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Zehn Erzählungen über Mythen und Mysterien des Alltags.

Produktbeschreibung
Zehn Erzählungen über Mythen und Mysterien des Alltags.
Autorenporträt
Florian Werner, 1971 in Berlin geboren, studierte Anglistik, Amerikanistik und Germanistik. Er promovierte mit einer Arbeit über HipHop und Apokalypse. Florian Werner ist Texter und Musiker in der Gruppe Fön und arbeitet journalistisch, etwa für den WDR.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.08.2005

Wer die Seerose pflückt
„Wir sprechen uns noch”: Alles drängt zur finalen Pointe in Florian Werners Erzählungen
Dass es mit der Liebe nicht so einfach ist, ist bekannt. Dass sie nicht selten an unausgesprochen Sehnsüchten scheitert, auch. Seit längerem schon erzählt ein großer Teil der jungen deutschen Literatur davon, und es bedarf also einer gewissen Originalität, um nicht nur in bereits gemachten Betten zu liegen. Und so sind die Erzählungen des Berliner Schriftstellers und Musikers Florian Werner bevölkert von kuriosen Figuren und originellen Situationen. Denn auch in „Wir sprechen uns noch”, Werners erzählerischem Debüt, geht es um Männer und Frauen und ihre Beziehungen.
Da sitzt in der Geschichte „Schiefer” ein namenloser Mann in der Stripshow der Schönen Melusine, die ihn, wie stets, an seine frühere Verlobte erinnert; und mit den Gedanken an sie kehren auch die Erinnerungen an den in Schiefer verewigten Stenopterygius quadriscissus zurück, sein Hochzeitsgeschenk.Und auch die Erinnerungen an den Klabautermann kehren wieder, den Mann, weswegen sie nicht vor dem Traualtar erschien. Es ist, „als wolltest du eine Seerose pflücken”, mit dem schönen Blütenkelch erscheint ein langer, trostloser Stiel. Wie es wäre, den Klabautermann doch einmal zu treffen, ihm zu sagen, wie sehr das wortlose Verschwinden der Geliebten auch nach Jahren noch schmerzt, lässt Werner den Erzähler ausmalen. Um dann zu dem Schluss zu kommen, dass auch für den Klabautermann seine Verlobte nur noch Erinnerung ist. So wird aus dem ersehnten Streit um die frühere Verlobte eine schweigsame Begegnung zweier verlassener Männer.
In der Erzählung „Frischfleisch” zerbricht ein Beziehung an zu viel Sprache. Pausenlos redet Rhabarber auf seine Freundin ein. Spricht über alles, benutzt nur die falschen Worte. So lange, bis sie den gemeinsamen Urlaub, der doch ihre Freundschaft retten sollte, abbricht und abreist. Kaum setzt sich ihr Zug in Bewegung, fliegt mit einem dumpfen Schlag Rhabarbers Wörterbuch gegen die Scheibe: Auch das die Suche nach den richtigen Wörtern erleichternde Buch konnte die Beziehung nicht retten.
So kurz und schnell wie Werners Beziehungsskizzen sind, so schnell sind sie zum Teil auch wieder vergessen. Werners Erzählen ist auf den größtmöglichen Effekt hin ausgelegt: Alles drängt bei ihm ohne Umwege zur finalen, meist tragikkomischen Pointe. Ein Schreibstil, der seinen literarischen Wurzeln, dem Poetry Slam, geschuldet ist, bei der Lektüre jedoch, ob seiner Schnelligkeit, selten befriedigt. Denn Platz für subtilere, über ein flüchtiges Schmunzeln hinausgehende Betrachtungen findet sich da leider viel zu selten.
DANIEL KNELLESEN
FLORIAN WERNER: Wir sprechen uns noch. Erzählungen. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005. 157 Seiten, 14 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Daniel Knellesen kann sich nur schwer dem Tempo der zehn Erzählungen von Florian Werner anpassen. In seinem erzählerischen Debüt streiten und lieben sich Paare, wir lesen von gescheiterten Beziehungen, Klabautermännern, zu viel Sprache und Stripshows. Wer über Liebe schreibt, der muss originell sein, weiß der Rezensent, besonders in der jungen deutschen Literatur. Das gelingt Werner, lobt Knellesen, aber in einer so hohen Schnelligkeit, dass kein Platz mehr bleibt für Betrachtungen, die über ein "flüchtiges Schmunzeln" hinausgehen. Knellesen meint den Grund dafür zu kennen: der Poetry Slam, die Heimat des Autors, die ihn auch dazu veranlasst, alle seine Erzählungen ohne Umwege "zur finalen, meist tragikkomischen Pointe" zu führen. Aber herzhaft kann der Rezensent darüber leider nicht lachen und muss zugeben, Werners Beziehungsskizzen schnell wieder zu vergessen.

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