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Die Strozzi waren eine der reichsten und mächtigsten Familien von Florenz - ihr berühmter Palast dokumentiert das bis heute - aber wegen der Feindschaft der Medici wurden die männlichen Familienmitglieder über viele Jahre und Jahrzehnte hinweg in die Verbannung geschickt. Die Geschichte der Familie Strozzi ist eine Geschichte von sich etablierender Bankenmacht, kaufmännischer Rivalität und ökonomischem Aufstieg, aber auch eine Geschichte des Widerstands gegen die Übermacht der Medici von der frühen Renaissance bis zum endgültigen Untergang der Republik Florenz und der Errichtung des Herzogtums…mehr

Produktbeschreibung
Die Strozzi waren eine der reichsten und mächtigsten Familien von Florenz - ihr berühmter Palast dokumentiert das bis heute - aber wegen der Feindschaft der Medici wurden die männlichen Familienmitglieder über viele Jahre und Jahrzehnte hinweg in die Verbannung geschickt. Die Geschichte der Familie Strozzi ist eine Geschichte von sich etablierender Bankenmacht, kaufmännischer Rivalität und ökonomischem Aufstieg, aber auch eine Geschichte des Widerstands gegen die Übermacht der Medici von der frühen Renaissance bis zum endgültigen Untergang der Republik Florenz und der Errichtung des Herzogtums im 16. Jahrhundert. Das Buch von Ingeborg Walter erzählt die Geschichte dieser außergewöhnlichen Familie, die sich trotz der Verbannungen behauptete, zu ungeheurem Reichtum aufstieg und zeitweise sogar zu einem Ausgleich mit den Medici gelangte.
Autorenporträt
Ingeborg Walter war Mitglied der Redaktion des Dizionario biografico degli italiani und Gastprofessorin an der ETH in Zürich. Sie lebt und arbeitet heute in Rom.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.07.2011

Der große Glanz inmitten des Hauens und Stechens
Nachbarn von Gucci: Ingeborg Walter erzählt die Geschichte der Strozzi, einer der stolzen Familien im Florenz der Renaissance
Jeder Florenz-Besucher wird irgendwann vom Anblick einer Trutzburg erschlagen: des Palazzo Strozzi. Das wuchtige Renaissance-Bollwerk steht in einer Gegend der Altstadt, die vom Hauptbahnhof her im 19. Jahrhundert umfassend modernisiert wurde. Der Palast, in dem heute prominente Sonderausstellungen stattfinden, kann sich aber darüber kaum beklagen, denn als man seinen Bau im Jahre 1489 begann, mussten dafür zahlreiche mittelalterliche Häuser ihrerseits dran glauben und wurden abgerissen. Der Palazzo Strozzi, der im Deutschen einen ungewollt passenden lautmalerischen Effekt hat, ragt strotzend an der vornehmen Einkaufsstraße Via de’ Tornabuoni heraus, direkt gegenüber liegt das Stammgeschäft der Luxusmarke Gucci. Wer hierhin schlendert, der hat vielleicht gerade das Ledermuseum von Salvatore Ferragamo besucht oder ist anderen aparten Interessen nachgegangen.
Doch wer waren die Menschen, die sich dieses gewaltige Gebäude, einen ganzen Block in einer der schönsten und reichsten Städte des Abendlandes, als ihr Privathaus errichteten? Damals, beim Spatenstich, wurden die Sterne befragt und zugleich mehrere Messen gelesen, sicher ist sicher; und Sicherheit sollte auch die Fassade mit ihrer demonstrativen Verschanzung gegen die anderen Familien der Stadt ausdrücken. Denn der neue Stadtpalast war auch ein Monument der Genugtuung, ja der Revanche.
