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Der Name Krupp ist eine deutsche Ikone. Kaum ein anderes Unternehmen ist so eng mit der deutschen Geschichte verflochten. Gleichzeitig war der Blick von Anfang an auf die Weltmärkte gerichtet. Harold James erzählt in diesem glänzend geschriebenen Buch die Geschichte des Unternehmens, das zum Symbol für industrielle Pionierleistungen und soziale Verantwortung ebenso wie für die deutsche Rüstungsindustrie wurde. 1811 gegründet, machte Krupp in den ersten 25 Jahren seiner Existenz nichts als Verluste. Doch die Familie hielt an der Firma fest, die in der Zeit von Gründung und Aufstieg des…mehr

Produktbeschreibung
Der Name Krupp ist eine deutsche Ikone. Kaum ein anderes Unternehmen ist so eng mit der deutschen Geschichte verflochten. Gleichzeitig war der Blick von Anfang an auf die Weltmärkte gerichtet. Harold James erzählt in diesem glänzend geschriebenen Buch die Geschichte des Unternehmens, das zum Symbol für industrielle Pionierleistungen und soziale Verantwortung ebenso wie für die deutsche Rüstungsindustrie wurde. 1811 gegründet, machte Krupp in den ersten 25 Jahren seiner Existenz nichts als Verluste. Doch die Familie hielt an der Firma fest, die in der Zeit von Gründung und Aufstieg des deutschen Kaiserreichs ihr rasantestes Wachstum erlebte und zum größten Unternehmen Deutschlands wurde. Man misstraute dem ungebremst freien Markt und pflegte die Nähe zum Staat - bis in die Zeit des Dritten Reiches hinein. Nachdem die Führungsspitze in Nürnberg angeklagt und verurteilt wurde, gelang es dem Unternehmen dennoch, sich nach dem Zweiten Weltkrieg neu zu erfinden: als Symbol für den Erfolg und die Offenheit der Bundesrepublik. So verdichten sich in der Geschichte von Krupp die Geschicke einer berühmten Familie, die Politik, die Wirtschafts- und Technikgeschichte der letzten 200 Jahre auf einzigartige Weise.
Autorenporträt
Harold James, geb. 1956, ist Professor für Geschichte und Internationale Beziehungen an der Princeton University und Marie-Curie-Professor am European University Institute in Florenz.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.10.2011

