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"Geht ein US-Amerikaner mit seinem Freund spazieren. Kommt ein großer Cadillac vorbei. Sagt der Amerikaner zu seinem Freund: ,So einen Wagen fahre ich auch noch mal!' - Geht ein Deutscher mit seinem Freund die Straße entlang, fährt ein BMW vorbei. Sagt der Deutsche zu seinem Freund: ,Der Typ geht auch noch mal zu Fuß!'" Eigentlich gibt es nichts, was sich nicht beneiden lässt. Doch besonders beneidet werden Güter, die knapp sind. Ein Arbeitsplatz, Geld, Anerkennung und Einfluss. Die knappsten aller Güter in einer Wohlstandsgesellschaft aber sind erstaunlicherweise Glück und Zufriedenheit.…mehr

Produktbeschreibung
"Geht ein US-Amerikaner mit seinem Freund spazieren. Kommt ein großer Cadillac vorbei. Sagt der Amerikaner zu seinem Freund: ,So einen Wagen fahre ich auch noch mal!' - Geht ein Deutscher mit seinem Freund die Straße entlang, fährt ein BMW vorbei. Sagt der Deutsche zu seinem Freund: ,Der Typ geht auch noch mal zu Fuß!'" Eigentlich gibt es nichts, was sich nicht beneiden lässt. Doch besonders beneidet werden Güter, die knapp sind. Ein Arbeitsplatz, Geld, Anerkennung und Einfluss. Die knappsten aller Güter in einer Wohlstandsgesellschaft aber sind erstaunlicherweise Glück und Zufriedenheit. Andere glücklich und zufrieden zu sehen, ohne es selbst zu sein, ist eine der größten Herausforderungen für unseren Neid. Rolf Haubl zeichnet das ungewöhnliche Psychogramm eines unterschätzten Gefühls, das für das friedliche Zusammenleben und
Autorenporträt
Rolf Haubl, Germanist, Psychologe und Gruppenanalytiker, ist Professor an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Augsburg. Er beschäftigt sich unter anderem mit Fragen der Psychohistorie und analytischen Sozialpsychologie, so z.B. mit dem Verhältnis von Individuum und Gruppe, mit Konflikten und Emotionen in Organisationen sowie mit der Alltagsökonomie in Konsumgesellschaften.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Der Titel trifft, meint die Rezensentin. Und Sabine Magerl weiß, wovon sie spricht, ist sie doch dem Autor in die "hundert menschlichen Einzelzüge" gefolgt, in die er den Begriff "Neid" zerlegt, hat sich von ihm die verquere Logik und die Dynamik des Neids durchleuchten lassen, amüsiert und schadenfroh einerseits (zu wissen, wie man Neid erzeugt oder abwendet), beunruhigt andererseits, weil man's ja selber macht: neiden. Doch in der so "überraschenden" wie "unerbittlichen" Sammlung von Geschichten, Alltagsbeobachtungen, mit denen der Verfasser die Neidfrage behandelt, gibt es immer wieder auch "beruhigende Botschaften", wie diejenige, das der Neid auch vorantreiben kann - "und sei es nur zum nächsten Kaufhaus."

© Perlentaucher Medien GmbH"

