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Die Beschlüsse von Maastricht zur Einführung einer gemeinsamen europäischen Währung erzeugten unterschiedlichste Reaktionen in Öffentlichkeit und Wissenschaft: Während die einen von einer "Vision für Europa" sprachen, warnten andere vor einem "gefährlichen Irrweg". Auch heute noch prägen äußerst kontroverse Ansichten die Diskussion um die Perspektiven des Euro. Dies nahm das Zentrum für Globalisierung und Europäisierung der Wirtschaft (CeGE) an der Universität Göttingen zum Anlass, am 30. November 2001 das Symposium "Zehn Jahre Vertrag von Maastricht" durchzuführen. Ziel der Veranstaltung war…mehr

Produktbeschreibung
Die Beschlüsse von Maastricht zur Einführung einer gemeinsamen europäischen Währung erzeugten unterschiedlichste Reaktionen in Öffentlichkeit und Wissenschaft: Während die einen von einer "Vision für Europa" sprachen, warnten andere vor einem "gefährlichen Irrweg". Auch heute noch prägen äußerst kontroverse Ansichten die Diskussion um die Perspektiven des Euro. Dies nahm das Zentrum für Globalisierung und Europäisierung der Wirtschaft (CeGE) an der Universität Göttingen zum Anlass, am 30. November 2001 das Symposium "Zehn Jahre Vertrag von Maastricht" durchzuführen. Ziel der Veranstaltung war es, die damalige Diskussion aus aktuellem Blickwinkel aufzuarbeiten und die künftigen Perspektiven des Euro zu analysieren. Die Autoren des vorliegenden Buches dokumentieren das wissenschaftliche Ergebnis dieser Tagung.

Auf der Grundlage der bisherigen Erfahrungen werden neben den Vorteilen der europäischen Gemeinschaftswährung vor allem die Ursachen der Euro-Schwäche 1999-2001 sowie die fehlende politische Fundierung der Europäischen Währungsunion (EWU) analysiert. Hinsichtlich der zukünftigen Perspektiven widmet sich der vorliegende Band vor allem den mittelfristigen stabilitäts- und wachstumspolitischen Herausforderungen, denen die Länder der EWU vor dem Hintergrund der Osterweiterung gegenüberstehen. Ergänzt wird diese Diskussion durch die Frage, wie rasch und über welchen Weg sich die Beitrittsländer der Währungsunion anschließen sollten.

Im Abschlusskapitel wird argumentiert, dass die eigentliche Bewährungsprobe für den Euro noch aussteht. Insbesondere drei Situationen könnten hierfür entscheidend sein: erstens, wenn die konjunkturelle Entwicklung sich weiterhin abschwächt und hierdurch der Zielkonflikt zwischen Beschäftigungssicherung und Inflationsbekämpfung wieder virulent wird; zweitens, wenn ein Umschwung in der Inflationsakzeptanz und den Inflationserwartungen entsteht; drittens, wenn die EWU zu rasch um die Beitrittsländer erweitert wird. Daher sollte die EWU zunächst als "Club im Club" weitergeführt werden, damit die Gemeinschaftswährung nicht zu schnell mit der dritten Bewährungsprobe überfordert wird.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.08.2003

Maastricht und kein Ende
Ein Tagungsband wirft alte und dennoch aktuelle Fragen auf

Joachim Ahrens/Renate Ohr (Herausgeber): Zehn Jahre Vertrag von Maastricht. Verlag Duncker & Humblot, Berlin 2003, 167 Seiten, 48 Euro.

Ist der Maastricht-Vertrag von 1992 heute noch der Erinnerung wert? Der jüngst vorgestellte Entwurf einer europäischen Verfassung scheint ihn obsolet gemacht zu haben, und sein wichtigster Bestandteil, die Währungsunion, ist längst Realität. Daß Ökonomen dennoch an "Maastricht" erinnern, liegt freilich nahe: Der Vertrag 1992 löste gerade in Deutschland eine heftige Diskussion unter Volkswirten aus. Die meisten hielten wenig von der schnellen Einführung einer Gemeinschaftswährung, manche von ihnen gingen auf die Barrikaden, verfaßten Streitschriften und sammelten Unterschriften gegen die Währungsunion.