Macht der
Finsternis
Das Haus Krupp, neu gesehen
Der Mann muss sich gefühlt haben, wie ein Agent. Freilich war das ein Feind, der dem Agenten Gästewohnung, Archivzugang und manches schöne Essen spendierte. Trotzdem tat William Manchester so geheimnisvoll, als sei er nicht ein US-Geschichtsprofessor im Jahre 1964, sondern ein Special Forces-Soldat von 1944, der sich aufmachte, die dunklen Geheimnisse von Krupp zu enthüllen. Nachher schrieb er ein viel beachtetes Buch („The Arms of Krupp“), das unfassbaren Unsinn verbreitete, bis zur Mär, der Konzern arbeite an einem eigenen atomaren Rüstungsprojekt und sei wieder das, als was er immer gegolten hatte: die düstere Macht der Industrie hinter Deutschlands wechselnden Regierungsformen. Für Angelsachsen war Krupp seit 1914 der Inbegriff des Bösen made in Germany. „Hart wie Kruppstahl“ müsse Deutschlands Jugend werden, kreischte Hitler. Krupp, das Herz der Finsternis, das Reich der Kanonenkönige, Herr über Arbeitssklaven aus den KZs. Mit dem Abstand der Jahrzehnte hat sich das Bild deutlich gewandelt, auch, weil Krupp nach 1945 als betont ziviler Konzern wiederaufgebaut wurde, vor allem vom heute 98-jährigen Berthold Beitz, der als Ölmanager Hunderte Juden vor der SS gerettet hatte.
Harold James, einer der besten britischen Deutschlandkenner und Geschichtsprofessor an der Princeton University, hat nun eine Art Ehrenrettung der Krupps verfasst. Seine Firmengeschichte, rechtzeitig erschienen vor dem 200. Geburtstag des heute Thyssen-Krupp heißenden Konzerns am 20. November dieses Jahres, ist dabei keineswegs unkritisch; wie deutsche Wirtschaftshistoriker vor ihm kommt auch James hinsichtlich der Nazizeit zu dem Schluss, dass sich Krupp zwar schändlich verhalten habe, aber nicht schlechter als die deutsche Wirtschaft insgesamt. Es könne kein Zweifel bestehen, dass der Essener Konzern von der Rüstungswirtschaft profitiert habe, „und ihr Umgang mit Zwangsarbeitern war verwerflich. Doch dass Krupp mehr gewesen sei als eines von vielen Unternehmen, die in ein dichtes Gespinst ideologisch verbrämter Unmoral eingebunden waren, nämlich eine treibende Kraft hinter der NS-Politik, war eine absurde Vorstellung“.
Das Schicksal der Zwangsarbeiter, vor allem die jüdischen KZ-Häftlinge, hätten sogar mehr Beachtung verdient als in diesem Werk geschehen. Aber letztlich ist es ein souverän erzähltes, unvoreingenommenes Buch über ein Traditionsunternehmen, das trotz aller Krisen den Weg ins 21. Jahrhundert geschafft hat. Der heutige Großkonzern, dominiert von der Krupp-Stiftung unter dem Patriarchen Beitz, erscheint dem Briten sogar Modellcharakter zu haben – wegen des „Gemeinwohl-Kapitalismus“ inmitten einer Zeit, in der die westliche Wirtschaftsordnung unter die Haifische gefallen zu sein scheint. JOACHIM KÄPPNER
Harold James
Krupp. Deutsche Legende und globales Unternehmen
C. H. Beck, München 2011. 343 Seiten. 19,95 Euro.
„Die Vorstellung von Krupp
als treibende Kraft hinter
der NS-Politik ist absurd.“
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.12.2011

Erfolg, Loyalität, Schuld . . .
Strenges Regiment der Inhaber: Harold James untersucht die Rolle der Firma Krupp

Wie kaum ein anderes Unternehmen gilt Krupp bis heute als Ikone der deutschen Industrie, auch wenn die Meinungen von Zeitgenossen und Historikern über den Essener Konzern weit auseinandergehen: Für die einen war Krupp der Prototyp von ungeheurem Unternehmerfleiß, Erfindergeist und Wagemut, für die anderen das klassische Symbol von kapitalistischer Unternehmerwillkür und skrupellosem Gewinnstreben. Das zweihundertjährige Jubiläum der am 20. November 1811 gegründeten Firma ist insofern ein guter Anlass, die Entwicklung des Konzerns, die untrennbar mit den Höhen und Tiefen der deutschen Geschichte im 19. und 20. Jahrhundert verknüpft ist, in moderner und gut lesbarer Weise zu beschreiben.

Harold James meistert die keineswegs einfache Aufgabe überzeugend. Im Gegensatz zu vielen seiner Vorgänger, die durch Überzeichnung der Rolle Krupps als "Händler des Todes" einen Beitrag zur Erklärung des deutschen "Sonderwegs" leisten wollten, versucht er, ohne Scheu vor klaren Urteilen hartnäckige Legenden und historische Wahrheit voneinander zu trennen. Kennzeichen des Aufstiegs der Firma war der unerschrockene Glaube ihrer Inhaber an sich selbst und ihr Unternehmen: Ungeachtet mancher Rückschläge setzten Friedrich Krupp, der Firmengründer und seine Nachfahren auf ihre Produkte, ihre Fähigkeit zur Innovation und die Leistungsbereitschaft ihrer Beschäftigten, die sich ungeachtet des strengen Regiments der Inhaber bald stolz als "Kruppianer" fühlten. Das Ergebnis dieser gemeinsamen Leistungen war ein hochwertiger Stahl, der die Produktion nahtloser Eisenbahnradreifen - bis heute das Logo der Firma - ermöglichte. Nicht diese, sondern Kanonen, Panzerplatten und Kriegsschiffe galten jedoch lange Zeit als Symbole Kruppscher Qualität, Ursprung weltweiten unternehmerischen Erfolgs und Quelle ungeheuren Reichtums.

