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Mit investigativen Methoden outen Uwe Kamenz und Martin Wehrle die schwarzen Schafe unter den Professoren. Anhand haarsträubender Fälle zeigen sie, wie unverfroren sich diese auf Kosten der Studenten und des Staates bereichern. Aus den Erkenntnissen entwickeln sie ein Sofortprogramm, mit dem die Leistung der Professoren auf einen Schlag verdoppelt werden könnte zum Wohle der Zukunft unseres Landes.

Produktbeschreibung
Mit investigativen Methoden outen Uwe Kamenz und Martin Wehrle die schwarzen Schafe unter den Professoren. Anhand haarsträubender Fälle zeigen sie, wie unverfroren sich diese auf Kosten der Studenten und des Staates bereichern. Aus den Erkenntnissen entwickeln sie ein Sofortprogramm, mit dem die Leistung der Professoren auf einen Schlag verdoppelt werden könnte zum Wohle der Zukunft unseres Landes.
Autorenporträt
Prof. Dr. Uwe Kamenz ist Professor an der Fachhochschule Dortmund und wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Internet-Marketing.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.03.2007

Faule Professoren?
Die Arbeitsmoral der Forscher gerät wieder einmal ins Zwielicht
Alle paar Jahre wagt sich ein Professor aus der Deckung und attackiert den eigenen Berufsstand. Er nimmt in Kauf, von Kollegen geschnitten zu werden, dafür ist ihm die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit sicher. Der letzte große Angriff liegt vier Jahre zurück, da beklagten sich die Professoren Roland Siegrist und Uwe Gerdes über die Mauschelei bei Berufungsverfahren und die miese Arbeitsmoral beamteter Wissenschaftler. „Die können 30 Jahre faulenzen”, tönten sie.
Nun ist es wieder so weit. Uwe Kamenz, BWL-Professor an der Fachhochschule (FH) Dortmund, hat gemeinsam mit dem Wirtschaftsberater Martin Wehrle ein Buch geschrieben, dessen Titel schon viel verrät: „Professor Untat” (Econ Verlag, 18 Euro). Lehrer als faule Säcke zu beschimpfen, ist ja längst nicht mehr originell (auch wenn frustrierte Eltern immer noch Geld für Lehrerhasser-Bücher herauswerfen). Nun stehen also die Professoren am Pranger. Umfragen zufolge sind ihnen viele Bürger noch immer in großer Ehrfurcht zugeneigt. Doch nun treten Kamenz und Wehrle an und schreiben über „Nebentätigkeitsexzesse”, Lobbyismus, Kungelei, fehlende Forschung, einschläfernde Vorlesungen, Ausbeutung von Doktoranden.
Fingierte Stellenanzeige
Das Buch macht also ordentlich Rabatz und lebt dabei vom genüsslichen Ausbreiten extremer Fälle. Den Hinweis, dass es 38 000 Professoren in Deutschland gibt und einem spontan sogar mehr engagierte und vor Gewissenhaftigkeit strotzende Professoren einfallen als dubiose Taugenichtse, kann man sich getrost sparen. Den Einwand kennen die Autoren natürlich schon, und sie beteuern, vor den guten, „tätigen” Professoren müsse man den Hut ziehen – nur vor den „untätigen” solle man sich hüten. Es ist auch müßig darüber zu richten, ob wirklich, wie die Autoren behaupten, die Hälfte aller Professoren passiv ist und fast jeder Fünfte seine Dienstpflichten mit Füßen tritt. Es ist ja so, dass in kaum einem anderen Beruf die intrinsische Motivation, also das Handeln aus reiner Freude und Interesse an der Sache, so gut wirkt wie bei Wissenschaftlern.
So polternd sich Kamenz und Wehrle auch gebärden: Sie bohren ziemlich zielsicher in einigen offenen Wunden des wissenschaftlichen Lehrkörpers. Das Problem sind nicht (nur) die skrupellosen schwarzen Schafe, die die Autoren mit einer fingierten Stellenanzeige dazu gebracht haben, sich für ungenehmigte Nebentätigkeiten zu bewerben und zu offenbaren, dass sie ihre Professoren-Pflichten mit wenigen Stunden in der Woche zu erfüllen glauben. Die größten Defizite liegen in den Strukturen der Hochschulen: Berufungsverfahren dauern zu lange, sind wenig transparent und anfällig für Seilschaften – und daran sind nicht etwa nur die Ministerien schuld. Für eine gute Lehre gibt es noch immer zu wenig Anreize, und Professoren tragen kaum Mitverantwortung für die anderen. Sie schauen oft weg, wenn Kollegen für Studenten nicht ansprechbar sind oder schon seit Jahren keinen Aufsatz mehr geschrieben haben. Die Freiheit von Forschung und Lehre wird vielerorts noch so ausgelegt, als sei ein Professor überhaupt keine Rechenschaft darüber schuldig, wie er seine Zeit verbringt.
Kamenz und Wehrle wagen die These, die Leistung der Professoren ließe sich verdoppeln, wenn all die Energie, die in Nebenjobs fließe, für die Hochschule verwendet würde. Dies ist schon deshalb übertrieben, weil es die berüchtigten Nebenjobber nur in einigen Fächern (wie BWL und Jura) gibt. Aber ganz daneben liegen die Autoren sicher nicht – wenn man einmal großzügig darüber hinwegsieht, dass sich die Arbeit an diesem Buch wohl auch nicht umstandslos unter die üblichen Dienstpflichten des FH-Professors Uwe Kamenz bringen lässt. tvs
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.03.2007

