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In seinem Überblick über die Entwicklung der Stadt Venedig von der Renaissance bis heute führt uns Norbert Huse an weltberühmte Orte wie den Markusplatz und Rialto. Von den Adelspalästen am Canal Grande über die zahlreichen Plätze im Inneren der Stadt bis hin zum sozialen Wohnungsbau - vor den Augen des Lesers breitet sich ein faszinierendes Spektrum an Bautätigkeiten der unterschiedlichsten Art aus. Das Stadtbild ist nicht nur von künstlerischem Ehrgeiz geprägt, sondern auch Ausdruck sich wandelnder gesellschaftlicher Ambitionen und Konflikte.
Besondere Aufmerksamkeit findet die
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Produktbeschreibung
In seinem Überblick über die Entwicklung der Stadt Venedig von der Renaissance bis heute führt uns Norbert Huse an weltberühmte Orte wie den Markusplatz und Rialto. Von den Adelspalästen am Canal Grande über die zahlreichen Plätze im Inneren der Stadt bis hin zum sozialen Wohnungsbau - vor den Augen des Lesers breitet sich ein faszinierendes Spektrum an Bautätigkeiten der unterschiedlichsten Art aus. Das Stadtbild ist nicht nur von künstlerischem Ehrgeiz geprägt, sondern auch Ausdruck sich wandelnder gesellschaftlicher Ambitionen und Konflikte.

Besondere Aufmerksamkeit findet die einzigartige Symbiose von Stadt und Lagune. Der Interaktion von Natur und Geschichte verdankt Venedig seine Entstehung und Blüte, aber auch seine heutige Gefährdung. Das großzügig illustrierte Buch bietet die Möglichkeit, Venedig und seine Bauten auf eine neue Art sehen zu lernen.
Autorenporträt
Norbert Huse ist Professor für Kunstgeschichte an der Technischen Universität München. Zu den Schwerpunkten seiner Forschungstätigkeit gehören Architekturgeschichte und Denkmalpflege.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.05.2005

Architektonische Wasserspiele
Ein glänzender Begleiter: Norbert Huse wandelt durch Venedig

Die Stadtgestalt von Venedig birgt wie in einer Nußschale Wesentliches zur Baugeschichte des Abendlandes. Wie nur in wenigen Metropolen - Rom, Paris, Wien - haben die Epochen hier ihre oft stilbildenden Spuren hinterlassen, und wer sie zu lesen weiß, findet in der ohnehin durch das Wasser einzigartigen Textur dieser "Biberrepublik" Elemente einer Idealstadt. Ob bewußt oder unbewußt pilgern jährlich über zwölf Millionen Touristen - nur nach Las Vegas und Mekka kommen mehr Besucher - wohl gerade wegen ihrer Suche nach einer Märchensiedlung in die Lagune. "Von der Kunst, eine Stadt im Wasser zu bauen" hat der Münchner Architekturhistoriker Norbert Huse seine beeindruckende Tour d'horizon durch Venedig treffend untertitelt; denn mit Kunst im alten technischen Sinne hat auf den sandigen Inseln im Brackwasser alles zu tun, was Menschen im Lauf der Zeit in den Boden rammten.

Daß es in Venedig anders als in jeder anderen italienischen Großstadt keine römischen Wurzeln gibt, liegt am Luxus der Antike: Man hatte es lange schlicht nicht nötig, in den mückenverseuchten Sümpfen der Adria zu siedeln. Erst mit den Hunnen- und Gotenstürmen der Völkerwanderung boten amphibische Räume wie der von Grado, Ravenna oder eben von Torcello und Rialto Zuflucht, und eine ganz neue, einzigartige Lebensweise im und mit dem Wasser bildete sich über die Jahrhunderte heraus. Huse tut deshalb gut daran, seine Betrachtungen mit einfühlsamen geographischen Passagen einzuleiten, vom Wechsel der Gezeiten, von Sturm und Flut, von Holzmangel, Boots- und Brückenbau zu erzählen. Gerade mit diesen archaisch scheinenden Grundlagen ist man in Venedig meist direkt in den Sorgen der Gegenwart angelangt: "Der Wechsel der Gezeiten, mit dem sich das Meer mehrfach täglich in Erinnerung bringt, ist nicht nur ein Naturphänomen, sondern auch die Voraussetzung für die Hygiene einer Stadt, die bis heute weder über eine Kanalisation noch über eine Kläranlage verfügt" - was die Venezianer übrigens nicht davon abhält, zur Sommerzeit in den Abflußkanälen zur Adria beim Lido mit Behagen zu baden.