Renate Ohr, damals eine der Frontfrauen und heute Volkswirtschaftsprofessorin in Göttingen, hat zum zehnten Jahrestag des Maastricht-Vertrages ein Symposion veranstaltet, dessen Ergebnisse nun in einem Tagungsband vorliegen. Viele der damaligen Kombattanten sind versammelt - auf der Seite der Gegner der Währungsunion neben Ohr etwa Joachim Starbatty (Tübingen) und Roland Vaubel (Mannheim), auf der Seite der (auch damals nicht zahlreichen) Befürworter Peter Bofinger (Würzburg) und Alfred Steinherr (Luxemburg).

Wer den neuerlichen Austausch altbekannter Argumente befürchtet, wird angenehm überrascht - nicht nur weil der teilweise polemische Ton, der die Diskussion seinerzeit beherrschte, gewichen ist. Der Band zeigt, daß viele der vor zehn Jahren gestellten Fragen unverändert aktuell sind und daß mancher Sprengstoff, den die Währungsunion bei ihrer Einführung barg, noch nicht entschärft ist. So urteilt Joachim Ahrens, einige der damals vorgebrachten Argumente gegen eine zu rasche, politisch motivierte Einführung der Gemeinschaftswährung seien nur schwer zu entkräften gewesen. Dazu zähle vor allem der Befund der mangelnden realwirtschaftlichen Konvergenz der künftigen Euro-Staaten. Joachim Starbatty weist auf die wohl zentrale Schwierigkeit in der Währungsunion hin, die mit der Diskussion um eine "flexible" Ausgestaltung der Maastricht-Kriterien neues Gewicht bekommt: Zwar sei das Euro-Projekt politisch motiviert und begründet gewesen - die Absicht zur politischen Union habe aber keiner der beteiligten Nationalstaaten verfolgt. Er bringt das auf die zugespitzte Formel, daß "die Abschaffung der D-Mark noch keine Bereitschaft zur politischen Union" sei. Die Euro-Staaten hätten höchst unterschiedliche Vorstellungen über den Fortgang der Integration - gemeinsam sei ihnen nur, daß sie vor allem ihre nationalen Interessen im Blick hätten. Einer gemeinsamen europäischen Geldpolitik stünden nunmehr die Wirtschafts- und Finanzpolitiken der Nationalstaaten gegenüber. Die laxe Behandlung der Stabilitätskriterien zeige, daß deren Interessen mit dem Gemeinschaftsinteresse - einer stabilen Währung - nicht in Einklang zu bringen seien. Die notwendige, aber nicht erfolgte "politische Fundamentierung der Währungsunion" werde mit der Ost-Erweiterung noch schwieriger werden.

Paul Welfens, der den Start des Euro "im wesentlichen geglückt" nennt, hält für den weiteren Erfolg der Währungsunion für entscheidend, daß Länder wie Deutschland ihre strukturelle Wachstumsschwäche zu bekämpfen versuchen. Hierzulande fehle freilich "Problembewußtsein in der Wirtschaftspolitik". Die meisten Argumente der Beiträge sind nicht neu. Gelungen ist der Band dennoch: Er bildet nicht nur die ökonomische Debatte um aktuelle Probleme der Währungsunion ab, sondern liefert zugleich einen analytischen Rahmen für die weitere - politische wie monetäre - Integration, die sich in ihren Grundlinien abzuzeichnen beginnt.

WERNER MUSSLER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Gelungen" findet der Rezensent Werner Mussler diesen Tagungsband zu den Ergebnissen eines Symposiums zum zehnten Jahrestag des Maastricht-Vertrages, herausgegeben von Joachim Ahrens und Renate Ohr. Verdeutlicht sieht der Rezensent in den Beiträgen von Befürwortern sowie Gegnern des Vertrages vor allem, dass dieser trotz der schon vollzogenen Währungsunion als dessen Kernpunkt noch lange nicht überholt ist. "Viele der vor zehn Jahren gestellten Fragen seien unverändert aktuell", meint der Rezensent. Er sieht den Band aber nicht nur als Plattform für die "ökonomische Debatte um aktuelle Probleme der Währungsunion", sondern ebenfalls als "analytischen Rahmen für die weitere - politische und monetäre - Integration".

© Perlentaucher Medien GmbH