Die Strozzi waren keine Underdogs, aber man hatte sie gedemütigt. Durch die Herstellung von Wolltüchern, durch Handels- und Kreditgeschäfte waren sie im 15. Jahrhundert unfassbar reich geworden. Sie waren hervorragende Kaufleute, gebildet und öffentlich respektiert; sie beherrschten klassisches Latein ebenso flüssig wie die Förderung der aufblühenden schönen Künste und die gnadenlose Sprache des Frühkapitalismus in ihren Rechnungsbüchern – Renaissancemenschen eben. Aber es gab eine Familie, die am Einfluss der Strozzi in Florenz etwas auszusetzen hatten: die Medici.
Als diese sich unter Cosimo de’ Medici 1434 faktisch als Machthaber durchsetzten, wurden die mächtigsten und wohlhabendsten Mitglieder der verzweigten Familie Strozzi in die Verbannung getrieben: zunächst der Kaufmann und Liebhaber antiker Handschriften Palla Strozzi, der seine Heimat nie wiedersehen sollte – der Mann, der prächtige Ölbilder gestiftet, humanistische Gelehrte nach Florenz geholt und Landgüter wie Poggio a Caiano (die spätere Medici-Villa) gekauft hatte, starb 1462 im Exil in Padua. Der Bann wurde auf alle männlichen Nachkommen ausgedehnt. Die Medici kannten keine Gnade; selbst Strozzi-Schwiegersöhne aus angesehenen anderen Familien wurden in Mitleidenschaft der Ächtung gezogen, so etwa der Seidenhändler Felice Brancacci: Sein Name wurde durch die Fresken von Masolino und Masaccio in der Familienkapelle in der Kirche Santa Maria del Carmine verewigt – aber ein berühmtes Meisterwerk am Anfang der neuzeitlichen Kunstgeschichte in Auftrag gegeben zu haben, schützte nicht davor, als Rebell verurteilt zu werden. Überhaupt entfaltete sich der Glanz von Florenz ja inmitten eines großen Hauens und Stechens.
Wären die Strozzi einfach nur Kaufleute und Bankiers gewesen, hätten sie sich sagen können: Na gut, dann werden wir eben mit unseren Niederlassungen in Ferrara, Padua, Mantua und Neapel steinreich, dann auch in Rom, Venedig, Lyon, Brügge und Sevilla . . . Aber die Strozzi waren Florentiner. Aus dem Haus in ihrer Heimatstadt, aus der herumwohnenden Verwandtschaft herausgerissen zu sein, in der stolzen Republik Florenz keine öffentlichen Ämter auszuüben: das war eine unerträgliche Schmach.
Also blieb Filippo Strozzi der Ältere, der vom dreizehnten Lebensjahr an in Spanien bei Verwandten das Geschäft gelernt hatte und es zum wichtigsten Finanzier des Königreichs Neapel gebracht hatte – also blieb dieser Filippo, der aus einem anderen Familienzweig als Palla Strozzi stammte, nicht etwa in Neapel, als die Verbannung im Jahr 1466 endlich aufgehoben wurde, sondern er ging zurück nach Florenz, wirkte unter Lorenzo Medici dem Prächtigen an der Stadtregierung mit und begann den Bau des besagten Palastes, der mit dem Palast der Medici konkurrierte. Filippo Strozzi starb 1491 in großen Ehren und liegt in der nahen Kirche Santa Maria Novella in der Familienkapelle begraben, die Filippino Lippi ausgemalt hat. Die Nachkommen wurden testamentarisch zum Weiterbau des riesigen Palastes verpflichtet, und am Ergebnis dieser Bestimmung lässt sich die tiefsitzende Solidarität und zugleich ökonomische Eigenständigkeit italienischer Familienverbünde wunderbar ablesen: Der eine Teil des Gebäudes wurde bis 1506 vollendet, während die andere Seite, die ein windigerer Sohn erbte, nicht fertig gebaut wurde – das Dachgesims fehlt dort bis heute. Ob in der Kunst, ob im verfassungspolitischen Durcheinander, über das auf hohem Niveau debattiert wurde, oder eben in jenem fehlenden Dachgesims: überall zeigt es sich, „das angeborene Talent der Florentiner für die Berechnung des ganzen äußeren Daseins“ (Jacob Burckhardt).
