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Sherwin B. Nuland, Arzt und Erfolgsautor, schildert die physischen und emotionalen Veränderungen, die ein Mensch beim Älterwerden durchlebt. Unbestreitbar geht das Altern mit körperlichen Einbußen einher; aber es bietet auch Chancen, wenn man es als Lebenskunst und nicht als Krankheit begreift. Wie in seinem Bestseller "Wie wir sterben", in dem Nuland einer breiten Öffentlichkeit die ungeschminkte Wahrheit über das Ende des Lebens präsentierte, führt er uns in seinem neuen Buch schonungslos vor, welche Auswirkungen das Älterwerden auf Körper und Geist hat. Dennoch will er das Altern nicht als…mehr

Produktbeschreibung
Sherwin B. Nuland, Arzt und Erfolgsautor, schildert die physischen und emotionalen Veränderungen, die ein Mensch beim Älterwerden durchlebt. Unbestreitbar geht das Altern mit körperlichen Einbußen einher; aber es bietet auch Chancen, wenn man es als Lebenskunst und nicht als Krankheit begreift. Wie in seinem Bestseller "Wie wir sterben", in dem Nuland einer breiten Öffentlichkeit die ungeschminkte Wahrheit über das Ende des Lebens präsentierte, führt er uns in seinem neuen Buch schonungslos vor, welche Auswirkungen das Älterwerden auf Körper und Geist hat. Dennoch will er das Altern nicht als Krankheit, sondern als Chance für ein erfülltes Leben verstanden wissen. Denn, so Nuland - der nicht nur als Mediziner, sondern als Mittsiebziger auch aus eigener Erfahrung spricht -, je genauer wir wissen, was im Alter auf uns zukommt, desto besser können wir uns auf unsere zweite Lebenshälfte vorbereiten und trotz Krankheit und körperlicher Einbußen ein zufriedenes Leben führen. Die Leidenschaft des Wissenschaftlers für die Wahrheit gepaart mit dem Verständnis des Humanisten für Herz und Seele kennzeichnen Nulands kluge, freimütige und anregende Anleitung, das eigene Altwerden aktiv und gewinnbringend zu gestalten.
Autorenporträt
Sherwin Nuland hat eine Professur für klinische Chirurgie und Medizingeschichte an der Universität Yale. Er hat mehrere Bücher veröffentlicht, darunter den preisgekrönten Bestseller How We Die (dt. 1994, Wie wir sterben ), der in 16 Sprachen übersetzt wurde. Nuland wurde dafür mit dem National Book Award ausgezeichnet und für den Pulitzer Prize sowie den National Book Critic Award nominiert. Er lebt in Connecticut.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.10.2007

Das Hühnerbein in Tennisshorts
Im Kampf gegen die Senilität ist jeder ist sein eigener Arzt: Der amerikanische Chirurg Sherwin B. Nuland, Autor des Bestsellers „Wie wir sterben”, versucht eine Anleitung zur individuellen Weisheit im Alter Von Oliver Müller
Sein Bestseller „Wie wir sterben” („How we die”), der 1996 auf deutsch herauskam, erschien manchem Leser geradezu sadistisch in seiner sterbensdokumentarischen Ungeschminktheit. Vielleicht bemüht sich Sherwin B. Nuland daher in seinem neuen Buch über die „Kunst zu altern” demonstrativ um einfühlsame Milde. Nuland, Chirurgie-Professor in Yale, ist 1930 geboren und kennt also das Nagen des Zahns der Zeit nicht nur an Patientenkörpern, sondern auch am eigenen Leib. Offenherzig präsentiert er sich als ein Autor, dem nichts Menschliches fremd ist: „Und was das Penisimplantat betrifft, das sich mein ehemaliger Studienkollege einsetzen lassen will: Bin ich der einzige alte Knacker, der meint, dass das vielleicht gar keine so schlechte Idee ist?” Gleich am Anfang des Buches beschreibt Nuland eine Situation, in der er als 70-Jähriger einem viel jüngeren Taschendieb, der auch noch an den Hintern seiner Tochter fassen wollte, die Fingerknochen bricht und nur knapp der Revanche des „brutal wirkenden unrasierten Kerls” entgeht. Nach dieser Demonstration seiner noch nicht müden Virilität beginnen seine Überlegungen zum Älterwerden als eine Selbstkritik des „narzisstischen Geistes”, der sich nicht mit dem „allmählichen Versiegen unseres besseren Selbst” abfinden will.
