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Lorenzo de' Medici (1449 - 1492) ist wohl das berühmteste Familienmitglied der Medici in Florenz als "der Prächtige" ist er in die Geschichte eingegangen. In enger Anlehnung an die historischen Quellen und auf der Basis der neuesten Forschungen entwirft Ingeborg Walter ein Bild jener Zeit, in dem über die Person Lorenzo de' Medicis hinaus die Lebensformen und die Mentalität der Renaissance wiederaufleben. Als Enkel von Cosimo de' Medici (1395 - 1464) war Lorenzo dazu bestimmt, die Machtstellung der Bankiersfamilie in der Stadtrepublik zu bewahren und zu stärken. Glänzende Begabung,…mehr

Produktbeschreibung
Lorenzo de' Medici (1449 - 1492) ist wohl das berühmteste Familienmitglied der Medici in Florenz als "der Prächtige" ist er in die Geschichte eingegangen. In enger Anlehnung an die historischen Quellen und auf der Basis der neuesten Forschungen entwirft Ingeborg Walter ein Bild jener Zeit, in dem über die Person Lorenzo de' Medicis hinaus die Lebensformen und die Mentalität der Renaissance wiederaufleben. Als Enkel von Cosimo de' Medici (1395 - 1464) war Lorenzo dazu bestimmt, die Machtstellung der Bankiersfamilie in der Stadtrepublik zu bewahren und zu stärken. Glänzende Begabung, grenzenloser Ehrgeiz und zupackendes Wesen schienen ihm diese Aufgabe leicht zu machen. Aber die nie gänzlich erstickte Opposition gegen den Vorrang der Medici mündete in eine blutige Verschwörung, die ihn fast das Leben gekostet hätte und Florenz in einen langen Krieg stürzte. Trotz aller Versuche, seine Stellung auch konstitutionell abzusichern, blieb diese bis zuletzt gefährdet und bestritten. Zwei
Jahre nach seinem Tod wurden die Medici aus Florenz vertrieben.
Ingeborg Walters Buch beschäftigt sich jedoch nicht nur mit dem politischen Drama und den erfolglosen Versuchen, den Niedergang der Medici-Bank abzuwenden. Es zeigt den "Prächtigen" auch bei seinen poetischen Liebesspielen, als glänzenden Gastgeber, als den Dichter und Intellektuellen, der als Mittelpunkt eines Kreises von Humanisten, Poeten und Philosophen den Ruf seiner Heimatstadt als der kulturellen Hauptstadt Italiens förderte und das geistige Klima bestimmte, in dem Künstler wie Leonardo da Vinci und Michelangelo ihre Lehrjahre verbrachten. Wir lernen ihn auch als Ehemann und liebevollen Vater kennen, der mit seiner weitsichtigen Familienpolitik den Medici die politische Zukunft sicherte.
Autorenporträt
Ingeborg Walter war Redakteurin des "Dizionario biografico degli italiani", der italienischen Nationalbiographie. Hier betreut sie seit vielen Jahren den Sektor der mittelalterlichen Geschichte bis zum Jahr 1500. Daneben Übersetzungen und Publikationen in deutscher und italienischer Sprache.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.06.2003

Florenz war nur mit Sensationen zu regieren
Sinnliche Geschichten, wunderbar neu erzählt: Ingeborg Walter inszeniert Lorenzo de'Medici

