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Wir sind tagtäglich von moralischen Scheusalen umgeben, die uns täuschen, manipulieren und seelisch untergraben wollen. Aber wie erkennt man sie? Wie umgeht man ihre Fallen und Intrigen? Alberto Eiguer zeigt uns in seiner "kleinen Galerie" sieben Typen moralisch perverser Zeitgenossen: Die Mythomanen, die sich eine falsche Lebensgeschichte zurechtzimmern; Menschen mit falschem Selbst, die ganz in ihrer Fassade aufgehen; Narzißten, die ihr Selbstwertgefühl auf Kosten anderer steigern; rücksichtslose Zyniker, ewig leidende Masochisten, gewalttätige Psychopathen und schließlich Spieler, die immer wieder das Schicksal herausfordern.…mehr

Produktbeschreibung
Wir sind tagtäglich von moralischen Scheusalen umgeben, die uns täuschen, manipulieren und seelisch untergraben wollen. Aber wie erkennt man sie? Wie umgeht man ihre Fallen und Intrigen? Alberto Eiguer zeigt uns in seiner "kleinen Galerie" sieben Typen moralisch perverser Zeitgenossen: Die Mythomanen, die sich eine falsche Lebensgeschichte zurechtzimmern; Menschen mit falschem Selbst, die ganz in ihrer Fassade aufgehen; Narzißten, die ihr Selbstwertgefühl auf Kosten anderer steigern; rücksichtslose Zyniker, ewig leidende Masochisten, gewalttätige Psychopathen und schließlich Spieler, die immer wieder das Schicksal herausfordern.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.03.2002

Das ist doch mein Onkel
Charakterzapping im Höllentempo: Alberto Eiguer erklärt uns die Macken unserer Mitmenschen / Von Klaus Ungerer

Schicksale, Schicksale, Schicksale: Sie haben die Psycholiteratur groß gemacht, sie wollen wir lesen. Wie köstlich, wie klassisch hebt so eine Erzählung auch bei Alberto Eiguer an: "Als Jacques das erste Mal zu mir kam, studierte er noch Naturwissenschaften." Da bleckt der Leser die Zähne, da weiß er, was kommt. Von nun an, lieber Jacques, wird es abwärtsgehen mit dir: All deine Erfolge werden Gespinste bloß sein, all deine Liebe nur Haß, Stein um Stein wird der Doktor das Häuschen deiner Existenz abtragen - und du wirst ihm zu Diensten sein. Und wir, wir werden das lesen. Schon in Zeile 2 der Fallstudie erfahren wir von Jacques' finanziellen Problemen. Kurz darauf sagt er die Sitzungen aus Geldmangel ab, in Zeile 8 ist er wieder da, "nach zwei Jahren". Diagnose des Arztes: "Auf mich wirkt er fröhlicher, selbstsicherer als damals" (Zeile 14). Kurz darauf der Höhepunkt: Als Kind, kommt heraus, war Jacques musikalisch sehr begabt, ein traumatisches Erlebnis aber brachte ihn ab vom Klavier und von der Kunst. Jacques hat ein falsches Leben gelebt, ein falsches Selbst.

Erkannt, gebannt, Jacques schmeißt alles hin: "Er hat beschlossen, sein Leben der Musik zu widmen, auch wenn er nicht genau weiß, wie. Keine Stelle mehr, kein festes Einkommen, kein Anspruch auf Arbeitslosengeld - egal." Wir befinden uns in Zeile 32, eines der Seitchen des Breviers ist annähernd gefüllt, folgt ein hinreißender Selbstzweifel des Therapeuten: ob nicht die neue Erkenntnis dem Patienten den Weg in die Obdachlosigkeit bahnt. Folgt ein glücklicher Ausgang, folgen "wiedergefundene Berufung" und "neue Lebensgrundlage". Schicksal fertig, 47 Zeilen, der nächste, bitte!

Vieles erkennen wir hier wieder, vieles von dem, was uns die Psycholiteratur so schmackhaft gemacht hat, seit sie ihre ersten Bestseller vorlegte. Sigmund Freuds Reality-Romane punkteten durch Befriedigung der Triebe, namentlich unserer voyeuristischen Veranlagung. "Traumdeutung" und Sequels boten Unterhaltung vom Feinsten: Schicksale, Schicksale, Schicksale, beträchtliche Falltiefen samt entsprechender Erschütterung, und das Entzücken über den Exhibitionismus, mit welchem "Papa" (wie seine Fans ihn bald nannten) unter Einsatz seines Innenlebens eine verkrustete Gesellschaftsstruktur aufzubrechen unternahm. Wie gerne drang man in die Intimsphäre fremder Träume ein, las man von Fürsten, die den Säbel zückten, und Kindern, die ihren Eltern an die Haut und ans Leder wollten. Dies waren die Zutaten für einen rechtmäßigen Welterfolg, hinzu kam noch das Aroma der Authentizität. Big Brother, lange vor dem Bildschirm: Einblicke ins Echtleben, junge Damen von Ruf, die sich am Boden räkelten, um ihren Arzt zu verführen, uralte Menschheitsgeheimnisse, die der Papa sachte aufzulösen gedachte.

