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Seit Indien und Pakistan über die Atombombe verfügen, ist der Konflikt um das einstmals idyllische Kaschmir zum wohl gefährlichsten Krisenherd der Welt geworden. An der Grenze zwischen beiden Ländern stehen sich seit dem Frühjahr 2002 mehr als eine Million Soldaten gegenüber. Nur durch ausländische Intervention konnte eine weitere Eskalation - vorerst - vermieden werden. Dietmar Rothermund schildert in diesem Buch die Geschichte des Konflikts, der seine Wurzeln in der Teilung British-Indiens im Jahre 1947 hat. Er beschreibt die zunehmende Radikalisierung auf Seiten der Hindu-Nationalisten wie…mehr

Produktbeschreibung
Seit Indien und Pakistan über die Atombombe verfügen, ist der Konflikt um das einstmals idyllische Kaschmir zum wohl gefährlichsten Krisenherd der Welt geworden. An der Grenze zwischen beiden Ländern stehen sich seit dem Frühjahr 2002 mehr als eine Million Soldaten gegenüber. Nur durch ausländische Intervention konnte eine weitere Eskalation - vorerst - vermieden werden.
Dietmar Rothermund schildert in diesem Buch die Geschichte des Konflikts, der seine Wurzeln in der Teilung British-Indiens im Jahre 1947 hat. Er beschreibt die zunehmende Radikalisierung auf Seiten der Hindu-Nationalisten wie der islamischen Fundamentalisten, die immer häufiger zu Terroranschlägen und Progromen führt, und erklärt, warum sich der Konflikt seit dem Anschlag vom 11. September und dem Afghanistan-Krieg weiter verschärft hat.
Autorenporträt
Dietmar Rothermund, geboren 1933, ist emeritierter Professor für die Geschichte Südasiens am Südasien-Institut der Universität Heidelberg, das er viele Jahre leitete. Er ist Fellow of the Royal Historical Society, London, und Vorsitzender der European Association of South Asian Studies. Zahlreiche, in viele Sprachen übersetzte Veröffentlichungen haben ihn international bekannt gemacht.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.06.2008

Chinas großer Nachbar
Die aufsteigende Macht Indien – ein zerrissener Staat
Egal, was man über Indien behauptet”, so eine bekannte englische Wirtschaftswissenschaftlerin, „das Gegenteil stimmt genauso.” Die Vielgestaltigkeit des riesigen Landes wird auch in dem Buch des Heidelberger Indologen Dietmar Rothermund deutlich. Indien ist mehr als ein Staat. Es ist ein Subkontinent. Mit 1,1 Milliarden Menschen hat es weit mehr Einwohner als ganz Afrika. Es baut Trägerraketen und Satelliten, Kernkraftwerke und Atombomben. Es stellt ausnehmend viel, gut ausgebildetes wissenschaftliches und technisches Personal. Es ist aber auch ein Land außerordentlicher Gegensätze, wo Holzpflug neben Kernkraftwerk, unfassliche Armut und anstößiger Reichtum unverbunden nebeneinander stehen. Es ist ein Vielvölker- und Vielreligionenstaat, zerrissen von zahlreichen regionalen, sozialen und religiösen Spannungen.
Zwei Drittel der Bevölkerung – über sechshundert Millionen Menschen – leben von der Landwirtschaft, tragen aber nur ein Fünftel zum Sozialprodukt bei. Nicht zuletzt das Bevölkerungswachstum und die ständige Erbteilung haben die Fragmentierung des Landbesitzes und damit die Armut erschreckend vorangetrieben. Der flüchtige Besucher mag über das Elend auf den Straßen Kalkuttas erschüttert sein. Dieser Eindruck lässt jedoch eines vergessen: Die überwältigende Armut Indiens findet sich auf dem Lande, in Hunderttausend entlegenen Dörfern. Insbesondere im Norden, in Staaten wie Bihar mit allein einhundert Millionen Menschen. Eingebunden in ein unentrinnbares Schicksal aus rigiden Kasten- und feudalen Klassenstrukturen.
Mindestens dreißig Prozent der Bevölkerung – dreihundert Millionen Menschen – leben unterhalb der Armutsgrenze. Weitere fünfzig Prozent müssen mit oft nur unwesentlich mehr als einem Dollar pro Tag auskommen. Was bleibt, sind noch zwanzig Prozent, etwa zweihundert Millionen Menschen. Gemeinhin sie sind gemeint, wenn heute von Indien als kommender Großmacht gesprochen wird. Der Autor belegt in seinem ungemein faktenreichen Buch das bemerkenswerte Wirtschaftswachstum Indiens. Er weiß aber auch um zentrale Schwächen: die Wasserknappheit, die unzureichende Energieversorgung und die mangelhafte Infrastruktur.
Mit solchen Problemen steht Indien nicht alleine. Auch der große Nachbar im Norden, das wirtschaftsstärkere China, kämpft mit vergleichbaren Herausforderungen. Und an China misst sich Indien. Trotz mittlerweile verbesserten Beziehungen bleibt zwischen den beiden Milliardenvölkern eine gewisse Rivalität bestehen. Demgegenüber haben sich die indisch-amerikanischen Beziehungen außerordentlich verbessert. Die USA sind mittlerweile Indiens größter Handelspartner. Insbesondere auf dem Gebiet der Informationstechnologie sind beide Wirtschaften auf das Engste miteinander verflochten – begünstigt auch durch eine bemerkenswert betuchte und einflussreiche indische Minderheit in den USA. Aufgrund gezielter Auswahlkriterien für Immigranten befinden sich unter den zwei Millionen Indern in den USA etwa zweihunderttausend Dollarmillionäre. Die sogenannte Indian-Lobby im amerikanischen Kongress gilt als besonders durchsetzungsfähig.
Washington verfolgt hier mehrere Ziele. Zwischen Indien und Israel liegen ausschließlich islamische Länder. Terroristische Anschläge sind für Indien – Stichwort Kaschmir – seit Jahrzehnten blutiger Alltag. Mit Israel verbindet Indien eine jahrzehntelange Zusammenarbeit in atomarer Aufrüstung. Heute ist Israel – nach Russland – Indiens wichtigster Rüstungslieferant. Und die amerikanisch-israelischen Kontrollen über das pakistanische Nuklearpotential liegen auch im indischen Interesse. All diese Zusammenhänge sollten jedoch nicht zu Vereinfachungen verleiten. Auch nicht in Bezug auf China. Mag Washington in Indien auch ein Gegengewicht zu China sehen, Neu Delhi versteht sich – trotz einiger paralleler Interessen – nicht als Juniorpartner. Das Buch gibt einen fundierten Einblick in die indische Innen-, Wirtschafts- und Außenpolitik. HELMUT HEINZLMEIR
DIETMAR ROTHERMUND: Indien. Aufstieg einer asiatischen Weltmacht. C.H. Beck, München 2008. 336 S., 24,90 Euro.
Indien, das Land der gewaltigen Gegensätze: Bei einem Flugtag im vergangenen Jahr demonstrierte die Luftwaffe die militärische Stärke des Staates. Foto: AP
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.10.2002

