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Bereits die Zeitgenossen priesen den griechischen Arzt Hippokrates von Kos für seine Heilkunst. Sein Wissen war so überragend, dass seine Schriften wie ein Kristallisationskern auf medizinische Texte anderer Ärzte wirkten und in der Überlieferung mit diesen eine Einheit bildeten - das Corpus Hippocraticum. Von überzeitlicher Bedeutung ist das berühmteste Stück dieser Sammlung, das als hippokratischer Eid in die Geschichte eingegangen ist; bis heute gilt er als Maßstab für das ethische Handeln eines Arztes. Was wussten Hippokrates (ca. 460 bis ca. 380 v. Chr), die Ärzte seiner Zeit und jene der…mehr

Produktbeschreibung
Bereits die Zeitgenossen priesen den griechischen Arzt Hippokrates von Kos für seine Heilkunst. Sein Wissen war so überragend, dass seine Schriften wie ein Kristallisationskern auf medizinische Texte anderer Ärzte wirkten und in der Überlieferung mit diesen eine Einheit bildeten - das Corpus Hippocraticum. Von überzeitlicher Bedeutung ist das berühmteste Stück dieser Sammlung, das als hippokratischer Eid in die Geschichte eingegangen ist; bis heute gilt er als Maßstab für das ethische Handeln eines Arztes.
Was wussten Hippokrates (ca. 460 bis ca. 380 v. Chr), die Ärzte seiner Zeit und jene der folgenden Jahrhunderte wirklich über den Menschen? Was für eine Vorstellung hatten sie vom menschlichen Körper und den Zusammenhängen, die ursächlich sind für die Entstehung von Krankheiten? Welche Auslöser vermuteten sie beispielsweise hinter Epidemien, hinter einem epileptischen Anfall oder hinter bestimmten Frauenkrankheiten? Welche Methoden der Diagnostik und der Therapie standenihnen überhaupt zur Verfügung? Welche Formen der Diät hielten sie für sinnvoll - und in welchen Fällen? All diesen Fragen geht der international renommierte Altertumswissenschaftler Hellmut Flashar nach und legt eine anregende Einführung in die antike Heilkunst vor - aber auch einen profunden Überblick über die Wirkmächtigkeit des Hippokrates während der letzten 2000 Jahre.
Autorenporträt
Hellmut Flashar lehrte bis zu seiner Emeritierung als Ordinarius für Klassische Philologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Der rezensierende Philologe Philip van der Eijk lässt sich von dem Altphilologen und Medizin- und Philosophiehistoriker Helmut Flashar die Entwicklung der hippokratischen Medizin mit ihren moralischen und philosophischen Komponenten erläutern. Den Einfluss griechischer Rhetorik und Vermittlungskunst kann der Rezensent in den vom Autor "informativ" zusammengefassten Schriften des Hippokrates gut erkennen, ebenso die grundlegende Bedeutung des Hippokrates für die Entwicklung der westeuropäischen Wissenschaftsgeschichte und einer ethischen Medizin. Flashars jahrelange Beschäftigung mit der antiken Medizin schlägt sich für den Rezensenten in dieser "gelungenen", für ein breites Publikum verfassten Gesamtdarstellung nieder.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.10.2016

Einig war man sich unter Ärzten nie
Was damals galt, gilt heute noch: Helmut Flashars exzellente Darstellung der antiken hippokratischen Medizin

Wer mit der Berliner S-Bahn vom Savignyplatz zum Bahnhof Charlottenburg fährt, sieht auf seiner rechten Seite am Stuttgarter Platz ein Gebäude, auf dessen Fassade ein langer Text zu erkennen ist. So beginnt er: "Die Gesundheit meines Patienten soll oberstes Gebot meines Handelns sein. Ich werde meinen Beruf mit Würde und Gewissenhaftigkeit ausüben." Wer es nicht schon erkannt hat, erfährt beim Weiterlesen die Quelle dieses Versprechens: Es sind Worte aus dem Eid des Hippokrates, zu dem die Mediziner, die in diesem Gebäude arbeiten, sich bekennen.