Solche Formulierungen mag man kritisieren – warum soll unser Jungsein das bessere Selbst sein! –, doch verleihen sie Nuland eine gewisse Glaubwürdigkeit, denn er gibt sich nicht von vornherein überlegen altersgelassen, sondern er ist einer, der nach seiner Identität als alternder Mensch (und Mann) sucht. Und so steht sein Plädoyer für „Weisheit”, die dem Alter ihren Sinn geben soll, neben dem Geständnis, seinerzeit aus Eitelkeit in das Fitnessstudio eingetreten zu sein, weil seine Beine in den Tennisshorts so langsam doch wie diejenigen „eines mageren Hühnchens” auszusehen begannen.
Nuland verwebt in seinem Buch drei Darstellungsformen: Referat der medizinischen und zellbiologischen Seneszenzfakten und der verschiedenen medizintechnologischen Ansätze der biologischen Alterungsbekämpfung; populärphilosophische Reflexionen mit dem Hang zum Eklektizismus über das Altern und die Altersweisheit an sich; überschwängliche Berichte von eindrucksvollen Menschen und ihren eindrucksvoll gemeisterten Schicksalen. Letztgenanntes nimmt den größten Teil ein.
Die sozialen Rahmenbedingungen des Alterns und die Situation in den Pflegeheimen interessieren Nuland nicht. Der deutsche Untertitel, der nicht nur die Weisheit, sondern auch die „Würde der späten Jahre” ankündigt, mag auf eine sozialkritische Perspektive hindeuten. Im Original stellt sich Nuland jedoch mit „A Doctor’s Prescription for Well-Being” in die Tradition pragmatischer, neuenglischer Gesundheitsratgeber wie „Every Man His Own Doctor” (von 1734), die man neben die Bibel stellte und bei Bedarf konsultierte.
Sein Buch zu Rate gezogen wissen will Nuland, wenn einen das „Gespenst der Senilität” plagt oder wenn sich Selbsterhaltungstrieb und Todesangst bemerkbar machen: „Wie unwillkommene Eindringlinge”, so Nulands munter formuliertes Memento mori, „stehen sie gewissermaßen in der Kulisse und warten darauf, auf die Bühne des Lebens hinauszuhüpfen, um die Heiterkeit der noch im Gang befindlichen Vorstellungen zu stören.”
Hinsichtlich praktischer Gesundheitstipps kann Nuland, wenig überraschend, nichts Neues bieten: weniger rauchen, gesund und ausgewogen essen, regelmäßig Sport treiben, lauten seine Ratschläge. Doch darauf kommt es ihm auch nicht an. Nuland geht es um die Ausbildung einer individuellen Weisheit, die ermöglichen soll, gewissenhaft wie entspannt mit dem Alter umzugehen, also um „Psychohygiene”, um ein gruseliges Modewort zu verwenden. Dabei will Nuland keineswegs das Geheimnis lüften, wie man ein Leben verlängert, sondern klären „wie man ein gut genutztes Leben belohnt”.
Das Menschenbild, das dahinter steht, ist im weitesten Sinne aristotelisch: Wenn man sich sein Leben lang umsichtig und vernünftig verhält, kann dies zu einer Altersvernunft führen, der endlich ihr tiefer Gesamtsinn deutlich wird; nur wenige (auch das ist aristotelisch) sind allerdings tatsächlich in der Lage, echte Lebensführungsweisheit zu erlangen. Dieses anthropologische Strebensmodell ergänzt Nuland eher aus der Lamäng um die Momente der christlichen „agape” und „caritas”.
Die Selbsterkenntnis, lernen wir, sei das Schwierige an der Sache mit der Weisheit, denn sie tut oft weh. Allerdings hat man sich hier keine peinigend präzise Phänomenologie des Alterns vorzustellen, wie sie Jean Améry in seinem Essay „Über das Altern” unternimmt. Nulands Selbsterkenntnis ist eher diejenige eines Privilegierten, der darunter leidet, dass seine Beine nicht mehr so hübsch knackig sind. Zumindest scheint es so. Denn dass das Schwelende nicht wirklich zu Tage tritt, liegt daran, dass Nuland den modernen Mythos des durch Fleiß erfolgreichen Glücksschmiedes weiterschreibt und seinen Selbsterkenntnisprozess und die Geschichten über diejenigen, die „es geschafft” haben, hartnäckig als Erfolgsmodell verkaufen will.