Etliche unter euch sind nicht frei von Korruption
Uwe Kamenz und Martin Wehrle zählen die schwarzen Schafe unter den deutschen Hochschullehrern

Nach den "Nieten in Nadelstreifen" und dem "Lehrerhasser-Buch" liegt jetzt die entsprechende Kampfschrift gegen den deutschen Professor vor: Voll Anekdoten und bizarrer Fälle, aber doch weitgehend ratlos, was die Reform der Universitäten angeht.

Das vorliegende Buch, geschrieben von einem Betriebswirtschaftsprofessor und einem Unternehmensberater, ist voller Anregungen zum Nachdenken über unsere Eliten. Der Präsident der Freien Universität Berlin, Dieter Lenzen, so liest man beispielsweise, möchte, dass der Lehrstuhl für Medienmanagement an seiner Hochschule mit Wolfram Weimer, dem Chefredakteur der Illustrierten "Cicero", besetzt wird. Darum kassierte er, selbst Autor in jener Illustrierten, die akademische Entscheidung über die Lehrstuhlvergabe. Denn die Berufungskommission wie die Fakultät hatten einen anderen Kandidaten, einen Wissenschaftler, nominiert. Weimer wiederum hatte bei seinem fünfundzwanzigminütigen Auftritt vor der Berufungskommission zu verstehen gegeben, dass er in wissenschaftlicher Tätigkeit nicht seinen Schwerpunkt sieht, andererseits aber die Annahme einer Vollzeit- und, wenn man so sagen darf, auch Vollgeldprofessur für durchaus vereinbar mit seiner Tätigkeit als Chef des "mit Abstand größten Intellektuellenmagazins in Deutschland" (Weimer) hält.

Macht man so etwas? Ist das mit der Bezeichnung "Netzwerkuniversität" gemeint? Was halten Kommissionen davon, die über den Rang der Freien Universität als Fall von Exzellenz entscheiden müssen? Erfahren sie jemals etwas von den Wirklichkeiten hinter der Zukunftsprosa?

Kamenz und Wehrle haben eine ganze Reihe solcher Informationen gesammelt. Über Volkswirte, die sich in der Rentenfrage als kühle Experten melden, aber gleichzeitig für die Versicherungswirtschaft tätig sind. Über Mediziner, die in der Lage sind, neben ihrer Lehre in zwei Jahren mehr als 1200 Gutachten zu schreiben. Oder über Professoren wie Bert Rürup (Stundensatz für Vorträge: 14 500 Euro), die man so oft bei außeruniversitären Aktivitäten oder in den Medien antrifft, dass man sich fragen mag, wie oft sie ihrerseits von den Studenten inneruniversitär oder in Gedanken angetroffen werden.

