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Auf die Kanaren! Christine Perlacher, 42, Sozialarbeiterin in Hamburg, fühlt sich nicht nur von ihrem Single-Dasein überfordert, wobei in ihrem Liebesleben eher zuviel als zuwenig passiert. Aber irgendwo zwischen Zuviel und Zuwenig ist das richtige Leben verlorengegangen. Christine Perlacher ist zugleich überreizt und erschöpft und sehnt sich so unrettbar nach einer ganz bestimmten Bucht auf Teneriffa, daß sie eine Woche Urlaub auf dieser schönen Insel gebucht hat. Den Schal zweifach um den Hals geschlungen, begibt sie sich an einem frühen Februarmorgen auf den Hamburger Flughafen ...
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Produktbeschreibung
Auf die Kanaren! Christine Perlacher, 42, Sozialarbeiterin in Hamburg, fühlt sich nicht nur von ihrem Single-Dasein überfordert, wobei in ihrem Liebesleben eher zuviel als zuwenig passiert. Aber irgendwo zwischen Zuviel und Zuwenig ist das richtige Leben verlorengegangen. Christine Perlacher ist zugleich überreizt und erschöpft und sehnt sich so unrettbar nach einer ganz bestimmten Bucht auf Teneriffa, daß sie eine Woche Urlaub auf dieser schönen Insel gebucht hat. Den Schal zweifach um den Hals geschlungen, begibt sie sich an einem frühen Februarmorgen auf den Hamburger Flughafen ...

In seinem neuen Roman "Leichtes Licht", der Christine Perlachers Abreise aus Hamburg und ihre Ankunft auf Teneriffa erzählt, begibt sich Hans Pleschinski auf Augenhöhe mit einer an ihrer Ratlosigkeit und ihrem Informationsmüll erstickenden Gegenwart, wie sie sich im Erleben seiner sympathisch fluchtbedürftigen Heldin darstellt, die sich nach dem Nichts sehnt und nach der Liebe. Bissig und amüsant, sehr gegenwärtig und modern, mit melancholischem Unterton und nicht ohne Bosheit erkundet Hans Pleschinski unsere Lebenslandschaft, die mustergültig zerlegt wird. Aber aus dem Paradies der Jetztzeit, dem Nichts, entspringt neue Schönheit.

"Leichtes Licht" ist ein unterhaltsamer, intelligenter Roman über das, was wir aus der Welt gemacht haben, und das, was sie ohne unser Zutun an Glück immer noch bereithält.
Autorenporträt
Hans Pleschinski, geboren 1956 in Celle, Studium der Germanistik, Romanistik und Theaterwissenschaften in München. Arbeit für Galerien, die Oper und den Film. Seit 1985 Mitarbeiter beim Bayerischen Rundfunk und lebt als freier Autor in München. Zahlreiche Auszeichnungen und Preise: u.a. Staatlicher Förderpreis für Schriftsteller in Bayern (1986), Tukan-Preis der Stadt München (1995), Hannelore Greve Literaturpreis (2006), Nicolas Born- Preis (2008) und den Ernst Hoferichter-Preis (2012).
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Nein, diese Christine Perlacher, die nimmt Andreas Merkel dem Autor Hans Pleschinski keine Sekunde lang ab. Das Problem: Sie ist der Hauptfigur dieser "Anti-Novelle", in der wenig passiert, außer dass Frau Perlacher sich ziemlich bürgerliche Gedanken macht, über die Welt und den Lauf der Dinge. In Wahrheit ist sie im Inneren, so Merkel, ein als Frau verkleideter "Studienrat" und als solchen gewinnt er sie auf ihrem Ausflug nach Teneriffa irgendwann sogar recht gern. Man wird dieser Rezension nicht den Verdacht ablesen können, dass es sich hier um große Literatur handelt. Irgendwie hat die Erzählung Andreas Merkel dann aber doch gefallen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.06.2005

Das kleine Glück am Strand
Lieber Urlaub als Revolte: Hans Pleschinskis neuer Roman

