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Eine scharfsinnige Analyse über die unterschiedlichen Methoden der Machtausübung dreier Kanzler-Persönlichkeiten.
Macht wird häufig negativ betrachtet, doch im gesamten sozialen Leben wird sie ausgeübt, auch in einem demokratischen Staatswesen, das den Gebrauch der Macht durch Verfassung und Gesetze einschränkt. Macht entsteht durch den Wunsch und die Fähigkeit, das Verhalten und Denken anderer zu beeinflussen und zu lenken. Zwei Herren, eine Dame und die mächtigste politische Position in der Bundesrepublik sind der Ausgangspunkt für diese Analyse. Alle drei sind Machtmenschen. Sonst wären…mehr

Produktbeschreibung
Eine scharfsinnige Analyse über die unterschiedlichen Methoden der Machtausübung dreier Kanzler-Persönlichkeiten.
Macht wird häufig negativ betrachtet, doch im gesamten sozialen Leben wird sie ausgeübt, auch in einem demokratischen Staatswesen, das den Gebrauch der Macht durch Verfassung und Gesetze einschränkt. Macht entsteht durch den Wunsch und die Fähigkeit, das Verhalten und Denken anderer zu beeinflussen und zu lenken. Zwei Herren, eine Dame und die mächtigste politische Position in der Bundesrepublik sind der Ausgangspunkt für diese Analyse. Alle drei sind Machtmenschen. Sonst wären sie nie in dieses Amt gelangt.

Gerd Langguth, ausgewiesener Kenner des Politikbetriebs und Autor hochgelobter politischer Biografien, untersucht die Regierungsstile der drei Kanzler-Persönlichkeiten und beleuchtet ihre verschiedenen Facetten. Um an Hintergrundinformationen zu gelangen, hat er zahlreiche Gespräche und Interviews geführt, u. a. mit Stefan Aust, Wolfgang Clement, Renate Künast, Rudolf Scharping und Otto Schily.
Autorenporträt
Langguth, Gerd
Gerd Langguth, Dr. phil., war Professor für Politische Wissenschaft an der Universität Bonn. Zuvor war er u.a. Mitglied des Bundestags, Staatssekretär, Direktor der Zentrale für politische Bildung, Leiter der Vertretung der EG-Kommission in Bonn und Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung. Er hat zahlreiche Veröffentlichungen vorgelegt, zuletzt Biografien über 'Angela Merkel' (2005; aktualisierte Neuausgabe 2007) und 'Horst Köhler' (2007) sowie 'Kohl, Schröder, Merkel. Machtmenschen' (2009).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.07.2009

Leichte Kost über schwere Kaliber
Gerd Langguth verurteilt Helmut Kohl, respektiert Gerhard Schröder und schont Angela Merkel

Wer dahin kommt, ist ein Machtmensch. Niemand hält zufällig Einzug ins Kanzleramt. Und wer einmal dort angekommen ist, will bleiben, so lange es geht. Kein deutscher Kanzler hat bislang aus freiem Entschluss sein Büro geräumt, auch nicht Willy Brandt, der kapitulierte. Ob es Angela Merkel einmal anders halten wird, bleibt abzuwarten. Einstweilen jedenfalls verhält sie sich wie ihre Vorgänger im Amt - findet jedenfalls Gerd Langguth, der die amtierende Kanzlerin mit ihren beiden Vorgängern Helmut Kohl (CDU) und Gerhard Schröder (SPD) vergleicht. Langguth hat sich in verschiedenen Berufen und Funktionen versucht, war unter anderem einmal Vorsitzender des RCDS, saß einige Jahre für die CDU im Deutschen Bundestag, war zeitweilig Mitglied im Bundesvorstand seiner Partei und amtierte als geschäftsführender Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung. Heute wirkt er als Honorarprofessor am Institut für Politische Wissenschaft, das einmal zu den ersten Adressen der Republik gehörte.

Was Langguth über die "Machtmenschen" im Kanzleramt zusammengetragen hat, ist leichte Kost. Die großangelegte Studie ist flott geschrieben, allerdings über weite Strecken eine Komposition von Zitaten, dabei nicht frei von Wiederholungen und Redundanzen, die sich wohl auch aus der Genese des Buches erklären. Denn das meiste kommt nicht zum ersten Mal zum Abdruck: Das Kapitel über Helmut Kohl ist eine eingedampfte Fassung eines 2001 erschienenen Buches über das "Innenleben der Macht. Krise und Zukunft der CDU", und das Porträt Angela Merkels ist eine aktualisierte Variante einer 2005 publizierten Biographie der Kanzlerin.

Auch deshalb kann man Langguths Buch über die drei Machtmenschen im Kanzleramt in erster Linie als biographischen Versuch über Gerhard Schröder lesen. Nicht nur steht der letzte Kanzler im wahrsten Sinne des Wortes im Mittelpunkt des Buches, sein Porträt nimmt auch den meisten Raum ein. Und dann hat Langguth mehr als siebzig Interviews mit "wichtigen Persönlichkeiten der rot-grünen Koalition" geführt und damit seinem Bild dieses Kanzlers ein starkes Quellenfundament unterlegt. Die Hauptdarsteller standen ihm im Übrigen nicht zur Verfügung. Gerhard Schröder nicht, Helmut Kohl nicht, und Angela Merkel, jedenfalls für dieses Projekt, auch nicht. Das ist mehr als ein Schönheitsfehler.