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.03.2002

Was Menschen verbindet
Der Neid ist nicht alles, aber sehr viel: Rolf Haubl untersucht ein starkes Gefühl
Der Neid ist kein schönes Gefühl. Seit 1400 Jahren zählt er zu den sieben Todsünden und dürfte, was Häufigkeit und Heftigkeit seines Auftretens betrifft, die übrigen sechs locker hinter sich lassen. Wobei die Dunkelziffer kaum zu überschätzen ist, denn Neid gehört zu jenen Lastern, die man meist nicht nur anderen verheimlicht, sondern sogar sich selbst.
Der Titel der Studie von Rolf Haubl „Neidisch sind immer nur die anderen” spielt auf diese Verdrängung an und weist zugleich auf eine ebenso häufig vorkommende Unterstellung hin. Was stört, ist der burschikos anbiedernde Ton, zumal der Untertitel „Über die Unfähigkeit, zufrieden zu sein” den Verdacht nahelegt, Haubl wolle mit seinem Buch Lebenshilfe leisten, indem er unsere Unfähigkeit zufriedenstellend entsorgt. Dem ist glücklicherweise nicht so.
Haubl definiert sein „Ziel” ex negativo: „Kein Lehrbuch” wolle er anbieten, sondern „eine möglichst facettenreiche interdisziplinäre Darstellung. .., die den Neid nicht logisch stringent abhandelt, sondern ihn umkreist und vielleicht gerade dadurch zum Weiterdenken anregt”. Was sich wie eine volkshochschulmäßig abgefasste vorsorgliche Rückversicherung gegen jeden Anspruch auf Vollständigkeit, Folgerichtigkeit und Erkenntniszugewinn anhört, stellt sich im Lauf der Lektüre als schlichte Untertreibung heraus, denn was der Autor abliefert, ist tatsächlich ein stringent formulierter Streifzug durch die Kulturgeschichte des Neids, der uns gerade durch Haubls redliche Vernunft im Begründen und seine vorsichtige Zurückhaltung im Urteilen das Mitdenken leicht macht und zum Weiterdenken geradezu einlädt.
„Der allgegenwärtige Neid” heißt Haubls Eröffnungskapitel und nach christlicher Lesart beginnt ja unsere Zivilisationsgeschichte gleich mit einem neidmotivierten Brudermord. Kain erschlägt Abel, da er sich von einer höheren Macht zu Unrecht zurückgesetzt fühlt. „Der biblische Text”, interpretiert Haubl, führe Ungleichverteilung „als eine existenzielle Grundsituation ein, an deren Bewältigung sich die Humanität des Menschen beweisen muss”. Doch Kains Schicksal hat sich noch nicht erfüllt: „Jenseits von Eden” wird er zum ersten „Gründer einer Stadt”. Daraus schließt Haubl, dass „Gott an Kain das Zivilisationsprojekt veranschaulicht” hat, indem er Kains von IHM selbst durch einen Willkürakt freigesetztes aggressives Potenzial in kreatives umwandelt. Wie dies göttliche Experiment beiläufig beweist, dass ohne Aggression weder Zivilisation noch Kultur zu haben sind, diesen naheliegenden Schluss überlässt Haubl generös dem Leser. Er selbst wertet solche Erkenntnisse nicht, für ihn liegen solche Mechanismen jenseits von Gut und Böse. Er beschreibt ihre technischen Finessen mit lakonischer Akribie und gelangt mit bisweilen juristischer Spitzfindigkeit zu einfachen Gesetzmäßigkeiten, die er in simplen Aussagesätzen gern seinen Kapiteln voranstellt.
Wissen und Gewissen
Seine Behauptung: „Gerechtigkeitsfragen sind von großer sozialer Relevanz”, wird Kapitel später wieder aufgenommen: „Gerechtigkeit ist uns wichtig. Wir sind verstört, wenn wir uns ungerecht behandelt fühlen. Anscheinend haben wir das Bedürfnis, an eine gerechte Welt zu glauben.” Wie weit die Konsequenzen dieses Glaubens führen, ist überraschend. Oft ist es nur eine Einschränkung, die aus einer erklärten Selbstverständlichkeit eine brisante Behauptung macht: „Selbstverständlich ist der Neid nicht das einzige Gefühl zwischen den Generationen.” Mit dieser scheinbaren Beruhigung beginnt ein anderes Kapitel. Haubl tritt einer These entgegen, die vor ihm niemand je aufzustellen gewagt hätte. Aus dem, was so maßvoll wirkt, entwickelt er Standpunkte, die wir bedenkenlos teilen, da uns erst später bewusst wird, wie weit er uns anhand seiner beinah banal klingenden Grundsätze schon geführt hat. Dazu passt seine provokante Erkenntnis: „Soziales Wissen beruht in erster Linie auf Glauben und nicht auf Wahrheitsprüfung.”
Auch was die Aussichten auf Neidbewältigung betrifft, bleibt Haubl angenehm skeptisch: „Die Forschung weiß bislang recht wenig darüber.” Was Haubl weiß, bringt ihn zu dem pessimistischen Schluss: Nur ein stabiles Selbstwertgefühl schützt uns vor destruktiven Neidgefühlen, und: „Schließlich sind wir gut beraten, uns Bezugspersonen zu suchen, die nicht allzu neidisch sind.”
Haubl wird uns als „Germanist, Psychologe und Gruppenanalytiker” vorgestellt und ist zudem Professor an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Augsburg. Diese Fächerkombination kommt ihm zugute, da er nicht nur auf Fallstudien aus seiner Praxis zurückgreifen muss, die verglichen mit den literarischen Beispielen, auf die der Germanist sich bezieht, seltsam unwirklich erscheinen. Mich selbst stören schon die ausgesuchten Vornamen: ein „Walter aus der Selbsterfahrungsgruppe” interessiert mich einfach weniger als Moritz’ „Anton Reiser”, Melvilles „Billy Budd” oder Kafkas „Herrenreiter”. Bei der Auswahl von Aphorismen zu seinem Thema, hält sich Haubl an die ersten Adressen: Platon und Ovid, Lichtenberg und Lessing, Bacon und Rousseau, Marx und Freud. Haubls Umgang mit Zitaten ähnelt ein wenig dem Michel de Montaignes, denn beide schrecken vor Korrekturen der Koryphäen nicht zurück.
Montaigne fehlt übrigens unter Haubls Kronzeugen und das hat mich so verwundert, dass ich in seinen „Essais” nach Belegstellen gesucht habe. Und siehe: Zum Thema Neid findet sich da so gut wie gar nichts. Ist es möglich, dass ausgerechnet ein Autor, der anderen Todsünden ganze Aufsätze gewidmet hat, und dem nichts Allzumenschliches fremd war, dem christlichen Ideal der Neidfreiheit so nahe gekommen wäre, dass es ihm kaum der Rede wert schien? Oder ist dies geächtete Gefühl dem Altmeister der Selbsterforschung schlicht egal gewesen? Am Ende eines seiner letzten Essais finden wir eine mögliche Antwort. Montaigne schreibt: „Es ist eine höchste und gleichsam göttliche Vollendung, seines eigenen Wesens redlich froh werden zu können. Wir trachten nach einem anderen Los, weil wir das unsere nicht zu nutzen wissen und wollen über uns hinaus, weil wir nicht begreifen, was in uns ist. Doch wir mögen noch so sehr auf Stelzen steigen, auch auf Stelzen müssen wir uns mit unseren Beinen gehen. Und auf dem höchsten Thron der Welt sitzen wir doch nur auf unserem Hintern.” Ob nun diese höchst vernünftige Selbstbescheidung auch glaubwürdig ist? Nach Lektüre von Haubls Arbeit dürften wir das bezweifeln.
BERND EILERT
ROLF HAUBL: Neidisch sind immer nur die anderen. Über die Unfähigkeit, zufrieden zu sein. C. H. Beck Verlag, München 2001. 323 Seiten, 17,50 Euro.
Der Neid – von dem Tisch, auf dem Hieronymus Bosch die Todsünden und die letzten Dinge schuf (1475-80).
Abb. Archiv
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.10.2001