Vor dieser Heldin kann man schon Angst bekommen. Denn Christine Perlacher weiß es meistens besser. Zumindest im Kopf. Zwar ruft sie sich am Anfang ihres hundertsechzig Seiten langen inneren Monologs noch strikt selbst zur Räson: "Man hat weder das Recht noch die Fähigkeit, alles zu bewerten." Diese eigene Vorgabe aber hindert die zweiundvierzigjährige Erzählerin in Hans Pleschinskis neuem Roman keineswegs daran, in der Folge ständig und überall über ihre Mitmenschen herzuziehen. Sei es der Kleidungsgeschmack deutscher Touristen ("pastellfarbene Textilien, die nichts bedeuteten, die nur knitterfest waren") oder die hiesige Fernsehunterhaltung ("zotige Dauertalk-Berserkerinnen, oftmals aus dem Kölner Raum"). Sei es die Gewerkschafts-Chefetage ("Klüngel wie am Stammtisch") oder ihr eigener Bürokollege ("Widerspruchsapostel und Vertreter des Anti-Lebens"). Seien es die Jungen ("wippende Autisten") oder die Alten ("Fäkalkolporteure"). Und natürlich erst recht das andere Geschlecht ("Diese knochigen Kanten, die blaue Flecken hinterließen, dies bißchen haarige Gehänge und dieses irgendwie selbstständige Lanzengewehr"): im steten Reflexionsstrom der ebenso hämischen wie amüsant-beflissenen Nörglerin Perlacher bekommen alle ihr Fett weg. Ganz so, als hätte sie die "In"- und "Out"-Selektionssucht unserer Zeit als Reflex verinnerlicht, springt ihr Bewertungsapparat dauernd an, um dann vor sich hin zu rattern. Allerdings pflegt Perlacher ihre Lästerlust ganz im stillen, nur für sich allein.

Man würde es durchaus verstehen, wenn sich Pleschinskis Heldin einmal lauthals beschweren würde. Arbeitet die gebürtige Münchnerin, deren Name eigentlich nach gutsituierter Arztgattin klingt, doch dort, wo die deutsche Wirtschaftsflaute besonders hart zuschlägt: an der Armutsfront. Perlacher ist gelernte Sozialhelferin mit Fachgebiet Sozialbetrug. In ihrer Wahlheimat Hamburg zieht sie von Haus zu Haus, um Stütze-Schnorrern auf die Schliche zu kommen. "Kein Traumjob", wie sie selber sagt. Doch als hedonistisches, wenn auch spöttisches Gemüt der von Matthias Politycki einst ausgerufenen "78er-Generation", der sich auch ihr Schöpfer zugehörig fühlt, nimmt die Erzählerin ihr Los als "Hamster im Laufrad" des Sozialstaates klaglos hin. Nur, wenn im Februar zum allgemeinen Krisenlamento auch noch matschiges Wetter hinzukommt, gönnt sie sich eine kurze Auszeit. Dann ist auch Christine Perlacher reif für die Insel, nämlich für ihr "Glückseiland" Teneriffa. Seit vier Jahren schon fährt die Singlefrau, die neben ihrer aufreibenden Arbeit auch noch vier aufreibende Liebesaffären unterhält, auf die Kanareninsel. Immer nur für eine Woche. Immer ohne Begleitung. Und immer, ganz deutsche Urlauberin, in dieselbe Pension.