Huse kennt anders als viele oberflächliche Autoren, welche die schillernde Impression dieser Stadt mit ihrem Verständnis verwechseln, sein Venedig bewundernswert genau, dazu noch die wichtigen Traktate zu Wasserwirtschaft, Versandung und Fundamentierung, die venezianische Ingenieure seit dem Mittelalter der heiklen Lage ihrer Heimatstadt gewidmet haben. Die Mahnung des letzten Mathematikers der Republik, Bernardo Zendrini, die Natur beim Bauen und Planen mit einzubeziehen, klingt nur außerhalb Venedigs modern und zukunftsweisend. Huse verweist ständig und mit Recht auf die Notwendigkeit, in der wandelbaren Strömungslandschaft das Aqua alta einzubeziehen, der Versandung zu wehren, Müll zu beseitigen oder abgeschnürte Totwässer zu vermeiden. Über die Jahrhunderte wurden dabei mit wachsendem technischen Wissen die Lektionen der alten Ingenieure zunehmend vernachlässigt, was einesteils mit Venedigs politischer Marginalisierung vor allem nach 1797, aber auch mit dem Hochmut moderner Machbarkeitsbarbaren zu tun hat.

Wahlverwandtschaften als Prinzip

"Vollkommenheit", schreibt Huse heutigen Stadtplanern ins Stammbuch, "haben auch die alten Venezianer nicht erreichen können. Ihre planerische und bauliche Praxis aber erweist sich jedem Idealkonzept gegenüber bis heute als überlegen." Und auch ästhetisch liegt die kulturübergreifende Faszination Venedigs gewiß in der Abwesenheit großer Würfe und statt dessen in der Stückelung unendlich sorgsamer Versuche, in der Reihung wahlverwandtschaftlicher, in vielen Details identischer Häuser, von denen jedes aber seinen eigenen Charakter bewahren konnte. Huse, dessen Studie man einzig Richard Goys prachtvolles "Leben und Bauen in Venedig" zur Seite stellen könnte, macht beim Lesen der Baugestalt schwerlich jemandem etwas vor, etwa wenn er gegen die touristisch markanten Plätze, die meist erst Abrissen im neunzehnten Jahrhundert ihre Weite verdanken, den unscheinbaren Campo Santa Maria Mater Domini heraushebt, der mit seinen oblongen Maßen als verbreiterte Gasse mit einem Brunnen der ursprünglichen Anlage von insulären Nachbarschaften um eine Kirche noch am nächsten kommt.

Überhaupt die Brunnen. Huse legt dar, wie die ewige Existenzfrage einer Stadt im Wasser ohne Trinkwasser Hausform und Lebensweise beeinflußte und zugleich mit berückenden optischen Lösungen versah: dem Innenhof, der mit seiner "vera da pozzo", dem Brunnen aus dalmatischem Sandstein, zugleich als Zisterne dient. Mitte des neunzehnten Jahrhunderts zählte man noch 6782 dieser Schmuckstücke einer fragilen Wasserversorgung, die mit Ton gegen Salzwasser abgedichtet, durch ein Kiesbett gereinigt und über eine artesische Röhre von oben zugänglich war. Erst mit der Wasserleitung von der Terra ferma, einer aus strategischen Gründen für die Serenissima untaugliche Lösung, konnten die österreichischen Verwalter das Problem lösen, das zuvor nur durch teure Süßwassertransporte mit speziellen Booten von der Brenta gemildert worden war.