Mir geht es gold, jedenfalls besser als Ihnen!
Rolf Haubls Handreichung zur Neidfrage / Von Sabine Magerl

Die schöneren Autos haben immer die anderen. Sie erzählen die besseren Witze, bekommen die größere Portion Nudeln, haben die schickere Visitenkarte und grundsätzlich mehr Glück. Manchen Menschen leuchtet die Zufriedenheit aus allen Knopflöchern. Das läßt die Spezies des gemeinen Neiders aufmerksam werden: Das haben die doch gar nicht verdient! Für den Neider ein Beweis mehr, wie ungerecht die Welt ist. Er schimpft giftig, fuchtelt mit der Faust gen Himmel und stapft weiter in der Sicherheit, auf der miesen Seite zu stehen. Und: "Die gehen auch alle noch mal zu Fuß."

Neid, dieses stechende Gefühl, etwas zu begehren, das im Besitz eines anderen ist, befällt - so läßt sich vermuten - wohl jeden Menschen ab und zu. Zugeben tun ihn die wenigsten. "Neidisch sind immer nur die anderen" ist deshalb der treffende Titel des Buchs von Rolf Haubl, in dem die verquere Logik des Neides aufgeschlüsselt wird, die dem anderen nichts gönnt. Nicht einmal den Neid selbst.

Der Psychologieprofessor der Universität Augsburg seziert den Neid, löst den Begriff in hundert menschliche Einzelzüge auf, bis er einem sehr bekannt vorkommt. Was den Menschen bewegt oder hemmt, das ist für den Neidexperten zum großen Teil auf den Geltungstrieb zurückzuführen. Denn jeder will ein wenig anders sein als die anderen. Und je gleicher die Menschen sind, um so stärker zählt der kleinste Unterschied, der wiederum den Neid weckt. Nur im Neid sind alle ähnlich, so Haubls Theorie, die jedes Streben nach Gleichheit widerlegen würde, weil sie durch den Neid schon die Ungleichheit in sich trägt. Aber so weit will der Autor dann doch nicht gehen.

