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Welche Qualen ein Museumsbesucher erleidet, das weiß man erst, seit ein Museumsshop sie lindert: Hier kann man alles anfassen, kaufen und mit nach Hause nehmen; hier findet der Konsument nach der Geisterwelt des Unberührbaren und Unverkäuflichen ins wahre Leben zurück. Ist er dort glücklich? Das ist die Frage, der Walter Grasskamp in seinen zahlreichen Streifzügen durch die Warenwelt nachgeht. Auf ihnen portraitiert er Teetrinker und Zigarettenraucher, Sofabildbesitzer und Popmusikfans, Schmuckträger und Markenbekleidete im Verhältnis zu den Gütern, für die sie das Wertvollste geben, das sie…mehr

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Produktbeschreibung
Welche Qualen ein Museumsbesucher erleidet, das weiß man erst, seit ein Museumsshop sie lindert: Hier kann man alles anfassen, kaufen und mit nach Hause nehmen; hier findet der Konsument nach der Geisterwelt des Unberührbaren und Unverkäuflichen ins wahre Leben zurück. Ist er dort glücklich? Das ist die Frage, der Walter Grasskamp in seinen zahlreichen Streifzügen durch die Warenwelt nachgeht. Auf ihnen portraitiert er Teetrinker und Zigarettenraucher, Sofabildbesitzer und Popmusikfans, Schmuckträger und Markenbekleidete im Verhältnis zu den Gütern, für die sie das Wertvollste geben, das sie haben, ihr Geld - es sei denn, sie gehören zu den Ladendieben, denen eine eigene Betrachtung gewidmet ist.
Autorenporträt
Walter Grasskamp, geboren 1950, ist Professor für Kunstgeschichte an der Akademie der Bildenden Künste in München. Seine Arbeitsschwerpunkte sind moderne und zeitgenössische Kunst, Museumsgeschichte, Kulturpolitik sowie Kunst im öffentlichen Raum.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.10.2000