Solches Ineinander von Bau-, Natur-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte ist typisch für Venedig. Heutige Stadtplaner heben im Fahrwasser von Italo Calvinos "Unsichtbaren Städten" die Überschaubarkeit der abgegrenzten, durch leichte Brücken verbundenen Stadträume sowie die rhythmische Struktur der ungleichen Kompartimente hervor. Der frisch wiedergewählte Bürgermeister-Philosoph Massimo Cacciara hat diese spezifische Melodie seiner Stadt durch das Bild des "Archipels" zum utopischen Grundmuster europäischer Kommunikation zu erheben versucht.

Huse nimmt das alles zustimmend zur Kenntnis, ist aber zugleich praktischer und - bei aller Liebe - illusionsloser. Die spannendsten Kapitel seiner Studie widmen sich denn auch dem Aufräumen und Umgestalten der Stadt im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert - einer Epoche, die die meisten Besucher mit dem Ausstieg aus dem Vaporetto hinter sich zu lassen glauben. Wer weiß schon, daß in den zweihundert Jahren vor 1966 fünfzig Kanäle, also etwa dreizehn Prozent des Wassernetzes, zugeschüttet wurden? Solche "Rio terrà", wie diese Gassen heute heißen, haben die Selbstreinigung der Lagune schwer beeinträchtigt. Dazu kommen rabiate Straßenbrüche, etwa die "strada nova" vom Bahnhof Richtung Rialto, die "Calle XXII. Marzo" bei San Moisè oder die gesamte Strecke vom Markusplatz über das Gondelbecken des Bacino Orseolo zum neuen Campo San Luca. Ausgerechnet in solchen Passagen, in denen Banken und Versicherungen ihren Niederlassungen historistischen Glanz verliehen, fühlen sich nicht nur flüchtige Besucher im ursprünglichen Venedig angekommen.

Leichtbauten der Sehnsucht

Ein listiger Planer hatte nach dem Zweiten Weltkrieg gar vorgeschlagen, nur die Bauten der Serenissima, also alles vor 1797, unter Denkmalschutz zu stellen. Groß war das Entsetzen, als man feststellte, daß in der vermeintlich unangetasteten urbanen Struktur an manchen Stellen höchstens ein paar Prunkpaläste und die Kirche wirklich alt sind. Selbst im Hafengebiet des Zattere oder am Canal Grande erweisen sich die typischsten und prachtvollsten gotischen Großbauten bei genauem Hinsehen als Meisterwerke einer historistischen Leichtbauweise, welche die von der Literatur geweckten Sehnsüchte nach einem pittoresken Shakespeare-Venedig befriedigte. Jeder Besucher kann auf der Accademia-Brücke prüfen, ob er den gegenüberliegenden Palazzo Franchetti als Jahrhundertwende-Bau von Camillo Boito, Autor des von Visconti verfilmten Romans "Senso", erkannt hätte. Huse erweist aber auch den Architekten unscheinbarer Wohnpaläste der Neorenaissance oder schillernder Künstlerhäuser des in Italien "Liberty" genannten Jugendstils die gebührende Ehre. Zu einem spektakulären Großbau, einer mehrgeschossigen Vergnügungssiedlung mit Kasino, Großhotel, Konzertsaal und Badeanstalt auf der verbreiterten Riva degli Schiavoni, gibt es glücklicherweise nur die bunten Entwürfe. Ein solches zukunftsweisendes, weil Venedig zur puren Touristenstadt umformendes Projekt kam damals noch nicht zustande.

Dasselbe gilt für Großprojekte von Le Corbusier für ein städtisches Spital in Canareggio, für ein Kongreßzentrum von Louis Kahn bei der Biennale oder für Frank Lloyd Wrights Studentenheim am Canal Grande. Huse nimmt diese Monstrositäten vielleicht gar zu ernst, weil sie von Großmeistern der architektonischen Moderne stammen, doch kann man von Glück sagen, daß im zwanzigsten Jahrhundert nur Banaltaten des sozialen Wohnungsbaus und die überschätzten, unauffälligen Innenraumgestaltungen von Carlo Scarpa über die geschundene Stadt hereinbrachen. Gerade daß die Brachialmoderne mit ihren Barbareien Venedig verschont hat und eher mediokre Nutzarchitekten des Spätbürgertums hier die zahlreichen Lücken füllten, hat wenigstens das äußere Bild der Lagunenstadt über die Zeiten gerettet.

