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Geschichten vom Herrn C.
Als Iso Camartin den Auftrag erhielt, einen Essay zum Thema "Heimat" zu schreiben, stellte sich Herr Casparis ein. Herr Casparis ist eine Spielfigur, ein alter Ego, das sich verselbständigte und immer deutlichere Konturen annahm. Herr Casparis ist voller Neugierde, ihn treiben Sehnsüchte und Wünsche, er ist hochgebildet, gleichzeitig kindlich und verspielt, klug und nachdenklich und hat mehr Fragen als Antworten. Er fragt sich, was eigentlich Heimat ist und ob es tatsächlich immer nur das Gute ist, das so nahe liegt, sehnt sich nach einer Zwillingsschwester - er,…mehr

Produktbeschreibung
Geschichten vom Herrn C.

Als Iso Camartin den Auftrag erhielt, einen Essay zum Thema "Heimat" zu schreiben, stellte sich Herr Casparis ein. Herr Casparis ist eine Spielfigur, ein alter Ego, das sich verselbständigte und immer deutlichere Konturen annahm. Herr Casparis ist voller Neugierde, ihn treiben Sehnsüchte und Wünsche, er ist hochgebildet, gleichzeitig kindlich und verspielt, klug und nachdenklich und hat mehr Fragen als Antworten. Er fragt sich, was eigentlich Heimat ist und ob es tatsächlich immer nur das Gute ist, das so nahe liegt, sehnt sich nach einer Zwillingsschwester - er, der gar keine Schwester hat - und träumt davon, ein Virtuose zu sein. Er hört Schubert und erkundet die Sprache der Schmerzen, er wählt Don Quixote zu seinem Schutzpatron und träumt von der Freiheit. Herr Casparis ist Bibliothekar und liest alle drei Jahre eine Reihe von Büchern, die ihm ganz wesentlich für sein Leben erscheinen, darunter der berühmte Quixote-Roman von Miguel Cervantes. Warum erscheint ihm der Ritter von der traurigen Gestalt als eine so vorbildliche und geradezu aufbauende Figur? "Dieser Ritter war für ihn der beste Beweis, dass man sich nicht ausliefern darf an die Welt, wie sie nun einmal ist, sondern sich fest auf eine Welt einzurichten hat, wie sie sein sollte und zu sein hätte." Wie diese Welt sein sollte, wie man sie sich einzurichten wünscht, woher diese Wünsche kommen und wie man sie mit anderen teilen kann, welche geheimnisvollen Beziehungen sich zwischen dem einzelnen und der Welt entspinnen und wie sie das Leben steuern, was für Menschen, Landschaften, Bücher, was für eine Musik und Lebenskultur einen dabei begleiten können - das ist das Thema dieser geistreichen und klugen, unterhaltsamen und anregenden Geschichten des Herrn Casparis.
Autorenporträt
Iso Camartin, geboren 1944 in Chur, aufgewachsen in Disentis, Graubünden, studierte Philosophie und Romantik in München, Bologna und Regensburg. Er ist Essayist und Literaturkritiker. Er lehrte Rätoromanistik an der ETH und an der Universität Zürich und hat sich in seinen zahlreichen Aufsätzen und Büchern immer wieder mit der Geschichte und der Kultur seines Heimatkantons Graubünden auseinander gesetzt
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.09.2008

KURZKRITIK
Verquere Plauderei
Iso Camartins „Die Geschichten des Herrn Casparis”
Wenn einer nichts von sich preisgeben möchte, wie dieser Herr Casparis, dem es „eine wunderbare Herzenserleichterung” schien, dass man „mit Worten die wahren Gefühle so gut verdeckt halten konnte”, der aber zugleich einen beträchtlichen Ausdruckswillen hat, dann ergibt sich daraus ein ausgeruhter Plauderstil, der, auch wenn er einmal kurz Mut fasst, immer wieder zu Einschränkungen greifen muss: Eine Frau in Venedig, heißt es, habe „vor Jahren einen damals noch jungen Mann ganz schön in Verwirrung gebracht”. Nun wirkt das „ganz schön” zwar etwas betulich, aber verständlich formuliert. Doch was, wenn ein Satz sich mit seinen Einschränkungen selber den Atem abdreht: „Groß waren Frauen, die für einen Mann nur selten auch ein bisschen Fegefeuer waren.” Man könnte das für versuchten Robert Walser halten, kämen angrenzende Sätze nicht allzu abgrundfrei vernünftig daher. „Groß waren die Frauen, die kein erzieherisches Programm mit ihren Freunden vorhatten.” Nein, Casparis ist kein Walser, sondern ein etwas kauziger Bildungsbürger, der Shakespeare liest, Schubert hört, kulturkritische Gedanken zum Wetter hat und bei allem an der Oberfläche bleibt: „Wissen wir noch, was ein kalter, harter, langer Winter ist?”
Iso Camartin, im schweizerischen Kulturbetrieb viel beschäftigt und über Jahre hinweg ein freundlicher Klagenfurt- Juror, erzählt in einer Nachbemerkung, die Figur Casparis habe sich als „Ausweg” angeboten, um bei einer Auftragsarbeit zum Thema „Heimat” „eingeübten Ritualen” zu entkommen, sich aber danach nicht verabschieden wollen. Leider hat man eher den Eindruck, Camartin habe an Frisch, Dürrenmatt und andere scharfzüngige Essayisten zum selben Sujet denken müssen, und daraufhin ein Versteck gesucht, das verhindert, dass er Farbe bekennen muss. Nur kann es nicht funktionieren, weil die Figur ihrem Schöpfer zu ähnlich scheint.
HANS-PETER KUNISCH
ISO CAMARTIN: Die Geschichten des Herrn Casparis. C.H. Beck Verlag, München 2008. 271 Seiten, 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Ganz angetan ist Roman Bucheli von Iso Camartins "Geschichten des Herrn Casparis". Die Figur des Bibliothekars Caspari, der Musik und Literatur liebt, findet er überaus sympathisch. Wie er berichtet, hat Camartin diesen etwas menschenscheuen Freund der Kunst erfunden, als er einen Essay über Heimat schrieb und angesichts des Themas gehemmt war, "ich" zu sagen. Er sieht in Caspari eine "Handpuppe" des Autors, die aber niemals zu einem "Sprechblasenträger" oder "Phrasendrescher" mutiert, sondern Fragen stellend, assoziierend, gedanken- und einfallsreich ein Eigenleben gewinnt und sich mit den großen Fragen der Kunst und des Lebens auseinandersetzt. Bisweilen wird Herr Caspari in Buchelis Augen als "Stichwortgeber" benutzt. In diesen Fällen wären die Texte seines Erachtens auch gut ohne ihn ausgekommen. Doch meistens gelinge es dem Autor, die Essays aus der Figur heraus zu entwickeln. Und dann stimmen zu Buchelis Freude "die Anschauung des Gelehrten und die Imagination des Dichters" wunderbar überein.

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