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Der Londoner Anwalt Alistair Meadowlark ist eine auffällige Erscheinung. Doch imposant ist an dem etwas altmodischen und ängstlichen Vierunddreißigjährigen nur seine Körpergröße. Ausgerechnet er wird nun von seiner Kanzlei nach Tokio geschickt, jene grelle japanische Metropole, in der es nie Nacht wird. "Ich sah ihn an seinem zweiten Abend, nachdem ich ihn bereits im Büro begrüßt hatte. Er stand auf der Straße, gestrandet, verloren, zu groß für diese Stadt, dieses Land", schreibt sein neuer Kollege, der die Geschichte erzählt.

Produktbeschreibung
Der Londoner Anwalt Alistair Meadowlark ist eine auffällige Erscheinung. Doch imposant ist an dem etwas altmodischen und ängstlichen Vierunddreißigjährigen nur seine Körpergröße. Ausgerechnet er wird nun von seiner Kanzlei nach Tokio geschickt, jene grelle japanische Metropole, in der es nie Nacht wird. "Ich sah ihn an seinem zweiten Abend, nachdem ich ihn bereits im Büro begrüßt hatte. Er stand auf der Straße, gestrandet, verloren, zu groß für diese Stadt, dieses Land", schreibt sein neuer Kollege, der die Geschichte erzählt.
Autorenporträt
Gavin Kramer, geboren 1961, ist Rechtsanwalt und lebt in London. Seine Kurzgeschichten wurden in verschiedenen Zeitschriften und Anthologien veröffentlicht. "Shopping" ist sein erster Roman, der unter anderem auf der Auswahlliste des Withbread-First-Novel-Preises 1998 stand und mit dem David Higham Prize 1998 ausgezeichnet wurde.
Rezensionen
"Eine witzige, temporeiche Komödie mit Monty-Python-Charme, in der Japan zwischen Traditionsbewußtsein und schriller Jugendkultur gezeigt wird."'Maxi'

"Ein faszinierendes Debut, das davon handelt, inwieweit das eigene Selbstverständnis von der eigenen Kultur bestimmt wird und wieviel Einfluß die Begegnung mit einer fremden Kultur auf dieses Selbstverständnis hat." Booklist, Besprechung mit Stern

"Eine äußerst intelligente Satire gegen den Konsumkapitalismus unserer Tage und eine grandiose Komödie über Europäer, die sich in ein Land wagen, von dem sie so gut wie keine Ahnung haben." Daily Telegraph

"Gavin Kramers eindrucksvoller Erstling kommt sehr modisch und elegant daher, ist aber nie leichtfertig im Umgang mit der Einsamkeit und dem Mißbrauch von Gefühlen." The Times

"Gavin Kramer ist ein großes Talent.'Shopping' macht nicht nur viel Spaß, man lernt auch eine Menge über Japan. Endlich mal wieder ein Erstling von einem Autor, der wirklich schreiben kann." New York Times Book Review

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.09.2001

Der Zeitgeist trägt Zitronengelb
Moderne Geisha: Gavin Kramer geht in Tokio auf Einkaufstour

Der Titel von Gavin Kramers erstem Roman ist verführerisch: "Shopping" scheint alle erdenklichen Arten der Verwicklung anzudeuten, Exzesse und Streitereien, Narzißmus und Begehrlichkeit, Diesseitseuphorie und Trendbewußtsein im Wettkampf mit dem Konto-Limit. Auch der Ton, den der Autor anschlägt, ist schnell und witzig, er gleitet über die Dinge hin wie ein versierter Warenscanner. Nicht anders verfahren seine Figuren. "Shopping" spielt in den Bankerkreisen Tokios; sein Protagonist und der mit ihm befreundete Erzähler sind Engländer, die es in eine japanische Filiale ihrer juristischen Kanzlei verschlagen hat.

Ihre Tage bestehen aus Zahlen und dem, was man sich dafür kaufen kann. Dazu gehört vor allem eine junge, weibliche Begleitung, die ihrem "Beschützer" das Geldausgeben weitgehend abnimmt. Die Mädchen stammen aus tristen Hochhaussiedlungen in der sagenhaft fernen Vorstadtwüste. Wie ihre Väter, die stundenlange Zugfahrten für ihren Job in der City auf sich nehmen, reisen auch sie jeden Tag in die Glamourbezirke der Stadt, um in einer Bar oder bei McDonald's einen betuchten Freier aufzugabeln. "Ich wußte, daß die Mädchen gern das Innere des Lebens dieser privilegierten Ausländer unter die Lupe nehmen", bemerkt der Erzähler über einen Abend im Nachtclub "Scooby-Doo": "die erstklassig gelegenen, teuren Mietwohnungen dieser gaijins inspizieren, sie mit Blicken und Fingerspitzen abtasten, herausfinden wollten, ob sie paßten und wie sie sich anfühlten".

Was als Konsumsatire begann, erreicht bald andere Schichten, denn Gavin Kramer gibt sich mit der hochverschweißten Oberfläche seiner Figuren nicht zufrieden. Deshalb ist sein Held mit dem idyllischen Namen Alistair Meadowlark auch kein hochdotierter Investment-Broker, sondern ein Wirtschaftsanwalt, der im teuren Tokio gerade so über die Runden kommt. In seiner Wohnung hängt ein Photo der Queen, seine Eltern bedeuten ihm alles, und wenn er überhaupt an Frauen denkt, dann höchstens an seine rustikale Verlobte im fernen Heimatland.

