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Im Theater hatte die moderne Frau ihren ersten Auftritt. Hier wurde das Verhältnis der Geschlechter neu bestimmt. Wenn Gertrud Eysoldt, gebückt und mit offenen Haaren, die Szene betrat, verkörperte sie das ganze Elend der Elektra. Hugo von Hofmannsthal hatte ihr die Rolle auf den Leib geschrieben. Er nennt Schauspielerinnen die "Interpreten des neuen seelischen Verhaltens". 20 Jahre später ist Bert Brecht Stückeschreiber und Regisseur. Mit Helene Weigel und Carola Neher zeigt er die kalte Frau, die auch in der Liebe an die Nützlichkeit denkt. Neher und Weigel sind Brechts Instrumente einer…mehr

Produktbeschreibung
Im Theater hatte die moderne Frau ihren ersten Auftritt. Hier wurde das Verhältnis der Geschlechter neu bestimmt. Wenn Gertrud Eysoldt, gebückt und mit offenen Haaren, die Szene betrat, verkörperte sie das ganze Elend der Elektra. Hugo von Hofmannsthal hatte ihr die Rolle auf den Leib geschrieben. Er nennt Schauspielerinnen die "Interpreten des neuen seelischen Verhaltens". 20 Jahre später ist Bert Brecht Stückeschreiber und Regisseur. Mit Helene Weigel und Carola Neher zeigt er die kalte Frau, die auch in der Liebe an die Nützlichkeit denkt. Neher und Weigel sind Brechts Instrumente einer Kunst, die im 20. Jahrhundert auch Politik ist: Von diesem Bündnis handelt Karin Wielands neues Buch.
Autorenporträt
Karin Wieland, geboren 1958, studierte Politische Wissenschaften an der Freien Universität Berlin. Sie lebt als Schriftstellerin in Berlin. Dietrich & Riefenstahl (2011) war Finalist für den National Book Critics Circle Award 2015. Im Carl Hanser Verlag erschienen zuletzt: Das Geschlecht der Seele. Hugo von Hofmannsthal, Bert Brecht und die Erscheinung der modernen Frau (2017) und Aufprall. Roman (2020, zusammen mit Heinz Bude und Bettina Munk). www.karinwieland.de
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Wo sonst wäre das Experimentierfeld für neue gesellschaftliche Entwicklungen, wenn nicht in der Kunst? So ist es nur folgerichtig, wenn Karin Wieland in diesem Buch den Blick auf die Weiblichkeit und ihre Repräsentationsformen anhand zweier Beispiele aus der deutschsprachigen Literaturgeschichte wirft. Sowohl Hofmannsthal als auch Brecht hätten künstlerisch ohne die im Buch betrachteten Frauen wie Gertrud Eysoldt oder Helene Weigel nicht die Schaffenshöhe erreicht, mit der sie uns bis heute im Gedächtnis geblieben sind. Wieland arbeitet die komplizierten Beziehungen zwischen den Dichtern und den weiblichen Protagonistinnen minutiös heraus. Das liest sich stellenweise etwas langatmig, besticht jedoch durch die Genauigkeit in der Darstellung. Dabei wird der riesige Schritt, den die "Erscheinung der modernen Frau" bereits in den wenigen Jahren zwischen Hofmannsthals Wiener Moderne und Brechts politischem Theater gemacht hat, sehr deutlich. Eysoldt, auch Eleonora Duse, bereiten den Weg, den Frauen wie Weigel oder Carola Neher später weiter beschreiten. Auf diesem Weg wird auch deutlich, wie viel politischer Kunst im 20. Jahrhundert wird, nicht zuletzt auch dadurch, dass sie die soziale Rolle der Frau wesentlich stärker durchdringt als in vorhergehenden Epochen.

