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Produktdetails
  • Verlag: Arena
  • Seitenzahl: 153
  • Altersempfehlung: 14 bis 17 Jahre
  • Abmessung: 245mm
  • Gewicht: 506g
  • ISBN-13: 9783401052878
  • ISBN-10: 340105287X
  • Artikelnr.: 09852594
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.12.2001

Kies, Eier, Koks, Kröten, Moos - Geld eben
Vier Bücher wollen uns für den Euro und mehr fit machen

Sie ziehen alle Register und schwelgen in Symphonien des Geldes - die Bücher, die Kindern erklären wollen, wie sie mit der Umstellung auf den Euro und mit Geld im allgemeinen zurechtkommen sollen. Dabei versteigen sie sich bisweilen zu haltlosen Vermutungen: "Nichts läßt das Herz momentan noch höher schlagen als das unverwechselbare Knistern eines jungfräulichen Geldscheins oder das Klingeln eines Haufen Münzen", will Bernard Lietaer wissen. Aber er hat ohnehin seltsame Ideen in seinem durchaus spannenden Buch: etwa eine Währung namens Terra. Gut, in der lateinischen Bezeichnung für die Welt, die Lietaer als Bezeichnung seiner neuen Geldart vorschlägt, ist ein universeller Anspruch zu spüren, während der Euro schon durch seine Benennung außereuropäische Interessenten abschrecken könnte. Lietaer, belgischer Währungsexperte mit Hang zu apokalyptischen Szenarien, will damit eine Währung schaffen, die nicht länger diejenigen begünstigt, die Geld horten. Also soll der Wert von Terra an Güter gebunden sein, und da diese Güter Lagerungskosten verursachen, muß man für jede Terra, die man besitzt, monatlich eine kleine Gebühr zahlen. Deshalb, so stellt Lietaer sich das vor, werden alle bemüht sein, ihr Geld so schnell wie möglich auszugeben, und dadurch floriert die Wirtschaft.

Neu ist diese Überlegung nicht, frühere Geldtheoretiker sprachen bei dieser Art von Währung von "Schrumpfgeld". Es gibt gute Gründe, warum alle diesbezüglichen Versuche bislang gescheitert sind - vor allem den, daß ein negativer Zins, wie die Terra ihn einführen würde, dieselben Probleme macht wie der normale positive, nur umgekehrt. Umlaufgeschwindigkeit des Geldes ist eben nicht alles. Lietaer verschweigt das, und überhaupt ist seine "Welt des Geldes" nicht das "Aufklärungsbuch", als das er selbst es bezeichnet, sondern mehr ein Indoktrinationsbuch. Da ist der Ratgeber mit dem modischen Titel "Money" deutlich sachlicher, zumal er die schöne Geschichte erzählt, daß aus unseren alten Markscheinen nach der Euro-Einführung unter anderem Ziegelsteine hergestellt werden sollen.

Das ist immerhin mal was Neues, während ansonsten alle Bücher die immer gleichen Fakten umwälzen: Geschichte des Geldes, Euro-Umstellung, Aktienhandel. Und natürlich Tips zum Geldverdienen und -sparen. Der beste Tip diesbezüglich aber muß lauten: Hände weg von "Warum heißt der Euro Euro?" Vierhundert Fragen sollen in diesem Ratespielbuch beantwortet werden, doch schon die allererste, die ich zufällig aufschlage, lautet: "Welches Sprichwort bedeutet, daß man kein Geld besitzt?" Antwortmöglichkeiten: a) keinen Hehl aus etwas machen, b) keinen Deut besser sein, c) keinen roten Heller haben. Die Auflösung laut Buch: c. Und auf derselben Seite wird als Synonym für geizige Menschen "Wichtigtuer" angegeben (obwohl "Pfennigfuchser" unter den Lösungsvorschlägen ist). Also weg mit dem Tinnef, Geld gespart.

