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Pietros Liebesbeziehung zu Sara zerbricht. Zur selben Zeit stirbt sein Großvater, den die Familie viele Jahre lang totgeschwiegen hatte. Pietro spürt, dass es an der Zeit ist, einen Blick zurück zu tun. Aus purer Neugier klingelt er an der Tür der Wohnung, in der er aufgewachsen ist. Die Begegnung mit dem jetzigen Mieter setzt in Pietros Leben einiges in Bewegung: Er erkennt, dass erst die Gespenster der Vergangenheit besiegt werden müssen, bevor eine Zukunft denkbar werden kann. Andrea Bajani hat einen untrüglichen Sensor für Unausgesprochenes; feinfühlig lotet er die Folgen des Verdrängens…mehr

Produktbeschreibung
Pietros Liebesbeziehung zu Sara zerbricht. Zur selben Zeit stirbt sein Großvater, den die Familie viele Jahre lang totgeschwiegen hatte. Pietro spürt, dass es an der Zeit ist, einen Blick zurück zu tun. Aus purer Neugier klingelt er an der Tür der Wohnung, in der er aufgewachsen ist. Die Begegnung mit dem jetzigen Mieter setzt in Pietros Leben einiges in Bewegung: Er erkennt, dass erst die Gespenster der Vergangenheit besiegt werden müssen, bevor eine Zukunft denkbar werden kann. Andrea Bajani hat einen untrüglichen Sensor für Unausgesprochenes; feinfühlig lotet er die Folgen des Verdrängens aus.

»Beim Schreiben dieses Romans habe ich darüber nachgedacht, wie sehr das Ungesagte, das Geheimgehaltene die Beziehungen von Paaren, Familien, Generationen am Ende stärker prägt als die Dinge, die ans Licht kommen.« Andrea Bajani
Autorenporträt
Bajani, Andrea
Andrea Bajani wurde 1975 in Rom geboren. Nach dem großen Erfolg seines Romans 'Mit herzlichen Grüßen' beschließt er 2005, sich ganz dem Schreiben zu widmen. Er ist als Reporter, Kritiker und Kolumnist für die Tageszeitungen 'La Repubblica', 'Il Sole 24 Ore' und 'Libération' sowie für die Literaturzeitschrift 'Lo Straniero' tätig und verfasst Texte für Theater und Rundfunk. Zudem übersetzt er aus dem Französischen und Englischen. 2008 wurde er für seinen Roman 'Lorenzos Reise' mit dem Premio Mondello, dem Premio Recanati und dem Premio Brancati ausgezeichnet. 2011 erhielt er den renommierten Premio Bagutta für den Roman 'Liebe und andere Versprechen'. 2014 wurden seine berührenden Erinnerungen an die Freundschaft mit Antonio Tabucchi, 'Erkennst du mich', mit dem Premio Settembrini ausgezeichnet. Andrea Bajani lebt in Turin.
Biermann, Pieke
Pieke Biermann, geboren 1950, studierte Deutsche Literatur und Sprache bei Hans Mayer sowie Anglistik und Politische Wissenschaft in Hannover und Padua. Sie lebt in Berlin und ist seit 1976 freie Schriftstellerin und Übersetzerin, u.a. von Stefano Benni, Andrea Bajani, Dorothy Parker, Anya Ulinich, Tom Rachman und Ben Fountain. Ihre Bücher wurden mehrfach ausgezeichnet, unter anderem für ihre Übersetzung an 'Oreo' mit dem Preis der Leipziger Buchmesse 2020 und drei Mal mit dem Deutschen Krimipreis.

Rezensionen
»Ein Buch, das bewegt, zum Nachdenken anregt, lachen und weinen lässt.« -- Kathrin Emse, Flensburger Tageblatt 13.01.2012

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Maike Albath ist nach der Lektüre von Andrea Bajanis neuem Roman etwas unbefriedigt. In "Liebe und andere Versprechen" geht es um Vergangenheitsbewältigung, fasst sie zusammen. Der Grundschullehrer Pietro erfährt vom Tod seines Großvaters Mario, der spät und traumatisiert aus dem Russland-Krieg zurückgekehrt war. In zwei verwobenen Erzählsträngen erzähle Bajani die Geschichten von Pietro und Mario. Die Psychologie der Figuren sei zwar einleuchtend, das Thema des Buches wichtig und habe bisher zu wenig Beachtung gefunden, schreibt die Rezensentin. Bajani habe auch einige schöne Ideen gehabt, aber die Geschichte ist Maike Albath häufig zu glatt, die Sprache nicht besonders genug, sie bietet ihr zu wenig Reibung. Auf jeden Fall gehe Bajani aber über die "unterhaltsamen Befindlichkeitsstudien" seiner Altersgenossen hinaus, lobt die Rezensentin aller Kritik zum Trotz.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.06.2012

Wenn der Schnee im Sommer fällt
Gespenstersonate: Andrea Bajanis bildstarker Roman

Wie mit unseren Gespenstern umgehen? Wie an diejenigen denken, die verschwunden sind, bevor wir sie lieben konnten? Solche einfachen Fragen, auf die es nur schwierige Antworten gibt, treiben Andrea Bajani um, einen der spannendsten jungen Autoren Italiens. 1975 in Rom geboren, hat Bajani mit den Romanen "Mit herzlichen Grüßen" und "Lorenzos Reise" auf sich aufmerksam gemacht. "Liebe und andere Versprechen", sein neuer Roman, ist aufs Neue so beiläufig erzählt, wie er dicht gefügt ist. Bajani gelingt es, jede Situation ins passende Bild zu fassen und diese Bilder zu Steinen eines Baus werden zu lassen - bis sich der Roman als eleganter Bogen spannt; der Leser sieht oft erst am Ende, dass alles passt. Nicht umsonst hat der kürzlich verstorbene Antonio Tabucchi Bajanis Romankunst gelobt.

