98,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Broschiertes Buch

1 Kundenbewertung

Die dreibändige Sonderausgabe des bekannten Neutestamentlers Klaus Berger
Die Sonderausgabe vereinigt den großen zweibändigen theologiegeschichtlichen Kommentar zur Apokalypse des Johannes vom bekannten Heidelberger Neutestamentler Klaus Berger sowie seine »Theologie« des letzten Buches der Bibel, die markante Positionen aus 2000 Jahren Auslegungsgeschichte (Gottes- und Christusbild, Politik, Gottesdienst und Kirche, Prophetie vom Ende der Welt) versammelt. Beide Werke des wohl besten Kenners der Apokalypse bringen die grandiose Vielstimmigkeit in der Beschäftigung mit diesem Text über die…mehr

Produktbeschreibung
Die dreibändige Sonderausgabe des bekannten Neutestamentlers Klaus Berger

Die Sonderausgabe vereinigt den großen zweibändigen theologiegeschichtlichen Kommentar zur Apokalypse des Johannes vom bekannten Heidelberger Neutestamentler Klaus Berger sowie seine »Theologie« des letzten Buches der Bibel, die markante Positionen aus 2000 Jahren Auslegungsgeschichte (Gottes- und Christusbild, Politik, Gottesdienst und Kirche, Prophetie vom Ende der Welt) versammelt. Beide Werke des wohl besten Kenners der Apokalypse bringen die grandiose Vielstimmigkeit in der Beschäftigung mit diesem Text über die Jahrhunderte hin zum Klingen.
Band 1/1: Kommentar (Apk 1-10) Band 1/2: Kommentar (Apk 11-22) Band 2: Leih mir deine Flügel, Engel. Die Apokalypse im Leben der Kirche
Alle drei Bände kartoniert, zusammengefasst als Sonderausgabe ohne Schuber.
Autorenporträt
Klaus Berger, Dr. theol., geb. 1940, gestorben am 08.06.2020, em. Professor für Neutestamentliche Theologie der Universität Heidelberg, war einer der bekanntesten deutschen Bibelwissenschaftler, Autor zahlreicher Publikationen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.03.2017

Unerbittlich in der Trennung von Licht und Finsternis
Die Apokalypse des Johannes gibt nach wie vor Rätsel auf: Klaus Berger hat ein halbes Jahrhundert an deren Entschlüsselung gearbeitet

Die beiden voluminösen Bände strotzen vor detaillierter Gelehrsamkeit und bleiben doch lesbar. Harte Forschung wird hier meisterhaft hinter angenehmer Sprache versteckt. Der Fachmann aus Profession wird ebenso angesprochen wie der Laie aus Passion.

Die Einteilung des Kommentars orientiert sich zunächst an den zweiundzwanzig Kapitel der Geheimen Offenbarung selbst. Sodann gibt es zwei "Abteilungen". Die erste umfasst umfangreiche Literaturverzeichnisse. Überdies wird die Aussageabsicht der Apokalypse des Johannes definiert: Erlösung ist Befreiung, Befreiung des Menschen durch Gott. Der Mensch wird von allem, was ihn in Angst und Schrecken versetzt, befreit. Die ihn bedrohenden Mächte und Gewalten in Zeit und Raum werden entlarvt. Sie haben außer Tyrannei nichts zu bieten. Zurückgegriffen wird dabei auf bestimmte Ereignisse der Vergangenheit: auf den Auszug der Israeliten aus Ägypten, auf die Befreiung aus der Babylonischen Gefangenschaft und die Befreiung von Rom. Sodann wird die Frage nach dem Wo, Wie, Wovon und Wozu der Erlösung beziehungsweise der Befreiung beantwortet.

Die Johannesoffenbarung gehört zweifellos zum Genre Prophetie. Es gibt Besonderheiten, etwa die massive Bedeutung des Widersachers, des gottlosen Herrschers. Aus ihr entwickelt sich, wie der Autor kenntnisreich nachweist, schließlich die Antichrist-Tradition mit ihren dramatisch-aktuellen Spielarten und geschichtstheologischen Perspektiven bis hin zu Adolf Hitler und seiner Verbrecherbande.

Überhaupt geht es um die Enthüllung des Sinns der Menschheitsgeschichte, der sich, ausgehend und zentriert um ein eigenständiges Jesus-Zeugnis der Apokalypse, im Tod und in der Auferstehung Christi zeigt. Die Gestalt des Lammes, abgebildet auf dem Cover des Buches, ist jenes Lamm, das in der ersten und grundlegenden Vision (vgl. Apk 5,6) geschlachtet wurde. Es steht in der Mitte vor dem Thron, auf dem Gott selbst bereits sitzt. Jesus war auf Erden ein schutz- und wehrloses, verletztes und schließlich getötetes Lamm. Doch dieses geschlachtete Lamm, so die Vision des Sehers von Patmos, liegt nicht niedergestreckt auf dem Boden, sondern steht fest auf seinen Füßen. Er steht vor dem Thron Gottes.

Jesus hat mit der Auferstehung den Tod definitiv überwunden und hat als gekreuzigt Auferstandener bereits voll und ganz an der königlichen und rettenden Macht des Vaters Anteil. Er, das geschlachtete Lamm, ist Sieger der Geschichte, mit ihm die weißen Reiter in Kap. 6 und 19. Er hält die Weltgeschichte in seinen Händen. Das in der Welt scheinbar Schwache und Unterlegene siegt. "Die Theodizeefrage wird durch das besondere Programm von der Nähe Gottes in der Geschichte beantwortet." Wer die Zahlen kennt, ihre Symbolik, wie 3, 4, 7, 10, 12, 1000 oder auch 666, blickt ins Innere der Geschichte, weiß um das Geheimnis des Endkampfes.

