Die Bauten des Katalanen Antoni Gaudí (1852-1926) gehören zu den berühmtesten Werken der Weltarchitektur. Ihre plastische Ausdruckskraft, die vielfältigen Materialien und kräftigen Farben, stilisierten Tier- und Pflanzenformen sprechen sinnlich unmittelbar an, haben in der formal strengen Moderne des 20. Jahrhunderts aber auch zu Unverständnis geführt. Gaudís, Wohngebäude, Stadthäuser und Sakralbauten, aber auch seine Garten- und Möbelgestaltung sind radikal in ihrem Reichtum an Phantasie und ihrer Detaildurchbildung. Die Formen beruhen auf den handwerklichen Traditionen seiner Heimat und vor allem auf einer ausgefeilten konstruktiven und geometrischen Logik, die ihre freie, ungebunden wirkende Sprache erst ermöglicht. Der Überblick über Gaudís Werk macht diese Zusammenhänge deutlich anhand von detaillierten Materialien, die an der Technischen Universität Delft erarbeitet wurden.
Ausstellungen, die in monatelanger Tätigkeit an Architektur-Lehrstühlen erarbeitet werden, sind manchmal von einer Intensität der Beweisführung, die überwältigt. Werden die detaillierten Pläne und Aufrisse dann zusätzlich noch durch vorzügliches fotografisches Material ergänzt, kann sich der Glücksfall ereignen, dass einer höchst anschaulichen pädagogischen Schau ein Buch folgt, das die Wünsche der Architekturgenießer auf besonders glückliche Weise erfüllt.
Dem katalanischen Architekturgenie Antoni Gaudí sind in den letzten Jahren zahlreiche gut bebilderte Bücher gewidmet worden; der kleine Paperback-Band, der an zwei Lehrstühlen der Universitäten Stuttgart und Delft erarbeitet worden ist, übertrifft nicht nur der Fülle anschaulich erläuternder technischer Zeichnungen, sondern auch der historischen Schwarz-Weiß- und der suggestiven aktuellen Farbaufnahmen wegen alle derzeit greifbaren Gaudí-Monografien (Antoni Gaudí 1852 - 1926. Sinnliche Konstruktion. Deutsche Verlagsanstalt München, 288 Seiten, 260 Abbildungen, 29,90 Euro).
Die „Sinnliche Konstruktion”, mit der Gaudí, der Schüler der Natur, komplizierte statische Probleme gelöst hat, wird in diesem Buch fast mit Händen greifbar; die chamäleonartig vitale Haut der Bauten aber ersteht in allen farbigen Facetten. Unsere Abbildungen zeigen das von oben belichtete, blau gekachelte Treppenhaus in der Casa Batlló in Barcelona, das durch die Glas-Elemente viel natürliches Licht in die Wohnungen des schmalen, zwischen Nachbarbauten eingeklemmten, extrem in die Tiefe gestaffelten Hauses schickt. Rechts die Innenansicht des mehrgeschossigen, wie ein Kasten vor die Fassade gehängten Erkers am Palacio Güell (1886-1888), der in der Enge der Altstadt von Barcelona wie ein Lichtfanggerät wirkt und den Salon elegant erweitert.
G. K.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Der mit dem Kürzel "G.K." zeichnende Rezensent freut sich über einen neuen Band zu Antoni Gaudi, der "den Architekturgenießer auf besonders glückliche Weise erfüllt". Mehr bleibt also fast nicht zu sagen zu dieser kurzen Besprechung, die nicht als Lob auszusprechen hat: Das umfangreiche Werk Gaudis werden beim Lesen erlebbar, die "vorzüglichen" Bilder sorgen dafür, dass die farbenfrohen Bauten des Künstlers in aller Intensität erscheinen. Außerdem seien auch die historischen Schwarz-Weiß-Aufnahmen und die gut erläuterten technischen Zeichnungen ein großer Gewinn. Gute Gründe, sich ein Buch mehr über Gaudí zuzulegen, findet "G.K.".
© Perlentaucher Medien GmbH
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