Dies ist nur eines der zahlreichen Beispiele für die erstaunliche Aktualität der antiken Medizin. Trotz aller Fortschritte, die es in der medizinischen Forschung und Praxis über die Jahrhunderte gegeben hat, gelten die Einsichten des griechischen Arztes Hippokrates (460 bis 370 vor Christus) und seiner Schüler immer noch als beachtenswert. Das liegt nicht so sehr daran, dass sie richtige Diagnosen und Prognosen erstellten oder effektive Behandlungen verschrieben - die meisten ihrer medizinischen Ansichten sind, mit einigen Ausnahmen, überholt. Vielmehr sind es die Grundsätze, die Haltungen, die Methoden und die theoretischen Überlegungen, die die hippokratischen Ärzte in ihren Schriften zum Ausdruck bringen und in denen spätere Generationen von Medizinern immer wieder - obwohl nicht immer dieselben - Anregungen gefunden haben.

So passt Hippokrates auch heute wieder gut zu unserem Umgang mit Fragen zur Gesundheit und Krankheit, zu Körper und Seele und zur Vorbeugung und Lebensqualität. In der hippokratischen Auffassung der Medizin geht es ja nicht nur darum, von Krankheit geheilt zu werden; gemeinsame Aufgabe des Arztes und des Patienten ist es nach Hippokrates auch, Krankheit durch eine gesunde Lebensführung vorzubeugen (die berühmte antike Diätetik); und Aufgabe der Medizin ist es auf der anderen Seite auch, Hilfe zu bieten, wenn Menschen an einer unheilbaren chronischen Erkrankung oder Behinderung leiden, und ihnen trotz Beschränkungen eine möglichst hohe Lebensqualität zu gewährleisten, wie es der berühmte hippokratische Aphorismus zum Ausdruck bringt: "helfen, oder zumindest nicht schaden".

Wie die Philosophie hat die Medizin eine Neigung zur Verantwortung

Wie der Altphilologe, Medizin- und Philosophiehistoriker Hellmut Flashar in seinem neuen Buch darlegt, entwickelte sich dieses methodische Bewusstsein der hippokratischen Medizin, mit ihrer Reflexion auf Aufgaben und Ziele, Möglichkeiten und Grenzen der ärztlichen Kunst und ihren moralischen Überlegungen zum Verhältnis zwischen Arzt und Patienten, im Dialog mit der griechischen Philosophie, die im selben Zeitraum entstand. Mit ihr teilte sie zum einen den Drang zum Wissen, die Neugier, die sich in sorgfältiger, systematischer klinischer Beobachtung und in Ursachenforschung äußerte - wobei sie die Ursachen von Gesundheit und Krankheit im menschlichen Körper selbst, in der natürlichen Welt und im Verhältnis zwischen dem Menschen und seiner Umwelt und nicht länger im Übernatürlichen suchte.

Was die griechische Medizin weiter mit der Philosophie gemeinsam hatte, war ihre Neigung zur Verantwortung, zur Rechenschaft, also zu dem, was im Griechischen mit dem Wort logos angedeutet wird. Und sie liebte es, diese Rechenschaft auch sprachlich möglichst klar und überzeugend zu artikulieren. Hier zeigt sich der Einfluss der griechischen Rhetorik, die ebenfalls in dieser Zeit entstand. Wer die unter den Namen des Hippokrates überlieferten Schriften liest, die Flashar sehr informativ zusammenfasst, spürt sofort ein Bemühen um Kommunikation, um Überzeugung und um Vermittlung von Wissen, nicht nur an andere Ärzte oder Schüler, sondern auch an Laien. Ein Ziel war, möglichst viele Menschen dazu zu befähigen, ihre eigene Gesundheit zu fördern und Krankheit vorzubeugen, ohne immer von der Anwesenheit eines Arztes abhängig zu sein. Ein weiteres Ziel dieser Texte war, ein kritisches Publikum von der Kompetenz und Integrität des Arztes und der Richtigkeit seiner Auffassungen zu überzeugen: denn Diskussion, Meinungsverschiedenheit und Polemik über Grundfragen waren in der griechischen Medizin von Anfang an da. Allein schon die Pluralität von Auffassungen innerhalb des Schriftencorpus, das Hippokrates' Namen trägt, weist darauf hin, dass sie nicht von einem Autor stammen können, sondern das Gedankengut mehrerer Generationen von Ärzten zum Ausdruck bringen.

