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David ist Mitte zwanzig, als er aus dem Gefängnis ausbricht. Er weiß, "dass die schwersten Fehler am leichtesten zu begehen sind", und setzt doch alles auf eine Karte. Mit seinem Jugendfreund Hearn versucht David erneut zwei Tonnen Marihuana durch das Hurrikangebiet zwischen Kolumbien und Neufundland zu schmuggeln. Ein scheinbar hoffnungsloses Abenteuer. Denn den neuen Geldgebern ist nicht zu trauen und Phil, der trinkselige Skipper, weigert sich, ohne seine nymphenhafte Geliebte zu fahren. Lisa Moore, die mehrfach ausgezeichnete Autorin aus Kanada, schickt in "Der leichteste Fehler" ihre…mehr

Produktbeschreibung
David ist Mitte zwanzig, als er aus dem Gefängnis ausbricht. Er weiß, "dass die schwersten Fehler am leichtesten zu begehen sind", und setzt doch alles auf eine Karte. Mit seinem Jugendfreund Hearn versucht David erneut zwei Tonnen Marihuana durch das Hurrikangebiet zwischen Kolumbien und Neufundland zu schmuggeln. Ein scheinbar hoffnungsloses Abenteuer. Denn den neuen Geldgebern ist nicht zu trauen und Phil, der trinkselige Skipper, weigert sich, ohne seine nymphenhafte Geliebte zu fahren. Lisa Moore, die mehrfach ausgezeichnete Autorin aus Kanada, schickt in "Der leichteste Fehler" ihre Helden auf die Suche nach der Freiheit und nach der einen Entscheidung, die das Leben verändern kann.
Autorenporträt
Lisa Moore, 1964 in St. John's, Neufundland, geboren, studierte Kunst am Nova Scotia College of Art and Design und ist eine der erfolgreichsten kanadischen Autorinnen. Bereits ihr Debütroman Im Rachen des Alligators war ein nationaler Bestseller. Bei Hanser erschienen die Romane Und wieder Februar (2011), mit dem sie Finalistin für den Man Booker Prize wurde, Im Rachen des Alligators (2013), Der leichteste Fehler (2015) sowie die Erzählungen Fremde Hochzeit (2020).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.03.2015

Bis ans Ende aller Abenteuer
Krimis in Kürze: Islamisten, Okkultisten, späte Kiffer

Timing ist in Kriminalgeschichten vielleicht noch eine Spur wichtiger als in anderen literarischen Formen, es lässt sich in gewissen Grenzen erlernen, verfeinern wie auch im Kino oder im Sport - im Gegensatz zum Gespür, wann der ideale Erscheinungszeitpunkt für ein Buch ist. Als Jean-Christoph Rufins Roman "Katiba. Zwischen zwei Fronten" (Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2015, 416 S., br., 10,99 [Euro]) 2010 in Frankreich erschien, zehrte er von der latenten Daueraktualität des islamistischen Terrors, doch von einer natürlich so auch nicht kalkulierten Punktlandung wie bei der deutschen Veröffentlichung im Februar 2015 war das weit entfernt.

Der zweiundsechzigjährige Rufin ist Mediziner und Schriftsteller, war politischer Berater, Entwicklungshelfer und Botschafter in Senegal, den Prix Goncourt hat er auch schon gewonnen, und er kennt sich in den Regionen und Lebenswelten, in denen sein Buch spielt, bestens aus. Die titelgebende Katiba, ein Ausbildungscamp von Al Qaida, liegt tief in der Sahara, wo Pisten Straßen ersetzen und Grenzen sich im Sand verlieren, zwischen Mali, Mauretanien und Algerien. Rufin fächert die Handlung auf wie ein Kartenspiel: ermordete Touristen, streitende Islamisten-Fraktionen bei der Vorbereitung eines großen Anschlags, Schmuggler, eine weitverzweigte private Sicherheitsfirma, die den Attentätern auf der Spur ist, eine junge attraktive Französin mit algerischen Wurzeln, eine Frau zwischen den Kulturen also, die im Außenministerium in Paris arbeitet - eine Konstellation, die nach den Anschlägen vom Januar ins Zentrum der französischen Gesellschaft führt.

