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Die hochgerühmte Ausgabe des Briefwechsels Georg Christoph Lichtenbergs, "ein philologisches Muster- und Meisterstück" (FAZ), ist in den Jahren 1983 bis 1992 erschienen. Nun liegt mit den beiden umfangreichen Registerbänden ein Handwerkszeug vor, mit dem die Ausgabe erst wirklich erschlossen werden kann.

Produktbeschreibung
Die hochgerühmte Ausgabe des Briefwechsels Georg Christoph Lichtenbergs, "ein philologisches Muster- und Meisterstück" (FAZ), ist in den Jahren 1983 bis 1992 erschienen. Nun liegt mit den beiden umfangreichen Registerbänden ein Handwerkszeug vor, mit dem die Ausgabe erst wirklich erschlossen werden kann.
Autorenporträt
Ulrich Joost ist Professor für Neuere Deutsche Literaturgeschichte und allgemeine Literaturwissenschaft an der Technischen Universität Darmstadt.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Ludger Lütkehaus feiert die Herausgabe der beiden Registerbände, die die vierbändige Ausgabe der Briefwechsel von Georg Christoph Lichtenberg zum Abschluss bringen, als "philologisches Großereignis" von "spektakulärem Wert". Lichtenbergs Briefwechsel zählt er zu den "bedeutendsten" seiner Zeit, und er sieht darin nicht nur ein Dokument der "Wissenschafts- und Geistesgeschichte" des 18. Jahrhunderts, sondern feiert darin auch Lichtenberg als mit im doppelten Sinne "Witz" begabten Schriftsteller. Und nun wird mit den Registerbänden auch noch das "Problem" gelöst, wie die Korrespondenz sinnvoll zu erschließen ist, jubelt der Rezensent, wobei er neben Personen- und Sachregister mit 15.000 Stichworten auch noch bisher unbekannte Briefe gefunden hat. Er würdigt ausdrücklich die "entsagungsvolle Arbeit" des Herausgebers Ulrich Joost und seiner Mitarbeiter und lobt, dass die beiden Teilbände mit einer "deutschen Unsitte aufräumen", indem sie den Briefwechseln Lichtenbergs diese "der Orientierung des Lesers dienlichen" Register präsentieren.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.03.2005

Böckert euch, denn es ist Hochzeit
Endlich vollständig: Der Briefwechsel Lichtenbergs

Bei Lichtenbergs in Göttingen wurde zur Jahreswende Richtfest gefeiert. Endlich ist jetzt die elektrische "Auffang Stange" auf dem Dach montiert, der Empfehlung des Hausherrn gemäß "scharf und schneidend gefeilt" - künftig bereit, alle Geistesblitze der Aufklärung abzuleiten. In kupferrotem Leinen thront dieser mit zweitausend Seiten äußerst gewichtige Abschluß in Gestalt eines "Registerlexikons" auf dem seit 1983 errichteten vierteiligen Gebäude, das 3079 Briefe von und an Georg Christoph Lichtenberg beherbergt.

Es ist dies der grandiose Schlüssel zu einer Welt, in der nichts ausgespart oder unkommentiert bleibt: Vom "Aerostat" (Luftschiff) über "ledige Bettlakenmaler" (Onanisten) bis zu schlauen "Zerklärungen" oder witzigen "Zötchen" kommen die beliebtesten Themen und Wendungen des 18. Jahrhunderts sowie unzählige Personennamen vor. Und so manche Gerätschaft des Experimentalphysikers wird im Index sogar abgebildet.

Die enzyklopädische Datenbank bietet aber noch weit mehr. Im ersten Teilband finden sich Briefnachträge, die sich dem kriminalistischen Spürsinn und unermüdlichen Sammelfleiß des Herausgebers verdanken. Wenn es um den ungleichen Kampf zwischen Editor und Autographensammler geht, nimmt Ulrich Joost in seinem Vorwort kein Blatt vor den Mund. Tatsächlich spricht im Bereich von Kulturgütern vieles dafür, an die Maxime "Eigentum verpflichtet" zu erinnern. Dennoch gibt es immer wieder Menschen, die den nachweislichen Besitz von Handschriften dementieren oder deren Publikation verhindern. Nur dauernder Wachsamkeit und der Kooperationsbereitschaft von Auktionshäusern ist es zuzuschreiben, wenn einzelne Stücke vor dem Verkauf auf dem Autographenmarkt für Editionen gerettet werden können.

