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Das Schicksal einer jungen Frau aus Bangladesh steht im Mittelpunkt dieses beeindruckenden Debüts. Von ihrem Vater an einen Mann in London verheiratet, beginnt sie dort langsam ihren eigenen Weg zu gehen.
Nazeen wird mit neunzehn Jahren verheiratet und aus Bangladesch ins ferne England geschickt. Ohne Englischkenntnisse landet sie in der Brick Lane, dem "Klein-Indien" von London, bei einem ihr völlig fremden Ehemann. Vorsichtig, mit gewitztem Blick auf ihre Umgebung, sucht sie ihren eigenen Weg in der neuen Heimat. Die literarische Entdeckung aus Großbritannien!

Produktbeschreibung
Das Schicksal einer jungen Frau aus Bangladesh steht im Mittelpunkt dieses beeindruckenden Debüts. Von ihrem Vater an einen Mann in London verheiratet, beginnt sie dort langsam ihren eigenen Weg zu gehen.
Nazeen wird mit neunzehn Jahren verheiratet und aus Bangladesch ins ferne England geschickt. Ohne Englischkenntnisse landet sie in der Brick Lane, dem "Klein-Indien" von London, bei einem ihr völlig fremden Ehemann.
Vorsichtig, mit gewitztem Blick auf ihre Umgebung, sucht sie ihren eigenen Weg in der neuen Heimat. Die literarische Entdeckung aus Großbritannien!
Autorenporträt
Monica Ali wurde 1967 in Bangladesch geboren, lebt jedoch seit ihrem dritten Lebensjahr in England. Mit 'Brick Lane', ihrem ersten Roman, landete sie nicht nur sofort auf der Granta-Liste der besten englischsprachigen Autoren, der Roman wurde auch ein riesiger Erfolg in England. 'Brick Lane' wurde in mehr als 20 Sprachen übersetzt. 2006 erschien 'Alentejo Blue', ein Band mit Erzählungen, 2009 der Roman 'Hotel Imperial'. Monica Ali zählt zu den wichtigsten und profiliertesten Schriftstellerinnen Englands. Sie ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in London.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Die "Brick Lane" hat einen starken Eindruck bei Rezensentin Bernadette Conrad hinterlassen - als äußere Kulisse der "hellwachen Reglosigkeit" Nazneens, der Protagonistin, die sich eher in einer Art Trance als mit Willenskraft durchs Leben bewegt; und als Monica Alis "Sprachraum", der "verzweifelte Distanzen" zwischen Menschen beherbergt, zwischen den Eheleuten Nazneen und Chanu vor allem, der Politik und Geschichte in sich eindringen lässt, die sich "als eine zähe Schicht nicht wegzukratzender Wirklichkeit" auf die Leben der Figuren legen, der kein Happy End bietet, aber eine Frau zu ihrer Stimme finden lässt. Und das alles - die Distanzen, das Schweigen, die Reglosigkeit - beansprucht Platz, viel mehr als die essenziellen Wahrheiten, die Gewissheiten, die ungenannt bleiben. "Es scheint glaubwürdig wie selten", schreibt die Rezensentin, "dass der Raum von 544 Seiten beansprucht werden muss". Schade, dass sie ihn verlassen musste.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.03.2004

