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In Deutschland findet derzeit eine fortschreitende Verlagerung industrieller Arbeitsplätze in Niedriglohnländer statt. Es werden Teile billig im Ausland produziert und aufgekauft, in Deutschland endmontiert, mit "Made in Germany" versehen und teuer verkauft. Das ist zwar gut für die Exportstatistik, aber schlecht für die Arbeitslosenzahlen und, wie sich immer häufiger zeigt, schlecht auch für die Wettbewerbsfähigkeit, so Hans-Werner Sinn. Er schlägt einen anderen Weg vor, um ein höheres wirtschaftliches Wachstum und zurückgehende Arbeitslosigkeit zu erreichen. Überzeugend legt der Ifo-Chef…mehr

Produktbeschreibung
In Deutschland findet derzeit eine fortschreitende Verlagerung industrieller Arbeitsplätze in Niedriglohnländer statt. Es werden Teile billig im Ausland produziert und aufgekauft, in Deutschland endmontiert, mit "Made in Germany" versehen und teuer verkauft. Das ist zwar gut für die Exportstatistik, aber schlecht für die Arbeitslosenzahlen und, wie sich immer häufiger zeigt, schlecht auch für die Wettbewerbsfähigkeit, so Hans-Werner Sinn. Er schlägt einen anderen Weg vor, um ein höheres wirtschaftliches Wachstum und zurückgehende Arbeitslosigkeit zu erreichen. Überzeugend legt der Ifo-Chef dar, warum sich die politische Macht den ökonomischen Verteilungsgesetzen stellen muss, wenn Deutschland nicht zum Verlierer der Globalisierung werden will.

Autorenporträt
Hans-Werner Sinn ist seit 1984 Ordinarius in der volkswirtschaftlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München und seit 1991 Direktor des dortigen Center for Economic Studies (CES). Nach zahlreichen abgelehnten Rufen u.a. auf ein Max-Planck-Institut wurde er 1999 Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung in München und Geschäftsführer der CESifo GmbH, die eine gemeinsame Initiative der LMU und des ifo Instituts ist. Er ist Autor zahlreicher Bücher und Fachartikel sowie ein gefragter Gesprächspartner in Medien und Politik.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Vor gut zwei Jahren provozierte der Ökonom Hans Werner Sinn erstmals mit seiner These von der deutschen Basar-Ökonomie. Nun hat er ein ganzes Buch dazu verfasst, bei Rezensentin Ulrike Hermann aber trotzdem keine Chance. Sie hält Sinns These nicht nur für längst widerlegt, sondern auch für neoliberales Gedankengut. Worum geht's? Sinn ist überzeugt, dass der deutsche Export-Erfolg nur eine statistische Einbildung ist, erklärt Hermann: Die meisten Produkte würden längst im Ausland vorgefertigt, hier nur noch zusammengeschraubt und mit dem Stempel "Made in Germany" versehen. In Deutschland produzieren zu lassen, könne sich angesichts der hohen Löhne kein Unternehmen mehr leisten. Aber "Sinn irrt", urteilt Hermann mit Verweis auf Erkenntnisse des Statistischen Bundesamts und verschiedener Wirtschaftsforschungsinstitute. In dem Buch gebe Sinn seinen Kritikern zwar zum Teil Recht, gesteht Hermann, aber nur um diese Kraft dann für sich zu nutzen. So erkläre er kurzerhand den weiter steigenden Export (bei längst nicht so stark steigenden Importen) zu einem "pathologischen Exportboom", zur "fiebrigen Überreaktion" des kranken Mannes.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.11.2005