© BÜCHERmagazin, Carsten Tergast (ct)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.12.2017

Der Weg führt über die Frauen
Karin Wieland deutet die Verbindung zweier Dichter

Wer Hugo von Hofmannsthal und Bertolt Brecht im Titel seines Buches nebeneinander nennt, braucht ein tertium comparationis, um das Staunen des Lesers, seinen Zweifel, ob denn da überhaupt eine Nähe auszumachen sei, zu beheben. Karin Wieland findet dies Argument für einen Vergleich der Unvergleichlichen in der "Erscheinung der modernen Frau", an deren Bild beide Dichter gearbeitet hätten. Die Zentren ihres Buches also sind nicht die beiden Dichter, sondern zwei Frauen, die Schauspielerinnen Gertrud Eysoldt und Carola Neher. Für die eine schrieb Hofmannsthal sein erstes Drama "Elektra"; Carola Neher hatte sich Brecht in der Rolle der Polly für die Uraufführung der "Dreigroschenoper" gedacht; der Auftritt der Schauspielerin aber, die mit dem "vagabundierenden Poeten" Klabund verheiratet war, kam wegen dessen Tod nicht zustande. Erst in späteren Aufführungen übernahm Neher diese Rolle und wurde damit berühmt.

Hofmannsthal hatte eine Aufführung von Brechts "Baal" gefördert; daraus zieht Karin Wieland den Schluss, dass beide Autoren vergleichbar sein müssten, denn beide hätten das Theater als "zentrale Instanz" der modernen Welt anerkannt: "Hofmannsthal und Brecht versuchen", so das Fazit Karin Wielands, "das Theater zu retten." Die Schauspieler - oder mehr noch und der These des Buches entsprechend: die Schauspielerinnen - seien für beide Autoren "beispielhaft moderne Menschen". Die Künstlerinnen Eysoldt und Neher, die gegen Widerstände - zu denen lange Zeit auch der allgemeine Zweifel an ihrem Talent gehörte - ihren Weg zur Bühne gegangen waren und schließlich Erfolge feiern konnten, seien Hofmannsthal und Brecht zu Allegorien der künstlerischen Existenz geworden.

Außer dieser Verbindung der beiden Schriftsteller, die Karin Wieland nur flüchtig andeutet, erzählt sie so manches aus deren Leben, sehr episodisch immer, so als traue sie der Konzentrationsfähigkeit des Lesers wenig zu. Zwei Lebensstile werden als zwei Blöcke unverbunden hintereinandergereiht. Aus Hofmannsthals Leben berichtet Wieland lediglich die skandalöse Begegnung mit George, der dem jungen Dichter nachstellte, so dass sich sogar Hofmannsthals Vater einschalten musste. Die Energie, mit der Brecht zum Theater drängt, ist das Thema des zweiten biographischen Teils. In beiden Abschnitten geht es um die Bewusstseins- und Stilbildung der jungen Autoren, die aber ganz unvergleichliche Wege gehen.

Lediglich zwei rätselhafte Sätze setzen die beiden Protagonisten miteinander in eine entfernte Beziehung, jene Sätze, mit denen die biographischen Abrisse beendet werden. Hofmannsthal entkommt Georges Werbung, indem er für eine Frau, Gertrud Eysoldt eben, die passende Rolle der Elektra schafft, was Karin Wieland mit der Formel kommentiert: "Er macht sich selbst zur Frau." So sei auch Brecht am Ende des Lebens ins Weibliche mutiert: Als 1971, sehr lange nach Brechts Tod, die nun selbst todkranke Helene Weigel zum letzten Mal "Die Mutter" spielt, interpretiert Wieland diese Konstellation so: "Er spricht aus ihr" - auch Brecht also überlebt als weibliche Stimme.

Man muss Wielands These vom "Geschlecht der Seele", von der Verwandlung der männlichen in eine weibliche, nicht allzu ernst nehmen, auch wenn der Auftritt der "modernen Frau", dieses historische Großereignis, Politik, Ökonomie und Kultur von Grund auf veränderte und das männliche Gemüt gewandelt haben mag. Gerade im Drama aber, und Wieland beschäftigt sich nur mit den dramatischen Werken der Autoren, sind Frauen von Sophokles und Euripides über Schiller, Goethe, Grillparzer bis zu Gerhart Hauptmann Stimmführerinnen der poetischen Aussage und Allegorien der Idee. Für Hofmannsthal mag Wielands These einer Art poetischer Geschlechtsumwandlung gerade noch gelten. Für Brecht ist sie falsch. Die dramatische Figur des starken Mannes, der nichts weiter ist als eben dies, könnte man geradezu als eine Erfindung dieses Autors verstehen.

