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Keith Ovenden legt hier den Folgeroman zu "Eine Art Vermächtnis" vor. Philip, der Erzähler aus "Eine Art Vermächtnis", der das Schicksal seines verstorbenen Freundes Moser zu entschlüsseln versuchte, ist nun selbst tot. Jetzt ist es Alice Crighton, seine Frau, die das Leben, die Vergangenheit ihres Mannes und die Umstände seines Todes für sich klären will. Dazu ist sie in die Sologne gereist, um seinen Nachlaß zu sichten und sich Rechenschaft abzulegen über die letzten, etwas seltsamen Wochen seines Lebens. Aber sie wird aus ihrer Ruhe aufgeschreckt durch eine chaotische englische Nachbarin,…mehr

Produktbeschreibung
Keith Ovenden legt hier den Folgeroman zu "Eine Art Vermächtnis" vor. Philip, der Erzähler aus "Eine Art Vermächtnis", der das Schicksal seines verstorbenen Freundes Moser zu entschlüsseln versuchte, ist nun selbst tot. Jetzt ist es Alice Crighton, seine Frau, die das Leben, die Vergangenheit ihres Mannes und die Umstände seines Todes für sich klären will. Dazu ist sie in die Sologne gereist, um seinen Nachlaß zu sichten und sich Rechenschaft abzulegen über die letzten, etwas seltsamen Wochen seines Lebens. Aber sie wird aus ihrer Ruhe aufgeschreckt durch eine chaotische englische Nachbarin, die in Vergessenheit geratene und trunksüchtige Rocksängerin Beatrix und den noblen Roland Beaumanière, der Philip in seiner Jugend kannte und womöglich den Schlüssel zu seinem geheimen Leben besitzt. Beide überraschen Alice, wie auch das Manuskript, das sie zwischen Philips Sachen findet. Alles zusammen hilft, Philips Vergangenheit zu verstehen und vielleicht auch seinen Tod. "Des Glückes Schein" ist ein schönes und nachdenkliches Buch, in dem es um Liebe und Willensfreiheit, Jugend und Reife, Erinnerung und Fiktion geht, ein intelligenter und spannender Roman.
Autorenporträt
Keith Ovenden wuchs in London auf, studierte Englische Literatur und Politik und promovierte in Oxford, war zunächst Dozent an der University of Essex und arbeitete später als freier Journalist beim Rundfunk. Nach Aufenthalten in den USA, Neuseeland und Frankreich lebt er heute in Warschau. Er hat neben wissenschaftlichen Arbeiten mehrere Romane veröffentlicht. "Eine Art Vermächtnis", 2000 bei C.H.Beck erschienen, und "Des Glückes Schein" sind die ersten beiden Bände einer Trilogie, deren dritten Teil Ovenden vor kurzem beendet hat.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.12.2003

Die lustige Witwe
Das ist die Reklamation: Keith Ovenden sucht das wahre Glück

Bücher über Selbstmörder sind selten witzig. Anders Keith Ovendens Roman "Des Glückes Schein". Das Auffallendste daran ist der Gegensatz zwischen seinem wenig erbaulichen Inhalt - dem Weg eines an sich selbst und der Welt Verzweifelnden in den Tod - und dem abgeklärt-heiteren Erzählton. Noch merkwürdiger erscheint der Hang zur Heiterkeit aufgrund der Tatsache, daß weitgehend aus der Perspektive der Witwe erzählt wird, die, wie sie mehrfach bekundet, den Toten aufrichtig liebte. Auch im Rückblick, kurz nach seinem Tod erinnert sie sich an die exzentrischen Wesenszüge ihres Mannes nicht nur mit milder Nachsicht, sondern durchaus spöttisch. Ganz erklärlich ist diese sonderbare Spannung zwischen Tatsachen und Timbre zunächst nicht. Vielleicht, so denkt man zu Beginn, resultiert sie aus der englischen Maxime, daß nichts, worüber man keinen Witz machen kann, es verdiene, ernst genommen zu werden.