Die Geschichten, über diejenigen, die „es geschafft” haben, sind lebhaft, anschaulich und interessant erzählt; manche seine Protagonisten sind ehemalige Kollegen, denen er zu ihrer Lebensleistung auf die Schulter klopft. Aber er berichtet auch von einem ehemaligen Studienkollegen, der mit Penisprothesen reich geworden ist, seine langjährige Frau – die „hingebungsvolle und lange leidende Shirley, die so viele von uns bewundert hatten” – wegen einer anderen (jüngeren!) Frau verlassen hatte, um dann mit einem selbstgebauten und selbstgesteuerten Flugzeug abzustürzen. Diese sehr fragwürdige Ikarus-Geschichte ist eines der wenigen warnenden Beispiele, mit denen Nuland auf die Auswüchse des Anti-Aging-Marktes aufmerksam macht. Allerdings belässt er es bei seiner hämischen Hybrisdiagnose.
Charakteristisch für Nulands Stil ist seine Geschichte über Miriam Gabler, eine Frau, die offenbar patent ein schwieriges Leben meisterte und, so Nuland, auf ihre Weise zu einer Art sokratischer Selbstreflexion über das menschliche Dasein gelangte, das durch eine ernsthafte Selbstprüfung moralisch verbessert werden kann. „Platon und Miriam Gabler – ein Unsterblicher und eine Frau, die der Vergessenheit anheimgegeben ist –”, so Nulands Mischung aus echter Anteilnahme und schräger Gönnerhaftigkeit, „vertreten zumindest in dieser Hinsicht eine ähnliche Meinung.”
In Nulands Wohlsituiertencalvinismus fehlen all die scheiternden Alten, wie sie bekanntermaßen gerade in der amerikanischen Literatur der letzten Jahre eindringlich beschrieben wurden: so gibt es keinen Coleman Silk, der mit einer trotzigen Liaison zu einer Putzfrau – auch als Rebellion gegen das Älterwerden – seinen ohnehin prekären Lebensabend als einstmals angesehener Professor völlig zunichte macht, und es gibt keinen Harry „Rabbit” Angstrom, der im Alter sein egozentrisches Leben endgültig an die Wand fährt und seine Gesundheit sehenden Auges ruiniert.
Gewiss: Gerade gegen solch unvernünftiges „Scheitern” ist Nulands Buch geschrieben. Und es mag manch einem tatsächlich dabei helfen, dass der amerikanische Traum kein Albtraum wird. Aber zunächst muss man diesen Traum überhaupt träumen, geschweige denn leben wollen.
Sherwin B. Nuland
Die Kunst zu altern
Weisheit und Würde der späten Jahre. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2007. 334 Seiten, 19,95 Euro.
Ist man selbst „der einzige alte Knacker”, der Penis-Implantate nicht schlecht findet?
Wuchtig, aber doch unglaublich filigran sind die Bilder, die der New Yorker Fotograf und Filmemacher Andrew Zuckerman von großen wie von kleinen Tieren gemacht hat. Foto: Knesebeck
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Rezensentin Renee Zucker zeigt sich beeindruckt davon, wie der Mediziner Sherwin B. Nuland die letzten Lebensjahre des Menschen in seinem Sachbuch aufbereitet hat - ähnlich gelungen findet sie dies, wie er in seinen früheren Publikationen über den Tod zu schreiben wusste, wobei er "Härte, Ernst und Klarheit" verbunden habe. Zucker gefällt, dass sich der Wissenschaftler durchaus auch offen für utopisches Gedankengut zeige, wie es zum Beispiel von Aubrey de Grey, der Altern für eine heilbare Krankheit hält, vertreten wird. Nuland hat de Grey, auch wenn er ihm in der konkreten Sache oft widerspricht, ein ganzes Kapitel in seinem Buch eingeräumt. Er selbst ist der Meinung, dass sich viele Alterserscheinungen durch konsequente Beanspruchung vermeiden ließen. Dementsprechend plädiert er auch dafür, auch im Alter aktiv zu bleiben.

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