Als ihm der Tokioer Zeitgeist, knallhart kalkulierend und schamlos selbstverliebt, in Gestalt Sachikos gegenübertritt, gibt er sich kampflos geschlagen. Die vierzehnjährige Schülerin mit hochgestecktem Haar, grellrotem Lippenstift und zitronengelbem Outfit beendet erst ihr Handygespräch und fragt dann den von ihrer Erscheinung hypnotisierten Anwalt "in einem ausgesprochen reizenden Ton: ,Möchtest du mir etwas kaufen?'"

Von nun an geht es mit Meadowlark bergab. Aus dem verläßlichen Kanzlisten wird ein unberechenbarer Raufbold. Bald hat er auch seinen Job verloren, denn die Pflicht im Reich der Sinne schließt den Dienst für Königin und Vaterland so ziemlich aus. Kramers männliche Wald- und Wiesennachtigall im Großstadtdschungel ist ein Enkel Josef K.s, wie Kafka die paradigmatische Loser-Figur des letzten Jahrhunderts nannte. Gemeinsam ist ihnen die tödliche Mischung aus Dreistigkeit und Verklemmtheit. Auch die weiblichen Gestalten des Romans sind durch die Schule des Absurden gegangen. Es tut Sachikos Enigma keinen Abbruch, daß wir sie in Grenzsituationen erleben. Wenn sie mit einem Elternteil telefoniert, verwandelt sich die polierte Prada- und Gucci-Kundin in ein gequältes Insekt, dessen lange Fingernägel in hilfloser Wut die Wände zerkratzen. Erfährt der Leser auch einiges über ihre häuslichen Konflikte, vor allem der jähzornige Vater, der Sachikos zusammengeschnorrte Designerkleider vermüllt, bleibt im Gedächtnis, so hätte er gern mehr über ihre unwahrscheinliche Allianz mit Meadowlark gelesen, über ihre Einkaufstouren, Auseinandersetzungen und bizarren Intimitäten. Doch der Autor skizziert dieses Herzstück der Geschichte nur flüchtig. Kaum hat Sachiko den Engländer an der Angel, da zieht sie schon weiter und bewältigt routiniert die letzten Stufen zum Dauerplatz in nationalen Lifestyle-Magazinen.

Der Kapitalismus mag in Japan noch entfesselter als in westlichen Großstädten sein, aber seine Bewohner, so Kramers Moral, verstehen besser mit ihm umzugehen. Gefühl und Moral kommen ihrer Zielstrebigkeit nicht in die Quere. Erfolg in Tokio ist illusionslos, hart erarbeitet und auf den Pfennig seinen Einsatz wert. Während Meadowlark sich kopfüber in das erotische Abenteuer stürzt, wird Sachikos Engagement von keinerlei Genußstreben behindert. Das Prinzip der Schaufensterwelt hat sie vollkommen internalisiert. Als moderne Geisha opfert sie jede menschliche Regung dem Bild, das die Welt von ihr haben soll.

Während sie zur ständigen Begleitung eines angesagten Glamrock-Sängers avanciert, geistert ihr abgelegter Anwalt haltlos zwischen Wollust und Askese taumelnd durch Asiens Billigländer. Die Begegnung beider Egos geht eins zu null für Japan aus. Auf allen Hochglanzfotos hielten Sachiko und ihr neuer Beschützer "unweigerlich churchillhaft umgedrehte Victory-Zeichen vor die neugierigen Objekte. Gelegentlich, vielleicht um der Abwechslung willen, hielt sich der Leadsänger von Black Kettle einfach nur seinen Zeigefinger an den Kopf, dann machte neben ihm Sachiko triumphierend das Victory-Zeichen."

INGEBORG HARMS

Gavin Kramer: "Shopping". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Hans M. Herzog. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2001. 360 S., br., 28,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Recht fasziniert äußert sich die Rezensentin Ingeborg Harms über den Erstlingsroman des britischen Autors, der schon durch seinen Titel "Shopping" bestimmte Erwartungen weckt. Harms folgt in ihrer Rezension den Irrungen und Wirrungen eines westlichen Wirtschaftsanwalts, der im modernen Tokio den Reizen einer konsumbesessenen Gucci-Geisha im Alter von 14 Jahren verfällt und offensichtlich als Verlierer auf der Strecke bleibt. Etwas flüchtig, so merkt Harms mit Bedauern an, schildert Kramer leider die Shopping-Touren der beiden, die sie als das Herzstück der Geschichte begreift. Aber eine Moral hat sie mitgenommen: "Der Kapitalismus mag in Japan noch entfesselter als in westlichen Großstädten sein, aber seine Bewohner, so Kramers Moral, verstehen besser mit ihm umzugehen." Eine kritische Auseinandersetzung mit der modernen Konsumwelt, die auf der japanischen Folie besser wirkt? Jedenfalls sei der Ton des Autors "schnell und witzig, er gleitet über die Dinge hin wie ein versierter Warenscanner."

© Perlentaucher Medien GmbH
"Eine äußerst intelligente Satire gegen den Konsumkapitalismus unserer Tage und eine grandiose Komödie über Europäer, die sich in ein Land wagen, von dem sie so gut wie keine Ahnung haben." Daily Telegraph

"Gavin Kramer ist ein großes Talent."Shopping" macht nicht nur viel Spaß, man lernt auch eine Menge über Japan. Endlich mal wieder ein Erstling von einem Autor, der wirklich schreiben kann." New York Times Book