Die abgebildete Illustration ist ein schönes Beispiel dafür. Das zugehörige Schreiben Lichtenbergs vom November 1786 an den hannoverschen Konsistorialsekretär Franz Ferdinand Wolff - einer von insgesamt 87 Briefen an ihn - wurde erstmals auszugsweise Mitte des 19. Jahrhunderts und dann nochmals 1989 in einem Katalog des Antiquariats Stargardt veröffentlicht. Im vergangenen Jahr ging das Stück für einen fünfstelligen Betrag in Privatbesitz über, konnte aber noch rechtzeitig für den ersten vollständigen Abdruck im Nachtrag genutzt werden.

Zu sehen ist eine kleine Bildgeschichte für den Adressaten, der sich zu dieser Zeit an Wetterbeobachtungen der Pfälzischen meteorologischen Gesellschaft in Mannheim beteiligte. Lichtenberg litt unter einer schweren Briefschuld, mit der Handzeichnung wollte er die vernachlässigte Korrespondenz wiederbeleben. Deshalb rückt er den Kirchenliedvers "Nach Noth und Leid kömt Seegen / wie Sonnen Schein nach trübem Regen" unter den strahlenden Sonnenball in die Bildmitte.

Auf der linken und rechten Seite sind schwere Gewitter zu erkennen, die Beschriftungen "Dieses ist Hagel" und "Dieses sind Louisd'or" zeigen aber die unterschiedliche Natur der Niederschläge. Der Blitzeinschlag, der das Haus in Brand steckt und die Bewohner samt Hund Hals über Kopf fliehen läßt, verweist auf das gemeinsame Interesse an der "Lufft Elektrizität" und Instrumenten zu deren Messung und Ableitung. Eines der im Brief skizzierten regenfesten Elektrometer aus Lichtenbergs Besitz findet sich im Registerband abgebildet und erklärt. Wie aber der Taler-Regen auf der Gegenseite entstanden oder gar aufzufangen sei, verrät das Schreiben leider nicht, sonst hätte der Herausgeber das schöne Stück sicher selbst erworben.

Den eigentlichen Bildwitz verkündet aber die biblisch aus der Wolke ragende Trompete: "Böckert euch denn es ist Hochzeit!" Dieser Einfall erschließt sich erst aus Lichtenbergs brieflicher Erläuterung: "Hier war einmal ein französischer Prediger, der sich zuweilen unterstand Deutsch zu predigen, woraus denn öffters eine wahre Hanswurstiade wurde. Unter andern predigte er einmal über die Worte: bekehrt euch, bekehrt euch denn es ist hohe Zeit, und sprach sie aus: Böckert euch, böckert euch, denn es ist Hochzeit." Lichtenberg, der hier so böse die Aussprache eines Franzosen verspottet, wußte aus Erfahrung, daß man eine fremde Sprache nur dann mit dem "eigentlichen Akzent des Volks" sprechen lernt, wenn man nicht nur ein gutes Gedächtnis und Ohr hat, sondern auch "in gewissem Grad ein kleiner Geck" ist. Sicher nur deshalb stellte der kleine Geck in Britannien einer attraktiven Hausangestellten nach, die ein so feines Englisch plauderte - und lernte viel dabei.

ALEXANDER KOSENINA

Georg Christoph Lichtenberg: "Briefwechsel". Hrsg. von Ulrich Joost, Bd. V, 1: Nachträge, Besserungen, Personenregister; Bd. V, 2: Verzeichnisse, Sachregister. Verlag C. H. Beck, München 2004. 974, 998 S., 250,- [Euro].

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"... ein Prachtstück von Edition, ein Wunderwerk an Recherche und Auskunft." (Dieter Hildebrandt, Die Zeit)

"... hier liegen Ergebnisse einer kenntnisreichen Recherche, einläßlichen Textphilologie und umsichtigen Kommentierung vor, für die man nur dankbar sein kann." (Harro Zimmermann, Frankfurter Rundschau)