Rufins Prosa ist präzise, klar und darin nicht ohne Eleganz, und er reizt die Grundstruktur seiner Geschichte, die man auch aus Filmen wie "Traffic" oder "Syriana" kennt, geschickt aus. Die sukzessive Verknüpfung ständig wechselnder und zunächst disparat erscheinender Schauplätze ist ideal für Cliffhanger, und Rufins Timing ist so ausgefeilt, dass die Spannung bis auf die letzten Seiten hält. Ganz nebenbei ist es wohl auch der erste Roman, in dem Mauretaniens Hauptstadt Nouakchott eine wichtige Rolle spielt.

Einen Prix Goncourt würde Arno Strobel auch dann kaum gewinnen, wenn er auf Französisch schriebe. Aber er dürfte als Stammgast auf der Bestsellerliste deutlich mehr verdienen als die zehn Euro, mit denen der Goncourt dotiert ist. Manche sagen ja, Strobels Bücher folgten stets demselben Bauplan. Da "Das Dorf" (Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2014, 368 S., br., 9,99[Euro]) meine erste Strobel-Lektüre war, kann ich das weder bestätigen noch zurückweisen. Strobel arbeitet zunächst geschickt und gezielt wie einer, der sich, um voranzukommen, mit jedem Schritt auch systematisch Rückzugsmöglichkeiten abschneidet. Je auswegloser und schwerer erklärbar, desto besser.

Sobald der Journalist Bastian Thanner in das verlassene Dorf kommt, in das ein Hilferuf seiner verschwundenen Freundin ihn geführt hat, wird die Atmosphäre immer düsterer und beklemmender. Es beginnt zu verschwimmen, was Realität, Wahn, Einbildung, Lüge oder Täuschung ist. Hängen die Bewohner einem blutigen Kult an? Ist das nur eine falsche Spur? Oder ist es am Ende noch Fantasy?

Irgendwann hat Strobel sich jedoch in eine Position manövriert, wo dieses Spiel nur noch eine völlig unplausible Lösung übrig lässt - oder die absehbarste aller Varianten, die man dem Autor gerade nicht hat unterstellen wollen. Und abgesehen davon, dass Strobel wie ein Thriller-Houdini wirkt, der seine Entfesselungstricks vergessen hat, sind seine Charaktere auch eher grob geschnitzt, und seine Prosa ist von einer recht robusten Schlichtheit.

Von der Kanadierin Lisa Moore kommt dagegen ein Roman, dem die Ordnungshüter des Literaturbetriebs das Label Kriminalroman wohl nur zögernd und ungern geben. Das muss einen nicht weiter kümmern, denn "Der leichteste Fehler" (Hanser, München 2015, 368 S., geb., 21,90 [Euro]) kümmert sich auch nicht darum. Es ist die Geschichte des Ausbrechers Dave, der wegen Marihuana-Schmuggels gesessen hat, während sein bester Freund und Komplice Hearn auf freiem Fuß geblieben ist. Nun versuchen Dave und Hearn noch einmal, zwei Tonnen Gras von Kolumbien nach Neufundland zu bringen, mit dem Segelboot. In neuer Rollenverteilung, mit neuen Partnern und neuer Strategie. Ende der siebziger Jahre, zum Zeitpunkt der Erzählung, gab es solche späten Hippie- und Kifferträume noch.

Moores Prosa hat eine schöne kontrollierte Energie, sie kann leidenschaftlich sein und dann wieder kühl, kann abschweifen in Rückblenden, ohne dabei an Spannung zu verlieren. Wie Dave, der freiheitsliebende, nicht sieht, was da auf ihn zukommt, wie sich ein unsichtbares Netz um ihn legt, wie er einerseits handlungssicher und überlegt wirkt und dann von Sentimentalitätsschüben überrascht wird, das macht ihn fast zu einem späten Bildungsromanhelden. "Das Abenteuer war aus der Welt verschwunden, dachte er, und alles, was dem Abenteuer ähnelte." So ist das wohl.

