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Nominiert in der Kategorie Sachbuch; ab 13 1966 ruft Mao Zedong die chinesische Kulturrevolution aus, den großen Aufstand der Jungen gegen alles Alte, Intellektuelle und Westliche. Da ist Ange Zhang 13 Jahre alt. Er ist fasziniert und abgestoßen zugleich. Zu gern würde er sich dem Sturm der Altersgenossen anschließen, aber da ist auch das Schicksal des Vaters: ein berühmter Dichter, der gedemütigt und eingesperrt wird. Wieso soll es ein Verbrechen sein, Gedichte zu schreiben und Bücher zu lesen? Und warum hat nicht jeder Mensch das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben? Heimlich träumt Ange…mehr

Produktbeschreibung
Nominiert in der Kategorie Sachbuch; ab 13
1966 ruft Mao Zedong die chinesische Kulturrevolution aus, den großen Aufstand der Jungen gegen alles Alte, Intellektuelle und Westliche. Da ist Ange Zhang 13 Jahre alt. Er ist fasziniert und abgestoßen zugleich. Zu gern würde er sich dem Sturm der Altersgenossen anschließen, aber da ist auch das Schicksal des Vaters: ein berühmter Dichter, der gedemütigt und eingesperrt wird. Wieso soll es ein Verbrechen sein, Gedichte zu schreiben und Bücher zu lesen? Und warum hat nicht jeder Mensch das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben? Heimlich träumt Ange davon, Künstler zu werden. Heute ist er es und lebt in Kanada. In diesem Buch erzählt er von seiner Jugend unter der maoistischen Diktatur. Mit zahlreichen farbigen Illustrationen des Autors, Fotos und einem Glossar.
Autorenporträt
Ange Zhang wurde 1953 in Bejing geboren. Mit dem Beginn der Kulturrevolution 1966 endet seine Schulzeit. Erst 1976, nach dem Ende der Kulturrevolution, kann er eine Ausbildung beginnen; er studiert Bühnenbild und Malerei in Bejing. Heute lebt er in Toronto.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.11.2007

