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Hat die Dreifach-Naturkatastrophe von Erdbeben, Tsunami und dem Atom-Desaster in Fukushima Japan nach Jahren wirtschaftlicher Schwäche endgültig ins Aus katapultiert? David Pilling zeichnet ein anderes Bild: Der langjährige Asien-Korrespondent der "Financial Times" kennt die Situation vor Ort aus erster Hand. Der Brite warnt davor, Japan zu unterschätzen, denn es steht vor einer großen Renaissance. Es hat sich dem "Shareholder-Kapitalismus" viel stärker verschlossen als andere Länder - und davon in der Wirtschaftskrise profitiert. Zudem hat Japan kreative Lösungen für die Überalterung seiner…mehr

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Produktbeschreibung
Hat die Dreifach-Naturkatastrophe von Erdbeben, Tsunami und dem Atom-Desaster in Fukushima Japan nach Jahren wirtschaftlicher Schwäche endgültig ins Aus katapultiert? David Pilling zeichnet ein anderes Bild: Der langjährige Asien-Korrespondent der "Financial Times" kennt die Situation vor Ort aus erster Hand. Der Brite warnt davor, Japan zu unterschätzen, denn es steht vor einer großen Renaissance. Es hat sich dem "Shareholder-Kapitalismus" viel stärker verschlossen als andere Länder - und davon in der Wirtschaftskrise profitiert. Zudem hat Japan kreative Lösungen für die Überalterung seiner Gesellschaft gefunden, für die es sogar der Erzrivale China bewundert und die auch für uns Vorbild sein können.
Autorenporträt
Pilling, David
David Pilling, Jahrgang 1964, war Leiter des Büros in Tokio der Financial Times und ist heute Asia Editor der Financial Times in Hongkong. Er schreibt eine sehr beachtete wöchentliche Kolumne, verfasst regelmäßig Features und führt Interviews zu Asien-Themen.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Steffen Gnam lässt sich vom Asien-Korrespondent der Financial Times David Pilling die Paradoxe Japans auseinandersetzen. Von der Meji-Restauration und Japans Eintritt in die kapitalistische Moderne bis zum Erdbeben in Kobe und der Katastrophe von Fukushima erörtert ihm der Autor in kulturgeografischer Manier Kaiserkult, Krisenmanagement, Demografie und Cyberspace. Japanische Eigenarten und Entwicklungen, wie die Kultur der Leugnung, die begeisterte Energieverschwendung oder das Erstarken der Zivilgesellschaft nach Fukushima lassen Gnam staunend ein doch recht rästelhaftes Land erfahren.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.02.2014

Verloren im Cyberspace
David Pilling erkundet das moderne Japan

"Dieses Unglück war ,made in Japan'": Zu diesem Urteil fand der Leiter eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses über die Katastrophe von Fukushima. Die Ursachen seien letztlich in tiefsitzenden kulturellen Gewohnheiten zu suchen, nämlich in "unserem reflexartigen Gehorsam, unserem Zögern, Autoritäten in Frage zu stellen ..., unserer Konformität und unserem Inselstatus".

David Pilling, Asien-Korrespondent der "Financial Times", entwirft in seinem Buch eine Kulturgeographie Japans als Archipel in der Globalisierungsfalle und zugleich als Ausnahmeland im produktiven Umgang mit Krisen und der Erosion alter Gewissheiten. Für ihn symbolisiert der alle zwanzig Jahre abgerissene und wieder erneuerte Ise-Schrein Japans Kultur des ewigen Wiederaufbaus. Pillings Themen sind dabei die ersten Schritte vom Feudalismus in die Moderne, als das über zweihundert Jahre abgeschottete Land sich in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts dem Druck der Vereinigten Staaten beugen und sich dem Weltmarkt öffnen muss, die "Umarmung der Niederlage" (John W. Dower) 1945 und die Genese des Wirtschaftswunders. Schlaglichter fallen dann auch auf die 1990 geplatzte Spekulationsblase, das krisenhafte Jahr 1995 mit dem Kobe-Erdbeben und dem Giftgas-Anschlag in der U-Bahn von Tokio und natürlich auf Fukushima.