Trefflich läßt sich mit Huse im Gepäck die übersehene Industriearchitektur in den Randgebieten von Canareggio oder der Giudecca-Insel erwandern. Hier - etwa in der "Mulino Stucky" oder dem alten Schlachthof - wird wie in wirklichen Industriemetropolen fleißig die Bausubstanz der Primärproduktion in Universitäts-, Hotel- und Wohnraum umgebaut. An solchen Stellen wird sich die Lebenskraft der von Herbergsgewerbe, Zweitwohnungen und touristischer Monokultur bedrohten Stadt erst noch erweisen, wenngleich auch ein versierter Venedig-Kenner wie Huse keine echte Alternative zur Wertschöpfung durch die Reiseindustrie aufzeigen kann.

Es macht den Reiz dieses ungemein kundigen Essays aus, daß Huse die Spiegelungen von Venedig in der Reiseliteratur als ästhetische Fakten berücksichtigt. Schließlich ist Venedig, wie schon der große Henry James bemerkte, die Stadt, die sich am besten kennenlernen läßt, ohne sie besucht zu haben. Und so stößt man beim Lesen immer wieder auf Fundstücke der Projektionen und Mißverständnisse, die mit der Zeit zum Teil der Optik dieser Stadt in den Augen ihrer zahllosen Betrachter geworden sind. Auf diese Weise liefert der Autor en passant noch eine Kulturgeschichte der Décadence, die sich Venedigs vermeintliches Faulen und Versinken zum Lieblingsthema erkoren hat und damit allerhand Schaden für die Wahrnehmung der zähen und lebendigen Stadt anrichtete. "Venedig", schrieb beispielsweise ein angeekelter Georg Simmel 1906, "hat die zweideutige Schönheit des Abenteuers, das wurzellos im Leben schwimmt wie eine losgerissene Blüte im Meere." Es ist das große Verdienst dieses Buches für Kenner und Architekturfreunde, daß Huse bei allen Mahnungen Venedig für ein unsinkbares Schiff in der Adria hält und diese architektonische Blüte fest im Grund unserer Zivilisation verankert.

DIRK SCHÜMER

Norbert Huse: "Venedig". Von der Kunst, eine Stadt im Wasser zu bauen. C. H. Beck Verlag, München 2005. 251 S., 96 Farb- u. S/W-Abb., geb., 24,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.03.2005

