Vitalität und Gewandtheit des Romans." Dagbladet Jedes Leben ist eine Sammlung von Geschichten und Zufällen, die auf wundersame Weise einem Prinzip gehorchen. Davon erzählt Erik Fosnes Hansen in seinem Roman, der den Leser vom Norwegen unserer Tage auf eine schwedische Insel zur Zeit der Jahrhundertwende und dann ins Italien der Frührenaissance führt. In Norwegen von der Presse gefeiert und von den Lesern geliebt, gelingt es dem Autor, eine fast schon vergessene Lesefreude neu Eintauchen in eine Geschichte, das atemlose Nicht-aufhören-können bis zur letzten Seite. Mit kunstvoller Leichtigkeit spielt Fosnes Hansen mit den Grenzen zwischen Figuren und Epochen, zwischen Raum und Zeit und schafft somit einen großartigen Roman über die vielen großen und kleinen Ereignisse, die täglich die Welt vor ihrem Untergang bewahren.Der lang erwartete Roman von Erik Fosnes Hansen, dem Autor von Choral am Ende der Reise
Autorenporträt
Erik Fosnes Hansen wurde 1965 in New York geboren. Er wuchs auf in Oslo, wo er heute lebt. Zwei Jahre studierte er in Stuttgart (und spricht hervorragend Deutsch), arbeitet als Rezensent und Literaturkritiker für die Zeitung Aftenposten.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.11.1999

Der Zweigwipper
Erik Fosnes Hansens Momente der Geborgenheit

Was ist das Leben? Der Güter höchstes nicht, ein Traum, oder doch die volksmundnotorische Hühnerleiter? Erik Fosnes Hansen weiß es besser: "Das Leben ist ein Vogel." Dagegen lässt sich wenig einwenden, aber mit gleichem Recht hätte der Autor behaupten können, das Leben sei ein Bienenstock, ein Klavier oder eine Kaffeemühle. Im Kosmos eines Erzählwerks, das der Idee gehorcht, einen wundersamen, zeit- und raumübergreifenden Zusammenhang zwischen den verschiedensten Dingen, Wesen und Begebenheiten ans Licht zu bringen, geht jede Gleichung irgendwie auf.

Der norwegische Romancier, der in seinem Titanic-Epos "Choral am Ende der Reise" den Versuch unternahm, das Walten einer höheren Dramaturgie hinter dem mythischen Schiffbruch des Abendlandes sichtbar zu machen, hat diesmal noch viel mehr riskiert. Es galt, die alte Vorstellung wiederzubeleben, dass alles menschliche Tun und Erleiden einem geheimen Plan untersteht, der über die Grenzen von Ländern, Erdteilen und Epochen hinweg wirksam ist, der scheinbare Zufälle zu Kausalketten verknüpft, der im Feuerwerk kleinerer und größerer Katastrophen den Fortbestand der Welt und das ultimative Aufgehobensein ihrer Bewohner garantiert. Das Bedürfnis, dem der kuschelige Titel "Momente der Geborgenheit" entgegenkommt, verhält sich komplementär zum aktuellen Interesse an grausamen Bilanzen und gnadenlosen Abrechnungen: Wo alles zu Elementarteilchen zerfällt, muss andererseits das Rettende, Verbindende wachsen.

Bezeichnend ist, dass für ein solches Projekt die Gegenwart als Erzählraum nicht taugt. Zwar lässt Fosnes Hansen sein knapp sechshundert Seiten dickes Trostbuch im Norwegen unserer Tage beginnen, aber die Ouvertüre mit pompösem Sonnenaufgang und disputierenden Turmschwalben schlägt einen Märchenton an, der hoch über jedem Wirklichkeitsverdacht schwebt, und die erste der drei Geschichten, deren Fäden in der geplanten Fortsetzung des Romans mutmaßlich zusammengeführt werden, spielt im zeitentrückten Wohlfühl-Ambiente eines museumartigen Landsitzes. Hier lebt der reiche alte Sonderling Wilhelm Bolt mit dem Faktotum Andersen und dem Affen Jacob inmitten seiner exquisiten Sammlungen, beobachtet das Verhalten der Bienen und arbeitet an einer Theorie der Serialität. Zufall und Schicksal, als zwei Seiten einer Medaille entlarvt, führen ihm seine Großnichte Lea ins Haus, die in einer Lebenskrise dem Schoß der Familie entflohen ist. Der bärbeißige Grandseigneur und die junge Melancholikerin gewinnen einander lieb, Lea erbt den Besitz samt Forschungsauftrag und spielt Cello am Sarg des Großonkels, der unter dem Deckel so hingerissen wie wehmütig lauscht.

