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Geschichten von der Nähe, die zwei Menschen trennt: Wie die Erzählung von einer Touristin, die beim Tango im schwülen Buenos Aires auf die große Liebe ihres Lebens trifft und doch weiß, daß sie allein ins winterliche Deutschland zurückfahren wird. Oder die Geschichte vom arbeitslosen Argentinier Adrián, der den allerletzten Peso seinem männlichen Stolz opfert. Oder die der jüdischen Emigrantin, die ihren Mann kurz nach der Hochzeit auf dem Flüchtlingsschiff verliert, jedoch ein Leben lang in ihrer Phantasie die Ehe mit ihm weiterlebt.
Der argentinische Tango ist kein traditioneller
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Produktbeschreibung
Geschichten von der Nähe, die zwei Menschen trennt: Wie die Erzählung von einer Touristin, die beim Tango im schwülen Buenos Aires auf die große Liebe ihres Lebens trifft und doch weiß, daß sie allein ins winterliche Deutschland zurückfahren wird. Oder die Geschichte vom arbeitslosen Argentinier Adrián, der den allerletzten Peso seinem männlichen Stolz opfert. Oder die der jüdischen Emigrantin, die ihren Mann kurz nach der Hochzeit auf dem Flüchtlingsschiff verliert, jedoch ein Leben lang in ihrer Phantasie die Ehe mit ihm weiterlebt.

Der argentinische Tango ist kein traditioneller Gesellschaftstanz, sondern »ein trauriger Gedanke, den man tanzen kann«, wie es einmal Enrique Santos Discépolo, einer der berühmtesten Tangotexter, formuliert hat. Das Mit- und Gegeneinander von Mann und Frau, das sich im Spiel von Blicken und Beinen immer wieder manifestiert, zieht sich als verbindendes Thema durch Katrin Dorns vielschichtige Erzählungen rund um den Tango.
Autorenporträt
Dorn, Katrin
Katrin Dorn wurde 1963 in Thüringen geboren und studierte in Leipzig Psychologie. Nach einer kurzen Karriere als Theaterpädagogin und Zeitschriftengründerin zog sie 1996 nach Berlin, um dort als freischaffende Autorin zu leben. Seit 2001 wohnt sie in Hamburg.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.10.2002

Wenn Partner den Takt verlieren
Tanz den Trivial-Tango: Katrin Dorn bewegt sich auf glattem Parkett

Dem Tango wird nachgesagt, er "sei die Versöhnung zwischen Mann und Frau". Diese therapeutische Wirkung übt er anscheinend nur begrenzt auf jene Thirtysomethings aus, die es seit einigen Jahren in Scharen in die Tangokurse zieht. Das lassen Katrin Dorns "Tangogeschichten" ahnen, in denen es oft weniger um die Beziehung zum anderen als um die zum guten alten Ego geht: Man hat den theatralischen Tango als dessen angemessene Ausdrucksform entdeckt und umarmt zwischen Berlin und Buenos Aires seine Illusionen zum Klang von Bandoneon und Violine. Dabei fühlt man sich besser - ab und zu, und als leidenschaftliche Frau vorzugsweise in den Armen eines stattlichen Argentiniers.

Das ist nicht besonders originell und vor allem anstrengend zu lesen, weil das Sujet des Tango auf die Sprache der Autorin keinen guten Einfluß hat. Wenn Tangolyrik Herz und Schmerz ungeniert beim Namen nennt, wird man sich nicht beschweren. Anders sieht es aus, wenn in Erzählungen Bilder und Formulierungen immer wieder heftig und ironiefrei mit dem Kitsch kollidieren: Da "schreien" die Gedanken der Erzählerin, "ihr halb entblößter Körper streckte sich aus, in seiner uralten Sehnsucht nach der Wahrheit solcher Schwüre", ein Mann versteht "jeden Atemzug von ihr" und über allem wölbt sich "das gewaltige Blau".

Opernhafte Requisiten - ein Taschenmesser mit Stilettklinge, ein zu Boden gleitender Seidenschal - wirken gesucht. Originelle Bilder wie das von den "jungen Tigern auf Glatteis" für eine tanzende Menge bleiben die Ausnahme. Schiefes überwiegt auch, wenn Katrin Dorn einen amüsierten Ton anpeilt: Daß nun wirklich alle belanglosen Beziehungen der Männerslips sammelnden Melancholikerin Marita einen Vornamen haben, der mit H beginnt, ist ein schlechter running gag. Und wer verwechselt schon Hjalmar und Hogard? In einer weiteren Geschichte bleiben einer jungen Frau namens Sabeth Tanzpartner erspart, deren hölzerne innere Monologe - "würdest du bitte mit ihr tanzen, sagte Martin zu sich" - zu ihrem Glück nur der Leser kennt.

Auch ein paar tangolose Stücke finden sich: Eine groteske Strandszene, ein bißchen jüdische Emigration, ein bißchen deutsch-argentinische Familiengeschichte mit einem ausgewanderten Onkel, der die deutsche Arbeitsmoral preist. Am Ende erzählt eine Frau, daß sie und ihr Tanzpartner sich irgendwie gar nicht verstehen. Auch mit dem Tango klappt's nicht mehr. Aber das macht eigentlich nichts: Hier legt man sich in diesem Fall ins Bett und erträumt sich eine Liebesgeschichte. Und dann wacht man auf: "vor Glück".

ANNETTE ZERPNER

Katrin Dorn: "Tangogeschichten". Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2002. 175 S., kt., 14,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Die Faszination des Tango sieht die Rezensentin Annette Zerpner in dem Versprechen, die Trennung von Mann und Frau zu heilen. Ob dieses Versprechen eingelöst wird, bezweifelt jedoch Zerpner, wenn sie die Geschichten von Katrin Dorn liest, "in denen es oft weniger um die Beziehung zum anderen als um die zum guten alten Ego geht". Dabei bemängelt die Rezensentin die mangelnde Originalität dieser Aussage und die Anstrengung, die die Lektüre verursacht. So hätte das Sujet "keinen guten Einfluss" auf die Sprache der Autorin. Zerpner sieht "Bilder und Formulierungen immer wieder heftig und ironiefrei mit dem Kitsch kollidieren". Vereinzelte Bilder, die neu und gelungen sind, stehen "opernhaften Requisiten" gegenüber, wie die Rezensentin meint. Auch von der Dramatik der Geschichten zeigt sich Zerpner wenig gefesselt, sie fühlt sich durch Passagen gelangweilt, die zum Glück "nur der Leser kennt". Einige Geschichten, die nicht den Tango zum Thema haben, runden die Sammlung ab.

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