Alle Wege führen nach London
Dickens in Klein-Indien: Monica Alis Ethno-Entwicklungsroman „Brick Lane”
Nanzeen ist in Bangladesh aufgewachsen und ist neunzehn, als sie von ihrem Vater erfährt, dass er sie mit einem viel älteren Mann in London verheiratet hat. Ohne Englisch zu beherrschen, zieht sie in die Gegend um die Brick Lane, Londons „Klein-Indien”. Ihr Mann Chanu ist die gelebte Empörung: trotz umfassender Fähigkeiten und Kenntnisse, die vom Autofahren bis zur englischen Literatur reichen, wird er bei der Beförderung stets übergangen. Schuld daran, predigt er Tag für Tag seiner Frau, ist seine Herkunft und Rasse.
Während Chanu sich lautstark beklagt, schneidet die genügsame Nazneen ihm die Hühneraugen. In der zupackenden Razia findet sie bald eine Freundin. Die furchteinflößende Mrs. Islam, die von der Kinderpflege bis zum Verhalten von Eheleuten zu allem einen Rat weiß, ist nur zur einen Hälfte bedrohlich, zur anderen skurril. Der steife Dr. Azad zieht immer die Mundwinkel nach unten, wenn er lächelt. Noch so ein Original . . .
Der Bauplan dieses etwas holprig übersetzten Romans stammt eher aus dem neunzehnten Jahrhundert als aus der postmodernen Gegenwart einer Zadie Smith. „Brick Lane” von Monica Ali, die 1968 in Bangladesch geboren wurde und seit ihrem dritten Lebensjahr in England lebt, ist in erster Linie ein Entwicklungsroman, der von der Emanzipation der Heldin und ihrem Weg in die Gesellschaft erzählt. Sein Figurenrepertoire ähnelt dem eines Dickens-Romans.
Nazneen muss sich in der Fremde einrichten, zwischen Eigen- und Fremdinteressen abwägen, trifft auf Menschen und Typen, die als Vorbilder brauchbar sind oder auch nicht. Als sie dem schönen Rebellen Karim, ihrem späteren Liebhaber, begegnet, steht sie vor einer Entscheidung; als sie schließlich wählen muss, ob sie mit ihrem Mann nach Bangladesh zurückkehren will oder nicht, auch.
Die Briefe der Schwester Hasina, die in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka lebt, mit ihrem Liebhaber durchbrennt und verstoßen wird, schildern ein paralleles Schicksal in einer anderen Welt. Es gibt der Geschichte Nazneens mehr Kontur und illustriert, wie sich die Dinge hätten entwickeln können, wäre sie in der Heimat geblieben.
Monica Ali braucht etwas lang, um Nazneens Entwicklung zu erzählen. Nicht, dass sie das nicht gewollt hätte. Sie will von den Fusseln in der Wohnung und von schmutzigen Socken erzählen. Weil sie die Perspektive Nazneens gewählt hat, gehört der sich wiederholende Alltag dazu. Doch im Blick auf die Entwicklung der Heldin will „Brick Lane” auch das Leben der Immigrantengemeinde Gestalt annehmen lassen. Dies Element von Sozialreportage ist zweifellos der lohnendere Teil des Romans. Die Kinder verfallen leicht dem Drogenkonsum, Razias Sohn krepiert fast daran. Gangs bilden sich, Symptom einer tiefgreifenden Spaltung unter den Leuten um die Brick Lane. Da sind zum einen die Anhänger Karims, die den Islam mit Stolz gegen rassistische Übergriffe verteidigen und gleichzeitig auf die Friedfertigkeit ihrer Religion pochen. Zum anderen diejenigen , die im elften September ein Startsignal zum bewaffneten Kampf gegen den feindlichen Westen sehen.
Die Schilderung dieser Spannungen sind das Interessanteste an diesem konventionell geschriebenen Roman, gerade weil die Autorin sich damit begnügt, Figuren, die relativ authentisch dargestellt sind, Positionen beziehen zu lassen, ohne dass diese abschließend bewertet werden. Die Bilderbuchheldin Nazneen allerdings hält sich da ganz raus – erfolgreich und emanzipiert findet sie ihren Platz unter den berufstätigen Immigrantinnen.
KAI MARTIN WIEGANDT
MONICA ALI: Brick Lane. Roman. Aus dem Englischen von Anette Grube. Droemer Verlag, München 2004. 544 Seiten, 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.03.2004

Auf der Nähmaschine in die Freiheit
Tapfere Schneiderin: In ihrem Debütroman "Brick Lane" beschreibt Monica Ali die kleine bengalische Welt mitten in London

Das World Trade Center? "Zwei hohe Gebäude vor einem blauen Himmel." Die Attentate des 11. September 2001? "Nazneen tritt näher an das Gerät. Eine dicke schwarze Rauchwolke hängt aus einem Turm. Sie sieht viel zu schwer aus, um dort zu hängen. Aus der Ecke des Bildschirms fliegt in Zeitlupe ein Flugzeug und steuert auf die beiden Gebäude zu. Es scheint auf gleicher Höhe mit den Hochhäusern zu fliegen. Nazneen denkt, daß sie weiterarbeiten sollte."