Wo damals die Seitenumfänge und der erzählerische Atem noch klassischem Bildungsbürgeranspruch genügten, ist jetzt anhand des vorliegenden Bändchens ein Verfall der Sittenlosigkeit zu konstatieren. Keine salon- und kaminfähigen Ausführungen werden mehr dargeboten, hier wird nur noch durchgezappt.

Gut hundert Seiten sollen genügen, um die Psychopathologie all derer, die uns umgeben, zu enthüllen: "Ganz gewöhnliche Scheusale und wie man sie erkennt", beschreibt der französische Psychiater und Psychoanalytiker Alberto Eiguer, für den deutschen Titel kann er nichts, wohl aber für den Inhalt: Nur noch anrißweise erreichen uns die fremden Zerrüttungen. Sind unsere Seelen schon so weit verödet? Hätte sich nicht mehr sagen lassen, um die Typologie fester im Alltag zu verankern? "Der Mythomane" - das ist doch mein Onkel dritten Grades! "Das falsche Selbst" - die dauerlächelnde Kollegin! "Der Narzißt" - ich, ich, ich! Sieben derartige Erfassungsmasken bietet Eiguer an. Außer den Genannten treten auf: "der Zyniker in der Politik", "der Masochist", "der Psychopath" und "der Spieler". Ob es auch "den Normalen" gibt, bleibt offen, aber dem möchte auch keiner begegnen: unauffällig, ohne Glamour, überflüssig.

Wie sehr hätte man sich zu jeder dieser Kategorien ein eigenes Büchlein gewünscht: drei, vier, acht satte Fallbeispiele à dreißig Seiten, um ein Gefühl zu bekommen für die vielen schrundigen Schrullen nebst zugehöriger, trüber Familiengeschichten. So aber rast alles vorbei, jeder Popautor wäre sorgsamer. Am ehesten noch kann Eiguer mit seinem literarischen Übervater mithalten, wenn er das Weltkulturgut von Shakespeare über Dostojewski bis Fritz Lang plündert, um seine Charaktertypen von der Autorität offiziöser Menschheitsphantasien absegnen zu lassen. Die Ausweidungen der Patienten aber sind nur noch Schwundstufe. Ehe wir uns für den einzelnen zu interessieren beginnen, ehe wir wirklich begreifen können, warum er wie tickt - wird er schon wieder zurückgeschoben in die Kartei. Ganz als sei nach Freud schon alles gesagt. Dabei lebt Literatur doch von der Wiederholung immer derselben alten: Schicksale, Schicksale, Schicksale.

Alberto Eiguer: "Ganz gewöhnliche Scheusale und wie man sie erkennt". Kleine Galerie moralischer Perversionen. Aus dem Französischen von Grete Osterwald. C. H. Beck Verlag, München 2002. Beck'sche Reihe, 109 S., br., 7,90 .

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

In seinem knappen Büchlein "Ganz gewöhnliche Scheusale und wie man sie erkennt" skizziert der französische Psychiater und Psychoanalytiker Alberto Eiguer eine Typologie von sieben Fällen von Psychopathologie des Alltagslebens. "Der Narzisst", "der Zyniker in der Politik" und "der Masochist" haben ebenso ihren Auftritt wie "der Psychopath", "der Spieler", "der Mythomane" und "das falsche Selbst". Und das auf hundert Seiten! Da liegt für den Rezensenten Klaus Unger der Hund begraben. Der Kardinalfehler von Eiguers Typologie ist nach Ansicht von Unger, dass sie in ihrer Knappheit dem Thema nicht gerecht wird. Zu holzschnittartig und klischeehaft kommen dem Rezensenten Eiguers "Erfassungsmasken" daher. Unger hätte sich wesentlich mehr zu jeder dieser Kategorien gewünscht, sähe die Typologie gern auch fester im Alltag verankert. So fühlt sich der Rezensent "nur ansatzweise erreicht durch die fremden Zerrüttungen". Fazit des Rezensenten: es "rast alles vorbei, jeder Popautor wäre sorgsamer".

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"Nach genüßlicher Lektüre ergreift uns ein Zweifel: Muß man aller Welt mißtrauen? Aber sicher doch - und vor allem sich selbst..." (Journal des Psychologues)