Mitunter ziert sein Porträt die Umschläge von Machiavelli-Ausgaben: lauernde schmale Augen über einer eingedrückten Nase und einem mächtigen Kinn - eine "abstoßende, verkniffene Verbrecherphysiognomie", fand Aby Warburg. Sonst lernt man Lorenzo de'Medici kennen, wenn man in Florenz den Reiseführer aufschlägt: vor dem Palazzo Medici, von dem aus er die Republik dreiundzwanzig Jahre lang, bis zu seinem Tod 1492, als ungekrönter Fürst regierte; vor Gozzolis grandiosem Fresko in der Hauskapelle, das den Zehnjährigen im Zug der Heiligen Drei Könige zeigt; vor der Sakristeitüre im Dom, hinter die er sich am 26. April 1478 retten konnte, während sein Bruder mitten in der Messe dem Mordanschlag der Pazzi zum Opfer fiel; vor der Pazzi-Kapelle neben Santo Croce, die kein Grab enthält, weil er daraufhin alle Mitglieder der feindlichen Familie vertreiben oder hinrichten ließ; vor Kunstwerken in den Uffizien und im Bargello, die er anregte; vor Ghirlandaios Humanistenporträts in Santa Maria Novella oder dem Fresko in Santa Trinita, auf dem der gleiche Meister ihn und seine Familie dargestellt hat - im Auftrag jenes Sassetti, der die Medici-Bank skrupellos herunterwirtschaftete. Schließlich vor dem Kloster San Marco, von dem aus Savonarola den Sturz des Medici-Regimes predigte, und in der Grabkapelle jener Kirche, die Lorenzos Namen trägt.

Wer diesen Namen hört, denkt nicht an Politik und Parteien, sondern an schöne Orte und beglückende Bilder, an eine Kunst, deren überragende Qualität Fragen nach ihrem "historischen Hintergrund" sonderbar belanglos scheinen läßt. Ingeborg Walter erklärt diesen Effekt als Erfolg politischen Kalküls. Gezielt mußte sich Lorenzo de'Medici zur Kunst-Figur stilisieren, um die Republik regieren zu können. Nur dann, so wußte der Kaufmannssohn, würden seine Mitbürger seine usurpierte Macht ertragen, wenn er sie überzeugen könne, daß er sie weder besitze noch erstrebe, daß er seinen Reichtum vielmehr allein dem Ruhm der Stadt und der Ehre ihrer Bewohner opfere. Und so stiftete, baute, inszenierte er, wirkte er als Patron der Musen, wurde er zu einem Virtuosen in der Kunst, politische Ambitionen in ästhetischen Sensationen zu verbergen. Doch eben weil seine Strategie so gut gelang, ruinierte sie ihn.

Denn zu Lorenzos Zeit sank die Konjunktur, stiegen die Not und die Spannungen in der Stadt dramatisch an. Je besser es ihm glückte, die wachsende Zahl seiner inneren Gegner durch populistisch-mafiotische Manöver von der Herrschaft fernzuhalten, desto exklusiver konnte man ihm die Schuld an der allgemeinen Misere anlasten und desto mehr wuchs der Haß auf die Pracht, die den Neid gerade beschwichtigen sollte. Als Savonarola, Lorenzos Schützling, die Florentiner zur Buße aufrief, entzündeten sie Scheiterhaufen aus jenen Kunstwerken, die zum Symbol der Medici-Herrschaft geworden waren.

Oft genug ist diese Geschichte erzählt worden - mit ästhetischem Pathos oder in nüchternem Kennerton, meist im Rahmen allgemeiner Darstellungen zur Renaissance, zu Florenz oder zur Familie Medici, seit 1933 fast nur noch in englischer Sprache. In Ingeborg Walters Version jedoch klingt sie wie neu. Das liegt nicht nur an der profunden, stets dezent dissimulierenden Gelehrsamkeit, mit der die Verfasserin jede Station und jede Sphäre des Lebens ihres Helden mit aktuellen Forschungserträgen über zeitgenössische Klientelnetze, Festkultur, Frauenrollen oder Erziehungsmethoden aufhellt. Fast mehr noch begeistert ihre sprachliche Meisterschaft. Weder dramatisiert noch idealisiert sie ihr Thema. Nüchtern zeigt sie vielmehr, wie die meisten Unternehmungen und Projekte, die il Magnifico in Angriff nahm, mißlangen. Seine Entlassungen und Filialschließungen hielten den Verfall der Familienbank nicht auf. Seine politischen Heiraten (die eigene wie die seiner Kinder) waren viel zu teuer bezahlt, sein Krieg gegen den Papst dilettantisch geführt und der Frieden, den er 1480 durch seine berühmte einsame Reise in die Höhle des Löwen, des Königs von Neapel, erwirkte, eine Demütigung für Florenz.