Magische Praktiken waren damit nicht aus dem Feld geschlagen

Flashar hat sich jahrelang mit der antiken Medizin beschäftigt und in den sechziger und siebziger Jahren Pionierarbeit geleistet, als das Thema noch relativ unbeachtet war. Inzwischen hat sich die antike Medizin zu einem geradezu populären und fruchtbaren Forschungsfeld entwickelt. Die medizinhistorische Forschung versteht sich heutzutage als ein interdisziplinäres Unternehmen, das am besten gedeiht, wenn Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaftler miteinander im Dialog stehen. Denn Medizingeschichte ist gleichzeitig Sozial- und Kulturgeschichte: Wie eine Gesellschaft Gesundheit und Krankheit versteht, mit Fragen von Lebensqualität und Sterblichkeit umgeht und wie sie diesen Umgang praktisch gestaltet und in medizinischen Institutionen organisiert, besagt viel über die gesamte Weltanschauung und das Wertesystem ihrer Mitglieder - egal wie rational oder irrational sie dies tut.

So ist die antike Medizin auch unter Berücksichtigung ihrer sozial- und kulturhistorischen Aspekte immer stärker ins Zentrum der altertumswissenschaftlichen Forschung gerückt. In seiner sehr gelungenen, für ein breites Publikum, das auch Ärzte einschließt, attraktiv geschriebenen Gesamtdarstellung der wesentlichen Züge der hippokratischen Medizin und ihrer Rezeption betont Flashar Hippokrates' Rolle als Begründer einer wissenschaftlich und ethisch verantworteten Medizin, die für die Entwicklung der westeuropäischen Wissenschaftsgeschichte und ärztlichen Praxis maßgeblich gewesen ist.

Dieses traditionelle Bild wird heutzutage manchmal angezweifelt, zum einen von denjenigen, die darauf hinweisen, dass es in der griechisch-römischen Antike auch andere, weniger rational denkende Mediziner gegeben hat: Die Magie blieb auch weiterhin bestehen, nachdem der hippokratische Autor der Schrift über die Epilepsie - die sogenannte heilige Krankheit - mit ihr abgerechnet hatte. Man kann also die griechische Medizin, wenn man sie mit der ägyptischen oder babylonischen Medizin vergleicht, nicht ohne weiteres mit der hippokratischen Medizin gleichsetzen. Zum anderen hört man im heutigen Zeitalter der Globalisierung und der alternativen Medizin immer lauter die Stimmen derjenigen, die die Wichtigkeit nichtwestlicher (wie der chinesischen oder ayurvedischen) medizinischen Traditionen hervorheben. Das hat alles seine Berechtigung, ändert aber nichts an der grundlegenden Bedeutung des Hippokrates und seiner Schüler für die Medizin, wie sie heute gelehrt und praktiziert wird.

PHILIP VAN DER EIJK

Hellmut Flashar:

"Hippokrates". Meister

der Heilkunst.

