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Ein provinzielles Seebad an der nordspanischen Atlantikküste. Als der junge Anwalt aus Madrid wenige Tage nach dem Tod des alten Generals zur Regelung des Erbes dort eintrifft, ahnt er nicht, dass er Zeuge einer sich anbahnenden Tragödie wird. Denn im alten Herrenhaus lebt noch Ana Rosa, die in der Blüte ihrer Jahre stehende "Witwe". Sie ist nicht nur dem Erben ein Dorn im Auge, sondern auch den Einheimischen. Hatte die junge Hemdenverkäuferin doch einst den vierzig Jahre älteren General im Sturm erobert und sich dann von ihm als Mätresse und Muse eines erlauchten Literatenzirkels in einer…mehr

Produktbeschreibung
Ein provinzielles Seebad an der nordspanischen Atlantikküste. Als der junge Anwalt aus Madrid wenige Tage nach dem Tod des alten Generals zur Regelung des Erbes dort eintrifft, ahnt er nicht, dass er Zeuge einer sich anbahnenden Tragödie wird. Denn im alten Herrenhaus lebt noch Ana Rosa, die in der Blüte ihrer Jahre stehende "Witwe". Sie ist nicht nur dem Erben ein Dorn im Auge, sondern auch den Einheimischen. Hatte die junge Hemdenverkäuferin doch einst den vierzig Jahre älteren General im Sturm erobert und sich dann von ihm als Mätresse und Muse eines erlauchten Literatenzirkels in einer noblen Suite im Madrider Hotel Wellington aushalten lassen.
Der Zauber ihrer glänzenden Vergangenheit übt einen starken Sog auf den kauzigen Doktor Castro aus, der in der verführerischen Ana Rosa seit langem das obskure Objekt seiner Begierde sieht. Und auch der Sohn des Gärtners, der 15jährige Zorrilla, fühlt sich von der mysteriösen Frau magisch angezogen, gleicht sie doch dem steinernen, algenübe rwachsenen Mosaik der Medusa in den verfallenen römischen Bädern, zu denen nur er den Zugang kennt. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf, als der Junge in einer stürmischen Herbstnacht zwei frisch gefangene Fische ins Herrenhaus bringt ...
"Unter den vielen Qualitäten, die diesen packenden Roman auszeichnen, sticht die minutiöse Zeichnung einer nebelverhangenen Landschaft, das Abtauchen in die Leidenschaften und Schattenseiten, und vor allem das meisterhafte Porträt einer Heldin, die aus dem 19. Jahrhundert stammen könnte, direkte Nachfahrin solch mystischer literarischer Figuren wie Madame Bovary oder Anna Karenina, hervor." (Mauricio Bach in "Que leer")
"Eine Parabel der Dekadenz und des Ruins." (Santos Sanz Villanueva in "Esfera")
Autorenporträt
Manuel de Lope, 1949 in Burgos geboren, lebte von 1969 bis 1993 in England, der Schweiz und Frankreich, wo er seine ersten Romane publizierte. Seit 1993 wohnt er wieder in Madrid. "Die unsichtbare Schöne" nimmt ihren Ausgang von den Erzählungen seiner Literatenfreunde, die damals zu dem Dichterkreis zählten.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.01.2001

Parkwächter
Mythenselig: Manuel de Lopes Roman "Die unsichtbare Schöne"

Am Anfang reicht die schöne Frau dem Jungen einen Apfel, um zu demonstrieren: Es wird kein gutes Ende nehmen. Das ist eine etwas wurmstichige Erkenntnis. Den Spanier Manuel de Lope hat sie gedrängt, einen Roman zu schreiben. Und aus diesem lächelt nun evagleich Ana Rosa Camp hervor, die Geliebte eines gerade verstorbenen Generals. Sie lehnt auf der Veranda ihres von Efeu umrankten Herrenhauses, aus dem ein Anwalt sie vertreiben soll. Doch dieser horcht lieber hingebungsvoll den Lebenserinnerungen der "verführerischen Witwe", beobachtet vom Jungen, der im Bannkreis dieser Frau seinen Apfel verspeist. Ein Geheimnis umweht sie.