Die auswärtigen Bündnisse, die seine politische Macht sichern sollten, fraßen deren finanzielle Basis auf. Denn natürlich zahlten seine Partner die üppigen Kredite, mit denen er sie köderte, nie zurück. Obwohl (oder weil?) er seinen Ältesten von den besten Humanisten seiner Zeit erziehen ließ, verspielte dieser sein politisches Erbe binnen zweier Jahre und mußte 1494 bei Nacht und Nebel aus der Stadt fliehen. Nur der Kardinalshut, den Lorenzo 1489 für seinen Zweitgeborenen erlangte, war ein nachhaltiger Erfolg. Als Papst Leo X. gelang es Giovanni de'Medici später, die erloschene Größe seines Hauses neu zu begründen.

Diese Mißerfolge aber beschreibt Ingeborg Walter in einer Sprache von betörender Eleganz. So wie ihr Held die Gefährdungen seiner Herrschaft durch ästhetische Symbole der Ewigkeit überspielte, schildert sie sein riskantes, rastloses und letztlich sonderbar glückarmes Leben in einer makellos geformten, klassisch hellen Sprache. Sie analysiert den Mythos Lorenzo de'Medici, indem sie ihn stilistisch inszeniert. Diese diskrete Virtuosität macht ihr Buch - wie das Leben des Lorenzo de'Medici - zum Kunstwerk. Man muß bis zu Iris Origo zurückgehen - einer Wahlitalienerin wie die Verfasserin auch -, um Renaissancebiographien von ähnlicher Stilsicherheit und ähnlicher Anregungskraft zu finden.

Auch den Verlag hat dieser Text sichtbar inspiriert. Wer den grünen Leinenband in dem prächtigen Umschlag in der Hand hält und die perfekt wie von Aldus gesetzten Seiten durchblättert, weiß wieder, was Buchkunst ist. Er wagt wieder zu lachen über all das Gerede vom Ende des gedruckten Buches. Lesen nämlich - das wußten Lorenzo und seine Zeitgenossen besser als wir - ist zuerst und zuletzt eine Sache der Sinnlichkeit.

GERRIT WALTHER

Ingeborg Walter: "Der Prächtige". Lorenzo de'Medici und seine Zeit. Verlag C. H. Beck, München 2003. 336 S., 28 Abb., geb., 24,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.06.2003