C. H. Beck Verlag, München 2016. 297 S., Abb., geb., 26,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.11.2016

Ohne Ziegenfleisch und Zäpfchen
Hellmut Flashars Buch über Hippokrates, den großen Arzt der Antike, seine Rezepte und seinen Eid
Homer hat es gewusst und in der um 700 vor Christus verfassten Ilias, dem ältesten Werk der europäischen Literatur, die bis heute gültige Feststellung verewigt: „Denn ein ärztlicher Mann wiegt viele andere auf.“ Der gebührenden Anerkennung eines fähigen Mediziners war damit schon früh der Boden bereitet.
  Hippokrates von Kos, der vermutlich von 460 bis 380 vor Christus lebte, wurde bereits in seiner Zeit für sein Werk und Wirken hoch geachtet. Bis heute gilt er als der berühmteste Arzt der Antike. Der nach ihm benannte Eid wird in jeder Diskussion über die Grenzen der Medizin mahnend erwähnt, auch wenn ihn kein Arzt schwört, sondern der Eid nur noch „an mehreren Universitäten auf schönem Pergamentpapier neben die Promotionsurkunde gelegt“ wird, wie Hellmut Flashar schreibt.
  Der Altertumswissenschaftler, der lange in München gelehrt hat, widmet Hippokrates eine aufschlussreiche Biografie, in der er die Grundlagen der antiken Heilkunst und die umfangreichen Schriften des Arztes ebenso darstellt und erläutert wie die Missverständnisse und Überhöhungen, die sein Schaffen bis in unsere Zeit begleiten.
  Neben seiner philologischen Genauigkeit beeindruckt immer wieder Flashars Sinn für feinen Humor, etwa wenn er bemerkt, dass jene Touristen, die heute auf der Insel Kos den Spuren des Hippokrates nachgehen und das Asklepios-Heiligtum besuchen, leider auf der falschen Fährte sind.
  Die Tempelanlage entstand wohl erst nach dem Tod des großen Mannes zu seinem Gedenken. Gewirkt hat der Arzt vermutlich in der alten Hauptstadt Astypalaia an der Südspitze der Insel „ziemlich genau an der Stelle, wo sich heute der Club Méditerranée befindet“, der inzwischen einem anderen Hotelbetreiber gehört.
  Flashar stellt anschaulich die herausragende Rolle von Hippokrates dar, der als erster Vertreter einer wissenschaftlichen Medizin gelten kann und jegliche Magie und Tempelmedizin ablehnte. Der Beruf des Arztes war noch nicht gesetzlich geschützt, „jeder konnte mit dem Anspruch eines ,Heilpraktikers‘ auftreten“.
  In den ihm zugeschriebenen Schriften setzt sich Hippokrates ausführlich mit den Scharlatanen seiner Zeit auseinander, die ihren Patienten mal Bäder verboten, mal bestimmte Speisen wie Aale, Hirsche, Hunde oder Ziegenfleisch und sogar die Mode (kein Ziegenfell und keine schwarzen Kleider) sowie die Körperhaltung (nicht ein Bein über das andere schlagen) reglementieren wollten. Wie unsinnig diese Rezepte sind, zeigt Hippokrates in einer Polemik daran, dass fast alle Afrikaner dieser obskuren Lehre zufolge krank sein müssten, denn sie ernährten sich damals hauptsächlich von Ziegenfleisch und stellten Kleidung, Decken und Schuhe aus dem Fell der Tiere her.
  Ausführlich widmet sich Flashar dem hippokratischen Eid, der zwar bis heute als Inbegriff der ärztlichen Ethik gilt, aber eben auch etliche Passagen enthält, die nur zeitgebunden zu verstehen sind und heutigen Doktores nicht zur Nachahmung empfohlen werden. Welcher Arzt würde schon noch seinen Lehrer „seinen Eltern gleich achten“, das Leben mit ihm teilen und ihn, „wenn er Not leidet, mitversorgen und seine männlichen Nachkommen wie seine Brüder halten“? Auch der Schwur, „auf keinen Fall den Blasensteinschnitt zu machen“ und „keiner Frau ein abtreibendes Zäpfchen zu geben“, würde unter Urologen und Gynäkologen diskutiert werden. Darauf, sich fernzuhalten „von sexuellen Handlungen an Körpern von Frauen und Männern, Freien und Sklaven“, könnten sich Ärzteverbände hingegen wohl schnell einigen.
  Wieso der Kodex in der damaligen Gesellschaft äußerst sinnvoll war und zudem der Festigung des ärztlichen Berufsstandes diente, wird ebenso deutlich, wie der Einschnitt, den die – heute geläufige, seinerzeit aber erstmals formulierte – ärztliche Schweigepflicht darstellt. Flashar gibt einen Überblick über spätere Modernisierungen des hippokratischen Eides, der im Genfer Ärztegelöbnis von 1948 am ehesten das abbildet, was wir heute unter dem Berufsethos eines „guten Arztes“ verstehen. Auch hier zeigt sich der Autor als sensibler Sprachfreund, wenn er bemerkt, dass die französische Originalversion mit Begriffen wie „humanité“ und „dignité“ einen ungleich ehrwürdigeren Klang hat als die deutsche Übersetzung.
  Gerne würde man auch die Vertonungen des Eides hören, so die von 1981 für den Weltkongress der Herzchirurgen, wo die „abrupt abbrechenden Wortfetzen“ des vierstimmigen A-cappella-Chores „in den mehrfach wiederholten Ausruf ,Hippokrates‘ münden“.
  Auch Mauricio Kagel, der wichtige Vertreter der Neuen Musik, vertonte den Eid, diesmal für das Deutsche Ärzteblatt. Flashar notiert lakonisch: „Es ist ein Klavierstück, merkwürdigerweise für drei Hände, ohne jeden Text, nur vier Minuten dauernd. Ein Bezug zum Eid ist nicht erkennbar.“ Den stellt der Autor leichtfüßig und lehrreich zugleich hingegen immer wieder her.
WERNER BARTENS
Damals war der
Beruf des Arztes noch nicht
gesetzlich geschützt
  
Hellmut Flashar: Hippokrates – Meister der Heilkunst. Leben und Werk. Verlag C. H. Beck, München 2016. 298 Seiten, 10 Abbildungen. 26,95 Euro. E-Book 21,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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"eine anregende Einführung in die antike Heilkunst"
natur & heilen, Januar 2017