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Während neue Technologien immer schneller und immer massiver bis in die letzten Winkel unseres Lebens vordringen, sind wir immer weniger dazu in der Lage, sie unseren Erfordernissen anzupassen. Sie sind längst zu einer Bedrohung für humane Lebensformen geworden. Eine japanische Touristenfamilie folgt an der Küste Australiens ihrem Navi bis in den Ozean, obwohl die Straße längst verschwunden ist. Auch die Ranger im Death Valley in Arizona kennen dieses Phänomen, dass Ortsfremde der Technik mehr vertrauen als den eigenen Sinnen. Sie haben sogar einen eigenen Begriff dafür: "Tod durch GPS". Doch…mehr

Produktbeschreibung
Während neue Technologien immer schneller und immer massiver bis in die letzten Winkel unseres Lebens vordringen, sind wir immer weniger dazu in der Lage, sie unseren Erfordernissen anzupassen. Sie sind längst zu einer Bedrohung für humane Lebensformen geworden.
Eine japanische Touristenfamilie folgt an der Küste Australiens ihrem Navi bis in den Ozean, obwohl die Straße längst verschwunden ist. Auch die Ranger im Death Valley in Arizona kennen dieses Phänomen, dass Ortsfremde der Technik mehr vertrauen als den eigenen Sinnen. Sie haben sogar einen eigenen Begriff dafür: "Tod durch GPS".
Doch dieser makabre "automation bias" ist nur ein Gleichnis für die Lage, in der sich die Menschheit heute befindet. Während neue Technologien immer schneller und immer massiver bis in die letzten Winkel unseres Lebens vordringen, sind wir immer weniger dazu in der Lage, sie unseren Erfordernissen anzupassen. Sie sind längst zu einer Bedrohung für humane Lebensformen geworden. In einer rasanten Tour de Force führt uns James Bridle, der "Orwell des 21. Jahrhunderts", durch die technologischen Dystopien der Gegenwart - vom Klimawandel und dem Internet bis zur Automatisierung der Arbeitswelt und der omnipräsenten Datenerfassung. Doch er zeigt noch mehr: Wir müssen eine unberechenbar gewordene Welt anders denken lernen, wenn wir uns in unserem "New Dark Age" noch zurecht finden wollen.
Bridle ist ein junger Harari noir - kompetent, funkelnd und düster wie ein Roman von H.P. Lovecraft.
Autorenporträt
James Bridle (*1980) ist Künstler und Autor. Er hat Computer Science und Cognitive Science am University College, London, studiert und über Künstliche Intelligenz promoviert. Seine künstlerischen Arbeiten und Installationen wurden in Galerien und Museen weltweit ausgestellt. Seine Texte sind in "Wired", "Frieze", "The Atlantic", dem "Guardian" und "Observer" erschienen. 2015 wurde er vom Magazin "Wired" zu den 100 einflussreichsten Menschen in Europa gezählt. "New Dark Age" ist sein erstes Buch.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.09.2019

