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Die Küste des Bosporus, das Londoner Westend und der hohe Kaukasus sind die Schauplätze dieses Romans. Tiger Single, Patriarch der Londoner Firma Single & Single, betreibt dubiose Geschäfte und Finanztransaktionen in der ganzen Welt. Eines Tages gerät seine scheinbar intakte Welt durch unvorhergesehene Ereignisse aus den Fugen und er sieht seine Felle davonschwimmen. Oliver Single, Tigers Sohn und Partner, muß erkennen, daß sein Vater ihn die ganze Zeit nur benutzt hat. Ein spannender Roman über Liebe, Loyalität und Verrat.

Produktbeschreibung
Die Küste des Bosporus, das Londoner Westend und der hohe Kaukasus sind die Schauplätze dieses Romans. Tiger Single, Patriarch der Londoner Firma Single & Single, betreibt dubiose Geschäfte und Finanztransaktionen in der ganzen Welt. Eines Tages gerät seine scheinbar intakte Welt durch unvorhergesehene Ereignisse aus den Fugen und er sieht seine Felle davonschwimmen. Oliver Single, Tigers Sohn und Partner, muß erkennen, daß sein Vater ihn die ganze Zeit nur benutzt hat. Ein spannender Roman über Liebe, Loyalität und Verrat.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Armer John Le Carré. Stewart O`Nan liefert in der FAZ einen Verriss, der sich gewaschen hat. Zuerst fängt es ja noch ganz harmlos an. O`Nan schildert, wie Le Carré seinen Roman mit einer "Hollywood-Standardsituation" beginnen lässt. Noch dazu handelt es sich um einen dialogischen Anfang, also "die unbeholfenste aller Eröffnungen". Was O`Nan im Lauf seiner Lektüre immer mehr stört, ist, dass Le Carré in diesem Drogen- und Waffenhändlerthriller aus diesen Standardsituationen überhaupt nicht mehr herauskommt. Er schaffe es nicht, seine Helden in wirklich interessante moralische Zwiespalte zu bringen - so wie er es früher in seinen Spionageromanen aus Zeiten des Kalten Krieges so meisterhaft verstand. Auch die Klischees gehen O`Nan auf die Nerven: Reihenweise fallen dem Helden des Romans langbeinige Blondinen zu Füßen und dies offensichtlich nur, weil er eben der Held des Romans ist. O`Nan empfiehlt, entweder ältere Romane Le Carrés wiederzulesen oder gleich zu Graham Greene zu greifen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.11.1999

Und für wen arbeiten Sie?
Die Leiche, der Detektiv und der Mann, der in alles hineinrutscht: John Le Carrés Thriller "Single & Single / Von Stewart O'Nan

Seit den sechziger Jahren hat David Cornwell, der unter dem Pseudonym John Le Carré schreibt, uns mit literarischen Spionage-Thrillern versorgt, die alle dem politischen Zeitgeist des Kalten Krieges in England und Westeuropa huldigen. Ob Le Carré mit Palästinensern, mit irischen Nationalisten oder russischen Gangsterbossen operiert - er fand immer einen Weg, uns diese Welten mit ihren prekären Entscheidungssituationen nahe zu bringen und uns dabei noch zu unterhalten. Auf der Grundlage dieses Erfolges wird auf dem Umschlag seines neuen Romans - "Single & Single" - verkündet, dass Le Carré den Spionageroman "zur Vollendung gebracht und transzendiert hat". Dies ist kein kleiner Anspruch. Ähnlich wie John D. McDonald oder Raymond Chandler hat Le Carré nicht nur eine populäre Fangemeinde um sich geschart, sondern auch in der literarischen Welt Anhänger gewonnen. Er ist als meisterhafter Erzähler anerkannt; ihm wird oft bescheinigt, dass er clevere Plots konstruiert und diese mit glaubwürdigen Figuren belebt.

In "Single & Single" verlässt sich Le Carré auf seine Erzählformel. Das Buch beginnt mit einer Hollywood-Standardsituation: Ein britischer Geschäftsmann liegt an einer türkischen Steilküste auf den Knien und beantwortet Fragen, während sich eine Maschinenpistole in seinen Nacken bohrt. Der Autor baut in dieser Szene auf zwei altbekannte Mittel - der kalt parlierende Mörder und der durch Todesangst angetriebene innere Monolog des Opfers -, um den Leser über die Ausgangssituation und ihre Hauptfigur zu informieren. Diese Kombination aus Melodrama (da wir nichts über das Opfer oder seine vermutlichen Mörder wissen, reagieren wir nicht anders als auf ähnliche Szenen in billigen Fernsehfilmen) und dialogischer Eröffnung (der unbeholfensten aller Eröffnungen) ist schamlos. Aber sie zwingt uns weiterzulesen.

