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Bagdad, 9.11.2001 - Was, wenn alles genau anders herum passiert wäre? Das Attentat erschüttert die Vereinigten Arabischen Staaten (VAS) bis ins Mark: Am 9.11.2001 steuern christliche Fundamentalisten zwei Flugzeuge in die Türme des Welthandelszentrums von Bagdad, ein drittes ins arabische Verteidigungsministerium in Riad, während mutige Passagiere das vierte, für Mekka bestimmte in der Wüste zum Absturz bringen. Die wirtschaftliche Supermacht sagt dem Terror daraufhin den Kampf an und besetzt die Ostküste von Amerika - Entwicklungsland und mutmaßliche Heimat der Terroristen. Acht Jahre später…mehr

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Produktbeschreibung
Bagdad, 9.11.2001 - Was, wenn alles genau anders herum passiert wäre?
Das Attentat erschüttert die Vereinigten Arabischen Staaten (VAS) bis ins Mark: Am 9.11.2001 steuern christliche Fundamentalisten zwei Flugzeuge in die Türme des Welthandelszentrums von Bagdad, ein drittes ins arabische Verteidigungsministerium in Riad, während mutige Passagiere das vierte, für Mekka bestimmte in der Wüste zum Absturz bringen. Die wirtschaftliche Supermacht sagt dem Terror daraufhin den Kampf an und besetzt die Ostküste von Amerika - Entwicklungsland und mutmaßliche Heimat der Terroristen. Acht Jahre später neigt sich der Krieg dort seinem Ende zu. Die Terrorgefahr ist allerdings nicht gebannt. Von einem verhafteten Selbstmordattentäter erfahren Mustafa, Samir und Amal, Bundesagenten für Innere Sicherheit, Unglaubliches: In Wahrheit sei Amerika die Großmacht, die arabischen Staaten hingegen rückwärtsgewandte Dritte-Welt-Länder. Die 'New York Times' vom 12.9.2001, die beim Attentäter gefunden wird, scheint dies zu bestätigen. Bald entdecken Mustafa und sein Team, dass auch noch andere von dieser vermeintlichen Parallelwelt wissen und vor nichts zurückschrecken, um die Wahrheit darüber zu verschleiern ...
Autorenporträt
Ditte Bandini , geboren 1956, studierte Völkerkunde, Religionsgeschichte und Indologie. Sie arbeitet an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften sowie als freie Schriftstellerin und Übersetzerin. Giovanni Bandini , geboren 1951, studierte Indologie, Vergleichende Religionswissenschaft und Indische Kunstgeschichte. Er unterrichtete an der Universität Heidelberg und arbeitet seit 1987 als freier Übersetzer.

Giovanni Bandini , geboren 1951, studierte Indologie, Vergleichende Religionswissenschaft und Indische Kunstgeschichte. Er unterrichtete an der Universität Heidelberg und arbeitet seit 1987 als freier Übersetzer.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Die Achse des Bösen verläuft zwischen den USA, UK und Nordkorea, Osama bin Laden regiert in Arabien als Rivale Saddams. So oder ganz anders könnte die Wirklichkeit aussehen, erkennt Ulrich Seidler beim Lesen von Matt Ruffs aberwitziger Schnapsidee von einem Roman. Ein bisschen schwindelig wird Seidler da schon, und er fragt sich, wie jemand derart viel Fleiß auf so viel Absurdität verwenden kann. Die von Ruff entworfene Gegenwelt, so verdreht sie auch sein mag, erscheint dem Rezensenten in ihren besten Momenten gerade so wirklich wie die Wirklichkeit.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.04.2014

Gestatten, Usama Bin Ladin, arabischer Senator
Matt Ruff schreibt die Geschichte um: "Mirage" erzählt von einer muslimischen Weltmacht in Banne des Terrors

Wie leicht ist aus 9/11 ein 11/9 gemacht. Und so fand im Jahr 2001 die große Attentatsserie gar nicht am 11. September, sondern am 9. November statt. Und auch micht in den Vereinigten Staaten von Amerika, sondern in den Vereinigten Arabischen Staaten, einer Supermacht, die sich vom Maghreb über die arabische Halbinsel und das Zweistromland hinweg bis zur Türkei erstreckt. In deren Kultur- und Handelsmetropole Bagdad sind am 9. November die Tigris-und-Euphrat-Zwillingstürme durch zwei von amerikanischen Terroristen gekaperte Flugzeuge zerstört worden, in der Bundeshauptstadt Riad prallte am selben Tag eine weitere entführte Maschine ins Verteidigungsministerium, eine vierte stürzte gleichzeitig auf dem Weg möglicherweise nach Mekka über der Wüste ab. Kurz darauf mobilisierten die Araber ihre Truppen, marschierten in die zum Terrorstaat erklärten Vereinigten Staaten von Amerika ein und halten diese seither besetzt.

Das ist die Grundkonstellation von Matt Ruffs neuem Roman "Mirage". Im Englischen bedeutet dieses Wort Luftspiegelung oder Fata Morgana, und natürlich gibt es keine bessere Bezeichnung für die phantastische literarische Illusion, die der achtundvierzigjährige Amerikaner seinen Lesern bietet. Alles ist im Jahr 2009, in dem der Roman spielt, genau anders herum, als wir es kennen. Und zwar nicht erst seit 2001, sondern schon seit Jahrzehnten. Denn die Vereinigten Staaten von Amerika bestehen gerade mal aus den Ostküstenstaaten, während Texas sich zur Evangelikalen Republik ausgerufen hat, Louisiana und Mississippi autonome Königreiche sind und Kalifornien sich sowieso ganz aus der heiklen nordamerikanischen Gemengelage heraushält. In Europa wiederum ist nach dem durch den heldenhaften Beistand arabischer Truppen errungenen Sieg über Hitler Deutschland geteilt worden: in einen jüdischen und einen christlichen Staat. Aber der jüdische hat 1967 das Westrheinland sowie Bayern und Schwaben besetzt. Die arabische Weltordnungsmacht duldet es.