Mit Karin Wieland lässt sich ohnehin so leicht nicht streiten, denn die gewichtige These im Titel ihres Buches verfolgt sie nur andeutungsweise. Besser als der theoretisch und psychologisch orientierte Leser passt zu diesem Buch der biographisch interessierte, der einiges über die Leben der beiden Schriftsteller erfahren möchte. Erzählungen, unterhaltende und schon viele Male erzählte, findet er genug. Sie vermischt Wieland, vor allem bei den biographischen Teilen über Brecht, mit kurzen Berichten über die Zeitläufte und politischen Zustände, und so entsteht ein Allerlei aus Anekdoten, zwischen denen sich manch gute Beobachtungen verstecken. Die modische Theorie, die der Titel behauptet, jene von der wesentlichen Weiblichkeit des Autors am Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts aber können diese fragmentarischen Lebensbilder nicht stützen.

HANNELORE SCHLAFFER

Karin Wieland: "Das Geschlecht der Seele". Hugo von Hofmannsthal, Bert Brecht und die Erscheinung der modernen Frau.

Carl Hanser Verlag, München 2017.

303 S., geb., 25,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.11.2017

Erfrische
dich
Karin Wieland erkundet mit Hofmannsthal und
Brecht das „Geschlecht der Seele“
VON JENS BISKY
Gertrud Eysoldt hat die modernen Frauenfiguren gespielt, Salome, Lulu, auch Penthesilea, und doch soll das Publikum vom ersten Anblick der großen Schauspielerin oft enttäuscht gewesen sein, deren Erscheinung weder schön noch stattlich war. Sie habe, schreibt Karin Wieland, wie ein Kind gewirkt, mit einem mageren, knabenhaften Körper und herben Gesichtszügen.
So trat sie am 30. Oktober 1903 in Berlin auf die Bühne und barmte, hasste, rief nach Rache in einem Einakter Hofmannsthals. Er war zur Uraufführung nach Berlin gereist und erlebte, wie die Eysoldt in der Regie Max Reinhardts seine Elektra verkörperte: „mit offenem, strähnigem Haar und im abgerissenen Kleidchen“, mit starrem Blick, zischend.
„Elektra“ wurde der Erfolg, auf den Hugo von Hofmannsthal gewartet hatte. Binnen weniger Tage nahmen 22 weitere Bühnen das Stück an, drei Auflagen der Buchausgabe waren rasch vergriffen. Alfred Kerr sprach von einer „artistischen Tat“. Siegfried Jacobsohn pries das Geschick des Dichters, „die Trollmächte der Seele wie mit einem Ruck ans Licht zu reißen“. Im Zentrum der Tragödie nach antikem Vorbild stehen Frauen, die Mutter Klytämnestra, die Schwestern Chrysothemis, Elektra. Die Männer haben Nebenrollen. Aegisth, Liebhaber der Mutter, tritt kurz auf, der ermordete Agamemnon wird beschworen, der Bruder Orest wird zum Werkzeug der Rache, er ist, so Hofmannsthal, ein „unentbehrliches Requisit“. Nachdem das blutige Werk abgetan ist, bricht Elektra zusammen. Ohne Hass hält sie nichts mehr. Ist das die moderne Frau?
In der Berliner „Elektra“-Aufführung lässt die Schriftstellerin Karin Wieland die Hofmannsthal-Kapitel ihres Buches „Das Geschlecht der Seele“ gipfeln, um dann von Bertolt Brecht zu erzählen, seinen Schreibversuchen und erotischen Erfahrungen, von Liebeleien, Ehen, Freundschaften und seinem Geschick, Geliebte in Mitarbeiterinnen zu verwandeln.
Hofmannsthal und Brecht hatten im Leben wenig Berührung, aber beide waren – zeitversetzt – Dichter eines Aufbruchs, sagten in Gedichten das eine und anderes auf dem Theater.