Japans Selbstgefallen an der insularen Isolierung, verknüpft mit dem Drang, sich einen Platz in der Weltordnung zu sichern, sieht der Autor als "das japanische Paradox". Unter dem Stichwort "Abschied von Asien" erläutert er Japans gleichwohl als "Befreiung Asiens" kaschierte koloniale und kapitalistische Moderne. Die Meiji-Restauration (1868 bis 1912) war "Revolution, Widerstand und Kapitulation in einem". Erst Erfolge im Japanisch-Chinesischen Krieg 1895 und über Russland 1905 ließen Japan in den Kreis "zivilisierter" Nationen aufsteigen. Japans Modernisierer entwarfen am Ende der "splendid isolation" im Namen des Kaisers und unter der Devise "aufgeklärte Herrschaft" (Meiji) ein Japan in europäischen Begriffen. Nach dem Kollaps der 1940 propagierten "Großostasiatischen Wohlstandssphäre" tauschte Japan, so Pillings Einschätzung, den Kaiserkult schließlich gegen die "Vergötterung des Bruttosozialprodukts" ein. Die ökonomischen Wunderjahre samt ihren staatlich garantierten Versprechen sicherer Erwerbsbiographien endeten erst Anfang der neunziger Jahre.

Pilling beleuchtet die postindustrielle Krise der japanischen Wirtschaft und demographischen Entwicklung. Den Niedergang der einst führenden Elektronikindustrie erklärt er mit dem sogenannten Galapagos-Syndrom: Danach waren Technologien wie das fast zehn Jahre vor dem iPhone entwickelte internetfähige Telefon zu eng auf den heimischen Markt zugeschnitten. Zur mangelnden Durchsetzungskraft auf dem Weltmarkt kommen das Problem der Überalterung bei gleichzeitig niedrigen Geburtenraten und die steigende Jugendarbeitslosigkeit. Verlierer der New Economy sind "Hikikomori" (Leute, die sich im Cyberspace einschließen) oder "parasite singles" (Dreißigjährige, die noch bei den Eltern wohnen). In einem Kapitel, das den Titel "Hinter dem Schirm hervor" trägt, erläutert Pilling den Trend zur späten Heirat und das Aufkommen neuer Geschlechterbilder. Vernachlässigt werden von ihm auch nicht diplomatische Streitthemen wie die regelmäßig zu Kontroversen führenden Besuche japanischer Minister und Regierungschefs am Yasukuni-Schrein, wo auch Kriegsverbrechern gedacht wird. Debatten über die Darstellung japanischer Geschichte in den Schulbüchern hängen damit unmittelbar zusammen.

Hervorzuheben ist Pillings Darstellung der gesellschaftlichen und politischen Folgen der Katastrophen von Kobe und Fukushima. Der eingangs genannte Untersuchungsausschuss legte im Fall Fukushima ein Netzwerk aus Unternehmen, Bürokraten und Aufsichtsinstanzen offen. Der atomare Imperativ, so resümiert Pilling die Aufarbeitung, brachte eine Kultur der Leugnung zum Vorschein. Das Scheitern der staatlichen Aufsicht im Land der grell leuchtenden Automaten und begeisterten Stromverschwendung stärkte aber auch den Sinn für die Zivilgesellschaft. Die beim Kobe-Erdbeben eingeleitete "Freiwilligenära" schlug sich in Fukushima in unbürokratischer humanitärer Hilfe des Non-Profit-Sektors nieder. Das "japanische Paradox" ist damit freilich noch nicht aufgelöst.

STEFFEN GNAM

David Pilling: "Japan". Eine Wirtschaftsmacht erfindet sich neu.

Aus dem Englischen von Ursula Held und Reinhard Tiffert. Carl Hanser Verlag, München 2013. 408 S., geb., 24,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Hervorzuheben ist Pillings Darstellung der gesellschaftlichen und politischen Folgen der Katastrophen von Kobe und Fukushima." Steffen Gnam, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.02.2014

"Steht Japan vor einem Neubeginn? Verständlich geschrieben, bietet Autor David Pilling tiefe Einblicke in die japanische Seele" Euro, Januar 2014