Dann springt das Romangeschehen unvermittelt nach England, zu einer neuen Figur namens Oliver Hawthorne, einem geschiedenen Mann, der als Zauberer arbeitet. Diesen Mann scheint nichts mit der Eröffnungsszene zu verbinden, aber wir ahnen - das sagt uns die Konvention -, dass er in Schwierigkeiten geraten wird. Hier will der Leser wissen, warum. Le Carré hält uns ein Kapitel lang hin, bis er Hawthornes Hintergrund auf eine Weise skizziert, die nichts mehr von der Dramatik des Anfangs hat. Eine Kostprobe: "In der Kleinstadt Abbots Quay, in den Hügeln Südenglands an der Küste von Devon, stand eines funkelnden, vom Duft der Kirschblüten durchwehten Morgens Mrs. Elise Watmore vor ihrer viktorianischen Pension und rief gut gelaunt nach ihrem Mieter Oliver, der auf dem Gehsteig zwölf Stufen unter ihr mit Hilfe ihres zehnjährigen Sohnes Sammy mehrere ramponierte Koffer in seinen japanischen Lieferwagen lud." Le Carré nutzt äußere Beschreibungen, um auf gemächliche, aber auch aufdringliche Weise die Eigenart des Ortes und Mrs. Watmores zu evozieren. Abgesehen von dem japanischen Lieferwagen, könnte diese steife Passage vor hundert Jahren verfasst worden sein. Diese Antiquiertheit des Stils prägt den Roman: Als wäre Behäbigkeit ein Merkmal literarischer Qualität, so wie manchmal gute Manieren für ein Zeichen eines anständigen Charakters gehalten werden.

Ein weiterer Sprung führt ins dritte Kapitel und zu einer dritten Hauptfigur: zu dem britischen Agenten Nat Brock, der die Leiche des Anwalts in einem türkischen Leichenschauhaus untersucht. Die korrupten türkischen Beamten versuchen, den Mord als Selbstmord zu deklarieren. Aber Brock lässt sich nicht hinters Licht führen.

Die Kriminalhandlung in "Single & Single" wird auf einfache Weise vorangetrieben: Es gibt eine Leiche, einen Mann, der gegen seinen Willen in die Sache hineingezogen wird, und einen Detektiv. Le Carré führt uns in die Welt zwielichtiger internationaler Geschäftemacher nach dem Kalten Krieg, in diesem Fall sind es Georgier, die Heroin und Nuklearsprengköpfe in den Westen verschieben, und die englische Anwaltskanzlei Single wäscht die schmutzigen Profite sauber. Tiger Single, ein gewitzter Emporkömmling mit teuren Vorlieben, ist verschwunden, nachdem einer der Schmuggelfrachter der Georgier von den Behörden geentert worden ist. Niemand weiß, wohin Tiger sich abgesetzt hat, niemand kann erklären, warum er verschwunden ist.

Hier kommt Tigers abtrünniger Sohn Oliver ins Spiel. Er sollte die Nachfolge im Geschäft antreten, hat aber seinen Vater an den britischen Geheimdienst verraten, lebt nun als Zauberer unter falschem Namen und bildet die Trumpfkarte in Brocks Agententeam. Oliver wollte sich aus den Fängen seines Vaters befreien, aber er hat eine Tochter namens Carmen und eine Ex-Frau namens Heather. Die einzige Möglichkeit, seine Familie zu schützen (und seinen Vater zu finden), besteht darin, mit Brock zusammenzuarbeiten, indem er ihm Zugang zu dem kriminellen Netz verschafft, das Single senior aufgebaut hat.

Le Carré mutet seinen Lesern nicht die Verwicklungen und Überraschungen zu, die man von einem meisterhaften Erzähler erwarten könnte. Ein großer Teil der ersten Hälfte des Romans wird rückblickend erzählt: Hier ruft uns Oliver in atemloser Vergegenwärtigung das schwierige Verhältnis zu seinem Vater in Erinnerung. Auch im weiteren Verlauf wird hauptsächlich aus Olivers Perspektive erzählt. Wo andere subjektive Sichtweisen eingeführt werden, fragt man sich, ob dies notwendig ist.