Alles erleuchtet, nichts zu sehen
Kritik der Technologie: James Bridle ruft das „New Dark Age“ aus
Hohe Erwartungen weckt dieses Buch. Ein „junger Harari noir“ sei dieser James Bridle, ja der „Orwell des 21. Jahrhunderts“, erfährt man aus Klappen- und Umschlagstext. Sein Buch, befindet der New Yorker, sei eines der klügsten und zugleich beunruhigendsten über das Leben in der heutigen Welt. Der Autor, noch keine 40, hat nicht nur über künstliche Intelligenz promoviert, sondern sich auch einen Namen als Künstler gemacht, das Computermagazin Wired zählt ihn zu den 100 einflussreichsten Leuten in Europa. In seiner Person scheint sich profunde Kenntnis des Gegenstands mit einem frischen, kritischen, kreativen Denkansatz zu verbinden.
Darum ist man erst einmal enttäuscht, wenn Bridle seine Zwillingsthese vorträgt: einerseits, „dass die Auswirkungen der Technologie ähnlich wie der Klimawandel weltweit zu spüren sind und bereits all unsere Lebensbereiche erfasst haben“, andererseits aber auch, „dass noch nicht alles verloren ist“. Darauf, denkt sich der Leser, wäre er auch von allein gekommen. Im Untertitel heißt das Buch „Der Sieg der Technologie und das Ende der Zukunft“. Das Ende der Zukunft sieht Bridle darin, dass die irrsinnigen Datenmengen, mit denen das weltumspannende digitale System hantiert, notwendig immer aus der – sei es selbst jüngsten – Vergangenheit stammen und alle Prognosen darum den Charakter einer linearen Hochrechnung tragen: immerzu nur mehr vom Selben. Bridle bringt schlagende Beispiele. Eine Software, die unter anderem der Gesichtserkennung dient, funktioniert lange nicht bei Schwarzen, die folglich gar nicht als Personen wahrgenommen werden. Auf diese Weise dauert der alte Rassismus fort, gewissermaßen in aller Unschuld, weil das eigentlich niemand so gewollt hat. Erst als ein Fabrikant sich beschwert, dass die Software seine Pralinen so schlecht erkennt, werden Verbesserungen eingearbeitet.
Aber dem Schwerefeld der Vergangenheit entrinnt auch Bridle nicht, wenn er sein Buch „New Dark Age“ nennt. Das Neue erscheint so als Neuauflage von etwas, das schon mal da war, wie der zivilisatorische Bruch am Übergang von der Antike zum Mittelalter beispielsweise. Die Metapher der Finsternis durchzieht das Buch. Aber das unbezweifelbar Neue prinzipiell als das Schlechte anzusehen und die ungeheure Chance zu verkennen, die in der Veränderung liegt: das allein führt nicht weiter. Neben dieser perspektivischen Verengung, die repliziert, was sie kritisiert, liegt der zweite Mangel des Buchs in seiner leichten Ablenkbarkeit. Natürlich hat die allgegenwärtige Kontrolle durch IT-Technologie insofern einige Ähnlichkeit mit dem Klimawandel, als es sich auch bei ihr um ein „Metaobjekt“ handelt, also ein Etwas, das in seiner Omnipräsenz gar nicht klar gefasst und gedacht, nur in seinen Manifestationen erlebt werden kann, weil es schlechterdings kein Außerhalb dazu gibt.
Doch reicht diese Schnittmenge schwerlich hin, um die langen Exkurse etwa zum Schicksal des „Seed Vault“ auf Spitzbergen zu rechtfertigen, wo die Genbank Tausender Nutzpflanzen dank arktischer Erwärmung allmählich im Schmelzwasser versackt. Auch die dritte Großerrungenschaft der Gegenwart, die friedliche und kriegerische Nutzung der Atomenergie, hat ihren Auftritt, sehr nachdrücklich an den Schluss gesetzt; Bridle sieht die Gemeinsamkeit der nuklearen und der digitalen Technologie im verantwortungslosen Vermächtnis, das beide späteren Zeiten hinterlassen, riesige Berge an Daten- und Atomschrott, und er schlägt vor, „Guardians“ einzusetzen, zuständig für das unschädliche Vergraben bis in alle Ewigkeit.
Das alles soll nicht heißen, dass dieses Buch nichts taugt. Es enthält viele interessante Einsichten und Gedanken; aber sie verteilen sich in ziemlich unübersichtlicher Weise, und der Leser muss sie sich zusammenklauben, mit mehr Anstrengung und Eigeninitiative, als bei einem derartigen Werk am Platze wäre. Bridle räumt mit der Vorstellung auf, dass die Cloud, in der die Daten gespeichert sind, wirklich so etwas Immaterielles wie eine Wolke wäre. Sein Hobby besteht darin, über Land zu fahren und die Hardware zu fotografieren, all die Sendemasten und Rechenzentren, wobei er öfters in Konflikt mit dem Sicherheitspersonal gerät, als wären es militärische Einrichtungen (was in erstaunlichem Umfang auch zutrifft). Das Euronext Data Center, das die Londoner Börse versorgt, braucht für seine Server sieben Hektar – weit mehr als die alte analoge Börse.
