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Keine europäische Stadt verändert sich so schnell wie Moskau. Der historisch fundierte und kulturgeschichtlich ausgerichtete Stadtführer zeigt, dass Moskau nicht nur aus goldenen Kuppeln und dem Roten Platz besteht. Wo früher Menschen in langen Schlangen für defizitäre Waren anstanden, glitzern heute die Auslagen der Luxus-Boutiquen. Das Buch schildert die Lebenswelten der Moskauer, die in Gemeinschaftswohnungen aufwachsen und die Erfahrung des Großen Vaterländischen Krieges, von Mangelwirtschaft und langen Nächten am Küchentisch teilen. Es zeigt die russische Hauptstadt und ihre Liedermacher,…mehr

Produktbeschreibung
Keine europäische Stadt verändert sich so schnell wie Moskau. Der historisch fundierte und kulturgeschichtlich ausgerichtete Stadtführer zeigt, dass Moskau nicht nur aus goldenen Kuppeln und dem Roten Platz besteht. Wo früher Menschen in langen Schlangen für defizitäre Waren anstanden, glitzern heute die Auslagen der Luxus-Boutiquen.
Das Buch schildert die Lebenswelten der Moskauer, die in Gemeinschaftswohnungen aufwachsen und die Erfahrung des Großen Vaterländischen Krieges, von Mangelwirtschaft und langen Nächten am Küchentisch teilen. Es zeigt die russische Hauptstadt und ihre Liedermacher, die Gartenstadt Sokol, und es führt an Erinnerungsorte des sowjetischen Totenkults; Kriegserinnerungen werden in der "Heldenstadt" wachgehalten. Es finden sich auch Wege zu Okkultismus, zur Konsumkultur, zur Stalinarchitektur und zur Geschichte des Plattenbaus, zur Metro, zu den Bahnhöfen und zum Palast der Sowjets. Der Leser kann die Orte der Rockbewegung in der Zeit der Perestroika aufsuchen oder sich auf die Spuren jüdischer Geschichte begeben. Auch die Erinnerung an die politische Verfolgung Andersdenkender wird lebendig.
Autorenporträt
Monica Rüthers arbeitet am Historischen Seminar an der Philosophisch-Historischen Fakultät der Universität Basel über Topographien kindlicher Lebenswelten in der Sowjetunion zwischen 1950 und 1985.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.10.2003

Ist Beton sozialistisch?
Ein Reiseführer zum wahren Moskau hinter den Kulissen
Ein Passant in Russland hält einen anderen an: „Wo bin ich?” Der andere antwortet: „In der Lenin-Straße”. Unwirsch hakt der erste nach: „Keine Details! In welcher Stadt?” Russische Städte sind selbst für ihre Einwohner verwirrend, mehr noch für den Westler, und keine Stadt verdreht den Menschen mehr den Kopf als Moskau. Zur Zeit empfängt den Besucher der schönste post-kommunistische Bauwahnsinn: An der Moskwa entstehen Repliken legendärer Gebäude wie das Hotel Moskwa am Roten Platz, Neubauten zitieren die ekstatische Stalingotik. Was aber erzählte einst das Zuckerbäckeroriginal? Wie hat sich das öffentliche Leben verändert, seit Walter Benjamin in den Hinterhöfen das russische Dorf entdeckte?
Monica Rüthers und Carmen Scheide geben in ihrem historischen Reiseführer „Moskau – Menschen, Mythen, Orte” auf diese und viele andere Fragen höchst reizvolle Antworten. Sie führen den Leser zu den Leuchttürmen der Stadt, zum Kreml, zum Lenin-Mausoleum, zur Christus-Erlöser-Kathedrale, doch lesen sie diese Orte nicht als Attraktionen sondern als Schauplätze urbanen Lebens. Mehr noch: Sie erforschen Topographien, die scheinbar an der Peripherie liegen, in Wahrheit aber mitten ins Herz der Stadt führen: In den konfliktbeladenen, aber inzwischen wieder verklärten Schmelztiegel der „Kommunalka”, der Gemeinschaftswohnung, in die Gartenstadt Sokol und die ersten Plattenbauten in Nowyje Tscherjomyschki – zuvor hatte Chruschtschow Stalin überzeugen müssen, dass Beton kein kapitalistischer Baustoff war – ; wir erfahren etwas über das Moskau der Dissidenten, der Barden und der Astronauten, über okkulte Bewegungen, Heldenverklärung und Konsum.
Und weil die Herausgeberinnen den Band großzügig mit Hinweisen zur Ortsbegehung, mit Literaturempfehlungen, Fotos und Zitaten ergänzt haben, ist eine fantastische detailreiche Wundertüte entstanden, die selbst intimen Moskaukennern noch Neues bieten dürfte.
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MONICA RÜTHERS, CARMEN SCHEIDE (Hrsg): Moskau – Menschen, Mythen, Orte. Böhlau Verlag, Köln 2003. 255 Seiten, 24,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Eine "fantastische detailreiche Wundertüte" ist hier entstanden, lobt Sonja Zekri. Zunächst einmal, weil die Herausgeberinnen den Band "großzügig" mit Hinweisen zur Ortsbegehung, mit Literaturempfehlungen, Fotos und Zitaten ergänzt hätten, die selbst intimen Moskaukennern noch Neues bieten dürften. Vor allem aber enthält dieser historische Reiseführer "höchst reizvolle Antworten", lobt Zekri weiter, auf Fragen der Art: wie hat sich das öffentliche Leben verändert, seit Walter Benjamin "in den Hinterhöfen das russische Dorf" entdeckt hatte. Zwar führen die Herausgeberinnen den Leser auch, berichtet Zekri, zu den bekannten Sehenswürdigkeiten Moskaus, doch würden sie diese Orte nicht als "Attraktionen", sondern als "Schauplätze urbanen Lebens" lesen sowie "Topografien", wie die Gartenstadt Sokol und die ersten Plattenbauten in Nowyje Tscherjomyschki erforschen, die scheinbar an der Peripherie liegen, in Wahrheit aber "mitten ins Herz der Stadt" führen.

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