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Sonst noch was« sagt Mutter Gertrud abfällig, wenn sie von ihrem Bruder Hans spricht, der sich mit seinen Tieren in einem kleinen Haus im Westerwald zur Ruhe gesetzt hat. Nein, von Hans hält sie nicht viel. »Sonst noch was« sagt sie aber auch, als Katharina, ihre elfjährige Tochter, in den Ferien aufs Land soll wegen der Bronchien. Aber der Einzige aus der Verwandtschaft, der auf dem Land wohnt, ist Onkel Hans. Bis zur letzten Sekunde nervt Mutter Gertrud mit ihren schrecklich besorgten Anweisungen. Endlich rollt der Zug. Im Abteil sitzen Roswitha Gansauge und Gustavo, ihr Hund. Sonst noch…mehr

Produktbeschreibung
Sonst noch was« sagt Mutter Gertrud abfällig, wenn sie von ihrem Bruder Hans spricht, der sich mit seinen Tieren in einem kleinen Haus im Westerwald zur Ruhe gesetzt hat. Nein, von Hans hält sie nicht viel. »Sonst noch was« sagt sie aber auch, als Katharina, ihre elfjährige Tochter, in den Ferien aufs Land soll wegen der Bronchien. Aber der Einzige aus der Verwandtschaft, der auf dem Land wohnt, ist Onkel Hans. Bis zur letzten Sekunde nervt Mutter Gertrud mit ihren schrecklich besorgten Anweisungen. Endlich rollt der Zug. Im Abteil sitzen Roswitha Gansauge und Gustavo, ihr Hund. Sonst noch was, könnte Katharina fast denken, als Roswitha behauptet, dass sie die Sprache der Tiere versteht. Aber als Katharina im Westerwald ankommt, kann sie sie auch. Onkel Hans wundert sich zwar, aber wenn Katharina erklärt, dass der Esel lieber Igor hieße, dann soll er eben so heißen. Und wenn sein Hund Rheuma hat, dann muss man ihm helfen. Alle sind jedenfalls glücklich, dass Katharina so viel versteht. Als Mutter Gertrud kommt, um Katharina abzuholen, wundert sie sich sehr, dass Onkel Hans es doch ganz gemütlich hat. Und dann kommt Roswitha Gansauge, um Katharina zum Abschied zu winken - und sich künftig um Hans und die Tiere zu kümmern. Da freut sich sogar Gertrud. Ja, sonst noch was!
Autorenporträt
Elke Heidenreich lebt in Köln. Sie studierte Germanistik und Theaterwissenschaft und arbeitete bei Hörfunk und Fernsehen. Für ihr Werk wurde sie mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Ernst-Johann-Literaturpreis 2021. Bei Hanser erschienen u.a.: Der Welt den Rücken (Erzählungen, 2001), Passione (Liebeserklärung an die Musik, 2009), Alles kein Zufall (Kurze Geschichten, 2016), Männer in Kamelhaarmänteln (Kurze Geschichten über Kleider und Leute, 2020) und zuletzt Ihr glücklichen Augen (Kurze Geschichten zu weiten Reisen, 2022). Im Kinder- und Jugendbuch veröffentlichte sie u.a. Nero Corleone kehrt zurück (mit Quint Buchholz, 2011), Nurejews Hund (mit Michael Sowa, 2013) und Erika (mit Michael Sowa, 2015). 2023 folgte Frau Dr. Moormann & ich (Illustration: Michael Sowa).
Rezensionen
"Eine wunderbare Familiengeschichte, warmherzig, rauhbeinig, widersprüchlich, - wie im wirklichen Leben." Jutta Stössinger, Frankfurter Rundschau, 10.11.1999

"Ein Buch von zeitloser Schönheit, lebensnah, mit dem es sich ähnlich verhält wie bei Käthe und den Tieren: Es gewinnt an Tiefe bei genauem Hinhören bzw. Hinsehen." Ursula Bold, Eselsohr 9/99

"Bernd Pfarr - schlicht und einfach herrlich!!...Und in der Tat - Bernd Pfarrs Bilder sind komisch. Sehr komisch sogar. Und dabei sind sie auch noch richtig tief, mit einer beruhigend melancholischen Dimension. ... Und so weiter. Jubel. Bewunder."
Bettina Wegenast, November 99, Eselsohr

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.10.1999

Als jedes Kind noch einen Onkel Hans hatte
Mütterliche Ermahnungen und Junggesellenwirtschaft: "Sonst noch was" von Elke Heidenreich

Vater, Mutter, Kind und Tier: Oft folgte das poetische Personal der Kinderliteratur dem der Kleinfamilie. Und oft lässt es einen oder mehrere dieser Posten unbesetzt; so entstehen die Spannungen, die zu erzählen sich lohnt. Elke Heidenreich ersetzt den Vater durch den Onkel, um ihrer Erzählung die Hintergrundspannung zu verleihen. Elf Jahre alt ist Katharina, und sie lebt mit Mutter und Onkel im Ruhrgebiet. Der Vater ist abwesend, ein rarer Wochenendbegleiter des Mädchens zu tristen Hühnersuppennachmittagen. Dafür aber gibt es Onkel Hans, Mutters Bruder, den Schlendrian und Bonvivant, ein wenig dusselig und liebenswert wie so viele kleinbürgerliche Nachkriegs-Junggesellen. Es sind die Jahre, als man noch kein Telefon hat, als Wellensittiche noch "Koko" heißen, als noch jedes Kind mindestens einen Onkel Hans hat. Wie sich das gehört.