Das empfinden auch die Dorfbewohner, die jene rätselhafte Frau zum Teufel jagen wollen, dorthin, wo sie ihrer Meinung nach herkommt. Wie sollen sie auch ahnen, daß die literarische Verkörperung der weiblichen Natur stets unbegreiflich sein muß. Denn selbst bilden die Bewohner des Dorfes eine recht triebgesteuerte Truppe. Die Haushälterin erinnert an "ein totemartiges Tier" und heißt "Toribia". Der Gärtner, Vater des apfelessenden Jungen, taucht hinter einer bedrohlich schnappenden Gartenschere auf. Und ein "Zyklop" dient als Kellner im verfallenen Kurhotel, das der Anwalt aus Madrid als einziger Gast bewohnt. Kein Wunder, daß der Hauptstädter sich in eine mysteriöse Welt hineingezogen fühlt und Sinn für die Ruinen im Park des alten Hotels entwickelt. Er streift nachts durch die Reste aus dem neunzehnten Jahrhundert und vermeint, "eine Schlange zu sehen, ein längliches Wesen aus geheimnisvollen grünen Ringen mit rätselhaften schwarzen Streifen an den Seiten". Die mythischen Anklänge wuchern wie die Gärten und sind so überraschend aus sämtlichen Traditionen zusammengesucht, daß selbst abgebrühte Anwälte sich verstricken. Die Telefonate mit der vernünftigen Ehefrau in Madrid werden immer kürzer.

Das liegt nicht zuletzt daran, daß sich die Ereignisse in Linces zuspitzen. Ana Rosa überschlägt sich beim Sturz vom obersten Treppenabsatz, mit verdrehtem Kopf liegt sie in der Halle des Herrenhauses, vor dem sich die Dorfbewohner sammeln. Sie raunen etwas von Schuld, von Sünde und Vergehen. Der Gärtner ruft nach seinem Sohn, doch der Junge ist verschwunden. Der Anwalt verschiebt seine Abreise nach Madrid, um zu ermitteln, was hier vorgeht. Dazu zieht er sich in den mythenschwangeren Park zurück, in eine Grotte, wie gemacht für die sprachliche Üppigkeit Manuel de Lopes, wie gemacht auch für eine Offenbarung. Denn der Anwalt stößt in der Höhle auf antike Mosaiken, und das stets präsente "Mysterium" beginnt "so irrsinnige Ausmaße" anzunehmen, daß er in der abgebildeten Medusa "prophetisch und transzendent" Ana Rosa erkennt: "dunkle, wermutfarbene Lippen mit Grübchen, große, von Wimperntusche schwere Augen, runde, vom Morphium geweitete Pupillen". Die Medusengestalt enthüllt ihm das Geheimnis: Lust und Leid sind auf ewig miteinander verbunden.

"Er wußte, daß man die Dinge 600 Kilometer weiter im Landesinnern anders sehen würde. Hier geht man seiner Arbeit als Anwalt oder als Ehefrau oder als Vertreter der kritischen Rationalität nach, ohne bei jedem Spaziergang die Natur mit Bedeutung aufzuladen und zu erotisieren. Man weiß nichts vom "vaginalen Geheimnis einer lauen und feuchten Grotte". Eva und Medusa in der Grotte verkörpern "die Macht des Weiblichen, die je unbegreiflicher, desto einflußreicher" ist. Manuel de Lope verkörpert den derzeit einflußreichen verwaschenen Mystizismus.

SANDRA KERSCHBAUMER

Manuel de Lope: "Die unsichtbare Schöne". Roman. Aus dem Spanischen übersetzt von Isabel Alcántara. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2000. 359 S., br., 32,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Das Buch besteht aus literarischen Miniaturen, die in der Mehrzahl fast mehr Essays als Erzählung sind, aber immer einen autobiografischen Kern haben. Sie sind alphabetisch geordnet, also in beliebiger Reihenfolge zu lesen. Am Ende durchkämmt man das Buch süchtig nach übersehenen Stücken."Nürnberger Zeitung

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Sandra Kerschbaumer beschränkt sich in ihrer Rezension weitgehend auf eine Wiedergabe des Inhalts, wobei sie stark das Geheimnisvolle und Rätselhafte der Protagonistin betont. Ob ihr das Buch jedoch gefallen hat, bleibt insgesamt unklar. Sie diagnostiziert lediglich eine "sprachliche Üppigkeit" beim Autor und äußert am Ende der Rezension die Ansicht, dass es sich bei Manuel de Lope um einen Vertreter des "derzeit einflussreichen verwaschenen Mystizismus" handele.

© Perlentaucher Medien GmbH