Wie schon frühere Helden und Heldinnen Pleschinskis - man denke nur an die sich selbst entdeckende Altenpflegerin "Gabi Lenz" aus dem gleichnamigen Roman, den jungen Weltenbummler Frank in "Nach Ägypten" - steckt auch Christine Perlacher eigentlich in einer tiefen Sinnkrise. Und ganz im Geiste der Romantik begibt auch sie sich auf Reisen, um auf die dräuenden Fragen ihrer angeknacksten Existenz eine Antwort zu finden. Nur lesen sich Aufruhr und Suche, wie so oft bei Pleschinski, auch in ihrem Fall alles andere als dramatisch. Denn Perlacher nimmt ihre Lebensenttäuschung selbst denkbar gelassen. Ihr Ausstieg ist von daher nur ein kurzfristiger, abgefederter Schritt, der sie bezeichnenderweise nicht auf die hohen Wipfel oder in die tiefen Wälder der Verzweiflung führt, sondern ins "leichte Licht" eines Sonnenstrandes. Das liest sich wie eine éducation sentimentale, die im Nachklang von Postmoderne und Globalisierung gewissermaßen nur noch im Miniaturformat ausfällt. Schließlich hat Perlacher die allgemeine und ihre eigene Krise schon viel zu oft durchdacht und bespöttelt, als daß sie noch an den einen roten Faden oder an die eine große Lösung glauben könnte. "Mußte ihr etwas Ungeheuerliches zustoßen?" überlegt sie einmal kurz im Flugzeug. "Daß sie sich wieder neu, stark und zielsicher fühlte? Was konnte es sein? Eine Liebe? Ein Krieg? Eine Erleuchtung?" Diese Fragen erweisen sich schnell als rhetorische Fragespielchen einer ironisch geschulten Bildungsbürgerin, die allenfalls noch auf Erlösung im Augenblick hofft. Ihre "frühen Träume", ahnt sie längst, "werden sich nicht mehr erfüllen". So gibt sie sich, endlich auf Teneriffa angekommen, lieber den Ratschlag: "Sieh zu, daß du gesellig, demütig und ohne zu große Peinlichkeit weiterkommst."

"Leichtes Licht" ist eher ein tagebuchartiges Selbstgespräch als ein Roman, der für die kleinen Antworten, die kleinen Fluchten und die kleinen Freuden plädiert - angesichts einer deutschen Jammerei, die geradezu hysterisch das wirkungsvolle Sofortrezept verlangt. Unter der südlichen Sonne entpuppt sich die Erzählerin tatsächlich als eine Lieblingsfigur ihres Autors, auch wenn sie ausnahmsweise in Frauenkleidern herumläuft. Es ist die Figur des stets elegant ausstaffierten, geistreich witzelnden Dandys, für den ein gutes Leben keines der guten Vorsätze, sondern vielmehr eines des guten Stils ist. Entsprechend legt auch Perlacher viel Wert auf ihr äußeres Erscheinungsbild und gibt sich sinnlichen Genüssen hin, während Zukunftspläne und überhaupt alles, was auf einen berechenbaren "Effekt" abzielt, ihr von vorneherein suspekt sind. Sie haßt jede Art von inszeniertem "Fun", schläft gern aus, hat sich extra einen gepunkteten Hosenanzug für den Kurztrip schneidern lassen. Und natürlich geht sie auch nicht einfach ins nächstbeste Restaurant, sondern feiert statt dessen regelrechte "Essensfeste", um hier "exquisiten Sprit zu ordern und völlig sorglos die Seele baumeln zu lassen".

Lieber Ausschweifung als die Revolte: So lautet das Motto dieser Lebefrau, welchem - aller luxuriösen Vergnüglichkeit zum Trotz - unvermeidlich der schal-traurige Beigeschmack einer "Resignationswahrheit" anhaftet. Daneben birgt ein Handlungsgerüst, das überwiegend aus einem Gedankenreport im Bewußtseinsstrom besteht, zwangsläufig den Nachteil, daß sich kein Spannungsbogen aufbauen kann. Nicht einmal der eigentlich übliche Urlaubsflirt ereignet sich in "Leichtes Licht", aber die Handlungsarmut ist vom Autor beabsichtigt. Schließlich sucht seine Heldin ja gerade das Versinken im Augenblick, den völligen Stillstand der Zeit, das "Nichts", wie sie immer wieder nachdrücklich betont. Das reine Genußerlebnis avanciert bei Pleschinski wieder einmal zum letzten Refugium menschlicher Würde und Freiheit. Und wenn schließlich selbst Perlachers stets ratternder Kopf beim Sonnenbaden endlich einmal abschaltet, wird das als nichts Geringeres als etwas "Göttliches" gefeiert. "Leichtes Licht" kann man insofern als interessante Apologie jener neuen Bescheidenheit lesen, die sich just überall entfaltet - und deren Credo eines kleinen Glücks am Strand doch um so zweifelhafter anmutet, je mehr sie auf jede kritische Einmischung verzichtet.

GISA FUNCK.