Onkel Hans nun ist die heimliche Hauptfigur der Erzählung. Er lebt bei seiner Schwester, spielt Doppelkopf, trinkt Schnäpschen und steht im muttergeprägten Leben der Elfjährigen für Abenteuer, Spiel und Spaß: "Und er streckte ihr (Mutter) hinter dem Rücken die Zunge heraus und zwinkerte mir zu." Dann macht er sein Glück in Gestalt eines kleinen Hofes im Weserbergland. Von einem Urlaub an diesem Wunschort handelt das Buch.

Es sind Ferien im Fabelland, denn die Tiere dort können sprechen - zumindest mit Katharina. Sie erzählen allerlei über Namen und über ihre Verwandtschaft zu gestiefelten Katern und anderen Kindertierweltberühmtheiten. Das ist schön, und sicher hat das auch ein wenig mit der sonstigen Einsamkeit des Mädchens zu tun. Schön ist auch, dass das Kind dem geliebten Onkel schließlich auf dem Umweg über einen sprechenden Hund die Frau ins Haus bringt, und so wird, jedenfalls im Weserbergland, schließlich noch alles gut. Da taut sogar die Mutter auf, wenn auch nur für einen Moment.

Im Großen und Ganzen ist das Buch flüssig erzählt und - abgesehen von einem unnötigen Bruch in der Chronologie - geradlinig aufgebaut. Aber jede Erzählung hat ihre Opfer, jede Poetik ihre eigene Ökonomie der Sympathien. Hier trifft es die Figur der Mutter, die es schwer hat und es auch keinem leicht machen mag. Außer einer das ganze Buch durchziehenden Litanei von Ermahnungen, Ratschlägen und Nörgeleien an Frisur, Zigarrenrauch und Junggesellenküche ist "Sonst noch was" das einzige, was sie von sich gibt. Die Abwehrhaltung, die ihr einer Satz ausspricht, zeugt ebenso von Trauer wie von Bitterkeit. Diese Mutter hat wahrlich genug von allem und sicher immer zu wenig bekommen. Das Kind wehrt sich, indem es seine Wünsche und Gedanken souverän hinter wiederholtem "ja, ja" verbirgt. Keine große Liebe, spürt man.

Trotzdem ist das Buch kein reines Dokument des Mutter-Tochter-Krieges aus der Perspektive der Jüngeren. Man ahnt die Verletzungen, die aus der Mutter machten, was sie ist, man spürt Armut, Einsamkeit und Verunsicherung hinter den hysterischen Ritualen der allein erziehenden Frau. Dass der zugehörige Mann aus dieser Anti-Idylle verschwand, mag Ursache oder Folge von Mutters tapfer ignoriertem Kummer sein. Dass aber das ewige "Sonst noch was" am Ende auch noch aus Mutters Grab tönen muss, soll sicher herzlich-schnoddrig wirken und der Erzählung den ganz großen sentimentalen Bogen geben. Da wäre weniger an hemdsärmeliger Konsequenz ein Mehr an Poesie gewesen. Und an Herz.

Neben und mit der Erzählung entfalten Bernd Pfarrs Bilder ihren eigenen poetischen Schmelz. Er leuchtet die Hell-Dunkel-Kontraste scharf aus; durch die klaren Linien verleiht er seinen Figuren komische Prägnanz. Zugleich umgibt er sie sparsam mit Details und beschwört mit leichter Hand jene an Dingen so viel ärmere Zeit herauf, so dass das Buch immer wieder jenen Hauch von Wehmut ausstrahlen kann, der erzählter Erinnerung so oft eignet.

HANS-JOACHIM NEUBAUER

Elke Heidenreich: "Sonst noch was". Mit Bildern von Bernd Pfarr, Carl Hanser Verlag, München 1999. 45 S., geb., 24,- DM. Ab 8 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Hans-Joachim Neubauer lobt Heidenreichs "flüssig erzählte", märchenhaft überhöhte Erinnerungen an ihre Kindheit mit einer alleinstehenden Mutter. Das Buch strahle einen Hauch von Wehmut aus, wie er nacherzähltem Leben oft eigen sei. Als sympathisch schildert Neubauer die Figur des Junggesellen und Onkels dem die kleine Heldin der Geschichte mit Hilfe eines sprechenden Hunds eine Frau beschafft. Die Mutter komme dagegen nicht so gut weg. Pfarrs Illustrationen seien von "leuchtendem Schmelz".

© Perlentaucher Medien GmbH"
"Bernd Pfarrs Bilder leben von einer ungewöhnlichen Farbgebung, von skurrilen Figuren." Süddeutsche Zeitung

"Eine wunderbare Familiengeschichte, warmherzig, rauhbeinig, widersprüchlich - wie im wirklichen Leben." Frankfurter Rundschau

"Elke Heidenreich hat eine ganz private, uneitle Erzählung geschrieben, ihr bisher schönstes Kinderbuch." Die Zeit