„Euer Vater ist schlecht”
Wie ein 13-Jähriger die Kulturrevolution in China erlebte
Ein Bild aus glücklichen Tagen: Drei lachende Kinder, fröhlich blickende Eltern. Das Foto steht am Anfang der Geschichte von Ange Zhang. Für den damals 13-Jährigen bricht eine Welt zusammen, als sein Vater, ein berühmter Schriftsteller, dessen „Großer Gesang vom Gelben Fluss” jeder Chinese kennt, plötzlich eingesperrt wird. „Euer Vater ist ein schlechter Mann”, heißt es jetzt. Denn das Dichten von unpolitischen Liedern galt in der „Kulturrevolution”, die in China von 1966 bis 1976 tobte, als überflüssig und reaktionär. Theater und Museen wurden geschlossen, eine unermessliche Zahl von Kunstschätzen wurde zerstört. Und vermutlich, genaue Zahlen gibt es nicht, kamen Hunderttausende Menschen ums Leben.
Ange Zhang, der erst nach dem Ende der Kulturrevolution Bühnenbild und Malerei in Peking (Beijing) studieren konnte, lebt heute im kanadischen Toronto. In der von ihm selbst eindrucksvoll illustrierten Geschichte macht er aus sich selbst keinen Helden. Trotz des Entsetzens über die Behandlung seines Vaters schließt er sich (wie dies etwa 100 Millionen junge Chinesen tun) den Rotgardisten an, die nun in dem riesigen Land das Sagen haben. Er gründet sogar, weil er endlich auch auf der „richtigen Seite” stehen will, eine eigene Rotgardisten-Gruppe: das „Roter-Stern-Rebellen-Korps Beijing”. Der von ihm entworfene „eindrucksvolle Stempel” zeigt das Tor des Himmlischen Friedens und einen Spruch des Großen Vorsitzenden, des kommunistischen Parteichefs Mao Zedong: „Sich zu erheben ist rechtens.”
Da alle Schulen geschlossen sind, haben die Rotgardisten unendlich Zeit, zu demonstrieren, zu agitieren und die „Schlechten”, wie Lehrer, Künstler oder Schriftsteller, öffentlich zu demütigen. Und da eine Gruppe revolutionärer und Mao-treuer als die andere sein will, kommt es bald zu schweren, auch bewaffneten, Kämpfen zwischen den verfeindeten Rotgardisten-Gruppen.
Dies schildert Ange Zhang („alles war gefährlich und aufregend”) in einer Mischung aus Angst, Stolz und Verwirrtheit, eben so, wie er es als Jugendlicher vor Jahrzehnten erlebt und auch aktiv mitgemacht hat. Das liest sich wie eine spannend geschriebene Abenteuergeschichte. Nur dass sie eben nicht erfunden ist. Zhang ist zutiefst zerrissen. Einerseits fühlt er sich geehrt, die rote Armbinde mit der goldenen Schrift „Rote Garde” tragen zu dürfen, andererseits liest er heimlich verbotene Bücher von Victor Hugo, Charles Dickens oder Jack London. Und er sieht nachdenklich dem Flug der Tauben zu, die ein alter Mann entgegen dem offiziellen Verbot hält.
1968 wird Zhang, wie Millionen andere junge Leute auch, auf „das Land” geschickt. In einem kleinen Dorf, 1000 Kilometer von Peking entfernt, muss der 15-Jährige schwere Erde in Tragekörben schleppen. Doch obwohl er sich dabei verletzt und zusammenbricht, hält er eisern durch: „Ich redete mit mir selbst. ,Du schafft es‘, sagte ich. ,Du schaffst es‘.” Während Zhang von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang schuftet und sich damit die Freundschaft zu dem 16-jährigen Bulli, einem wahren Muskelpaket, erwirbt, erfährt er aus Briefen, dass seine Eltern in zwei verschiedene Arbeitslager gebracht worden sind und seine Schwester und sein Bruder bei Bauern arbeiten.
Der Überdruss an der Revolution um der Revolution willen wächst unaufhörlich. Als Mädchen aus dem Dorf den Schülern und Studenten verbieten wollen, ein nichtrevolutionäres Lied zu singen, lassen die sich nicht beeindrucken. Und selbst Bulli fängt an, von einem kleinen Häuschen und der Gründung einer Familie zu träumen. Zhang versucht sich unterdessen als Künstler. Mit den von seinem neuen Freund Zhu geschenkten Ölfarben fängt er an zu malen: den glänzenden See, darüber den golden leuchtenden Abendhimmel, ein Wasserrad, Bauernhäuser, am Horizont Berge. Noch am selben Abend schreibt Zhang seinem Vater, dass er Künstler werden wolle.
Doch so weit ist es noch lange nicht. Nach drei Jahren im Dorf muss Zhang weitere sieben Jahre in einer Bleistiftfabrik werkeln. 1976 stirbt Mao. Und Zhangs Vater darf in einem Stadion ein neues Gedicht vorlesen: auf das Ende der Kulturrevolution. RALF HUSEMANN
ANGE ZHANG: Rotes Land Gelber FLUSS. Eine Geschichte aus der chinesischen Kulturrevolution. Aus dem Englischen von Friedbert Stohner. Carl Hanser Verlag, München/Wien 2007. 56 Seiten, mit zahlreichen farbigen Illustrationen des Autors, 14,90 Euro. Ab 10 Jahren
Die Entdeckung der Schönheit der Natur: Ange Zhang findet so einen Weg, seine individuellen Gedanken und Gefühle auszudrücken. (Siehe Besprechung rechts)
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.09.2007

Parolen und Paraden
Ange Zhang erinnert sich an die Kulturrevolution

Von 1966 bis 1969, im weiteren Sinn bis zu seinem Tod 1976, währte die von Mao Tse-tung ausgerufene "Große Proletarische Kulturrevolution". Die Organisation der Schüler und Studenten in "Roten Garden", die einen Vernichtungsfeldzug gegen alles Alte, Intellektuelle und Westliche und den Generalangriff auf die "bürgerliche" Kultur und ihre Vertreter einleitete, war Teil des Projekts der Erschaffung eines "Neuen Menschen".

Der heute in Kanada lebende Bühnenbildner und Illustrator Ange Zhang macht sich nun an das pädagogisch wie politisch mutige Unterfangen, die Kulturrevolution im Kinderbuchgenre aufzubereiten, eine Aufgabe, die er in Wort und Bild pointiert und anspielungsreich, aber nie plakativ oder verbittert löst.