Die Vorstellung, jemand könnte die Geschehnisse des 11. September im Fernsehen verfolgt haben, ohne ihre Schockwirkung zu begreifen, weil ihm weder das Gebäude noch der Begriff World Trade Center je begegnet sind, ist unserer westlichen Kultur so fremd wie die Idee, jemand könne noch nie vom Papst gehört haben. Ebenso unglaublich scheint die Möglichkeit, daß ein Mensch siebzehn Jahre in London leben kann, ohne Buckingham Palace zu sehen. Es gehört zu den größten Stärken von Monica Alis erstaunlichem, fesselnden und lehrreichen Debüt "Brick Lane", daß er die behütete Welt seiner Heldin so behutsam wie glaubwürdig in den Kontext der bengalischen Immigrantenszene von Tower Hamlets einbettet, bevor er diese wiederum im Londoner East End verortet: eine Konstruktion wie eine Babuschka-Puppe, nur umgekehrt - mit jeder Schicht wird Nazneens Welt größer statt kleiner.

Monica Alis Heldin ist kein Rebell, sondern eine Frau, die sich dem Leben anpaßt, anstatt es selbst zu gestalten. Als Neunzehnjährige fügt sie sich der elterlichen Abmachung und zieht aus der heimatlichen Hütte mit Lehmboden in eine Londoner Betonsiedlung zu dem für sie vorgesehenen Mann, während ihre schöne, eigensinnige Schwester Hasina durchbrennt, um einer arrangierten Ehe zu entgehen. Chanu, ein eingebildeter Intellektueller, ist wesentlich älter als Nazneen, und die Dickfelligkeit des eingebildeten Intellektuellen entspricht seinem enormen Bauchumfang. Daß er sie bevormundet, nimmt Nazneen hin, denn sie hegt keinerlei romantische Vorstellung von der Liebe. Schlimmer ist, daß Chanus Hoffnungen - auf Beförderung, mehr Gehalt, größeres Ansehen - zermürbend enttäuscht werden. Seine Frau gewöhnt sich derweil an den Alltag in einer tristen Wohnung in der Nähe von Brick Lane, dem Zentrum der bengalischen Einwanderer in London. Ohne Enthusiasmus, aber auch ohne Wut oder Depression erfüllt sie die in sie gesetzten Erwartungen, kocht, putzt, schneidet ihrem Mann die Hühneraugen. London, Großbritannien gar, existiert für sie nur durch die Berichte ihrer Töchter.

Da Nazneen kein Englisch spricht, ist sie für alles, was außerhalb dieser engen Welt liegt, auf ihren Mann angewiesen. Und doch ist sie dank ihrer Zähigkeit, Menschenkenntnis und stillen Beharrlichkeit besser für die Fremde gerüstet als er. Sie triumphiert, während er am Ende aufgeben muß: Im richtigen Moment schüttelt Nazneen ihre Passivität ab. Zusammen mit ihrer abgebrühten Freundin Razia, von der sie vieles lernt und der sie doch so vieles voraushat, gründet sie eine Schneiderei.