Es ist notwendig. Denn der groß angelegte Intrigenroman funktioniert durch Perspektivierung, in dem jede erzählende Figur ihr Teil zum Puzzlespiel beiträgt. Nur der Leser und der Autor sind in der privilegierten Position, die Teile zusammenfügen zu können, und so warten wir darauf, wie jede neue Figur sich müht, einen Beitrag zur Lösung des Falls beizusteuern. Eine Quelle des Leservergnügens besteht darin, dass wir versuchen, nicht nur schlauer als die Figuren des Romans, sondern auch als der Autor zu sein, der seinen Informationsvorsprung dazu verwenden muss, uns dieses Vergnügen zu bescheren. In einer allwissenden Erzählung, in der der Erzähler sich in alle Figuren hineinversetzen kann und alles Wichtige mitteilen muss, gibt es dagegen keine Überraschungen, die die Leser bei der Stange halten; hier lockt allein der Fortgang der Handlung.

In der zweiten Hälfte entwickelt sich der Roman zu einem fortlaufenden Gespräch zwischen Oliver und verschiedenen Figuren, die mit dem Mord, dem Frachter und dem verschwundenen Vater in Verbindung stehen und dadurch Puzzleteile liefern können. Zwischen dieses Gespräch hat Le Carré Rückblenden eingeflochten, in denen das Verhältnis zwischen Vater und Sohn Single dadurch beleuchtet wird, dass die Geschäftsmanipulationen des Vaters in den harmloseren Taschenspielertricks des Sohnes gespiegelt werden. All dies braucht viel Zeit, und da wir von Beginn an wissen, wer den Anwalt umgebracht hat, warten wir auf die Erklärung für die Tat. Diese Erklärung wird unglücklicherweise nicht im Angesicht einer Maschinenpistole, sondern in normalen Gesprächen geliefert und hält daher auch keine Überraschungen bereit. Oliver muss für die gewonnenen Erkenntnisse keine Opfer bringen. Er muss sich nur überwinden, sich an die verschiedenen Figuren heranzumachen, die alle Typen sind: die benebelte, betrunkene Mutter, der raubeinige russische Mafiaboss mit seiner Villa, der kichernde Speichellecker à la Truman Capote. Immer wieder werfen sich wie in den James-Bond-Romanen schöne Frauen Oliver zu Füßen (so auch, in einer besonders peinlichen Szene, die Geliebte seines Vaters), motiviert nur durch die Tatsache, dass Single junior der Held des Buches ist.

Spannung entsteht in diesem Roman durch die Frage, warum Tiger verschwunden ist. Dass sein Vater noch lebt, erfährt Oliver auf simple Weise: Seine Zaubertricks und ein auffälliges Manko an Sicherheitsbedingungen in den Gebäuden der Schurken verschaffen ihm Zugang zu allem, was er braucht. Als er die Entführer seines Vaters vor sich hat, bezwingt er sie allein mit Worten. Der Bösewicht wird allerdings wie in schlechten Filmen mit Bruce Willis durch eine Kugel in die Stirn ins Jenseits geschickt, und dann können die Rettungskommandos die Fenster eintreten. Die Retter entpuppen sich als böse Russen, doch nach weiterem Krach betreten dann Brocks gute Kampftruppen die Bühne, angeführt von der Blondine, die sich in Oliver verliebt hat. Sie hat lange Beine und kann ein Maschinengewehr bedienen. Bevor es zum Kuss kommt, endet der Roman.

Das Buch endet tatsächlich so abrupt - das Gemetzel zweier feindlicher Einsatztruppen wird auf zwei Seiten zusammengefasst -, dass ich zunächst dachte, in meinem Exemplar fehlten einige Seiten. Aber ich hatte alles gelesen, was zu lesen war. Was war also passiert? Warum ist dieser neue Roman des Titanen Le Carré so schwach geraten?

Wer versucht, ein populäres Genre wie den Spionageroman zu transzendieren, hat mit zwei Schwierigkeiten zu kämpfen: Entweder bleibt die komplexe Charakterzeichnung auf der Strecke oder, sollte dies gelingen, der Handlungsverlauf wird verwässert. Leider passiert Le Carré in diesem Roman beides. Der Handlungsaufbau und selbst die Szenen spielen Hollywoods Standardsituationen nach und die Hauptfigur Oliver gerät trotz aller Hintergrundinformationen und Selbsterkundung nur zu einem mickrigen Hamlet: "Wo bist du gewesen, Oliver?" "Ich habe mich versteckt." "Vor wem?" "Vor mir selbst." "Das kann man nicht."

