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"Was macht die Zeit, wenn sie vergeht?" Diese Frage, die eine Kinderfrage sein könnte, stellte der große Physiker Albert Einstein dem großen Mathematiker Kurt Gödel. Für den Mathematiker Werner Kinnebrock war sie der Anlass, ein wunderbar verständliches Buch über dieses faszinierende Phänomen zu schreiben. Hätten Sie gedacht, dass die Zeit mal schneller und mal langsamer laufen kann - und dass das keine subjektiven Eindrücke sind? Dass die Zeit in schwarzen Löchern sogar stehen bleibt? Hätten Sie gedacht, dass Tiere und Pflanzen "innere Uhren" haben, die nichts mit dem Stand der Sonne,…mehr

Produktbeschreibung
"Was macht die Zeit, wenn sie vergeht?" Diese Frage, die eine Kinderfrage sein könnte, stellte der große Physiker Albert Einstein dem großen Mathematiker Kurt Gödel. Für den Mathematiker Werner Kinnebrock war sie der Anlass, ein wunderbar verständliches Buch über dieses faszinierende Phänomen zu schreiben. Hätten Sie gedacht, dass die Zeit mal schneller und mal langsamer laufen kann - und dass das keine subjektiven Eindrücke sind? Dass die Zeit in schwarzen Löchern sogar stehen bleibt? Hätten Sie gedacht, dass Tiere und Pflanzen "innere Uhren" haben, die nichts mit dem Stand der Sonne, Helligkeit oder Dunkelheit zu tun haben? Dass die Definition der Maßeinheit Meter sich aus der Zeit herleitet? Ein Meter ist genau die Länge, die das Licht im 299 792 458ten Teil einer Sekunde zurücklegt.
Das Buch beleuchtet das Phänomen Zeit aus der Perspektive der Physik, der Relativitätstheorie Einsteins, der Kosmologie und Biologie, scheut aber auch nicht zurück vor philosophischen Fragen im Zusammenhang mit der Zeit und mit sogenannten Nahtod-Erfahrungen, in denen Menschen alles in einem einzigen Augenblick gleichzeitig zu erleben scheinen, also gar keine Zeit vorhanden ist.
Autorenporträt
Werner Kinnebrock, geboren 1938, war bis zu seiner Pensionierung Professor für Mathematik. Er hat sich u. a. mit Reaktormathematik und wissenschaftlicher Datenverarbeitung beschäftigt. Kinnebrock ist Autor zahlreicher Fach- und zweier populärwissenschaftlicher Bücher.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.06.2012

Sie könnten nicht zufällig meine Wellenfunktion kollabieren lassen?
Etwas zu schnell an der Uhr gedreht: Werner Kinnebrock verspricht viele Einsichten über die Zeit und hält es nicht gerade mit gediegenen Auskünften zur Physik

Glaubt man dem Klappentext dieses Buches, gibt dieses Antworten auf ein Bündel großer Fragen: Wie alt ist das Universum? Verläuft die Zeit in Sprüngen? Wann begann die Zeit? Hat die Zeit ein Ende? Was ist die Zeit? Das mutet wie die Quadratur des Kreises an. Man ist da erst einmal beeindruckt, was auf knapp hundertsechzig Seiten Platz finden soll.

Der Auftakt des Buches ist spielerisch. Werner Kinnebrock schreibt über Michael Endes Graue Männer von der Zeitsparkasse und lässt Goethe zu Wort kommen. Doch dann folgt ein atemloser Parforceritt durch einen illustren Themenpark, der den Leser schwindeln macht: Einsteins Relativitätstheorie, Uhren und Kalender, das Alter der Grönlandwale, Entropie, christliche Jenseitsvorstellungen, Quantenmechanik, EPR-Korrelationen, der Lebenszyklus der Bambuspflanze Phyllostachys bambusoides, Loop-Quantentheorie, Nahtoderlebnisse ...

Nun ist Themenvielfalt als solche keine Sünde, und tatsächlich gibt es bei der wilden Hatz ein paar Perlen zu entdecken. Doch trotz mancher Funde und geglückten Beispielen wird einem bei der Lektüre zunehmend unwohler. Kinnebrock ist mitunter schlampig im Detail, und das Buch strotzt vor Widersprüchen. Ein Irrtum, der einem Physiker ins Auge sticht: Der Autor datiert die Deutung des photoelektrischen Effekts durch Albert Einstein auf das Jahr 1920. Ein Jahr später wurde Einstein zwar für diese Leistung der Nobelpreis verliehen, gemacht wurde die Entdeckung aber im Jahre 1905 - in Einsteins berühmtem annus mirabilis. Nur einen Satz später behauptet Kinnebrock dann, man habe bis zum Jahr 1920 geglaubt, dass Licht lediglich aus Wellen besteht. Das ist auch nicht richtig. Schon Isaac Newton hatte eine Korpuskulartheorie des Lichtes entwickelt. Und wenn dieser Umstand ein wenig später verschwommen angedeutet wird, ist man wieder einmal mit einem Widerspruch konfrontiert.