So wenig wie die anpassungsfähige, doch unangepaßte Protagonistin sollte man ihre Schöpferin unterschätzen. Im Jahr 1968 in Dhaka geboren, wuchs die Tochter eines bengalischen Vaters und einer englischen Mutter in Großbritannien auf. Ihr Roman, der Monica Ali bei seinem Erscheinen im letzten Jahr gutgemeinte, aber unsinnige Vergleiche mit Zadie Smith und Salman Rushdie eintrug, sie in die engste Wahl für den Booker-Preis brachte und auf die "Granta"-Liste der zwanzig besten jungen Schriftsteller katapultierte, stieß in ihrer britischen Heimat nicht nur auf Zustimmung. Eine bengalische Gruppierung beschuldigte die Autorin, die Bengalen beleidigt, verspottet und klischeehaft dargestellt zu haben. Doch solcher Protest konnte den verdienten Erfolg des Buchs nicht überdecken. Mit Nazneen hat Monica Ali einer Minderheit (die in Großbritannien mehr als eine halbe Million Mitglieder hat), deren Lebensweise und Gebräuche der Mehrheit wenig vertraut sind, eine Stimme verliehen. Für das, was ihre Prosa auszeichnet, muß man ihr keinen asiatisch-angelsächsisch geprägten literarischen Stammbaum andichten; eher als an Arundhati Roy erinnert ihr erfahrungsgesättigter, scharfsinniger Realismus an die Beobachtungsgabe des jungen V. S. Naipaul.

Für ihre Schilderung des bengalischen London baut Ali nie auf den Talmi-Effekt folkloristischer, exotischer Darstellung. Es ist nicht nur eine Welt der Gewürze, der bunten Saris und der Gebete, sondern auch eine Welt, wo Männer ihre Frauen mißhandeln, wo Flugblätter, die zum Dschihad aufrufen, noch eine relativ harmlose Form des politischen Aktivismus sind, wo eine Nähmaschine die Verheißung eines anderen Lebens sein kann. Monica Ali blendet politische Ereignisse wie die Rassenunruhen von Oldham, die Großbritannien in den letzten Jahren erschütterten, keineswegs aus, sondern beschreibt mit Feingefühl, wie Nazneen lernt, zwischen Zugehörigkeit aufgrund von Glauben und Tradition und blindem Fanatismus zu unterscheiden. Fremdheit, Armut und der Eindruck, eher geduldet als willkommen zu sein, erscheinen in "Brick Lane" nicht als Entschuldigung oder gar Erklärung für islamischen Fundamentalismus, sondern als Einflüsse, die jungen Muslimen im Westen ebenso zu schaffen machen wie die Entfremdung zwischen den Generationen, Drogen und Isolation.

Im Gegensatz zu ihrer Schwester Hasina, deren Briefe aus Dhaka ein Bild von Elend, Vergewaltigung und Schande zeichnen, stellt Nazneen sich die Frage nach Liebe oder Zugehörigkeit nicht - bis Karim in ihr Leben tritt. Auf Nazneen, selbst noch keine vierzig, wirkt er jung, euphorisch, idealistisch. So wenig sie zunächst weiß, was sie von den Reden des muslimischen Aktivisten halten soll, so sehr sehnt sie sich nach seiner Nähe. Karim, Anführer der "Bengal Tigers", bezieht sie ein, nimmt sie ernst, plant seine Zukunft mit ihr. Sie geht zu Versammlungen, hört zu, denkt nach - und faßt einen Entschluß, der sie selbst ebenso verblüfft wie Karim.

Der Reiz von "Brick Lane" liegt nicht in poetischen Wendungen oder einer überschäumenden Phantasie. Monica Alis Erzählweise ist schlicht, doch was sie erzählt, läßt den Leser nicht los. Sie benutzt eine einfache, eindringliche Sprache, passend zu Nazneen, die sich viele Gedanken macht, aber die Worte, in denen sie denken kann, noch entdecken muß. Das Verständnis, das Monica Ali ihrer Figur entgegenbringt, überträgt diese auf die Menschen, die sie liebt: "Nazneen dachte an das, was sie und Hasina und Chanu suchten und nicht finden konnten. Einen Platz in der Welt." Monica Ali hat den ihren in der Gegenwartsliteratur ohne Zögern eingenommen.

Monica Ali: "Brick Lane". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Anette Grube. Droemer Verlag, München 2004. 544 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Warmherzig, gewitzt, bestürzend und überaus gut lesbar: die Art Buch also, die man gierig verschlingt, um es dann schließlich zu bedauern, wenn man auf der letzten Seite angekommen ist." (The Guardian)
»'Brick Lane' ist ein großartiges Debüt über den Kampf der Kulturen und Geschlechter - witzig und feinsinnig.« Freundin Freundin