Vögel und Winkel
Im Gehecke: Norbert Huse über Venedig, wie es sich baute
Jeder, der schon einmal Venedig besucht hat, weiß, wie leicht es ist, sich in dem Gewirr aus Gassen und Kanälen zu verirren - Goethe prägte das schöne Wort vom „unglaublichen Gehecke ineinander”, das der Stadt ihren eigentümlichen Charakter verleiht. Goethe war es auch, der aus dem Verlust der Orientierung ein Spiel machte. Forsch schritt er in das urbane Labyrinth hinein und versuchte, „ohne jemanden zu fragen”, sich wieder herauszuwinden. Erst nachdem ihm das gelungen war, nahm er einen Plan zur Hand. Schließlich bestieg er den Markusturm, um sich aus der Vogelperspektive den angemessenen Überblick zu verschaffen.
Auch der Venedig-Kenner Norbert Huse nähert sich der Stadt in seinem neuen Buch von oben. Das ist nur logisch, denn diesmal widmet er sich nicht der venezianischen Renaissancekunst, sondern untersucht die städtebauliche Genese Venedigs von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart. Was bietet sich für dieses Unterfangen besser an, als der schweifende Blick aus der Höhe? Gefunden hat ihn der Kunsthistoriker Huse im Museo
Correr. Dort befindet sich der berühmte, Jacopo de’Barbari zugeschriebene Holzschnitt „Ansicht der Lagunenstadt aus der Vogelschau” aus dem Jahr 1500. Der großformatige Schnitt zeichnet sich durch seine graphische Schönheit und eine schier unglaubliche topographische Detailgenauigkeit aus. Auf diese Weise vermittelt er einen lebendigen Eindruck des architektonischen Zustands der Serenissima.
Von dem Bilddokument ausgehend, schlendert Huse durch die Stadt, über Campi und Ponti, vorbei an den Palazzi, Scuole und Kirchen, und weist auf die städtebaulichen Veränderungen im Laufe der Jahrhunderte hin. Die Frage, die seinen Streifzügen zu Grunde liegt, lautet: Warum bauten die Venezianer so, wie sie bauten? Zum Vorschein kommt eine typisch venezianische Auffassung des Bauens, die immer den Bezug auf den konkreten Ort, die umstehenden Gebäude sowie die Stadt als architektonisches Ensemble berücksichtigt.
Nachbarn und Gegenüber
Ein besonders anschauliches Beispiel für diese Tradition ist die Piazza San Marco. „Mit Ausnahme des erst im 16. Jahrhundert freigestellten Campanile stehen alle Bauten im Verbund, keiner, auch der Dogenpalast nicht, ist reiner Solitär. So gut wie jeder aber hat oder hatte nicht nur Nachbarn, sondern auch ein Gegenüber, dem er Antwort abverlangte und dem er selbst zu antworten hatte.”
Der Band ist mit Fotos, Plänen und Skizzen reich illustriert; so lassen sich die urbanen Dialoge auch visuell nachvollziehen. Besonders aufschlussreich wird es immer dann, wenn Huse die illustren Bühnen der venezianischen Selbstdarstellung, wie den Canal Grande, verlässt und sich in die hintersten Winkel der Stadt verdrückt, dorthin, wo der soziale Wohnungsbau beheimatet ist oder das Venezia industriale. Hier eröffnen sich neue, sehr heutige Blicke, die deutlich machen, wie viel diese vermeintlich schmucklosen Bauten zum Flair ebenso wie zum strukturellen Zusammenhalt Venedigs beitragen.
Man hätte sich gewünscht, Huse hätte sich noch mehr in den Randvierteln aufgehalten, in der Gegenwart überhaupt, und stattdessen das Venedig der Jahrhundertwende-Literaten beiseite gelassen. Allzu bekannt sind die morbiden Phantasien eines Thomas Mann. Auch die Herausforderungen, die das Wasser an den Menschen und sein technisches Geschick stellen, kommen insgesamt zu kurz. Sicher, Huse verweist auf das Aqua alta, auf das Geröll der Flüsse, das Absinken der Stadt. Aber kein Wort zu der Kunst des Pfahlbaus, die man bei dem Untertitel des Buches hätte erwarten können.
FLORIAN WELLE
NORBERT HUSE: Venedig. Von der Kunst, eine Stadt im Wasser zu bauen. C.H. Beck Verlag, München 2005. 251 Seiten, 24,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Von Norbert Huses Buch über die städtebauliche Entwicklung Venedigs von der Frühen Neuzeit bis heute ist Florian Welle alles in allem recht eingenommen. Die vielen Fotos, Zeichnungen und Pläne lassen die Korrespondenzen zwischen den Gebäuden augenfällig werden, lobt der Rezensent. Denn der Autor betont, dass kaum ein Bau in Venedig für sich allein steht, vielmehr sei es "typisch" für die Venezianische Bauweise, die "Stadt als architektonisches Ensemble" zu behandeln, teilt Welle mit. Ihm hat es besonders gefallen, wenn sich der Autor abseits von den berühmten Bauten in die "hintersten Winkel" Venedigs aufgemacht hat und sich mit dem industriellen Venedig oder mit dem sozialen Wohnungsbau befasst hat. Deshalb findet es der Rezensent auch schade, dass sich Huse nicht mehr mit diesen Randvierteln und mit der architektonischen Gegenwart beschäftigt hat. Auch die Besonderheiten, die das Bauen im Wasser erfordert, ist für seinen Geschmack "insgesamt zu kurz" gekommen und das die Pfahlbautechnik mit keinem Wort erwähnt wird, findet er enttäuschend.

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