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Dieser Band, an dem Annemarie Schimmel bis kurz vor ihrem Tod gearbeitet hat, versammelt rund 100 Gedichte, die sie aus dem Arabischen, Türkischen, Persischen, Usbekischen, Urdu und Sindhi übersetzt hat. Das Spektrum reicht von Fatima, der Tochter des Propheten Mohammed, bis zu den faszinierenden Gedichten muslimischer Frauen der Gegenwart, von anonymen Liedern über klassische Ghaselen bis zu freien Versen. Ein besonderes Interesse der großen Orientalistin Annemarie Schimmel galt der Lebensweise und den Lebensbedingungen von Frauen im islamischen Orient. Bei ihren langen Aufenthalten in…mehr

Produktbeschreibung
Dieser Band, an dem Annemarie Schimmel bis kurz vor ihrem Tod gearbeitet hat, versammelt rund 100 Gedichte, die sie aus dem Arabischen, Türkischen, Persischen, Usbekischen, Urdu und Sindhi übersetzt hat. Das Spektrum reicht von Fatima, der Tochter des Propheten Mohammed, bis zu den faszinierenden Gedichten muslimischer Frauen der Gegenwart, von anonymen Liedern über klassische Ghaselen bis zu freien Versen.
Ein besonderes Interesse der großen Orientalistin Annemarie Schimmel galt der Lebensweise und den Lebensbedingungen von Frauen im islamischen Orient. Bei ihren langen Aufenthalten in islamischen Ländern konnte sie Einblicke in häusliche Verhältnisse, Gedanken, Wünsche und Befürchtungen von Frauen gewinnen, die ihren männlichen Kollegen nie möglich waren. Ihr besonderes Augenmerk galt dabei Dichterinnen im Orient, in deren Werken sie eine ganz eigene poetische Qualität ausmacht. Über die Jahre hat sie Gedichte von der islamischen Frühzeit bis zur Gegenwart zusammengetragen und übersetzt. Viele Dichterinnen hat sie persönlich gekannt. Der Schwerpunkt dieser Anthologie liegt daher auf dem 20. Jahrhundert. Aber auch Dichterinnen aus der Frühzeit des Islam, mittelalterliche Mystikerinnen und viele andere Poetinnen kommen zu Wort, die sich mit der Schönheit und Macht ihrer Sprache gegen das Verdikt, Frauen könnten und dürften nicht dichten, durchgesetzt haben. Ihre Verse bieten uns einen seltenen Einblick in Literatur und Alltag der islamischen Welt - und lassen uns teilhaben an Gefühlen und Stimmungen, die uns fremd und doch vertraut sind.
Autorenporträt
Prof. Dr. h.c. mult. Annemarie Schimmel (1922-2003), Professorin für Orientalistik und Schriftstellerin, lehrte das Fach Indomuslimische Kultur an der Harvard University in Cambridge/Massachusetts. Sie gilt bis heute international als eine der bedeutendsten Islamforscher und -forscherinnen. Zahlreiche Auszeichnungen und Ehrendoktorwürden, Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1995), Reuchlinpreis (2001).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.10.2004

Diesen Boten können Sie trauen
Zwanglose Lyrik: Annemarie Schimmel hat Gedichte von Frauen aus der islamischen Welt gesammelt
Der häufigste Fehler, den wir als Hörer von Musik begehen, liegt in der Annahme, dass man sich auf ihre Gegenwart verlassen kann. Und tatsächlich: Zählt die Musik nicht zu den ältesten Hervorbringungen des Menschen, hat sie ihn nicht begleitet, seitdem er seine Herden ins Horn blasend zusammenrief, liegt nicht ein Körnchen Wahrheit im Glauben der philosophischen Aufklärung, der Ursprung der Sprache sei nicht nur in der Poesie, sondern vor allem in der Musik zu finden? Nicht unbedingt. In Wahrheit ist die Musik an diesem Erbteil das Künstlichste. Denn der Musik wohnt von vornherein, vom ersten, frühesten Ton an, etwas Surreales inne.
Der häufigste Fehler, den wir als Leser von Lyrik begehen, liegt in der Annahme, dass man sich auf ihre Gegenwart nicht verlassen kann. Ihr scheint etwas Erlesenes, äußerst Kunstfertiges, dem Leben Abgerungenes zu eignen, dass sie hart an die Grenze des Unmöglichen rückt. Aber auch das ist ein Irrtum. Nicht weil auf der ganzen Welt offenbar in einem fort schlechte Gedichte entstehen, sondern weil es so viele gute Verse gibt. Liest man die kleine Sammlung, die Annemarie Schimmel den „Gedichten von Frauen aus der islamischen Welt” gewidmet hat, findet man viele davon, und dabei werden die meisten Leser nie etwas von diesen Dichterinnen gehört haben.
Zum Beispiel dieses: „Heimlicher Hinweis sind unsere Blätter, / Sendbote uns der Pupille Licht - / werden doch die Briefe manchmal gelesen, / und unseren Boten trauen wir nicht.” Das Gedicht stammt von Ulayya, der Tochter des abbasidischen Kalifen al-Mahdi und entstand etwa um das Jahr 800 nach Christus. In ihrer Knappheit, in ihrer fast surrealen Leichtigkeit sind diese Verse erstaunlich, und um so mehr, nachdem man im Vorwort erfahren hat, unter welchen harten Bedingungen des Ausschlusses den Frauen der islamischen Welt das Dichten überhaupt möglich war, ohne Öffentlichkeit, in innersten Kreisen, beschränkt zuweilen nur auf die gebildeten Kurtisanen - wie präsent muss die Dichtung in dieser Kultur gewesen sein, wie stark, dass sie sich so zur Geltung bringen konnte. Manches erinnert hier an mittelalterliche Dichtung, die Motive, die offenbar konventionell durchgesetzten Allegorien von Leib und Seele, schließlich auch die starke Musikalität, die diese Verse so stark zu durchziehen scheint, dass man sie gerne auch um Original hören würde.
Problematischer wird die Auswahl, je näher sie an die Gegenwart rückt. Zuviel besteht hier aus moralischem Engagement: „Die Fesseln von Tausenden fiebernden Sternen würde ich lösen / das Blut des Feuers in den schweigenden Adern der Wälder breiten.” So viel Leid, und so ein kokettes Ich.
tost
Annemarie Schimmel
Ein Buch namens Freude
Gedichte von Frauen aus der islamischen Welt. C.H. Beck Verlag, München 2004. 138 Seiten, 19,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

In dieser Anthologie von Gedichten islamischer Frauen aus 1400 Jahren, von der Orientalistin Annemarie Schimmel ausgewählt, aus dem Türkischen, Arabischen Persischen Usbekischen, Urdaischen und Sindhischen übersetzt und mit einem Vorwort versehen, hat Walter van Rossum gern geschmökert. Es ist Lyrik aus verschiedenen Teilen der islamischen Welt und umfasst so Unterschiedliches wie Totenklage, Liebesgedicht, Naturbetrachtung und Kinderlied, erklärt der Rezensent. Ihm gefällt besonders, dass der Leser durch den Blickwinkel der Gedichte dazu gebracht wird, jenseits seiner Vorurteile die "islamische Frau mit ihren Augen" zu sehen, wie er angetan betont. Mit diesem Gedichtband, von Gudrun Schubert postum "nach den Wünschen" Schimmels herausgegeben, hat sich die Orientalistin, die im letzten Jahr gestorben ist, selbst den "schönsten Nachruf" geschrieben, lobt Rossum.

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