Wirtschaftsbuch
Das Problem oder die Lösung
Hans-Werner Sinn, der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, ist derzeit der einflussreichste Ökonom Deutschlands. Seine Popularität verdankt er dem Talent, komplizierte Sachverhalte einprägsam zu formulieren. Immer wieder erringt er Meinungsführerschaft durch eigene, zuweilen eigenwillige Begriffe. Ein Beispiel ist die „Basarökonomie”. Mit diesem Begriff beschreibt Sinn die Beobachtung, dass Deutschland zwar Export-Vizeweltmeister ist, gleichzeitig aber immer mehr Vorleistungen importiert und so der deutsche Anteil an der Wertschöpfung in den exportierten Gütern sinkt. Dem Professor kommt das Verdienst zu, diesen inzwischen unbestrittenen Tatbestand beschrieben und in die politische Debatte eingeführt zu haben. Basarökonomie - das passt zu den Sorgen der Menschen vor der Verlagerung von Arbeitsplätzen nach Osteuropa und China.
Die Fakten dabei sind unstrittig, der Streit geht darum, wie diese zu deuten sind. Für die meisten Ökonomen ist die Eingliederung eines Landes in die internationale Arbeitsteilung eine gute Sache, sie sorgt für Effizienzgewinne und sichert dadurch langfristig auch inländische Jobs. Sinn argumentiert nun so: Die klassische Lehre ist richtig, nur kann sie in Deutschland nicht wirken, weil die Löhne überhöht sind. „Deutschland ist Export-Vizeweltmeister und verliert dennoch bei der industriellen Wertschöpfung an Boden”, schrieb er in seinem Buch „Ist Deutschland noch zu retten?”. Die alten Jobs gehen weg, aber es kommen keine anderen an ihrer Statt.
In seinem neuesten Buch „Basarökonomie” präzisiert Sinn nun seine These und modifiziert sie auch in einigen wichtigen Punkten. Tatsächlich zeigten Untersuchungen des Statistischen Bundesamtes, dass die exportinduzierte industrielle Wertschöpfung in jüngster Zeit nicht zurückging, sondern im Gegenteil sogar stieg - trotz oder wahrscheinlich sogar wegen des Basareffektes. Die Verlagerung von Produktion hat also den deutschen Exporten gut getan, genau so, wie es die Lehrbücher voraussagen.
Darauf argumentiert Sinn: Dass wegen des Basareffektes die Wertschöpfung im Export steigt, sei trivial. Der Effekt führe vielmehr dazu, dass wegen der hohen Löhne zu viel Ressourcen in die tendenziell kapitalintensivere Exportindustrie gingen. So erlebe Deutschland einen „pathologischen Exportboom”, der Arbeitsplätze koste.
An dieser Stelle ist Sinns These nur noch schwer nachvollziehbar. Wenn die Löhne in Deutschland niedriger wären, würde dann weniger in hochprofitable Exportbetriebe investiert? Und warum auch? Richtig ist, dass das hohe Lohnniveau in Deutschland zu massenhaftem Jobverlust bei einfachen Arbeiten geführt hat. In kaum einem Industrieland ist der Anteil der gering Qualifizierten an den Arbeitslosen so hoch wie in Deutschland. Aber ist das wirklich eine Folge des Basareffektes? Viel plausibler ist doch die umgekehrte Vermutung, dass dieser Effekt, also die internationale Aufspaltung der Wertschöpfungsketten, eine gesunde Reaktion der Industrie auf den Wettbewerb ist, dass es sich dabei also nicht um das Problem, sondern um einen Teil der Lösung handelt. Unverständlich ist auch, wieso Sinn die Aussage des Statistischen Bundesamtes kritisiert, die „preisliche Wettbewerbsfähigkeit” der deutschen Unternehmen habe sich gebessert. Zwar kann dies durchaus auch, wie Sinn schreibt, eine Verschlechterung der Terms of Trade bedeuten. Aber ist nicht genau dies der erste Schritt zur Lösung der Probleme?
So könnte es sein, dass die Basarthese bei den Menschen Angst vor den falschen Dingen auslöst. Aber auch gerade wer Sinns These nicht teilt, sollte die „Basarökonomie” als wichtiges Element in der Debatte lesen.
Nikolaus Piper
Hans-Werner Sinn: Die
Basarökonomie. Deutschland:
Exportweltmeister oder
Schlusslicht? Econ Berlin 2005,
247 Seiten, 14,95 Euro.
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