In Deutschland gibt es etwa 38 000 Professoren. Bei ihnen, finden die Autoren, sind die Gründe für die gegenwärtige Universitätsmisere zu suchen. Viele von ihnen arbeiten zu wenig oder nur im Nebenverdienst, während sie ihre Dienstpflichten vernachlässigen. Sie berufen vorzugsweise mittelmäßigen Nachwuchs, um selbst neben den neuen Kollegen bestehen zu können, und bedienen sich dabei aller möglichen Hinterbühnentricks. Ihre Doktoranden beuten sie aus, auf die Lehre haben sie wenig Lust und tausend Ausreden, warum die Seminare nicht besser funktionieren. Dabei verdienen sie ausnehmend gut - 71 500 Euro (brutto) im Durchschnitt -, haben lange Ferien, leiden allenfalls an Unterwachung und können sich also fast jeder Verhaltenserwartung unter Hinweis auf ihre akademische Freiheit entziehen.

Die Belege für diesen Universalangriff auf ein Amt und seine Inhaber stammen aus ganz unterschiedlichen Quellen. Spektakulär war das Experiment angelegt, in dem die Autoren per Annonce nach Professoren suchten, die Zeit hätten, "zwei bis drei Tage pro Woche" für ein Unternehmen "gegen erstklassige Dotierung" und einen Dienstwagen tätig zu sein. Das war eine Aufforderung zum Rechtsbruch, da auf Nebentätigkeiten nicht mehr als ein Fünftel der regulären Arbeitszeit entfallen darf. 44 Bewerber meldeten sich, und die Protokolle der Vertragsverhandlungen sind tatsächlich ein Spiegel akademischer Selbstbesoffenheit und schamloser Nutzung des Privilegs unbeobachteter Zeitverwendung. "Die Fixkosten sind ja vom Staat gedeckt" - das deuten die Autoren als die insbesondere unter Fachhochschulprofessoren, Betriebswirten, Juristen, Architekten und Medizinern gar nicht so seltene Einstellung von Leuten, die sich als Beamte und Freiberufler zugleich fühlen.

Wie groß aber ist diese Gruppe jenseits des Verdachts, sie sei riesig? 44 von 38 000 wäre nicht viel - gut 0,1 Prozent -, aber es liest natürlich nicht jeder Professor Stellenanzeigen. Andere mögen schon genug an ihren bestehenden Zusatzverdiensten haben, wieder andere haben sich vielleicht gar nicht vorstellen können, gemeint gewesen zu sein. Die häufigste Größenangabe des Buches lautet darum "etliche". Etliche Professoren sind faul, korrupt, gierig. Nur manchmal werden die Autoren präziser: Die Hälfte aller Betriebswirtschaftsprofessoren hat zwischen 2005 und 2006 nicht einen einzigen wissenschaftlichen Aufsatz publiziert. Oder: Die Firma Siemens melde im Jahr mehr Patente an als alle deutschen Hochschullehrer zusammen. Damit kann man schon mehr anfangen.

Meistens schöpft die Klageschrift aus den Massenmedien, ohne zu bedenken, dass diese auf abweichendes Verhalten und nicht auf Normalität spezialisiert sind. Doktorväter, die ihre Stellung zu sexueller Nötigung ausnutzen, werden trotzdem genauso als symptomatisch behandelt wie Leute, die ihre Forschungsergebnisse fälschen. Oder die Verfasser benennen Verstöße aus ihrem Bekanntenkreis, und Professor Kamenz scheut nicht einmal, eigene Niederlagen - beim Drittmittelerwerb, bei Berufungen und bei Strukturentscheidungen seiner Hochschule - der Indolenz von Kollegen auf die Rechnung zu setzen. Beides, das Hochrechnen des abweichenden Verhaltens wie die kleinen privaten Racheaktionen, die sich das Buch gönnt, schwächen die Argumentation unnötig.