Und wer hat die Apokalypse wann und wozu verfasst? Weder das vierte Evangelium noch die Briefe, die dem Apostel Johannes zugeschrieben werden, tragen einen Verfassernamen. Die Apokalypse aber nennt vier Mal "Johannes", er wird mit der Insel Patmos im Ägäischen Meer verbunden. Zahlreiche historische Fragen werden untersucht, spezifisch theologische Reflexionen wie generell religions- und kulturwissenschaftliche Vergleiche und Überlegungen werden angestellt. Auf ägyptische Einflüsse wird ebenso hingewiesen wie auf die Sibyllinischen Orakel, auf die jüdische Mystik, auf neutestamentliche "Endzeitfahrpläne" und auf das Hohelied, den Ersten Petrusbrief, auf Paulus und die Apostelgeschichte, auf altkirchlichen Hymnen bis hin zur exemplarischen Wirkungsgeschichte in der Literatur der Deutschen Klassik, namentlich auf Hölderlin. Theologische Grundfragen zur Apokalypse werden aufgegriffen und die Apokalypse kommt als Thema christlicher Theologie zu Wort.

Die "zweite Abteilung" enthält die Einzelkommentierung. Referenztext sind und bleiben die Verse der Geheimen Offenbarung selbst. Ihre zweiundzwanzig Kapitel bieten erste grobkörnige Orientierung. Von der größeren bis zur kleineren Einheit, bis zum einzelnen Vers wird vorgegangen. Zunächst wird der Aufbau des Kapitels erklärt und das Ganze des Kapitels in den Blick genommen. Sodann wird zwischen "Abschnitten" und "Szenen" differenziert bis hin zum Einzelvers. Das Verfahren wirkt auf den ersten Blick kompliziert, ist aber weitaus übersichtlicher und konzentrierter als die Interpretation "Vers für Vers".

Bei der Einteilung in "Szenen" rekurriert Berger übrigens auf die ältere Dramaturgie. Und tatsächlich: In der Apokalypse "spielt sich sehr weitgehend Ähnliches ab wie in Dramen". Die Idee, abschnittsweise vorzugehen, schöpft Berger aus der breiten Wirkungsgeschichte der Apokalypse im Mittelalter. Gerade in der mittelalterlichen Exegese wurde aus Gründen didaktischer Übersichtlichkeit und konkreter Textnähe häufig abschnittsweise vorgegangen. Doch damit nicht genug: Eingeschoben sind vierundachtzig durchnummerierte "Abhandlungen" zu Themen, die gleichsam "zwischendurch" anfallen, sich aber für das Gesamtverständnis des Textes als unentbehrlich erweisen.

Die Kommentierung selbst erfolgt nach einem genauen Schema, das aber nur dann eingehalten wird, wenn auch genügend Material vorhanden ist: a) Kommentar entsprechend historisch-kritischer Methode, b) historischer Kommentar mit Literaturangabe, c) Klärung der Frage, ob aus hellenistischer Umwelt geschöpft wurde, d) die Frage nach dem hellenistischen Judentum, e) nach dem Material aus der Apokalyptik, f) die Frage nach der Systematik, g) der Liturgie, h) der Predigt und i) der Kunst. Überschneidungen von Verskommentierungen sind weitgehend vermieden worden. Sie liegen nur dann vor, wenn Sätze das Vorangehende mit dem Nachfolgenden in Beziehung bringen, also eine Doppelfunktion und mehrere Bedeutungsschichten aufweisen.

Auf den letzten zwei Seiten wird das Ergebnis der Untersuchung gesichert. Die Gefahr, vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr zu sehen, ist damit ausgeschlossen. Berger versteht, die Sache auf den Punkt zu bringen. Es gelingt ihm, überzeugend nachzuweisen: Die in der Apokalypse berichteten Katastrophen zeigen Menschen in der Ausweglosigkeit, weisen auch auf systematische Ungerechtigkeiten, auf Verfolgung und Unterdrückung der Gerechten hin, auf Menschen, die ausgebeutet, verfolgt, in Angst und Schrecken versetzt werden, auf Menschen aber auch, die kraft ihres Glaubens Stand halten, zu Märtyrern werden.

Christliche Märtyrer sind nicht die, die sich selbst und andere in die Luft sprengen, sondern jene, die die Liebe Gottes in dieser Welt bezeugen und sich nicht von den Mächtigen dieser Welt bestechen, unter Druck und in Angst und Schrecken versetzen lassen. Es sind die, die sich für andere, besonders für die Schwachen und Hilflosen dieser Welt einsetzen, selbst dann, wenn es für sie in dieser Welt Nachteile bringt und ihr irdisches Leben kostet. Sie wissen sich als Kinder Gottes in der Liebe Christi geborgen. Am Ende der Apokalypse steht nicht, wie man meinen könnte, das Chaos und die endgültige Katastrophe, das Weltenende signierend, sondern der Sieg Gottes, der bildlich seine Gestalt in der Hochzeit findet. Dabei ist Gott wie Feuer, das brennt und doch nicht verbrennt, "herrlich strahlend wie die Sonne, unerbittlich in der Trennung von Licht und Finsternis."

Was Klaus Berger hier vorlegt, wird in die Theologiegeschichte eingehen. Kenntnisreicher, umfassender und doch geordneter und detaillierter kann ein einzelner Gelehrter nicht die Apokalypse des Johannes kommentieren.

MANFRED GERWING

Klaus Berger: "Die Apokalypse des Johannes". Kommentar. Band 1: Apk 1-10; Band 2: Apk 11-22.

Freiburg i. Br., Verlag Herder, 2017. 1530 S., geb., 128,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr