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Wer verbirgt sich hinter dem einsamen Alten, der immerzu durch den Wald streift, Moose, Schmetterlinge und Steine sammelt und den die Einwohner deshalb bald den Waldgänger rufen? Mit der ihm eigenen, sanft leuchtenden Sprache schildert Adalbert Stifter das Schicksal des Baumeisters Georg, dem sein Leben nur einen Wunsch verwehrt: eigenen Kinder. Im Gefühl, ein sinnloses Dasein zu führen, trifft Georg eine Entscheidung, deren Bedeutung ihm erst Jahre später durch ein unverhofftes Wiedersehen bewußt wird

Produktbeschreibung
Wer verbirgt sich hinter dem einsamen Alten, der immerzu durch den Wald streift, Moose, Schmetterlinge und Steine sammelt und den die Einwohner deshalb bald den Waldgänger rufen? Mit der ihm eigenen, sanft leuchtenden Sprache schildert Adalbert Stifter das Schicksal des Baumeisters Georg, dem sein Leben nur einen Wunsch verwehrt: eigenen Kinder. Im Gefühl, ein sinnloses Dasein zu führen, trifft Georg eine Entscheidung, deren Bedeutung ihm erst Jahre später durch ein unverhofftes Wiedersehen bewußt wird
Autorenporträt
Adalbert Stifter, geb. 1805 in Oberplan/Böhmerwald), war der Sohn eines Leinewebers und Flachshändlers. Nach der Gymnasiumszeit im Benediktinerstift Kremsmünster studierte er ab 1826 die Rechte in Wien, ohne aber eine Schlußprüfung zu absolvieren. In den 1830er Jahren bewarb er sich mehrmals erfolglos um Anstellungen als Lehrer und verdiente dann seinen Lebensunterhalt als Privatlehrer. Nachdem ihm 1840 die Veröffentlichung der Erzählungen 'Der Condor' und 'Feldblumen' erste Erfolge gebracht hatte, lebte er bis 1850 als freier Schriftsteller. Nach den Märzunruhen von 1848 in Wien zog sich Stifter nach Linz zurück, wurde zum Schulrat ernannt, 1853 von der "Kommission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst und historischen Denkmale" zum Konservator für Oberösterreich bestellt.
1865 trat Stifter, wohl seit 1863 unheilbar erkrankt, durch lästige Verwaltungsarbeit und finanzielle Bedrängnis verbittert, in den Ruhestand. Nach einem Selbstmordversuch starb er 1868 in Linz.

Peter Simonischek wurde 1946 in Graz geboren. Er spielte an vielen großen Bühnen in Österreich und Deutschland und war u. a. 20 Jahre Mitglied des Ensembles der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin. Seit 1999 spielt er am Wiener Burgtheater. Zudem war er in zahlreichen Kino- und Fernsehfilmen zu sehen, so u. a. in Fürchten und Lieben von Margarethe von Trotta und im Tatort. 2006 erhielt er den Adolf-Grimme-Preis.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.02.2008

HÖRBUCH
Nichts für Seelchen!
Peter Simonischek liest Stifters Novelle „Der Waldgänger”
Einen langen Anlauf durch die Naturschönheit nehmen und dann auf das geneigte Haupt des Zuhörers eine Bombe aus kristallscharfen Worten fallen lassen – so kennen und lieben wir Adalbert Stifter. In seiner 1846 erschienenen Novelle „Der Waldgänger” hat Stifter das Erlebnis tiefer, lang anhaltender Traurigkeit eindrücklich inszeniert. Zuerst beweist er seine Kunst als Verführer und schleppt uns in den Wald selbst. Er spricht von den Bäumen, Felsen, den Gebirgs- und Flachland-Panoramen und den Schmetterlingen und ihrer reizenden Pracht: sogar die breitnackigen, stark behaarten Motten der Nacht werden, betrachtet man sie bei Tageslicht, farbenfroh gekleidete Tänzer.
Stifter erzählt von den Menschen im Wald: den guten Alten, die vor den Hütten sitzen und von einem langen Arbeitsleben ausruhen. Und von dem Knaben des Waldarbeiters, welcher – blond, blauäugig, gescheit – einen wandernden Greis verführt, ihn mit in den Wald zu nehmen und ihn zu unterrichten.
Für die Texte von Stifter werden bevorzugt Vorleser mit süddeutscher Sprachfärbung eingesetzt. Diesmal traf die Wahl auf den Grazer Peter Simonischek, der von 1979 bis 1999 zum Ensemble der Berliner Schaubühne gehörte und heute am Wiener Burgtheater und in Salzburg arbeitet. Wie perfekt Simonischek doch vorträgt! Man muss die Virtuosität rühmen, mit der er seiner warmen, dunklen Stimme Härte wie Weiche geben kann, je nachdem, und mit der er den feinsten Nuancen in Stifters bald hundertfünfzig Jahre altem Text nachspürt und eine Aufführung daraus zu machen versteht, die man unverzüglich zum zweiten Male anhören muss, um ihren Zauber und ihre von keinem Schimmer erleichterte elende Finsternis auszukosten. Das ist kein Stoff für Seelchen!
Diesen Text, der in den verbreiteten Studienausgaben nicht enthalten ist, gerade jetzt in einem Hörbuch erneut zugänglich zu machen und auf dasselbe ein Signal zu kleben mit dem Wort „iPod-optimiert”: das ermöglicht, uns Heutige als Bewohner eines alt gewordenen Jammertales zu entdecken. Das bedrückende Thema, auf das Stifter in seiner Novelle erst spät mit klaren Worten zu sprechen kommt, ist die Einsamkeit: Zwei aus Liebe vermählte Leute trennen sich aus vermeintlicher Vernunft kurz bevor ihre biologische Uhr abläuft, damit sie ihrer christlichen Pflicht nachkommen können und in je neuen Beziehungen Nachwuchs zeugen. Die Kirche habe ja gerade deshalb die Möglichkeit erschaffen, sich scheiden zu lassen, erklärt die junge Frau nach dreizehn Jahren guter Ehe und nach einem durch merkwürdige Ereignisse angeheizten Hunger nach Kindern.
Natürlich muss diese verrückte Idee scheitern und hat die Kirche das so auch nicht geplant und ist es wirklich nicht gottgefällig, wie das Leben erweist. Denn selbst wenn dem Mann zwei Söhne geboren werden in der neuen Ehe, so bringt er es nicht fertig, das Naturgesetz des Waldes zu brechen: „Die Liebe geht nur nach vorwärts, nicht zurück.” Die Eltern lieben ihre Kinder mehr als die Kinder ihre Eltern. Der Vater wird verlassen, er wird am Ende jener immerzu durch den Wald gehende Greis, der dem blonden Blauauge des Waldarbeiters ein prachtvolles Homeschooling zwischen Bäumen und auf Felsen angedeihen lässt, das uns nebenher die Misere unseres Schulwesens vorführt mit dem beschämenden Eindruck, für unsere Massendurchschleusungen geohrfeigt zu werden. Aber auch dieser Knabe wird groß und geht fort. Stifter lässt uns ungewiss über das Schicksal seines iPod-optimierten Waldgängers. Wer jetzt keinen Montaigne zum Trost hat, vielleicht noch nicht mal einen iPod kennt, wird viel Schokolade verschlingen, um sich nicht unverzüglich die Rasierklinge an den Hals setzen zu müssen.
MARTIN Z. SCHRÖDER
ADALBERT STIFTER: Der Waldgänger. Novelle. Gesprochen von Peter Simonischek. Hoffmann und Campe, Hamburg 2008. 3 CD. 27,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Martin Z. Schröder ist von dieser Hörfassung der Novelle "Der Waldgänger" von Adalbert Stifter hellauf begeistert. Die Geschichte eines Ehepaars, das sich scheiden lässt, weil es zusammen keine Kinder kriegen kann, und in der die Elternliebe die Zuneigung der Kinder, die in zweiter Ehe entstanden sind, deutlich übersteigt, ist eine glänzende Inszenierung der Einsamkeit, schwärmt der Rezensent. In Verzückung gerät Schröder aber über die Vortragskunst des Grazer Schauspielers Peter Simonischek, der die Novelle eingelesen hat. Die Bandbreite seiner Tonlagen bringt den Rezensenten zu haltlosem Schwärmen und er preist hingerissen dessen enorme "Virtuosität". Simonischek bringe die "feinsten Nuancen" der Novelle zum Klingen und mache gleichermaßen den "Zauber" des Waldes, wie die seelische Not der Protagonisten spürbar, so der Rezensent geradezu überwältigt.

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