Doch das Geschäft mit Rüstungsmaterial war komplizierter, als es holzschnittartige Betrachtungen erscheinen lassen. Die Interessen Krupps, von Armee und Marine bildeten vielmehr schnell eine Symbiose, von der alle profitierten. Dies gilt auch für den anrüchigen Rüstungsexport, den die jeweiligen Regierungen aus vielerlei Gründen unterstützten. Die Sonderstellung Krupps im Rüstungsgeschäft rührte nicht zuletzt daher, dass neben dem Streben nach Gewinn der Wunsch der Firmeninhaber, dem eigenen Land zu dienen, ein Impetus war, der, wie James zu Recht betont, nicht unterschätzt werden sollte. Dass diese Loyalität bedeuten konnte, wie in der Zeit des Nationalsozialismus zumindest moralisch Schuld auf sich zu laden, steht außer Frage.

Doch James zeichnet nicht nur dieses schwierige Kapitel der Krupp-Geschichte überzeugend nach. Beeindruckend sind auch seine Ausführungen zur Rolle Krupps im Prozess der Globalisierung: Hatte bereits Friedrich Krupp davon geträumt, in Russland ein Werk zu bauen, knüpften seine Nachfolger Beziehungen in alle Welt. Neue Märkte wie Russland, China oder Ägypten enthielten ihrer Meinung nach ein unerschöpfliches Potential, das es zu nutzen galt. Die Grundüberzeugung, sich um "emerging markets" zu kümmern, ist bis heute ein Grundstein des Erfolgs. Doch der wäre undenkbar ohne die Bereitschaft der Inhaber, die Struktur der Firma den Erfordernissen der Zeit anzupassen und ein klassisches Familienunternehmen in eine komplexe Organisation weiterzuentwickeln. Dieser von James am Beispiel der Stahlkrise seit den 1960er-Jahren beschriebene Prozess implizierte auch, ungeachtet öffentlicher Proteste unprofitable Werke wie die AG Weser und das Stahlwerk in Rheinhausen zu schließen oder Konkurrenten wie Hoesch und Thyssen "feindlich" zu übernehmen.

Die Bereitschaft, den eigenen Konzern im Zeichen verschärften internationalen Wettbewerbs stetig zu modernisieren, die eigene Produktpalette zu diversifizieren und die "Öffnung zur Welt" - so die bezeichnende Überschrift des letzten Kapitels - weiter voranzutreiben, ist dafür verantwortlich, dass Krupp im Gegensatz zu vielen namhaften Konkurrenten wie der Gutehoffnungshütte, Vickers oder Skoda heute noch existiert. Diese nicht geringe Leistung ist in der Tat eine "Geschichte" wert.

MICHAEL EPKENHANS

Harold James: Krupp. Deutsche Legende und globales Unternehmen. Aus dem Englischen von Karl-Heinz Siber. Verlag C.H. Beck, München 2011. 344 S., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Michael Epkenhans ergeht sich in Lob auf die Firma Krupp. Die aus Anlass des 200-jährigen Firmenjubiläums erscheinende Studie von Harold James, der die Firmengeschichte gut lesbar und insgesamt überzeugend nachzeichnet, wie Epkenhans feststellt, erscheint dem Rezensenten vor allem durch ihren Mut zu klaren Urteilen und zur Legendenidentifizierung wertvoll. So finden Autor und Rezensent gleichermaßen, dass Krupss Rüstungsgeschäft "komplizierter" war, als so mancher glauben machen will.

© Perlentaucher Medien GmbH