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Was hat Max Frisch in unserem Lande ausgerichtet? - Er hat die Atmosphäre verändert. Das ist, was ihm viele Leute bis heute nicht verzeihen können, was sie ihm grimmig nicht verzeihen wollen. Nichts, was er je im einzelnen gesagt hat, würde man ihm auf die Dauer krummnehmen. Aber was er mit dem Klima anstellte, das ist eine andere Sache. Da nützt es nämlich nichts, ihn einfach nicht zu lesen. Selbst überhaupt keine Bücher zu lesen bietet längerfristig keinen Schutz gegen eine veränderte Atmosphäre.

Produktbeschreibung
Was hat Max Frisch in unserem Lande ausgerichtet? - Er hat die Atmosphäre verändert. Das ist, was ihm viele Leute bis heute nicht verzeihen können, was sie ihm grimmig nicht verzeihen wollen. Nichts, was er je im einzelnen gesagt hat, würde man ihm auf die Dauer krummnehmen. Aber was er mit dem Klima anstellte, das ist eine andere Sache. Da nützt es nämlich nichts, ihn einfach nicht zu lesen. Selbst überhaupt keine Bücher zu lesen bietet längerfristig keinen Schutz gegen eine veränderte Atmosphäre.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.10.2001

Zweifellos ein bedeutender Mann
Lauwarmer Biographismus: Lioba Waleczek verfolgt Max Frisch

In ansprechendem Gewand kommt sie daher, die Reihe "dtv portrait". Sie sticht mit Vierfarbdruck und lockerer graphischer Gestaltung in eine Marktlücke, die nicht existiert: "Biographien bedeutender Frauen und Männer" sind nicht gerade dünn gesät. Trotzdem ist das Anliegen gut: Ein Format, das es ermöglicht, vom schwerfälligen Duktus so mancher Biographie abzuweichen und einen feinmaschigen Dialog zwischen Bild und Text anzustreben, ist verlegerisch ein kluger Schritt. Und das Ganze mit einem didaktischen Anstrich zu versehen ist alles andere als ehrenrührig. Einen Rückfall in lauwarmen Biographismus, wie er Lioba Waleczek in ihrem Bändchen über Max Frisch unterläuft, entschuldigt das allerdings nicht.

Dabei macht die Biographie einen guten Anfang und läßt sich auf eine genaue Schilderung der politischen und sozioökonomischen Zeitumstände Zürichs und der Schweiz ein. Der Leser meint schon, ein Verständnis dafür entwickelt zu haben, wie ein gewisser kleinbürgerlicher Habitus im jungen Max Frisch seine Wurzeln schlägt, da konfrontiert ihn die Autorin mit einer Erläuterung wie "Es war ja auch vernünftig, sich ein zweites Standbein zu schaffen ..." Gemeint ist damit Max Frischs Fachwechsel zur Architektur.

"Alles Leben wächst aus der Gefährdung", hatte der junge Frisch seinem "Tagebuch eines Soldaten" anvertraut. Doch Leben erwächst dem biographischen Machwerk aus solcherlei rhetorischer Gefährdung niemals. Bei Waleczek erfährt man einiges über Frischs Affären und vieles über seinen Zwang, persönliche Erlebnisse literarisch umzusetzen. Nicht ohne Voyeurismus wird sodann über den Schmerz der gewaltsamen Beziehung Frischs zu Ingeborg Bachmann räsoniert. Den literarischen Texten wird jedoch zuwenig Raum gegeben, um die biographischen Beobachtungen zu erhellen. Zitate werden meist in die farbig unterlegten Kästen am Seitenende verbannt - und damit dem argumentativen Fluß des Textes entrissen. So kommt an keiner Stelle ein wirklich fesselnder Einblick in Werkzusammenhänge zustande. Einzig zur Rezeptionsgeschichte der Theaterstücke von Max Frisch ist Interessantes zu erfahren.

Die Möglichkeit des Beziehungsreichtums, die durch das Format aus kleinteiliger Bebilderung, Fließtext und Informationskästen bestanden haben könnte, wurde nicht wahrgenommen. So ist vom Geist des Utopischen, den Frisch so gerne beschwor, bei der Lektüre leider nicht mehr allzuviel zu verspüren. (Lioba Waleczek: "Max Frisch". Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2001. 159 S., br., 17,50 DM.)

bmal

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Nicht zufrieden zeigt sich der Rezensent, der mit dem Kürzel "bmal" zeichnet, mit einer neu erschienenen Biografie über Max Frisch. Der Rezensent spricht von "lauwarmem Biografismus", der kaum Einblicke in den Werkzusammenhang bieten würde. Auch würde das Verhältnis von Frisch zu Ingeborg Bachmann voyeuristisch ausgeschlachtet und der leichte Duktus dieser Biografie würde kaum "dem Geist des Utopischen, den Frisch so gerne beschwor", gerecht.

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