Groß und klein

KASCHMIR. Der Konflikt gehört zu den "Dauerbrennern" der Weltpolitik. Und doch fragen sich viele immer dann, wenn wieder einmal über Kaschmir berichtet wird, wie das alles gekommen ist. Diese "Marktlücke" versucht das vorliegende Buch zu schließen. Der Autor, Dietmar Rothermund, war nach eigenem Bekunden erstaunt, als er feststellte, daß es bisher im deutschen Sprachraum kein Buch zu diesem Thema gab. Herausgekommen ist aus der Feder des emeritierten Heidelberger Professors ein "Büchlein", das nun in der Tat alle Hintergründe des rätselhaften Konfliktes aufzählt und den allgemein interessierten Leser auch nicht mit ausführlichen Fußnoten irritiert. Am Ende stehen ein knappes und hilfreiches Literaturverzeichnis sowie eine Zeittafel. Von Südasien in Vergangenheit und Gegenwart, das sieht man auf jeder Seite des Buches, weiß der Autor unglaublich viel. Historische Vergleiche sind allerdings gefährlich. So bezeichnet Rothermund den deutschen Reichstag des ausgehenden 19. Jahrhunderts mit einem Begriff, der in der Nazizeit gebraucht wurde - "Reichsgesangsverein" - und nennt ihn machtlos. Dabei hatte das Parlament, sehr zum Verdruß des Kaisers, immerhin das Budgetrecht, war mithin keineswegs machtlos. Das Bild eines "kastrierten Parlamentarismus" in Britisch-Indien gründet der Autor auf die deutsche - angebliche - Parallele. Über die Wortwahl kann man geteilter Meinung sein. Die historische Parallele ist so wie dargestellt aber nicht stimmig. Nach einem Überblick über die Kolonialzeit widmet sich der Autor ausführlich den Wirren der ersten Jahre nach der Unabhängigkeit von Großbritannien sowie den nachfolgenden Kriegen in und um Kaschmir. Dabei gelingt ihm der schwierige Spagat zwischen den "großen Linien" der indisch-pakistanischen Beziehungen und der detaillierten Darstellung des Kaschmir-Konflikts mit spielerischer Leichtigkeit. Zu vielen Punkten hätte Rothermund sicher noch viel mehr schreiben können. Aber die Zielgruppe dieses Buches will es dann so genau bestimmt auch nicht wissen. In jedem Fall hat der Autor einen verständlich geschriebenen (was bei einem deutschen Professor lobend hervorgehoben zu werden verdient) soliden Überblick zu einem Konflikt vorgelegt, in dem sich immerhin zwei Atommächte gegenüberstehen. (Dietmar Rothermund: Krisenherd Kaschmir. Der Konflikt der Atommächte Indien und Pakistan. Verlag C.H. Beck, München 2002. 128 Seiten, 9,90 [Euro].)

pes.

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Andreas Eckert lobt die Knappheit und die Präzision, mit der Dietmar Rothermund die Geschichte des "'wohl gefährlichsten Krisenherds der Welt" schildert. Dabei stelle der Autor fest, dass der Kaschmirkonflikt keineswegs nur auf den islamischen Fundamentalismus zurückgeführt werden kann, sondern dass in der Region "viele Ströme der Gewalt zusammen fließen". Dabei spielt auch das Verhältnis der USA zu Pakistan, besonders nach dem 11. September, und zum Gegenspieler Indien, dessen "Weltgeltung" die Amerikaner lange nicht zur Kenntnis nehmen wollten, eine wichtige Rolle. Aber auch die historischen Hintergründe beleuchtet der Autor nach Eckerts Meinung zufriedenstellend.

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