Lila oder blau
Der verflixte erste Tanz
Walter Grasskamp erzählt von
Kunst, Konsum und Erlösung
Das Glück ist verschwunden aus der Welt, und aus dem Diskurs über diese sowieso. Walter Grasskamp, der an der Münchner Akademie der Bildenden Künste lehrt, will es zurückholen, durch die Kraft der Analyse und die Macht der Erinnerung.
Es geht um den Konsum in seinen Texten, das signalisiert schon der Titel. Es sind Reden, kleine Aufsätze, Unveröffentlichtes, was hier gesammelt ist – Reflexionen, die wirken, als wären sie ohne Genrezwang einfach hingeschrieben. In einem Jahr, einer Büchersaison, da die Verleger den Verfall der Verlagsprofile beklagen und die dicken Bücherbrocken immer monumentaler, monomanischer daher kommen, können schmale Bändchen wie dieses letzte Rettung sein.
Das Glück, der Genuss, der Konsum . . . Der Zusammenhang zwischen diesen Begriffen wird gern verdrängt unter der Herrschaft der Verfallsdaten. Wir haben den Sinn verloren für die Wirkung der Kunst – und ihrer Schwester, der Werbung. Walter Grasskamp führt den Blauen Reiter und die lila Milkakuh gemeinsam ins Rennen – er erzählt, wie Kandinsky, Marc und Co. sehr gezielt sich mit Hilfe eines Trademark positioniert haben auf dem Markt. Hat die Kunst ein geistiges Wasserzeichen, das der Werbung fehlt? Walter Grasskamp hätte eine Formel, die Kunst und Politik zueinanderführt – und also durchaus nach Benjamin klingt: „Moderne Kunst wollte totalitär sein, blieb aber elitär; moderne Werbung wäre gern elitär, ist aber totalitär. ”
Der konzentrierte Duktus dieser Sätze trügt – dies ist ein Buch der Übergänge, der Passagen des Denkens und des Schreibens. (Eine Leerstelle ist signifikant: geht der Professor nicht ins Kino?). „Den Namen Der Blaue Reiter erfanden wir in der Gartenlaube in Sindelsdorf”, schrieb Kandinsky in einem Brief an Paul Westheim in den Dreißigern, „beide liebten wir Blau, Marc – Pferde, ich – Reiter. So kam der Name von selbst. Und der märchenhafte Kaffee von Frau Maria Marc mundete uns noch besser. ” Solche Sätze bleiben, zum Glück, im Kopf, bis wir einen anderen Text lesen, über „Tee im Selbstversuch”: „Ist der Kaffee das passende Stimulans für den Planer, weil er an alle brachliegenden Reserven des Zweckoptimismus appelliert, so ist der Tee eher ein skeptisches Getränk, das dennoch heiter stimmt . . . So verschafft er eine minimale Bewußtseinsveränderung ohne die groben Wahrnehmungsverzerrungen der angeblich bewußtseinsverändernden Drogen, deren Benutzer ihrer Umwelt wahlweise mit Größenwahn, Geschwätz oder paranoider Hektik auf die Nerven gehen. ”
Zwischen Supermarkt und Museumsshop macht der Professor auch Station in der Kindheit. Im Zentrum des Bandes beschwört er das Kirmesglück in einem rheinischen Dorf in den Fünfzigern, ein Schützenfest, zwischen Tati und Bradbury, und seine nie vergessenen nächtlichen Schlager. Die Kraft der Analyse, darin liegt das Glück dieses Bandes, kommt aus der Erzählung.
FRITZ GÖTTLER
WALTER GRASSKAMP: Konsumglück. Die Ware Erlösung. Beck’sche Reihe 1397, München 2000. 177 S. , 19,90 Mark.
Sie führen schon wieder, Audrey . . . aber das tut sie, natürlich, zu Recht. Die Frauen waren es, die das Kino von Billy Wilder zum Schweben bringen – bevor der Meister uns sarkastisch wieder auf den Boden der Realität zurück bringt. Hepburn und Wilder, ein Hollywood-Pygmalion und seine fair lady: Filme hören am Rand der Leinwand nicht auf, sie setzen sich fort in den Köpfen der Zuschauer, und sie entwickeln merkwürdige Nebengeschichten bei der Produktion. So dass dieses impressionistische Foto von Billy und Audrey am Rande des Larabee-Pools mehr ist als das Dokument einer Drehprobe für Sabrina.
Die Bilder spielen eine wichtige Rolle, wenn der junge Filmemacher Cameron Crowe in langen Gesprächen Wilder zu seinem Werk, seiner Arbeit befragt – schon das unterscheidet ihn von seinem Kollegen Truffaut und dessen großem Hitchcock-Buch. Crowe wollte Wilder für eine Rolle in seinem Film Jerry Maguire haben, aber am Ende ist dann nur dieses großartige Buch herausgekommen (Diana Verlag, 361 Seiten, 33 Mark). Des Korbes wegen, den er gekriegt hat, ist Crowe immer in Versuchung, sich ein wenig in den Vordergrund zu spielen – das hat mit amerikanischem Professionalismus zu tun und mit der Selbstsicherheit der jungen Regisseure in Hollywood: Jerry Maguire war ein gewaltiger Tom-Cruise-Erfolg. Wilder pariert solche Avancen mit verdutztem Zögern oder mit alten Geschichten, Erinnerungen an Freunde und Mitarbeiter: William Holden, Izzy Diamond, Lemmon & Matthau, Marilyn und Audrey. Kein Mr. Wilder, wie haben Sie das gemacht? also – aber eine Szene wie die am Pool könnte man sich auch nicht gut vorstellen mit Hitch und Grace, Eva Marie, Tippi . . .
göt/Foto: Verlag
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ein nicht zu kleiner Glücksfall, so kann man Fritz Göttlers Rezension entnehmen, ist dieser eher schmale Band über das Glück, das im Konsum liegt. Der Kunsthistoriker Grasskamp führt Kunst und Werbung via Blauer Reiter und lila Milkakuh zusammen, in einem Buch, so Göttler, "der Übergänge, der Passagen des Denkens und des Schreibens". Weniger analytisch als narrativ das Zentrum des Bandes: eine Erinnerung an das Kirmesglück der 50er Jahre. Nur eine kritische Bemerkung des Filmkritikers Göttler: vom Kino ist nicht die Rede in diesem Band.

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