Das gilt auch für manche freihändig entwickelte Theorie. Vorlesungen beispielsweise halten Kamenz und Wehrle für eine entbehrliche, weil die Zuhörer in eine passive Rolle drängende Unterrichtsform. In den Geisteswissenschaften sei man da schon weiter: "Durch Haus- und Gruppenarbeiten tauchen die Studenten selbst in den Stoff ein und bringen Perlen des Wissens mit an die Oberfläche - statt sie sich vom Professor reichen zu lassen." Hier würde die Lektüre durchschnittlicher Hausarbeiten oder der Besuch durchschnittlicher Seminare, in denen eine gelangweilte Hörerschaft sich dem Rauschen von Referaten aussetzt, die nach zehn Minuten wegen offenkundiger Mängel vom Dozenten unterbrochen werden müssen, ein nüchterneres Bild ergeben. Und dass es gute Vorlesungen gibt, sollte man eigentlich nicht erläutern müssen.

Schließlich übersehen die Autoren auch, dass sie widersprüchliche Ansprüche an den guten Professor richten: Sie beklagen, viele Universitätslehrer kennten die Welt außerhalb der Hochschule gar nicht. Aber eben mit "Praxiskontakt" würde ja gerechtfertigt, wenn Professor Raffelhüschen im Aufsichtsrat von Versicherungen, Professor Rürup in so gut wie jeder Reformkommission und Professor Falter vor so gut wie jeder Kamera sitzt. Das Buch fordert bessere Lehre und gibt aus zweiter Hand Beispiele für extrem schlechte. Aber es tut so, als sei gelingender Unterricht etwas, das ausschließlich von den Lehrern abhängt und nicht auch von den Studenten. Es polemisiert gegen zu viel Bürokratie und Inkompetenz, aber fordert zugleich mehr Kontrolle und eine Lehrstuhlvergabe durch Abstimmung der Studierenden. Und die tätigen Professoren, die es immerhin gibt, will es, damit die untätigen auffallen, zu einer fortlaufenden Berichterstattung im Internet über ihre Forschungen und deren Nutzen zwingen. Als würden sich auf der Ebene von Nützlichkeitsbehauptungen die guten von den schlechten Forschern unterscheiden lassen.

Das Problem mit solchen Reißern - entsprechende Bücher gegen (etliche) Lehrer, Anwälte, Firmenvorstände oder Ärzte gibt es ja bereits - ist also nicht in erster Linie, dass sie übertreiben. Das Problem liegt vielmehr in ihrem Mangel an soziologischem wie juristischem Organisationswissen, das nötig wäre, um über drastische Schilderungen und das Anprangern von Namen hinauszukommen: zu klugen Vorschlägen, wie man den Missbrauch akademischer Freiheit eindämmen könnte.

JÜRGEN KAUBE

Uwe Kamenz, Martin Wehrle: "Professor Untat". Was faul ist hinter den Hochschulkulissen. Econ Verlag, Berlin 2007. 282 S., kt., 18,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Den Anekdotenreichtum in diesem von Uwe Kamenz und Martin Wehrle verfassten Buch hat Jürgen Kaube sich zwar gefallen lassen und sogar jede Menge Anregungen für den Diskurs über die akademischen Eliten erhalten, die reißerische Professoren-Schelte aber will er den Autoren dann doch nicht ohne weiteres durchgehen lassen. Hier sieht Kaube "Hinterbühnentricks" und "freihändig entwickelte Theorien" präzise Analysen ersetzen. Symptomatisches Fehlverhalten akademischer Alpha-Tierchen? Eher persönliche Ressentiments der Autoren und massenmediales Hochrechnen von Abweichlern will Kaube da erkennen. Und Widersprüche in der Argumentation und mangelhaftes soziologisches und juristisches "Organisationswissen". Das bräuchte es schon, so Kaube, um eine Uni-Reform anzuschieben und die schwarzen Schafe unter den Akademikern zu scheren.

© Perlentaucher Medien GmbH