"Aber er wusste, dass dieser Zustand nicht andauern würde, dass dies ein Zwischenstadium war und er selber bald aufbrechen würde", heißt es über den Toten, und dem Mädchen wird die Erkenntnis zuteil: "Etwas hat sie hierhergeführt, durch alle Zeiten. Niemand ist mehr bei ihr, aber jemand ist hier." Man mag den ironiefreien Okkultismus belächeln oder bei seitenlangen Zitaten aus einem bienenkundlichen Standardwerk der Barockzeit mit dem Gähnen kämpfen; fataler für das Buch ist, dass Fosnes Hansen nicht auf seine viel gerühmte erzählerische Kraft vertraut, sondern immer wieder den sinnstiftenden Zeigefinger hebt, um daran zu erinnern, welcher Gedanke seine Romanbaustelle im Innersten zusammenhält. Der Exkurs über die Entwicklung des Leuchtfeuerwesens, mit dem er aus Leas Betrachtungen in die hundert Jahre ältere Welt der schwedischen Leuchtturmmeisterstochter Josefa springt, ist spannend genug, um mit dem etwas gewaltsam anmutenden Abbruch und Neueinstieg zu versöhnen. Doch schon mutiert der Poeta doctus wieder zum Küchenphilosophen: ". . . wann beginnt eine Geschichte wirklich? Und wann endet sie? Wann beginnt und wann endet ein Leben?"

Die Geschichte von Josefa, die auf einer schwedischen Insel vor der Jahrhundertwende behütet aufwächst, dann ihre erste Wasserleiche wäscht, epileptische Anfälle bekommt und schließlich das seltsame Geheimnis des Leuchtturmwärter-Assistenten Enberg erfährt, hätte Novellenqualität haben können, wenn der Autor an der Erprobung literarischer Formen interessiert wäre. Da es ihm aber um den Transport einer Botschaft geht, verläppert auch hier wieder alles in bedeutungsschwerem Geraune, das diesmal überdies einem am Strand wandernden Toten in den Mund gelegt wird, einem schwarz gekleideten Zeitreisenden, der einen "erweiterten Erinnerungsbegriff" mit sich herumträgt: Auf der Insel, sagt er, werde noch vieles geschehen, "vieles, das insgesamt gesehen nötig ist, damit später anderes kommen kann, aber noch vermögen wir das nicht richtig zu verstehen".

Eine ganze Menge geschieht auch im Rom der Renaissance, wo Fosnes Hansen zu guter Letzt seinen fliegenden Erzählteppich ausbreitet. Da wird gemalt und getischlert, gefeiert und über Kunst philosophiert, was das Zeug hält, und es fehlen die kleinen Ausschweifungen nicht, die diese Epoche bei Filmregisseuren beliebt machen. Der reiche Exilflorentiner Lorenzo del Vetro wird durch ein wundertätiges Madonnenbild von eitrigen Schwären geheilt, sein treuer Kammerdiener Fiorello findet nach manchen Prüfungen das Glück, der Teufel tritt leibhaftig auf, und des norwegischen Dichters Privatarchiv prunkt mit farbigen Details aus Kräutermedizin und Vergoldungstechnik. Das verschafft durchaus schöne Schmökerstunden, in denen man sich momentweise richtig geborgen fühlt. Wenn dann allerdings der reizbare Lorenzo del Vetro mit der "Scheißstadt" Rom hadert, wird man abrupt aus der gepflegten Kostümprosa gerissen und fühlt sich beleidigt. Außerdem ist der Übersetzer allzu oft dem Irrtum aufgesessen, dass das Verb "meinen" ein Äquivalent für "sagen" sei.

Am Ende begegnen wir von neuem dem eingangs verstorbenen Ingenieur Bolt, diesmal in früheren Phasen seines Lebens. Wieder werden wir mit der Nase darauf gestoßen, dass alles einen tiefen Sinn und einen verborgenen Zusammenhang hat. Welch eine Herausforderung wäre es gewesen, diese Einsicht durch Erzählkunst zu vermitteln, statt sie dem Leser belehrend einzutrichtern. So endet die Predigt, vorläufig: "Das Leben ist ein Vogel. Und du bist der Zweig, der wippt und wippt." Und da darf dann wenigstens einmal gelacht werden, auch wenn es vermutlich nicht in Dichters Absicht lag.

KRISTINA MAIDT-ZINKE

Erik Fosnes Hansen: "Momente der Geborgenheit". Roman. Aus dem Norwegischen übersetzt von Hinrich Schmidt-Henkel. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 1999. 587 S., geb., 48,- DM.

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Der Norweger Erik Fosnes Hansen führt den Leser mit diesem Buch zu "exotischen Schauplätzen und fernen Zeiten" und verlangt nach Auffassung des Rezensenten Aldo Keel viel Aufmerksamkeit und Zeit, nicht zuletzt aufgrund der essayistischen Ausflüge, die sich der belesene Autor gönne, und die "dann und wann gekünstelt und aufgesetzt wirken". Der Roman ist in vier Sätze und Schauplätze aufgeteilt: von Afrika über das Italien der Frührenaissance bis nach Norwegen reichen die erzählerischen Ausflüge, so Keel. Der Erzählduktus changiert nach Meinung des Rezensenten zwischen "getragen, ja schleppend" und "satt und spannungsgeladen", die Stärke des Autors liegt für ihn im Beschreiben von Stimmungen.

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