"Des Glückes Schein" ist der zweite Teil einer Trilogie, deren erster, "Eine Art Vermächtnis", ebenfalls die Erinnerung an einen Verstorbenen enthält. In einer der kleinen ironischen Volten, die Keith Ovenden wiederholt verwendet, erzählt im ersten Teil der Tote des zweiten Teils über sich selbst, seine Frau, einen verstorbenen Freund und dessen ebenfalls verstorbene Frau. Zusätzlich galt der Tote des ersten Teils als Selbstmörder, bis sich herausstellte, daß er eines natürlichen Todes starb, während der tatsächliche Selbstmörder des zweiten Romans zunächst als Opfer eines zufälligen Verkehrsunfalls erschien. Einen Hang zu makabrem Spaß und Spiel kann man dem Autor also durchaus bescheinigen. Die Frage, die die Ich-Erzählerin Alice, eine pragmatische Investment-Bankerin, nach dem Tod ihres Mannes Philip, eines Philosophieprofessors, am meisten beschäftigt, stellt sich beim Nachdenken über den Verstorbenen ein: Ist es möglich, einen anderen wirklich zu kennen (oder in diesem Fall: gekannt zu haben)?

Aus dieser Frage entsteht die fast krimihafte Spannung dieses seinem Thema zum Trotz unterhaltsamen Buches. Auf der Suche nach der verlorenen Zeit fährt Alice von Oxford in ein abgeschiedenes Landhaus in der Sologne, um dort die Papiere ihres Mannes zu ordnen. Von dort aus vertraut sie einem Freund namens Felix per Brief ihre Gedanken über ihren toten Mann an. Der will die Briefe verwenden, um seinerseits ein Buch über Philip zu schreiben. Unterdessen findet Alice ein Romanmanuskript des Toten, das eine Liebesgeschichte erzählt, die Alice sofort für bare Münze nimmt. Später erfährt sie, daß Philip sich jede Menge dichterischer Freiheiten nahm.

Unverdrossen stellt Ovendens Roman Fragen über das Leben, die aber am Ende offenbleiben: Gibt es so etwas wie eine festumrissene Persönlichkeit? Kann man sein Leben nach dem eigenen Willen gestalten? Der Verstorbene glaubte an beides nicht. Man könne vorhaben, was man wolle, fand er, das Leben gehe so oder so "ungerührt weiter seinen Gang". Und seine Persönlichkeit könne man wechseln wie einen Hut, "es gehört nicht viel dazu, sich im Bedarfsfall eine neue Lebenslüge zuzulegen. Man lernt eine Fremdsprache und bekommt eine neue Persönlichkeit; wendet sich einer bisher unerprobten Sportart zu, im Kreise von Leuten, mit denen man zuvor nie verkehrt hat, und schon ist ein neuer Anfang gemacht." Die Witwe ist da anderer Ansicht.

So erstaunt es nicht, daß die zu Beginn so positiv geschilderte Ehe gegen Ende in einem weit weniger rosigen Licht erscheint. Auf diese Verschiebung deutet auch der Titel des Romans. Denn der ist der Übersetzung eines Shakespeare-Zitats aus dem "Sommernachtstraum" entnommen, in dem es um die Kürze und Wandelbarkeit des Glückes geht, aber eben auch um dessen Scheinhaftigkeit. Alice stellt fest, daß sie weniger über ihren Mann wußte, als sie dachte. Der Verstorbene, der am Anfang noch als liebenswürdiger, verschrobener Mensch erinnert wurde, wirkt gegen Ende als halb bedauernswerter, halb unerfreulicher, lebens- und liebesunfähiger Mann, heillos verstrickt in die eigene Einsamkeit und Exzentrik und ausgestattet mit einer Begabung, sich selbst und anderen das Leben unerträglich zu machen. Vielleicht resultiert der manchmal so erstaunlich gelassene Ton der lustigen Witwe auch aus einer heimlichen Erleichterung darüber, ohne ihn ein neues Leben beginnen zu können.

MARION LÖHNDORF

Keith Ovenden: "Des Glückes Schein". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Christa E. Seibicke. Verlag C. H. Beck, München 2002. 366 S., 24,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Etwas befremdet ist Marion Löhndorf zunächst schon, dass der britische Autor Keith Ovenden in seinem Roman derart "witzig" über einen Selbstmörder schreibt. Der Band ist der zweite Teil einer Trilogie und auch hier lässt der Autor seinem "Hang zu makaberem Spaß und Spiel" unverdrossen Lauf, so die verwunderte aber zunehmend amüsierte Rezensentin. Die Witwe eines Philosophieprofessors, der sich das Leben genommen hat, ordnet dessen Nachlass und macht sich derweil Gedanken, ob man einen anderen Menschen wirklich kennen kann, fasst Löhndorf zusammen. Aus dieser Frage, so die Rezensentin angetan, "entsteht die fast krimihafte Spannung" des Buches und macht es trotz des düsteren Themas Selbstmord zu einer sehr "unterhaltsamen" Lektüre.

© Perlentaucher Medien GmbH