Autobiographische Episoden erzählen von der Kategorisierung der Menschen und vom Alltag eines "schwarzen Kindes": Als Sohn eines bekannten Schriftstellers hatte der zu Beginn der Revolution dreizehnjährige Ange nicht die Gnade der niederen Geburt besitzloser Bauern, Arbeiter oder Soldaten. Trotz oder gerade wegen der Parteimitgliedschaft seines Vaters, die ihn als hohen Funktionär verdächtig machte, teilte man Ange statt den guten "Roten" den schlechten "Schwarzen" zu. Der Erzähler, der sich nach anfänglichen Schwierigkeiten der Rotgardistengruppe eines Freundes anschließen kann, ist hin- und hergerissen: zwischen der Begeisterung für Abzeichen, Uniformen und Mao-Personenkult und der Sorge um den in ein Arbeitslager entsandten Vater.

Der Vergänglichkeit und Sinnentleerung von Terror und revolutionärer Agitation wird Ange in überzeugend in die Geschichte eingeflochtenen Besinnungsmomenten gewahr, wenn ihn etwa eine Buddhabüste aus Ton, die eine Verwüstungsaktion der Rotgardisten im Arbeitszimmer seines Vaters überlebt hatte, friedlich und selig anlächelt. In expressiven Bilderbögen, die Momente der sechziger Jahre wie die Verfolgung von Künstlern, Lehrern und Professoren, den "Wandzeitungskrieg" zwischen um die revolutionäre Wahrheit streitenden Gruppen von Rotgardisten, die Vernichtung von Antiquitäten und Büchern bis zu "Kampfversammlungen" illustrieren, evoziert Zhang die Willkür und Eigengesetzlichkeit der Revolution.

Dabei sind Zhangs raffinierte Momentaufnahmen der Massenmobilisierung und revolutionären Reflexe wie etwa die oft im Halbdunkel schablonenhaft-holzschnittartig aufscheinenden, von revolutionärer Verve gezeichneten Gesichter und geballten Fäuste durchaus Parodien auf die zeitgenössische propagandistische Kunst.

Jenseits der Parolen und Paraden zeigt das Buch auf, wie die Revolution trotz anfänglicher "Riesenparty" - so blieben Schulen und Universitäten geschlossen - allmählich ihre Kinder frisst und Illusionen zerstört, als etwa der "Große Steuermann" Mao die Stadtjugend im Zuge der "Aufs-Land-Bewegung" zwecks Nivellierung der Klassenunterschiede in entlegene Gegenden, in Anges Fall in ein Dorf in der Provinz Shanxi, schickte. Das Buch überzeugt dabei weniger durch das etwas dick aufgetragene Friedenstaubenmotiv als durch die in Details und Miniaturen verborgenen Widerstandspotentiale, wenn der Erzähler etwa mit einem Freund ein verbotenes, weil "nichtrevolutionäres" schlichtes Kinderlied anstimmt oder in den seltenen freien Stunden nach erschöpfender Feldarbeit über den Umweg der Malerei zu einem "Ort voller Farbe, Schönheit, Freude und Menschlichkeit" gelangt. Und so liegt nun auch in deutscher Übersetzung ein in seiner Unmittelbarkeit und Kürze berührender Bildband vor, der ein dunkles Kapitel der chinesischen Geschichte thematisiert.

STEFFEN GNAM.

Ange Zhang: "Rotes Land Gelber Fluss". Eine Geschichte aus der chinesischen Kulturrevolution. Aus dem Englischen übersetzt von Friedbert Stohner. Mit zahlreichen farbigen Illustrationen des Autors, Fotos und einem Glossar. Carl Hanser Verlag, München 2007. 56 S., geb., 14,90 [Euro]. Ab 10 J.

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Laut Ralf Husemann liest sich Ange Zhangs Jugendroman über seine Erfahrungen im China der Kulturrevolution wie ein spannendes Abenteuer, was durch seinen authentischen Hintergrund aber durchaus Brisanz erlangt. Zhang schildert, wie seine Eltern inhaftiert werden, während er sich selbst als 13-Jähriger begeistert Maos Rotgardisten anschließt, erklärt der Rezensent. Ihn hat besonders beeindruckt, dass der Autor seine Jugend nicht verklärt, sondern sich in seiner ganzen Zerrissenheit darstellt, indem er einerseits schildert, wie begeistert er mitmacht und wie er andererseits heimlich verbotene Bücher liest und von einer Zukunft als Künstler träumt. Als imponierend lobt Husemann auch die Illustrationen, die Zhang, der heute in Kanada lebt, als gelernter Bühnenbildner und studierter Maler selbst zu seinem Roman gefertigt hat.

© Perlentaucher Medien GmbH