PETER KÖRTE

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.04.2015

Der Himmel über dem Plastikeimer
Die kanadische Autorin Lisa Moore macht in ihrem Roman „Der leichteste Fehler“ zwei jungen Abenteurern das Leben schwer
Ein toter Fisch ist ein toter Fisch. Meistens zumindest. Es gibt auch Fische, die liegen schon im Plastikeimer zwischen ihren leblosen Artgenossen auf dem Deck eines Fischkutters, da bäumen sie sich plötzlich auf, schießen in die Höhe und purzeln zurück ins Meer. Einen solchen Fisch beobachtet David Slaney am Morgen, an dem er festgenommen wird. Es ist das Jahr 1974, und der 21-jährige Slaney hat soeben mit seinem besten Freund Hearn Marihuana im Wert von mehreren Millionen Dollar auf einem Segelboot von Kolumbien nach Neufundland geschmuggelt. Na ja, fast. Die Fischer, die die beiden durch den kanadischen Nebel lotsen sollten, haben sie verraten. An Land warten die Polizei und ein ganzes Fischerdorf voller Schaulustiger.
  Was unterscheidet einen gewöhnlichen toten Fisch von einem, der aus dem Plastikeimer wiederaufersteht? Die beiden Freunde in „Der leichteste Fehler“, dem dritten Roman der 1964 geborenen kanadischen Autorin Lisa Moore, fragen sich genau das. Was macht den Unterschied: Glück? Der Wille zum Erfolg? Oder das Wissen, wem man vertrauen kann und wem nicht?
Slaney, der anders als sein Freund Hearn den Behörden nicht entwischen konnte, bricht nach vier Jahren aus dem Gefängnis aus, um es herauszufinden.
  Er will noch einmal alles auf Anfang setzen: noch einmal Drogen schmuggeln, aber diesmal, ohne geschnappt zu werden. Slaney zieht der Möglichkeit unterzutauchen und ein neues Leben in Freiheit anzufangen, eine andere Freiheit vor: die Freiheit, es allen zu zeigen. Zu beweisen, dass das Gefängnis, der Staat, das System ihn nicht brechen konnten. Dafür durchquert er Kanada, reist nach Südamerika und wieder zurück. Dafür lässt er seine alte Existenz hinter sich, riskiert seine große Liebe und sein Leben. Dafür legt er sein Schicksal in die Hände von krebskranken Lkw-Fahrern, unglücklichen Bräuten, betrunkenen Stripteasetänzerinnen – während die Polizei, wie sollte es anders sein, ihm mehr als dicht auf den Fersen ist.
  Es ist die Stärke von Moores Roman, dass er nicht nur von der Reise junger Abenteurer erzählt, sondern zugleich ein Gesellschaftspanorama Nordamerikas Ende der Siebzigerjahre entwirft. Die Utopien der 68er sind schon verblasst, aber geblieben ist ein vager, zielloser Freiheitsgeist, der Wunsch aufzubegehren. Dem entgegen steht ein Establishment, das verbissen versucht, seine Macht zu verteidigen und an ein paar abenteuerlustigen Studenten ein Exempel statuieren möchte.
  „Der leichteste Fehler“ hat deshalb auch zwei Protagonisten: David Slaney – bildschön, blitzgescheit und voll jugendlichen Wagemuts. Und Patterson, Ermittler im Drogendezernat, mit Hang zu übermäßiger Transpiration und für sein fortgeschrittenes Alter ungewöhnlich selten befördert. Seine Karriere hängt von diesem Fall ab.
  Nun ist Patterson aber durchaus nicht der knallharte Cop, als den man ihn hätte zeichnen können. Moore gelingt es, die persönlichen Zweifel und Sorgen des Fahnders so eindringlich zu schildern, dass man am Ende gar nicht mehr weiß, wem man den Sieg wünschen sollte: den Verfolgten oder dem Verfolger. Und je länger die Jagd geht, desto näher kommen sich beide Parteien schließlich auch – nicht nur geografisch, sondern auch persönlich.
  Der eigentliche Konflikt des Romans liegt ohnehin an anderer Stelle. Nämlich in der Frage, was Vertrauen bedeutet und wie viel davon ratsam ist. Für den Ermittler Patterson ist, schon beruflich bedingt, Vertrauen lediglich „die mangelnde Bereitschaft, die Dinge wirklich zu durchdenken“. Slaney hingegen versteht Vertrauen als eine Gabe, eben als den Glauben in die Fähigkeit, sich über den Rand des Plastikeimers wieder ins Leben katapultieren zu können.
  Um die Unverfrorenheiten der jungen Möchtegern-Schmuggler zu erzählen, findet Moore eine kühle, lakonische Sprache. Mit fotografisch anmutender Präzision hält diese Sprache Wahrnehmungssplitter fest: die Spiegelungen einer Fensterscheibe, das Aufklatschen des Segels auf der Meeresoberfläche. Kurze, intensive Momente, wie sie jemand erleben mag, der lange im Gefängnis saß und nun wieder draußen ist. So unterkühlt der Grundton, so kraftvoll sind die Passagen, die um eine gehörige Portion Pathos nicht herumkommen, weil hier Existenzielles verhandelt wird: Der Stierkampf etwa, dessen Zeuge Patterson zufällig wird und der den David-gegen-Goliath-Kampf, den sich die jungen Leute mit der Polizei liefern, überzeugend versinnbildlicht.
  Für die Faszination des Publikums bei diesem Wettstreit hat Patterson eine ganz eigene Erklärung: Die besten Geschichten“, meint er, „sind die, bei denen wir von Anfang an wissen, wie sie ausgehen“. Zumindest in diesem Punkt irrt sich der sonst so vife Ermittler: In „Der leichteste Fehler“ schafft es Lisa Moore bis kurz vor Schluss, den Leser über den Ausgang der Verfolgungsjagd im Ungewissen zu halten. Einer von vielen Gründen, warum es so eine verdammt gute Geschichte geworden ist.
LUISE CHECCHIN
                