Dem bekannten Moore’schen Gesetz, demzufolge sich die Datenmenge im Internet alle 18 Monate verdoppelt, stellt er in nur halb scherzhafter Verdrehung das Eroom’sche Gesetz gegenüber, welches besagt, dass die Zulassung neuer Medikamente in den USA sich genau im gleichen Takt halbiert hat. Die Datenfülle hat also nicht zu einer Explosion des medizinischen Fortschritts geführt, sondern im Gegenteil zu einer ängstlichen Blockade. Die schiere Masse der Daten wird zum Faktum, das zählt; die statistisch zu ermittelnde Korrelation verdrängt die wissenschaftliche Modellbildung alten Stils – eine Feststellung von ungeheurer Tragweite, die es gewiss verdient hätte, breiter ausgeführt zu werden. Denn hier vollzieht sich in aller Heimlichkeit ein Paradigmenwechsel hin zum Stillstand. Es wird immer mehr geforscht, und es kommt immer weniger dabei heraus.
Auch betont Bridle das schroffe Paradox von Transparenz und Latenz, das die digitale Welt prägt. Alles liegt scheinbar offen vor Augen, aber keiner weiß, was eigentlich passiert. Bridle erzählt von einem Schaufenster in der New Yorker Innenstadt, wo man dem damals, in der Zeit des Kalten Krieges, leistungsstärksten Computer bei der Arbeit zuschauen konnte; seine Arbeit aber bestand darin, die Detonation einer Wasserstoffbombe zu simulieren. „Alles ist erleuchtet, und nichts ist zu sehen“, lautet der Befund des Autors.
Und er liefert wie nebenbei eine Theorie der Verschwörungstheorien, die er als Ausdruck der Ohnmacht deutet, statt sie als beschränkten Unfug abzutun. Er bestimmt sie als „eine unbewusste Weissagung der Verhältnisse, produziert von denen, die über ein tief reichendes, wenn auch verborgenes Bewusstsein für die heutige Situation verfügen und keine Möglichkeit haben, es in wissenschaftlich akzeptablen Begriffen zu artikulieren.“ (Hier, wie im Buch überhaupt, hätte man sich eine etwas weniger hölzerne Übersetzung als die von Andreas Wirthensohn gewünscht.)
Um zu zeigen, was er meint, nennt er die „Chemtrails“, die Kondensstreifen der Flugzeuge am Himmel, von denen es heißt, sie enthielten Substanzen, die die Zusammensetzung der Atmosphäre verändern sollen. Das stimmt zwar nicht; aber unbestreitbar bleibt, dass der Flugverkehr sich aufs Klima auswirkt.
Jedes dieser Themen hätte im Grunde für ein eigenes Buch genügt; bei Bridle werden sie in ihrer Dringlichkeit nicht so deutlich, wie sie sollten. In seinen besten Momenten gelingt ihm die Analyse des Systems, in seinen schwächeren packt er die Sache, wie so viele vor ihm, moralisch an. Unverkennbares Indiz ist der Übergang von der dritten Person zur ersten Person Plural: „Wir“ müssen etwas tun – wer ist dieses Wir? Die Menschheit? Die Nationen? Die Experten und Eliten? Jeder einzelne, wie er so auf seinem Handy herumdaddelt? Und was genau wäre das bitte? Das Buch mündet in einen Appell; sein letzter Absatz enthält in 19 Zeilen zwölfmal „wir“, „uns“ und „unser“. So endet das Projekt auf einem Ton wie Greta Thunberg, mit einem Händeringen. Das ist recht schade. Es ist durchaus ein nützliches Buch geworden; aber nicht so nützlich, wie es hätte sein können.
BURKHARD MÜLLER
Es wird immer mehr geforscht,
und es kommt immer
weniger dabei heraus
Kein Zweifel, „wir“ müssen
etwas tun. Aber wer ist
dieses „Wir“?
Längst sind die neuen Technologien zur Bedrohung menschlichen Lebens geworden. Der Künstler und Autor James Bridle, Jahrgang 1980, stellt seine Thesen in Amsterdam vor.
Foto: imago images / ZUMA Press
James Bridle:
New Dark Age. Der Sieg der Technologie und das Ende der Zukunft.
Aus dem Englischen
von Andreas Wirthensohn. Verlag C. H. Beck,
München 2019.
320 Seiten, 25 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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"Der Künstler James Bridle ist ein Vordenker und Kritiker der digitalen Zukunft. Die Corona-Krise sei eine Chance zu erkennen, dass wir das Internet zur Kommunikation auch ohne die Produkte großer Konzerne nutzen können, um es besser zu machen."
Deutschlandfunk Kultur, Vladimir Balzer