Ein Mann für prächtige Stunden
Glanz des Niedergangs: Ingeborg Walters meisterhafte Biografie Lorenzos de’ Medici
Neben den Künstlern und Gelehrten hat niemand den Nachruhm der Florentiner Republik so stark geprägt wie Lorenzo de’ Medici, mit dessen Programmnamen „der Prächtige” bereits die Zeitgenossen die Sonne eines goldenen Zeitalters verbanden. In ihm spiegelte sich das gebildete Bürgertum des 19. Jahrhunderts, weil der „Magnifico” die ersehnte Verbindung von Geschäft, Politik und Kunst exemplarisch zu verkörpern schien. Trotz aller Dekonstruktionen ist dieses Image geblieben, und auch Ingeborg Walters Biografie Lorenzos bekräftigt die Einzigartigkeit dieser Epoche. Die in Göttingen promovierte Historikerin besitzt durch ihre langjährige Mitarbeit am römischen „Dizionario Biografico Italiano” aber eine Tiefenkenntnis der italienischen Kultur des 15.Jahrhunderts, die ihr ermöglicht, mit dem Glanz der Florentiner Frührenaissance auch die überstrahlten Konflikte als Bedingungselemente zur Geltung zu bringen.
Die Bestimmung der Familie als einer politischen und ökonomischen Kampfzelle ist selten so deutlich akzentuiert worden wie in Walters Biographie, die geradezu mitleidlos zeigt, in welch hohem Maß auch in den Stadtrepubliken die Heiratspolitik zur Sicherung des familiären Status eingesetzt wurde. Die Autorin versteht es jedoch auch, das jenseits aller Ansprüche und Geheimziele ablaufende Familienleben darzustellen. Sie entfaltet ein eindringliches Bild der sportlichen, musischen, tänzerischen und literarischen Betätigungen Lorenzos und seines Bruders Giulano sowie ihrer Affären, gewürzt durch Berichte über ihre Badereisen und die Ferienaufenthalte auf den ländlichen Medici-Villen.
In der Handels- und Geldmetropole Florenz gehörten das Lesen, Schreiben und Rechnen wie die Bildung insgesamt zur Bedingung aller Prosperität, und dies galt für Männer wie für Frauen. Die Erziehung durch Gentile Becchi machte aus Lorenzo einen Humanisten und Dichter von hohen Graden. Seine Distanz zu dem Neuplatoniker Marsilio Ficino, sein Vergnügen an dem wüsten Satiriker Luigi Pulci und sein späteres Faible für den melancholischen Epikuräer Angelo Poliziano haben in dieser Schulung ihr Fundament.Mit diesen Elementen der Florentiner Kultur haben sich zahlreiche Darstellungen begnügt; Walters analytischer Blick aber durchleuchtet auch die inneren Verwerfungen, die schließlich zum Auftreten Savonarolas und der Vertreibung der Medici führten. Die Schwäche von Florenz lag seit jeher an der kompromisslosen Härte der jeweils siegreichen Fraktion. Das Unvermögen, die Interessen der konkurrierenden Familien und Bündnisse in Kompromissen auszugleichen, führte dazu, dass über Generationen hinweg niemals alle Bürger zugleich anwesend sein konnten: Zu jeder Zeit war ein Teil der Florentiner im Exil.
Auch Lorenzo war wie alle Medici mit einer Mischung von Ehrerbietung und Neid umgeben. Der Grund lag darin, dass andere Bankiers- und Kaufmannsfamilien wie die Pazzi oder Strozzi den Medici an Reichtum kaum nachstanden, keine aber ihre ökonomische Potenz mit so sicherem Instinkt auch politisch zu nutzen und künstlerisch zu überhöhen vermochte. Als Lorenzo am Festtag der Epiphanie getauft wurde, standen unter anderem der Erzbischof von Florenz und der Graf Federico da Montefeltre Pate. Und schon als Kind wurde der Sprössling auf diplomatische Reisen geschickt, was den lebenslangen Kontakt zu gleichaltrigen Fürstensprösslingen ermöglichte. Die Autorin zeigt, dass diese Fähigkeit, durch Grandezza und Esprit die Standesschranken aufzuheben, den Medici ermöglichte, ihr politisches Netzwerk über ganz Italien zu spannen. Das hat ihren Einfluss ermöglicht, aber auch immer neue Verdächtigungen erweckt. Zeit seines Lebens begleitete Lorenzo de’ Medici der Verdacht, der Cäsar der Florentiner Republik werden zu wollen.
Die Darlegung dieser immer wieder zu Verschwörungen führenden Spannungen, der verwickelten Bündnisse der Aufrührer, der Attentate selbst und der Orgien der Rache, die aus der Stadt des Humanismus bisweilen ein Schlachthaus machten, gehört zu den bedrückendsten, aber auch bestechendsten Teilen des Buches. Lorenzo hatte eine Rebellion von 1465 und das Attentat der Pazzi-Verschwörung von 1478 zu überstehen, bei dem er selbst verletzt, sein Bruder Giovanni aber getötet wurde. Die sich anschließende Vergeltung, die bis zu Ritualformen von Leichenschändung durch Kinder ging, ließ die Opposition keinesfalls verstummten. Als drei Jahre nach der Pazzi-Katastrophe ein neuer Mordversuch aufgedeckt wurde, verurteilte das Gericht die Verschwörer als Majestätsverbrecher, was die Person des Lorenzo auf juristisch fragwürdige Weise mit dem Staat identifizierte und den Sorgen der Republikaner neue Nahrung gab.