Die Kultur- und Kunsthistorikerin Ingeborg Walter erzählt jetzt die Geschichte der Familie Strozzi in einem neuen Buch von eleganter Dichte. Die Autorin kann auf wichtige Arbeiten vor allem italienischer und angelsächsischer Forscher, aber auch auf die eigene intime Kenntnis der Quellen zurückgreifen, so wie sie es schon vor einigen Jahren in ihrem Porträt Lorenzo des Prächtigen vorführte. Manchmal verheddert man sich da im Gewirr der Namen, was bei den Stammbäumen und der Heiratspolitik der Zeit auch schwer zu vermeiden ist, doch insgesamt ist dies eine reizvolle Lektüre, nicht nur für Toscanareisende. Das ganz große saftige Renaissancepanorama wird in dem Buch zwar nicht noch einmal entfaltet, aber in allerlei schönen Details erfährt man immer wieder im Vorübergehen, wie das Florenz jener Ära im Einzelnen funktionierte.
Das 16. Jahrhundert sah dann Höhepunkt und Katastrophe der Macht der Strozzi. Als die Medici Päpste wurden (Leo X. und Clemens VII.), da arrangierte sich Filippo Strozzi der Jüngere, Sohn Filippo des Älteren, mit ihnen zu beider Nutzen und Bereicherung; schon zuvor hatte er eine Medici geheiratet, was in Florenz wie eine Bombe einschlug. Dieser Filippo geriet dann in die Weltpolitik zwischen französischem König, Papst und Kaiser, und am Ende rebellierte er nahezu widerwillig mit Waffengewalt gegen das neue Medici-Herzogtum und beging in der Haft Selbstmord, sich zum antiken Freiheitshelden stilisierend. Letzter Satz des Buches: „Die Nachkommen (. . .) lebten weiter in diesem Palast bis zum Aussterben der Familie im 20. Jahrhundert.“ JOHAN SCHLOEMANN
INGEBORG WALTER: Die Strozzi. Eine Familie im Florenz der Renaissance. Verlag C. H. Beck, München 2011. 240 Seiten, 22,95 Euro.
Die Feindschaft der Medici trieb
die Strozzi in die Verbannung
Über Filippo Strozzi den Älteren (links seine Büste von Benedetto da Maiano im Berliner Bodemuseum) und den Palazzo Strozzi (Fassade oben) schrieb Leopold von Ranke: „Im Gefühl einer sicheren und glänzenden Existenz legte er Hand an, jenen Palast zu gründen, der noch heute bei dem Anblick des herrlichen Bauwerkes seinen Namen den Nachlebenden in Erinnerung bringt.“  Fotos: Scala Archives, bpk
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezenent Johan Schloemann erzählt mit viel Verve und Einfühlungslust von der Geschichte und dem Schicksal der Florentiner Familie der Strozzi, die ihm die Kunst- und Kulturwissenschaftlerin Ingeborg Walter in ihrem neuen Buch nahe gebracht hat. Er lobt die Eleganz und Informationsfülle des Buchs und bescheinigt der Autorin hervorragende Kenntnisse der Forschungsliteratur und der historischen Quellen. Mitunter, räumt er ein, hat ihn die Namensvielfalt etwas überfordert, aber das will er keinesfalls der Autorin, sondern den verzweigten Familienstammbäumen und der komplizierten Heiratspolitik der Strozzis anlasten. Walter malt in ihrem Buch zwar kein umfassendes Bild der Renaissance, doch über die Geschichte der Strozzi und das Florenz ihrer Zeit wird man sehr plastisch und fesselnd informiert, so Schloemann sehr zufrieden.

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