"Endlich auch auf Deutsch: Bridles kluges, bizarres Gespensterbuch voller Horrorgeschichten unserer Tage."
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Harald Staun

"Künstlerische Begabung und analytischer Verstand sind in dem Buch 'New Dark Age' zu einem faszinierenden Text geworden."
Tagesspiegel, Werner van Bebber

"Absolut lesenswert."
Deutschlandfunk, Dagmar Röhrlich

"Wir sind Spielball von Algorithmen und KI und ertrinken in der Informationsflut. James Bridle ist der Bademeister. Wer sein Buch liest, bekommt das digitale Seepferdchen."
Literarische WELT, Jan Küveler

"Mit großer Kompetenz und Klarheit geschrieben, spannend zu lesen und voller Einsichten in wenig reflektierte Zusammenhänge unserer Zeit."
Philosophie Magazin, Gert Scobel

"(Bridle) lässt uns teilhaben an einer dystopisch explosiven Verdichtung von Fakten, Notizen und Assoziationen, die gravitätische Kräfte entwickeln wie ein Schwarzes Loch."
Wiener Zeitung, Walter Gröbchen

"Eindrucksvoll."
ZEIT Wissen, Niels Boeing

"Das alles schildert Bridle ziemlich brilliant mit literarischen Verweisen und originellen Analogien."
Falter, Armin Thurnher

"Eine, nun ja, erhellende, aber nicht gerade optimistische Analyse des Siegeszugs digitaler Technologien."
FOCUS, Jobst Ulrich Brand

"Eindrucksvoll!"
ZEIT Wissen, Niels Boeing

"Bridle schafft es in seinem Buch Perspektiven radikal zu verdrehen."
Spiegel Online, Isabel Metzger

"James Bridle plädiert in seinem Buch 'New Dark Age' für ein umfassendes Bildungsprogramm, um den Einzelnen in die Lage zu versetzen, mit den Herausforderungen der Internetökonomie umzugehen und ihre Mechanismen zu durchschauen."
FOCUS, Jobst-Ulrich Brand

"Der britische Künstler und Autor James Bridle ist mit seinem Buch 'New Dark Age' zum Popstar der Digitalisierungskritik geworden."
Zeit online, Tobi Müller

"'New Dark Age' gehört zu den klügsten und zugleich beunruhigendsten Büchern über die digitale Welt, die ich jemals gelesen habe, was nichts anderes heißt als dass es zu den klügsten und erhellendsten Büchern über das Leben von heute gehört, die ich jemals gelesen habe."
Mark O'Connell, The New Yorker

"Höchste Zeit, dass jemand mal die Fenster aufreißt und ein wenig Dunkelheit ins Zimmer lässt. Bridles Buch ist die beste App dafür."
FAZ
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