    
  
Lisa Moore: Der leichteste Fehler. Roman. Aus dem Englischen von Kathrin
Razum. Carl Hanser Verlag, München 2015. 368 Seiten, 21,90 Euro. E-Book 16,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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"Hier hat mich der Stil total überwältigt. Wer so schreiben kann, schafft aus jedem Plot eine Menschheitsmetapher." Ellen Pomikalko, BuchMarkt, Juli 2015

"In 'Der leichteste Fehler' erweist sich die Kanadierin wieder als hervorragende Schriftstellerin, die mit lakonischen Sätzen Atmosphäre und einzigartige Szenen schafft. Sie verbindet die Hippie-Abenteuergeschichte mit feinsinnigen Charakterstudien und zeichnet gleichzeitig ein lebendiges Bild der nordamerikanischen Gesellschaft Ende der 1970er Jahre." Mareike Ilsemann, WDR 5, 23.06.15

"Lisa Moore bedient souverän gleich mehrere Genres. Roadmovie, Krimi, Seefahrtsroman bündeln sich zu einer amüsanten Verfolgungsjagd." Bettina Balàka, Die Presse, 25.04.15

"Es ist die Stärke des Romans, dass er nicht nur von der Reise junger Abenteurer erzählt, sondern zugleich ein Gesellschaftspanorama Nordamerikas Ende der Siebzigerjahre entwirft. ... Lisa Moore schafft es bis kurz vor Schluss, den Leser über den Ausgang derVerfolgungsjagd im Ungewissen zu halten. Einer von vielen Gründen, warum es so eine verdammt gute Geschichte geworden ist." Luise Checchin, Süddeutsche Zeitung, 17.04.15

"Es ist genau so, wie es einmal im Roman heißt: 'Die besten Geschichten, dachte er, sind die, bei denen wir von Anfang an wissen, wie sie ausgehen.'" Philipp Haibach, Die Welt, 25.03.15

"Moores Prosa hat eine schöne kontrollierte Energie, sie kann leidenschaftlich sein und dann wieder kühl, ohne dabei an Spannung zu verlieren." Peter Körte, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.03.15…mehr