Hans Pleschinski: "Leichtes Licht". Roman. C. H. Beck Verlag, München 2005. 159 S., geb., 14,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.04.2005

Mein Mitmensch ist kein Trottel
Eine Einladung zur Aussöhnung mit der BRD: Hans Pleschinskis „Leichtes Licht”
Vielleicht besteht die eigentliche Herausforderung im Nachdenken über die Zivilisation heute darin, in der Masse nicht einfach die seelenlose Dumpfheit zu sehen - trotz aller Evidenz der Optik. Die zeitgemäße Humanität wäre dann: in einer Chartermaschine zu sitzen und die aus dem Zwerchfell den Brustraum hochsteigenden missgünstigen bis gehässigen Gefühlswallungen gegenüber den Mitreisenden nicht zuzulassen, sondern seine Empfindungen zu läutern zu der Einsicht, dass auch die anderen nur hilflos nach dem Glück sich Sehnende sind - der eine mehr, der andere weniger.
Vermutlich ist das Phänomen des Massentourismus das Paradigma moderner Gesellschaften schlechthin. Nichts käme dann der Funktionsweise unserer Gesellschaft näher als eine Soziologie des Urlaubsverhaltens. Besonders das für uns zentrale Individualitätsparadoxon ist an den Sandstränden dieser Welt in Reinkultur zu beobachten: So wie die Luxusindustrie uns konfektionierte Markenprodukte mit angeblich hohem Distinktionswert anbietet, um uns von unserem Nachbarn zu unterscheiden, so ist es dem einzelnen Touristen trotz besseren Wissens nicht möglich, sich als Teil des allgemeinen Phänomens Massentourismus zu empfinden. Der Massentourist fängt immer erst beim Nachbarn an - eine Sonnenliege weiter.
Hans Pleschinski erzählt mit seinem neuen Roman „Leichtes Licht” von deutscher Gegenwart, indem er Christine Perlacher, eine Frau von 42 Jahren, auf ihrem Weg vom Hamburger Flughafen nach Teneriffa begleitet. Dieses reizvolle und überaus komische Buch ist dabei auch ein moralisches: Indem es nämlich der Versuchung auf anmutigste Weise widersteht, im Bild des Pauschalreisenden den hässlichen Deutschen zu entlarven - aus jener Überheblichkeitsperspektive, wie sie die Privatsender einnehmen, wenn sie unermüdlich vom Ballermann und seinen Sangria-Schaumpartys berichten. Stattdessen lässt er seine Protagonistin Christine Perlacher etwas ganz anderes entdecken: Anmut und Demut.
Die Demut ist in unseren nachchristlichen Jahrzehnten als Wert völlig aus dem Bewusstsein geraten. Während sonst viele christliche Werte in säkularisierter Gestalt weiterwirken, ist die Demut einfach verloren gegangen. (Und wir wollen nicht verhehlen, dass auch wir selbst ohne sie ausgekommen sind.) Dabei wäre die Demut nirgends nützlicher und hilfreicher als in massentouristischen Normal-Situationen. Wer sich bewusst macht, das wir alle Sünder sind, bekommt keinen Hysterieanfall, wenn die Mitreisenden nach erfolgreicher Landung der Chartermaschine zu applaudieren beginnen. Die Demut sieht in jedem seine Erlösungsbedürftigkeit. Sie ist eine Geisteshaltung, in der sich unser Individualitätsstreben mit dem Bewusstsein der Gleichheit der Menschen zumindest temporär versöhnen lässt. Christine Perlacher drückt das so aus: „Und ich will niemanden mehr vorschnell Trottel nennen, denn wie oft muss man erst eine Lebensgeschichte kennen, bevor man sich zu ,Mitmensch‘ durchringt.”
Eine Rebellin will nur lieben