"Liebe und andere Versprechen" erzählt von Ungeborenen und Verstorbenen: Der Lehrer Pietro wird von seiner Freundin Sara verlassen, weil das gewünschte Kind nicht kommt und seine Abwesenheit beide erdrückt. Pietro beginnt, scheinbar zufällig, eine eigenartige Bekanntschaft zu pflegen: Er schließt Freundschaft mit Olmo, einem alten Mann, der die ehemalige Wohnung von Pietros Eltern bewohnt. Der Grund der intuitiven Annäherung wird rasch deutlich: Hinter Olmo zeichnet sich die Silhouette von Mario, Pietros Großvater, ab. Beide, Olmo und Mario, waren Soldaten in Russland, Mario ist geistig verwirrt zurückgekommen. Der kleine Pietro konnte nichts mit ihm anfangen: "Ich guckte diesen Herrn an, und alles machte mir Angst, sein ausgemergeltes Gesicht, die von irgendjemandem in Fetzen gerissenen Wangen, der eingezogene Kopf, die eingezwängten Knochen." Eine verpasste Gelegenheit: Der Großvater fehlt nun in Pietros Leben - eine Leere, die in unterirdischer Verbindung mit dem ungeborenen Kind steht. Kurz, es entsteht ein dichtes Netz aus Verweisen, in dem sich Pietros Familiengeschichte mit der aktuellen Situation verknüpft; en passant wird ein düsteres Kapitel der italienischen Geschichte auf intime und doch universelle Weise berichtet. Die Bezüge zwischen Personen, Orten und Dingen scheinen mitunter willkürlich, erweisen sich im Nachhinein jedoch stets als begründet: Bajani ist ein Magier, der sich nicht auf poetische Suggestivkraft verlässt, sondern mit wissenschaftlicher Präzision arbeitet.

Pietros Freundschaft zu Olmo ist nicht ohne Konflikte: Die nostalgische Erinnerung verflüchtigt sich, als düstere Flecken erscheinen, denn offensichtlich war Olmo an Kriegsgreueln beteiligt. Ein Foto, das lachende italienische vor einem gehenkten russischen Soldaten zeigt, lässt Pietro keine Ruhe, doch kommt es nicht zum Bruch: Pietro reist ins russische Rossosch, um die Spuren von Olmos Vergangenheit zu rekonstruieren. Denn die Gegenwart ist wie jene handgezeichnete Karte, die Olmo ihm mit auf den Weg gibt: "Vor allem waren auf dem Blatt aber auch all die Linien, die er getilgt hatte, bevor er die endgültige Fassung fertig hatte, die er mir mitgab. Sie waren deutlich zu sehen, als Furchen im Papier, der Radiergummi hatte sie zwar wegschaffen wollen, aber nicht können. Er hatte nur die Dinge auf einen Schlag entfernt, ihre Zeichen waren geblieben." Dinge und Menschen wehren sich gegen den Radiergummi: "Trotzdem waren sie weiterhin da, sie leisteten Widerstand, ins Papier eingegraben, aber erkennbar." Genau das ist die Arbeit Pietros - und das Anliegen von Bajanis Roman: die Linien des Palimpsests sichtbar machen.

Parallel zur Russlandreise nähern sich Pietro und Sara, die durch eine Zufallsliebschaft schwanger ist, einander wieder; der tiefere Grund für das Zerwürfnis der Liebenden war, so zeigt sich nun erneut, ein Verschwundener. In beiden Annäherungen, der an Sara und der an den Großvater, ist Pietros Mutter das Bindeglied: Wie die verstorbene Lula in "Lorenzos Reise" ist sie eine von Bajanis starken Frauengestalten. Am Ende findet Pietro nicht genau das, was er suchte, aber das war auch nicht zu erwarten: Schließlich liegt der Zauber des Romans gerade im poetischen Schritt zur Seite, den Bajani mit "sprezzatura", mit scheinbar müheloser Eleganz meistert.

Das Ende, kurz vor der Rückreise, ist die Hommage an "Die Toten", Joyces' letzter "Dubliner"-Erzählung. Sommerlicher Blütenstaub legt sich aufs Land: "Und diese Pollen gingen über ganz Russland nieder, sanken auf unser Auto und die Straße, sanken auf die Felder mit all den Toten darunter und auf die ganze Steppe und auf die Tiere und durch die Landschaft radelnde Frauen und auf die Strommasten, der Himmel war voller weißer Flocken und war dennoch blau trotz all des sommerlichen Schneetreibens, dieses warmen Schnees, der sich über alle Dinge legte." Schöner kann man wissendes Vergessen und neu erwachende Hoffnung schwerlich in ein Bild fassen.

NIKLAS BENDER

Andrea Bajani: "Liebe und andere Versprechen". Roman.

Aus dem Italienischen von Pieke Biermann. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2012. 340 S., br., 14,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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'Liebe und andere Versprechen' ist ein aufmunternder Roman darüber, wie lohnend es ist, das eigene Leben aktiv zu gestalten.
Birgit Hock Die Rheinpfalz 20120721