Man merkt diesem Roman den Spaß an, mit dem er konstruiert wurde. So anders alles ist, so leicht erkennt man auch, worauf es anspielt. Und zudem unterbrechen immer wieder eingeschobene Einträge aus der "Bibliothek von Alexandria", einer von Benutzern erstellten Online-Enzyklopädie, die Handlung und bringen uns bei politischen Fragen oder wichtigen Figuren auf den nötigen Wissensstand dieser anderen Welt. Photoshop heißt jetzt Photobasar, Usama Bin Ladin ist arabischer Senator und Saddam Hussein ein Bandenchef in Bagdad, dessen die Obrigkeit partout nicht habhaft werden kann. Doch weder er noch Usama Bin Ladin sind mit dieser Situation zufrieden. Beide wollen mehr.

Aus diesem doppelten Ehrgeiz zweier nicht ganz so braver arabischer Bürger entsteht die Dynamik der Handlung, in deren Mittelpunkt aber ein Polizistentrio steht: Mustafa al-Bagdadi und sein heimlich homosexueller Kollege Samir sind als Fahnder schon lange auf der Spur Saddams, und zu ihnen stößt nun die schöne Amal, die als Tochter der früheren Bürgermeisterin von Bagdad Karriere gemacht hat, aber als Ermittlerin mindestens so viel drauf hat wie die beiden Männer. Gemeinsam kommen sie einem großen Geheimnis auf die Spur: Sowohl Saddam als auch Usama Bin Ladin sind hinter einer Wunderlampe her.

Märchenhaft orientalisch ist also die Szenerie, die Ruff erzeugt, aber alles wird eingepasst in einen Verschwörungsthriller. Sein "Mirage", im Original schon 2012 erschienen, ist das genaue Gegenteil von Frank Schätzings neuem Roman "Breaking News", denn Ruff benutzt alle recherchierten Fakten nur dazu, die Realität tatsächlich zu spiegeln, also deren Seiten zu vertauschen, während Schätzing möglichst nahe an der Wirklichkeit bleibt. Ruff ist aber auch weniger als Spannungsautor bekannt, sondern seit seinem Debüt mit dem Campusroman "Fool on the Hill" (1988) und dann vor allem dank seiner 1997 erschienenen "G.A.S."-Trilogie, die im New York des Jahres 2023 spielt, gilt er als besonders komischer Erzähler. Diesen Ruf löst er mit "Mirage" bei aller Dramatik des Geschehens abermals ein.

Dabei geht es überaus blutig zu im arabischen Kampf gegen den Terror, der das Polizistentrio auch einmal ins mühsam befriedete Amerika führt, wo man sich nur in gepanzerten Wagen bewegen kann, weil alles voller christlicher Heckenschützen ist. Doch die eigentlichen Feinde sitzen zu Hause und träumen von einer ihnen durch rätselhafte Artefakte vermittelten zweiten Wirklichkeit, in der am 11. September 2001 ein starkes Amerika angegriffen worden ist. Denn noch besser, als Senator oder Bandenchef zu sein, ist die Aussicht auf absolute Herrschaft, wie sie in der Parallelwelt ein Staatspräsident Saddam und ein Terroristenführer Usama Bin Ladin über ihre Gefolgsleute auszuüben scheinen.

Ruff liefert also mit "Mirage" nicht nur eine köstliche Geschichtsfarce, er vermittelt auch subkutan eine geradezu philosophische Betrachtung zur Zwangsläufigkeit historischer Ereignisse. Dass er sich dabei nicht um Fragen nach Plausibilität oder gar Realismus schert, ist nur konsequent, schließlich nimmt er selbst sich Scheherazade als Vorbild, und genauso spannend wie die Erzählerin aus "Tausendundeiner Nacht" erzählt er. Auch genauso phantastisch. Und mit vielen Anspielungen auf die Offenbarungstexte der großen monotheistischen Religionen. Für Matt Ruff gilt somit im besten Sinne, was er Saddam Hussein einmal sagen lässt: "Die Amis . . . Ständig bringen die Phantasie und Wirklichkeit durcheinander."

Wobei es schade ist, dass auf Deutsch der amerikanische Titel beibehalten wurde, denn "Fata Morgana" wäre nicht nur allgemeinverständlicher gewesen, sondern hätte uns auch den ständig wechselnden Gebrauch dieses Begriffs und der Rede von "Mirage" im Laufe der Handlung erspart. Was mag da die beiden Übersetzer getrieben haben, wo sie doch auch aus den UAS (United Arabian States) des Originals die VAS gemacht haben, obwohl das der bei uns gleichfalls gebräuchlichen Abkürzung USA viel ferner ist? Der Tonfall Matt Ruffs in seiner Mischung aus Märchen-, Mythen-, Thriller- und Satire-Elementen ist bei der Übersetzung noch herauszuhören, aber einiges in der deutschen Fassung hätte etwas mehr Übersetzerphantasie gebrauchen können.

ANDREAS PLATTHAUS

Matt Ruff: "Mirage". Roman.

Aus dem Amerikanischen von Giovanni und Ditte Bandini. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2014. 490 S., geb., 21,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Ein irritierender Spaß."
Stern 10.04.2014