Irgendwie scheint der Autor immer wieder zu vergessen, was er geschrieben hat. Da funktioniert das Universum auf der einen Seite wie ein Uhrwerk, plötzlich gehorcht es den nichtdeterministischen Regeln der Quantenmechanik und bildet ein total verschränktes System - eine nicht trennbare Einheit von allem. Da zudem an anderer Stelle "erklärt" wird, dass physikalische Beobachter durch Messungen Wirklichkeit erst erschaffen, weil sie die Wellenfunktion zum "Platzen" bringen, fragt man sich, wie in einer das gesamte Universum umfassenden Wellenfunktion ein Beobachter überhaupt entstehen konnte. Man kann das als das "Münchhausenproblem der Quantenmechanik" bezeichnen: In einer Lesart der Kopenhagener Deutung der Quantenmechanik kann ein Beobachter als Teil der "Wirklichkeit" ja nur dadurch Wirklichkeit werden, dass er von einem Beobachter beobachtet wird. Wer aber schafft den ersten Beobachter, wenn ein Beobachter einen Beobachter braucht, um ein Beobachter zu werden?

Sorglos treibt es der Autor auch mit der Speziellen Relativitätstheorie. Da steht auf der einen Seite, dass es für Photonen - Teilchen ohne Ruhemasse, die sich mit Lichtgeschwindigkeit bewegen - weder Zeit noch Raum gibt. Eine imaginäre Uhr, an einem Photon angeheftet, würde stehen. Gleichzeitig existierten für Lichtteilchen keine Distanzen. Das hindert Kinnebrock jedoch nicht daran, den Leser plötzlich zu einer vorgestellten Reise in einer Rakete einzuladen, die gleich einem Photon mit Lichtgeschwindigkeit fliegt. Und wenn man bei dieser dann zum Fenster rausguckt, dann sind Raum und Zeit auf einmal wieder da! Wieder an anderer Stelle sinniert Kinnebrock darüber, ob Zeit in Sprüngen vergeht oder nicht. Das hängt seiner Meinung nach davon ab, ob man eher der Loop-Quantentheorie anhängt oder der Stringtheorie. Das sind bekanntlich zwei sperrige Theoriemonster, von denen bis heute nicht klar ist, was sie mit physikalisch durchführbaren Messungen zu tun haben.

Damit sind wir endlich beim eklatantesten aller Widersprüche, nämlich zwischen dem, was das Buch zu leisten vorgibt, und dem, was es tatsächlich leistet. Natürlich ist es heute gängige Praxis, dass Verlage gerne marktschreierisch mit Titel und Klappentext klappern. In letzter Konsequenz ist es aber der Autor, der für sein Buch verantwortlich zeichnet. Die vollmundig angekündigten Antworten auf die großen Fragen bleibt er allesamt schuldig. Wundern braucht man sich darüber freilich nicht. Denn die Wissenschaft erklärt die Zeit nicht! In den Wissenschaften werden normierte Messinstrumente verwendet, die unabdingbare Voraussetzung reproduzierbarer Experimentalbedingungen sind. Zu diesen gehören eben auch normierte veränderliche Prozesse, die man gemeinhin als Uhren bezeichnet. Wer sich mit der Theorie der Wissenschaften auseinandersetzt, lernt deshalb etwas über Uhren. Aber sind Uhren und Zeit dasselbe? Wohl kaum. Dazu sei nur an ein Bonmot von Einstein erinnert: Dass Zeit relativ sei, merke man daran, dass es einen Unterschied mache, ob man eine Stunde bei der Geliebten liege oder auf einem heißen Ofen sitze. Bei dieser elementaren Erfahrung hilft einem die Uhr in der Tasche nicht wirklich weiter.

MARCO WEHR

Werner Kinnebrock: "Was macht die Zeit, wenn sie vergeht?" Wie die Wissenschaft die Zeit erklärt.

Verlag C.H. Beck, München 2012. 160 S., Abb., br., 12,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Wie eine einzige Mängelliste liest sich diese Besprechung des Physikers Marco Wehr, der sich sehr ungnädig das Buch des Mathematikers Werner Kinnebrock über das wundersame Phänomen der Zeit vornimmt. Es geht um Uhren und Kalender, Relativitätstheorie, Quantenmechanik-Loops und Unschärfe. Doch der Rezensent, selbst Autor des Buchs "Welche Farbe hat die Zeit?", mag von Kinnebrocks Band absolut nichts gelten lassen. Eine Ungenauigkeit nach der anderen führt Wehr auf, beklagt Irrtümer und Widersprüche und beschwert sich schließlich, dass all die Fragen, die im Klappentext formuliert werden, im Buch nicht beantwortet werden.

© Perlentaucher Medien GmbH