Zu diesen schrecklichen Dialogen kommt hinzu, dass der Geschichte jegliche moralische Dimension fehlt. So werden Olivers Skrupel angesichts der Geschäftspraktiken seines Vaters auch nur auf simpelste Weise gerechtfertigt: Heroin ist böse, Nuklearsprengköpfe sind böse, und es ist auch böse, Leute umzubringen. Hier gibt's keine Kämpfe mit Engeln oder auch nur mit moralischen Grauzonen; hier kämpft nur Oliver mit sich selbst, und dieser Kampf wird am Ende durch die Besinnung auf die Pflichten von Vätern und Söhnen entschieden.

Oliver ist ein guter Junge in einer korrupten Welt, er ist nicht, wie Chandlers Philip Marlowe, ein längst gefallener Ritter, der noch darum kämpft, sich einen letzten Rest an Intergrität zu bewahren. Gegen Ende des Romans sagt eine seiner Geliebten allen Ernstes zu Oliver: "Du bist der letzte Unschuldige." Na schön. Leider wird uns dieser Unschuldsengel aber als die interessanteste Figur eines Buches verkauft, mit dem wir immerhin einige hundert Seiten verbringen mussten.

David Cornwell hat während der fünfziger und sechziger Jahre im britischen Geheimdienst Karriere gemacht, als die sowjetischen Maulwürfe noch Agenten umdrehten und Loyalität ein tiefgründiges und oft bedrohliches Problem darstellte. Als John Le Carré hat Cornwell die schrecklichen Implikationen von Loyalitätskonflikten immer wieder dramatisiert. In seinem literarischen Universum ist die Frage "Für wen arbeiten Sie?" von entscheidender Bedeutung. Es mag verschiedene Gründe für die Beantwortung dieser Frage geben. Diese sind aber nicht so wichtig wie die Antwort selbst: Man steht entweder auf der guten oder auf der schlechten Seite, und die moralischen Ambiguität entsteht gerade dort, wo sichtbar wird, dass die Guten nicht immer ganz so gut sind und dass man selbst ihnen dabei geholfen hat, unschuldigen Leuten schlimme Dinge zuzufügen. In "Single & Single" muss Oliver sich mit dieser Ambiguität aber niemals auseinander setzen: Sie wird ausgelöscht, weil Le Carré ihn zum verlorenen Sohn macht, der seinen Vater am Ende vor dem stereotyp gewordenen Bösen rettet und sich dabei selbst wiederfindet.

Es ist unfair, Autoren miteinander zu vergleichen. Aber im Fall von John Le Carré fällt es schwer, nicht an einen anderen Briten zu denken, der ebenfalls den Geheimdienst verließ, um Agententhriller zu schreiben, die auch in abgelegenen Gegenden spielen und sich mit Fragen von Loyalität und moralischer Verwirrung auseinandersetzen. Graham Greene hat, wie er selbst zugegeben hat, zwei Arten von Büchern geschrieben: ernsthafte Werke und das, was er selbst Unterhaltung nannte. Seine ernst zu nehmenden Romane loten Figuren aus, die alle moralisch zutiefst verstrickt sind und nicht nur mit ihren schwierigen Missionen und Beziehungen, sondern auch mit ihren Seelen ringen. Niemand sollte von John Le Carré erwarten, dass er sich auf das beängstigende Terrain von Greenes "Brighton Rock" oder "Die Kraft und die Herrlichkeit" vorwagt. Aber selbst "The Quiet American", einer von Greenes Unterhaltungsromanen, hatte ein unheimliches prophetisches Gespür für die politische Zukunft und bot mehr moralische Komplexität als "Single & Single", und dies auf halb so viel Raum und in doppelt so hohem Tempo.

Wie jede Berufung, die absolute Beherrschung verlangt, ist das Schreiben kein Prozess, der sich immer beherrschen lässt. Falls man nicht versucht, immer wieder dasselbe Buch zu schreiben - was ja viele Autoren tun -, wird man irgendwann scheitern; oft dann, wenn man besonders ehrgeizig begonnen hat. John Le Carrés konzeptionelle und praktische Fehler in "Single & Single" sind kein Drama. Seine Leser werden ihm vergeben und das nächste Buch mit Spannung erwarten, in der Hoffnung, es könnte ein Juwel werden wie "Der Mann, der aus der Kälte kam". Möge ihre Loyalität belohnt werden. Vielleicht vertreiben sie sich die Wartezeit mit einem Roman von Graham Greene.

Aus dem Amerikanischen von Julika Griem.

John Le Carré: "Single & Single". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Werner Schmitz. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 1999. 420 S., geb., 45,- DM.

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