Karin Wieland unterwirft die beiden Schwierigen nicht einer kecken These. Wie in ihrer 2011 veröffentlichten Doppelbiografie der Jahrhundertfrauen Marlene Dietrich und Leni Riefenstahl interessiert sie sich auch diesmal für Details, Verhalten, Abläufe. Ihre Art, Theater- und Literaturgeschichte als Folge von Beziehungsdramen darzustellen, macht es dem Leser unmöglich, weiterhin von der modernen Frau zu sprechen, als wäre darunter eine und nur eine Rolle zu verstehen. Wer glaubt, dass es im Verhältnis der Geschlechter meist mehrere Möglichkeiten gibt und dass davon besser mit Sinn für Nuancen geredet werden sollte, statt linearen Fortschritt zu konstruieren, der findet in diesem glänzend erzählten Buch eine Fülle aufschlussreicher Beobachtungen.
Über Gertrud Eysoldt etwa heißt es, sie habe in keines der Rollenfächer gepasst, die Schauspielern damals zugeteilt wurden. Ihr Äußeres entsprach nicht den Erwartungen an die „Liebhaberin“, für die „Heldenmutter“ war sie zu jung.
Hofmannsthal selbst wird mit einem grandios provokanten Satz eingeführt: „Er war das Fräulein, auf dessen Ankunft die Welt gewartet zu haben schien.“ Noch einmal liest man, wie der schwerstbegabte Jüngling das Staunen der bärtigen Wiener Bohemiens wurde, wie Stefan George nach Wien kam, sich in den Siebzehnjährigen verliebte, zurückgewiesen wurde und Hofmannsthal schließlich an die bürgerliche Welt des Theaters verlor. Aus Georges Absicht, gemeinsam eine „heilsame Diktatur“ über das Schrifttum auszuüben, wurde nichts. Kurz vor der „Elektra“-Premiere hatten sie sich im Berliner Westend getroffen, wo George gern beim Künstlerpaar Lepsius weilte, dort Lesungen abhielt. Aber das Geschehen in der „Mysteriengrotte“ (so respektlos Marie von Bunsen) scheint Hofmannsthal ebenso verunsichert zu haben wie die hässliche, große Stadt. Was George über „Elektra“ dachte, erfuhr er nicht, war er doch nach Rodaun zurückgekehrt, ohne den Gefürchteten noch einmal zu treffen, der wiederum sein Urteil nicht „in einigen Briefzeilen abtun“ wollte. George, heißt es, war nach dem „Elektra“-Abend nie wieder im Theater. So klingt es nicht ganz abwegig, wenn Karin Wieland schließt, Hofmannsthal habe „die moderne Psyche“ in einer Frauengestalt gezeigt und damit sei ihm ein „subtiler Schachzug“ gelungen, „um George endgültig ins zwanzigste Jahrhundert zu entkommen: Er machte sich selbst zur Frau“.
Dies ist nur einer der Fäden in der dicht gewebten Erzählung dieses Buches. Wer gern liest, darf aus guten Gründen skeptisch sein, was „erzählende Sachbücher“ betrifft. In acht von zehn Fällen werden unter diesem Label Pseudo-Anschaulichkeit, Gedankenarmut und entsetzlich verstaubte Erzählmodelle angeboten. „Das Geschlecht der Seele“ gehört zu den seltenen Ausnahmen, auch weil die Erzählerin mit verstörender Aufmerksamkeit das Aussehen ihrer Helden schildert, Gesicht und Kleidern bei Männern wie bei Frauen ebenso viel Raum gibt wie Ideen, Tantiemen, Affekten.
Brecht, der verstanden hatte, dass er „nicht unbedingt stark und groß sein muss, um als attraktiv zu gelten“, umgab sich gern mit jungen, vom neusachlichen Zeitgeist geprägten Frauen, also jenen, die Realitätssinn statt Romantik mitbrachten und den Männern zeigten, wie viel Arbeit und Anstrengung gutes Aussehen verlangt: „Häufig beginnen sie als seine Geliebte und gehen dann in den Kollektivbestand über.“