Die Welt ist eng. Schnell ist da ein Ellenbogen in die neidische Seele gerammt. Wie sehr etwa die Werbung auf Neid setzt und diesen zugleich befriedigen will, das hat schon fast komische Züge: "Es gibt immer noch ein paar Privilegierte, die keinen Firmenwagen fahren müssen" (Porsche) - "Da weiß man, daß ihn keiner hat" (Rover) - "Alle Menschen sind nicht gleich" (Mercedes-Benz) - "Wer es sich leisten kann, der kauft sich kein Statussymbol" (Saab).

Gegen den Neid ist kein Kraut gewachsen. Aber er kann einen auch vorantreiben, so die beruhigende Botschaft des Buches - und sei es nur zum nächsten Kaufhaus. Was gegen den Neid hilft, ist das nicht minder giftige Gefühl der Schadenfreude. Der Autor zitiert Friedrich Nietzsches Idee einer ausgleichenden Schadenfreude: Man sammelt das Unglück anderer und hortet es in der Erinnerung für schlechte Zeiten, in denen man sich dann tröstend sagt: Den anderen geht's auch nicht besser. So läßt sich auch der Erfolg von Sendungen wie "Pleiten, Pech und Pannen" erklären.

Wo immer Rolf Haubl hinblickt, da ist Neid. Schon am Anfang war der Neid, "denn durch den Neid des Teufels kam der Tod in die Welt", so heißt es im Alten Testament. Der Psychologe gräbt Gemälde aus, die den neidischen Blick zeigen. Unerbittlich sammelt Haubl Geschichten wie die vom Matrosen "Billy Budd": Herman Melville beschrieb darin, wie der Neid, hat er ein Opfer gefunden, dieses auch zerstört. Je weiter Haubl in die Gegenwart voranschreitet, wo es keineswegs besser wird mit dem Neid, um so mehr fühlt sich der Leser selbst beobachtet bei seinem neidischen Blick auf fremde Einkaufstüten: Als erklärte ein Ethnologe uns das Verhalten einer Spezies, zu der man leider selbst gehört. Wenn wir in den Supermarkt, ins Autohaus oder in die Boutique rennen, dann kaufen wir uns dort nur Prothesen, die unser Selbstwertgefühl stützen sollen. Durch eine Psychologisierung des Konsums neiden wir keine Gegenstände, sondern so erstandenes, angebliches Wohlbefinden.

Es sind diese Alltagsbeobachtungen, die Haubls Neidbetrachtung immer wieder überraschend machen. Zum Beispiel erklärt er anhand eines Werbeplakats des Parfüms Envy, wie sich Neid mit einfachen Mitteln vermittelt. Das Model blickt ganz selbstverständlich ins Leere und über den Betrachter hinweg. Denn eine Regel des Neids heißt: Die vermeintlich Glücklichen ziehen die Blicke auf sich, aber blicken nicht selbst. Das würde den erregten Neid schon wieder mildern.

Während der Lektüre befällt den Leser immer wieder heimliche Schadenfreude, die Dynamik des Neids langsam zu durchschauen. Unfreiwillig wird das Buch zum Ratgeber, wie man Neid erzeugt oder abwendet. Manchmal stören allerdings die Berichte aus Haubls eigener therapeutischer Praxis. Denen haftet etwas von Selbsthilfegruppe an, als läge über den protokollierten Gesprächen eine dicke Schicht Vollkornmehl. Amüsant ist es dennoch, die Welt eben nur durch dieses Schlüsselloch des Neides zu betrachten.

Wenn Rolf Haubl den Roman "Der grüne Heinrich" von Gottfried Keller zitiert, legt er damit die Beurteilung seines eigenen Buches nahe. Dort fällt ein Mann namens Wurmlinger dadurch auf, daß "sein drittes Wort immer Neid war". Die ganze Welt war ein von Neid zitternder Wald für ihn, "so daß seine ganze Rede durch das unaufhörlich wiederkehrende Wort Neid recht eigentlich zum tönenden Gesange des Neides selbst wurde".

Rolf Haubl: "Neidisch sind immer nur die anderen". Über die Unfähigkeit, zufrieden zu sein. Verlag C.H. Beck, München 2001. 220 S., br., 34,- DM.

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