Gleichwohl ist beachtlich, was Langguth zur "Sphinx", also zu Frau Merkel, und namentlich zum "Geschichtsdeuter", vulgo Kohl, zusammengetragen hat. Der CDU-Mann kennt eben die richtigen Leute. Bei der Beobachtung der Amtsinhaberin hält er sich - aufs Ganze gesehen und weil das abschließende Urteil noch nicht zu fällen ist - zurück und beschränkt sich auf die gängigen Einschätzungen der "angelernten Christdemokratin", wonach sich die Kanzlerin "nicht gerne in die Karten gucken" lasse und "jede zu treffende Entscheidung immer auch in dem Lichte" betrachte, ob sie "ihrer weiteren Kanzlerschaft" nutze oder schade.

Mit Helmut Kohl hingegen geht Langguth zu Gericht wie sonst nur ehemalige Weggefährten des Langzeitkanzlers, vorzüglich aus der eigenen Partei. Und die ist eben auch die des Autors. Von der "Entpolitisierung der Parteigremien" über die "Entmündigung von Parteitagsdelegierten" bis hin zur "Missachtung von allgemeinen demokratischen Grundsätzen" wird kein Vorwurf ausgelassen, der Kohl ins schlechte und seine Opfer in ein entsprechend besseres Licht setzen könnte. So vor allem Wolfgang Schäuble, dem Langguths Respekt und Sympathie gehören. Seine insgesamt faire und ausgewogene Darstellung des Zerfalls dieser Männerfreundschaft gehört zu den starken Kapiteln des Buches.

Das gilt auch für das Bild, das Langguth vom Verhältnis Gerhard Schröders zu Oskar Lafontaine zeichnet. Sein Urteil über den im März 1999 fluchtartig alle Staats- und Parteiämter räumenden Saarländer ist so vernichtend, dass Langguth es in entscheidenden Punkten lieber durch seine Interviewpartner formulieren lässt: Lafontaine "war überfordert, schwer für jemanden, der sich für einen ganz Großen hält" und davon "lebt,... dass er stets überschätzt wurde". Lafontaine, so sieht es Langguth, ist gescheitert - "an Gerhard Schröder und an sich selbst".

Und Schröder selbst? Gewiss, auch dieser Kanzler musste gehen, obwohl er bleiben wollte. Das hat er mit sämtlichen Vorgängern im Amt gemeinsam. Seine "Tragik" war, dass er 2005 "auch deshalb die Wahl verloren hat, weil er etwas Richtiges unternommen hat: den Versuch, Deutschland zu reformieren". So gesehen zählt Gerhard Schröder zu den erfolgreichen Kanzlern, und die wenn auch verhaltene Sympathie des Biographen gehört dem "Aufsteiger". Was Langguth vor allem imponiert, ist der "Mut zum Unpopulären", den er bei Kohl, von der Einführung des Euro abgesehen, nie wirklich und bei Merkel "bislang" noch nicht zu entdecken vermochte: Schröder aber hat die Entscheidung für die "Agenda 2010", die mit "seinem Namen verbunden bleiben" wird, in dem "Bewusstsein getroffen, dass er handeln musste - um den Preis des Zusammenbruchs seiner eigenen Macht".

Aber damit endet auch das Verständnis des Autors für diesen Kanzler. Dass sich Schröder nach der Amtsübergabe an seine Nachfolgerin konsequent aus dem politischen Geschäft zurückgezogen und als "erster" Exkanzler "offensiv aufs Geldverdienen setzte", vermag auch Langguth wie die meisten Deutschen ihm nicht zu verzeihen. Dabei liegt er falsch. Die Honorare, die Willy Brandt oder Helmut Kohl, von Helmut Schmidt gar nicht zu reden, als Buchautoren verbucht haben, sind mit dem Posten des Vorsitzenden eines Aktionärsausschusses kaum zu erwirtschaften.

Und warum auch nicht? Was spricht dagegen, dass ein verdienter, in seinem immens verschleißenden Beruf unterbezahlter Amtsträger wie ein Bundeskanzler nach seinem Rückzug aus dem Amt auch ökonomisch neuen Horizonten zustrebt - sei es als Partner einer Beratungsgesellschaft, als Aufsichtsratsvorsitzender, als hoch dotierter Redner oder als Autor? Und ist es nicht so, dass denen, die nach dem Auszug aus dem Kanzleramt noch Jahre und mitunter, wie Konrad Adenauer oder Willy Brandt, ihr Leben lang im Parlament geblieben sind, immer auch der Machtverlust anzusehen war? Da ist der konsequente Schnitt, zu dem sich Schröder als erster Kanzler entschlossen hat, wohl besser - für alle Beteiligten. Eben weil es so schwerfällt, loszulassen.

GREGOR SCHÖLLGEN

Gerd Langguth: Kohl, Schröder, Merkel. Machtmenschen. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2009. 577 S., 18,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Groß angelegt, aber leicht geschrieben. Für Gregor Schöllgen ist dieses wesentlich aus bereits Veröffentlichtem und Zitaten kompilierte Buch trotz seines Hangs zur Wiederholung, wie er schreibt, durchaus ein Quell von Insiderinformationen. Was der CDU-Mann Gerd Langguth über Kohl, Schröder und Merkel und ihr Verhältnis zur Macht zu berichten hat, findet Schöllgens Interesse. Bemerkenswert erscheinen ihm insbesondere das quellensatte Bild des Ex-Kanzlers Schröder (Kritik an seinem Nachleben eingeschlossen), Langguths Kohl-Kritik und sein vernichtendes Urteil über Lafontaine sowie das allerdings auf seine Merkel-Biografie zurückgreifende Kanzlerin-Porträt. Dass weder die Kanzlerin noch Kohl oder Schröder selbst dem Autor als Interviewpartner zur Verfügung standen, ist vor diesem Hintergrund vielleicht zu verstehen, für Schöllgen aber ist das "mehr als ein Schönheitsfehler".

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