Das ist ihm oft vorgerechnet und vorgehalten worden. Karin Wieland schildert Brechts Frauen vor allem als Akteurinnen, die wussten, was sie wollten und im Theater einen Raum dafür fanden. Carola Neher – sie hätte die Polly in der Uraufführung der „Dreigroschenoper“ gespielt, hätte nicht ihr damaliger Mann, der Dichter Klabund, im Sterben gelegen – schrieb 1926 in der Frankfurter Zeitung: „Der Mann will die Frau nicht nur haben, er will sie auch sein … es mag anmaßend von einer Schauspielerin klingen, aber es ist so: am Theater herrscht die Frau, sie hat die Hosen an – auch ohne sie anzuhaben.“ Der Einvernahme hat sich Neher verweigert, sie wollte sich nicht einfügen lassen in Brechts „Produktionsliebeskollektiv“. Als er Helene Weigel zum Standesamt führte, war sie mit einem Liebhaber auf Reisen.
Die Ehe Brecht-Weigel wurde ein Bund im Dienst an der Kunst, die Liebe ausgekühlt, Verlässlichkeit wichtiger als Schwärmerei. Als Witwe wird die Weigel, mächtige Prinzipalin und Sachwalterin seines Wollens, sagen, die Schauspielerinnen könnten sich bei ihr für die vielen Frauenrollen bedanken, die Brecht schrieb, er habe sie für sie geschrieben.
Carola Neher emigrierte mit dem Kommunisten Anatol Becker, den sie 1932 geheiratet hatte, über Prag in die Sowjetunion. Becker wurde 1937 verhaftet und erschossen, sie verurteilte man wegen Beteiligung an einer trotzkistischen Verschwörung zu zehn Jahren Haft. 1942 starb sie in einem der Lager des Gulag an Typhus.
Öffentlich hat Brecht über die unter Stalin Ermordeten geschwiegen, aber er erkundigte sich mehrfach vorsichtig nach Carola Neher. Eines seiner schönen Gedichte heißt „Rat an die Schauspielerin C.N.“: „Erfrische dich, Freundin / An dem Wasser aus dem Kupferkessel mit den Eisstücken / – Öffne die Augen unter dem Wasser, wasch sie – / Trockne dich ab mit dem rauhen Tuch und lies / Vom Blatt an der Wand die schwierigen Zeilen der Rolle / Wisse, das tust du für dich und tue es vorbildlich.“ 1937 nahm er das Motiv in einem zweiten Gedicht an die geliebte Schauspielerin wieder auf: „Jetzt höre ich, du sollst im Gefängnis sein. / Die Briefe, die ich für dich schrieb / Blieben unbeantwortet. Die Freunde, die ich für dich anging / Schweigen. Ich kann nichts für dich tun …“.
Karin Wieland zitiert auch Brechts letztes Gedicht vom Waschen und von der Schauspielerin Carola Neher, verfasst 1953. Sie ließ ihn offenbar nicht los, dennoch fuhr er zur Entgegennahme des Stalin-Friedenspreises 1955 nach Moskau.
Überzeugend ist dieses Buch auch, weil es das Unvereinbare nebeneinander stehen lässt, unversöhnlich.
„Er war das Fräulein,
auf dessen Ankunft die Welt
gewartet zu haben schien.“
„Der Mann will die Frau
nicht nur haben,
er will sie auch sein.“
Karin Wieland:
Das Geschlecht der Seele. Hugo von Hofmannsthal, Bert Brecht und die Erscheinung der modernen Frau. Carl Hanser Verlag, München 2017. 304 Seiten, 25 Euro.
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"Wer glaubt, dass es im Verhältnis der Geschlechter meist mehrere Möglichkeiten gibt und dass davon besser mit Sinn für Nuancen geredet werden sollte, statt linearen Fortschritt zu konstruieren, der findet in diesem glänzend erzählten Buch eine Fülle aufschlussreicher Beobachtungen. (...) Überzeugend ist dieses Buch auch, weil es das Unvereinbare nebeneinander stehen lässt, unversöhnlich." Jens Bisky, Süddeutsche Zeitung, 28.11.17

"Ein elegant-essayistischer Stil und eine originelle Themenstellung." Hermann Schlösser, Wiener Zeiung, 03.02.18

"Dieses stilistisch brillante Buch erinnert daran, dass Theater ein Ort sein kann, der Fraunen stark macht." Wolfgang Kralicek, Falter, 14.03.18