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"Ein abgesprochenes Spiel mit verteilten Rollen" hätten Schäuble und Merkel inszeniert, schreibt Kohl in dem Tagebuch. Sich selbst sieht Kohl als Opfer, verlassen von politischen Gefolgsleuten, verfolgt von einer "Kampagne der Medien". Der Ex-Kanzler beklagt, dass ungeachtet seines Geständnisses, Millionenspenden an Rechenschaftsberichten vorbeigeführt zu haben, sein politisches Leben "kriminalisiert" werden solle. Erstmals schildert er auch präzise, wie es in einem Telefongespräch am ersten Weihnachtsfeiertag 1999 zum Bruch mit Schäuble kam: "Das Gespräch hat mir klar gemacht, was ich bisher…mehr

Produktbeschreibung
"Ein abgesprochenes Spiel mit verteilten Rollen" hätten Schäuble und Merkel inszeniert, schreibt Kohl in dem Tagebuch. Sich selbst sieht Kohl als Opfer, verlassen von politischen Gefolgsleuten, verfolgt von einer "Kampagne der Medien". Der Ex-Kanzler beklagt, dass ungeachtet seines Geständnisses, Millionenspenden an Rechenschaftsberichten vorbeigeführt zu haben, sein politisches Leben "kriminalisiert" werden solle. Erstmals schildert er auch präzise, wie es in einem Telefongespräch am ersten Weihnachtsfeiertag 1999 zum Bruch mit Schäuble kam: "Das Gespräch hat mir klar gemacht, was ich bisher nicht glauben wollte: Dass Wolfgang Schäuble den endgültigen Bruch, dass er die Trennung von mir will."
Kohl sieht sich vor allem als Opfer der Medien: Journalisten hätten sich dafür eingesetzt, ihn als "korrupten und machtgierigen Politiker" darzustellen.
Autorenporträt
Kohl, HelmutDr. Helmut Kohl, geboren am 3. April 1930 und verstorben am 16. Juni 2017 in Ludwigshafen am Rhein. Seit 1947 Mitglied der CDU. Von 1959 bis 1976 Mitglied des Landtags von Rheinland-Pfalz. Von 1969 bis 1976 Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz. Von 1973 bis 1998 Bundesvorsitzender der CDU. Von 1976 bis 2002 Mitglied des Deutschen Bundestages. Vom 1. Oktober 1982 bis 27. Oktober 1998 Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Helmut Kohl ist mit 16 Jahren Regierungszeit bis heute der am längsten amtierende deutsche Bundeskanzler. Er war der sechste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland und der erste Bundeskanzler des wiedervereinten Deutschland. Im Dezember 1998 wurde er zum Ehrenbürger Europas ernannt. Helmut Kohl lebte bis zu seinem Tod mit seiner Frau Dr. Maike Kohl-Richter in seiner Heimatstadt Ludwigshafen.
Rezensionen
Die Abrechnung
Die Aufzeichnungen Helmut Kohls umfassen die für ihn wahrscheinlich bittersten Jahre: Die schwere Wahlniederlage im Herbst 1998, den Bruch mit Wolfgang Schäuble und den Parteispendenskandal.
Vom Staatsmann zum Verdächtigen
Das Buch war mit Spannung erwartet worden, hofften doch viele auf neue Erkenntnisse zum Parteispendenskandal und der Leuna-Affäre. Doch nicht hier liegt die Stärke des Buches. Zwar gesteht Kohl "Fehler" ein, doch dabei bleibt es. Das Buch ist das sehr persönliche Dokument eines tiefen Falls, den Kohl bis heute nicht versteht: Er sieht sich kriminalisiert und in der Opferrolle. Er fühlt sich als Opfer einer Intrige innerhalb der Partei, einer beispiellosen Medienkampagne und verraten von seinem Ziehsohn Wolfgang Schäuble. Letzteres erfüllt Kohl mit besonderer Bitterkeit, und hier liegt die Stärke des Buches: Kohl spricht zum ersten Mal mit einer beeindruckenden Offenheit, wie er seinen tiefen Sturz erlebte. Man erlebt hautnah mit, wie ein Mensch sein Lebenswerk in Trümmern sieht und wie er von alten Weggefährten fallen gelassen wird. Wünschenswert wäre es gewesen, wenn diese schmerzvollen Erfahrungen zu mehr Selbstreflexion geführt hätten, wünschenswert für Kohl und auch wünschenswert für eine interessierte Öffentlichkeit, die endlich Aufklärung über die vielen Skandale der Kohl-Ära erwartet. (Henrik Flor, literaturtest.de)

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Gleich einen Tag nach Erscheinen des Buches gab es bereits vier gedruckte Auflagen. Eigentlich erstaunlich, stellt der Rezensent mit dem Kürzel "de" fest, weil doch das Buch nichts Neues zum Thema Parteispendenaffäre beizutragen hat. Schon der Titel sei irreführend, da es sich nicht um ein Tagebuch handele, sondern um eine im nachhinein verfasste "Apologie eines zutiefst Gekränkten". Der Rezensent sieht ein grobes Freund-Feind-Schema, eine simplifizierende gut-böse-Abrechnung am Werk: "Das Gute bleibt dabei sehr klein", schreibt "de" böse, während das Böse, all die Rufmörder, Intriganten, Unpersonen, Hetzer, Agitatoren, um nur einige Reizwörter aus Kohls Vokabular zu zitieren, den größten Teil des Buches ausmachten. Eine beschwerliche Lektüre, stellt der Rezensent fest, und enttäuschend unkritisch außerdem, wenn man sie mit Schäubles fast zeitgleich erschienenen Erinnerungen vergleiche. Kohl begnüge sich nach wie vor mit der Feststellung, er habe einen Fehler gemacht. Dass man von ihm Aufklärung und Rechtfertigung erwartet, sei dem Politiker nach wie vor so unverständlich wie jene zurückschlagende "Mechanik der Macht", die sich nun, statt gegen andere, gegen ihn selbst gerichtet habe.

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