Ein besonderes Verdienst der Autorin liegt darin, dass sie diese Konflikte auch als Bild- und Medienpolitik zu bestimmen versteht, indem sie die Bauten, Medaillen, Fresken, Gemälde, Grabmäler und Effigies als Versuche deutet, die Gegner präventiv zu übertrumpfen oder ihre Niederlage zu besiegeln. Dies gilt bereits für den Medici-Palast, von dem es hieß, dass er mit Hilfe fremden Geldes das Kolosseum übertrumpfen sollte.Aber nicht diese familienpolitische Indienstnahme der Kunst macht für die Verfasserin den Rang der Kultur des „Prächtigen” aus, sondern das mit seinem Regiment verbundene Prinzip, den Dichtern und Künstlern einen höfischen Freiraum zu bieten, in dem sich diese zu Höchstleistungen antrieben. Es war dieses Klima, in dem Polizian seine Stanzen dichtete und in dem der junge Michelangelo im Skulpturengarten der Medici vom greisen Bildhauer Bertoldo seine Ausbildung in einer Freiheit genoss, die ihm keine andere Stätte hätte bieten können. Hier zeigt sich ein Verständnis von Kultur, das weniger auf die Lobrede als auf den Ruhm der Eigenwilligkeit setzte. Durch dieses Prinzip gewann das Florenz des „Prächtigen” jenen Glanz, der bis heute die Aura des Utopischen erzeugt hat.
Der Rezensent ist in der Danksagung aufgeführt, was an sich eine Würdigung der Arbeit verboten hätte. Die nochmalige Lektüre hat angesichts der Vielschichtigkeit des Stoffes aber gleichsam ein neues Buch hervorgebracht. Es handelt sich um eine Summa, die gleichermaßen souverän die politische Geschichte Italiens, die Innenpolitik von Florenz, die Familiengeschichte der Medici und ihre prekären Geschäfte darlegt. Die Verfasserin vermeidet jede Idealisierung, indem sie zeigt, wie sich die kulturellen Produkte eines triumphalen Gipfels in grandiose Halteversuche eines exemplarischen Niederganges verwandeln.
Nach Anthony Graftons Biografie Albertis liegt nun das zweite Werk vor, das die Leistungsfähigkeit einer erzählenden kulturwissenschaftlichen Historiografie an einer Gattung erweist, zu der sie von Natur aus in Opposition zu stehen scheint: der Lebensbeschreibung. Dies gilt auch für den Stil der Darstellung. Manche zwischen Venedig, Mailand, Rom, Neapel und Florenz entbrannten Verwicklungen sind zu komplex, als dass sie unterhaltsam sein könnten; insgesamt aber ist es der Autorin gelungen, die Geschichte in einer geradezu perlenden Klarheit darzubieten. Die ruhige, von distanziertem Scharfblick ebenso wie von Liebe zu ihrem Gegenstand beseelte Diktion schafft ein Meisterwerk erzählter Geschichte.
HORST BREDEKAMP
INGEBORG WALTER: Der Prächtige. Lorenzo de’ Medici und seine Zeit. C. H.Beck Verlag, München 2003. 340 Seiten, 24,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Die Familie als "politische und ökonomische Kampfzelle" beschreibt Ingeborg Walter in ihrer Biografie Lorenzo de' Medicis, wie Horst Bredekamp berichtet. "Geradezu mitleidlos" zeige die Historikerin, wie in der Florentiner Republik die "Heiratspolitik zur Sicherung des familiären Status eingesetzt wurde". Dabei bringt die Autorin mit ihrer Tiefenkenntnis der italienischen Kultur des 15. Jahrhunderts sowohl den Glanz als auch die Konflikte der italienischen Frührenaissance ans Licht, meint der Rezensent. Mit analytischem Blick decke sie auch die "inneren Verwerfungen" auf, die schließlich den Niedergang der Familie der Medici begründeten. Die Medici spannten ihr politisches Netzwerk über ganz Italien, schreibt Bredekamp, indem sie mit "Grandezza und Esprit" die Standesschranken überwanden. Wie Walter ihre gesellschaftlichen Konflikte als "Bild- und Medienpolitik" deutet, lobt Bredekamp besonders. Dichtern und Künstlern boten sie dabei einen Freiraum, der diese zu Höchstleistungen antrieb. So begründete Lorenzo auch seinen kulturellen Rang, wie der Rezensent sagt. Insgesamt ein mit "geradezu perlender Klarheit" dargebotenes "Meisterwerk erzählter Geschichte", findet Bredekamp.

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