Natürlich ist Christine Perlacher keine Heilige. Und schon gar keine Stoikerin. Natürlich ballt auch sie erst einmal ihre Hand zur Faust, wenn sie im Flugzeug sieht, zu welchen Gestalten sie sich in die Sitzreihe zwängen muss. Wie sie überhaupt in durchaus heftiger Weise allergisch auf, - ja, man muss es wohl so generell formulieren: auf Deutschland reagiert. Sie arbeitet schließlich als Sozialarbeiterin in Hamburg, und das hat ihren Blick für die Wirklichkeit enorm geschärft. Ihr Job ist es, Sozialbetrug aufzudecken. Sie kommt in die vier Wände von Sozialhilfeempfängern und sieht dann ziemlich schnell, ob die Stereoanlage neu ist - was auf nicht angegebene und auf dunklen Kontos geparkte Reserven schließen lässt. Sozialromantik jedenfalls kommt da nicht auf.
Christine Perlacher will dem krisengeschüttelten Deutschland wenigstens für eine Woche den Rücken kehren. Jenem Deutschland, wie es seit Jahren von den Medien gezeichnet wird - auf abschüssiger Bahn, am untersten Ende egal welcher Ranking-Liste und stets einen Schritt vor dem Abgrund. Wie Pleschinski dieses Krisendeutschland mit leichter Hand beschreibt, ist überaus lustig. Vor allem weil er dabei mit dem Paradoxon spielt, dass eines der reichsten und abgesichertsten Länder der Rhetorik des bevorstehenden Totaluntergangs nicht zu entgehen vermag.
Christine Perlacher möchte mit ihrem Teneriffa-Urlaub nicht nur der ökonomischen Malaise entkommen, sondern vor allem der Hässlichkeit der Heimat und der Steifheit ihrer Menschen. Nichts wünscht sie ihrem Land mehr als eine „Partei für Liebreiz” oder eine „Bürgerliga zur Steigerung des Anmutigen”. Für so jemanden ist ein Teneriffa-Urlaub nicht ohne Fallstricke.
Aber wie Hans Pleschinski seine Protagonistin, die sich immer nach „Zierlichkeit”, „Charme” und „Delikatesse” sehnt, ihre Affekte gegen ihre Mitreisenden überwinden lässt, wie sie weiter die Anmut erstrebt, aber die Demut entdeckt, wie die Demut dabei zur Anmut wird und wie plötzlich das Deutschland, das mit ihr im Flieger sitzt, in seiner ganzen antiextremistischen Menschlichkeit und Gutmütigkeit aufleuchtet - das ist, auf sehr komische Weise, nichts weniger als eine Einladung zur Versöhnung mit der postheroischen Bundesrepublik.
Zwei Utopien von gewissermaßen zierlichem Rokoko-Format entwickelt der Roman: Die eine möchte das Leben als Tanz, bei dem die Vielen sich auf engem Raum so bewegen, dass keiner dem anderen zu nahe kommt. In der Wirklichkeit tritt einem dann doch wieder einer auf den Fuß. Dann braucht es die andere Utopie, die der Roman das „sanfte Gesetz” nennt. Es ist dies eine Realutopie - und man kann sie verwirklichen, wenn man am Strand liegt, die Brandung rauschen hört und beschließt, nur noch Milde walten zu lassen - gegen sich und gegen alle anderen. Ein Zustand der Trägheit, diesem höchsten Menschenrecht, in dem der Mensch alle Verpflichtungen von sich streift: „Eine Rebellin, raunte es in ihr. Ich stehe nicht zur Verfügung. Macht, was ihr wollt, ich will nur lieben.”
Pleschinskis Sprache ist leicht wie das Licht, nach dem es die Protagonistin verlangt. Alles Ätzende hat diese Ironie abgelegt. Vielleicht kann man es so sagen: Pleschinski hat der Farbe Rosa, wie sie uns als Farbe der Anmut, der Lebensfreude und der Liebenswürdigkeit aus einem anakreontischen 18. Jahrhundert herüberwinkt, einen bravourösen literarischen Ton gegeben.
IJOMA MANGOLD
HANS PLESCHINSKI: Leichtes Licht. Roman. C. H. Beck Verlag, München 2005. 159 Seiten, 14,90 Euro.
Wir sind alle Touristen, aber wir können auch alle erlöst werden
Foto: Regina Schmeken
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"Absolut komisch. Vollkommen aus dem Leben gegriffen. Dabei so zart in der Einsamkeitspsychologie, daß man auch in seinen besseren Seelenteilen hinschmilzt." (Gustav Seibt)