Der rote Heller wird übrigens rehabilitiert in "Max macht Mäuse". Dafür enthält das Buch unter dem Copyright-Vermerk (den erklärt übrigens kein einziges der Bücher, obwohl er viel mit Geld zu tun hat) den Satz: "Die Autorin und der Verlag sind in keinster Weise verantwortlich . . ." Halt! Gute Güte, wie will man Kinder zum Geldverdienen anleiten, deren Sprache man verdirbt? "In keinster Weise", das ist Juristenlatein, Jargon einer Berufsgruppe, die zwar gut bei Kasse, aber schlecht bei Zunge ist. Und nicht jeder Max wird Anwalt werden können.

ANDREAS PLATTHAUS

Bernard Lietaer: "Die Welt des Geldes". Das Aufklärungsbuch. Aus dem Flämischen übersetzt von Sylvia Schneider. Arena Verlag, Würzburg 2001. 153 S., , geb., 34,- DM. Ab 14 J.

Georg Milde, Philipp Mißfelder: "Money". Alles über Geld von Aktien bis Zinsen. Ravensburger Verlag, Ravensburg 2001. 128 S., br., 24,80 DM. Ab 12 J.

"Warum heißt der Euro Euro?" Über 400 Fragen & Antworten zum Thema Geld. Ravensburger Verlag, Ravensburg 2001. 80 Karten, spiralgeb., 16,80 DM. Ab 6 J.

Birgit Neiser: "Max macht Mäuse". Der Geld-Ratgeber für Kinder. Moses Verlag, Kempen 2000. 144 Seiten, geb., 24,80 DM. Ab 8 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.03.2002

Keine bare Münze
Wie einer der prominentesten Kritiker des Geldsystems versucht, Kinder zu missionieren
„Geld ist ein ebenso großes Tabu wie Sex. Man tut’s oder hat’s, aber man spricht nicht darüber”, so begründet der ehemalige Zentralbankier und Währungsfonds-Manager Lietaer sein Schreibmotiv für dieses „Aufklärungsbuch”. Die erste Hälfte der Lektüre bietet alle interessanten Zutaten, die es für eine Entdeckungsreise durch die Anfänge und die weitere Geschichte des Geldes bedarf. Wir lernen, wie die Menschen vor rund 10 000 Jahren langsam die Notwendigkeit erkannten, einheitliche Zahlungsmittel für ihre Tauschgeschäfte zu entwickeln – Tee, Gewürze, Kaurimuscheln, Elefantenzähne, Steinscheiben etwa –, wir lernen den sagenumwobenen König Midas kennen, der im siebten Jahrhundert vor Christus in Lydien erstmals damit begann, einheitliche Münzen zu prägen.
So weit handelt es sich um eine unterhaltsame Welt- und Geschichtsreise ums Geld, auf die Lietaer seine jungen Leser mitnimmt. Die Rolle der Zentralbanken, die Einführung des Euro, die Versuchung von Staat und Politik, mit Manipulationen an Zins- und Wechselkursschrauben eigene Fehler und Versäumnisse zu kaschieren – das alles findet seinen gebührenden Niederschlag. Leider flicht der Autor unvermittelt und zuweilen etwas hochgestochen Erklärungen und Erläuterungen ein, denen auch mancher Erwachsene kaum zu folgen vermag – etwa jene über die sich anbahnende Informationsökonomie, in der der Handel mit nicht greifbaren Werten einen immer höheren Stellenwert erlangt.
Das alles aber sind Petitessen angesichts des Umstands, dass das ansonsten gut lesbare und unterhaltsame „Aufklärungsbuch” dann, wie eigentlich zu erwarten war, in eine Verführungsfibel umschlägt. Bernard Lietaer ist einer der herausragenden Köpfe unter den Kritikern des modernen Geldsystems. Aus ihm spricht die jahrhundertealte Sehnsucht nach der zinslosen Wirtschaft. Wie die Christen des Mittelalters und der Islam bis heute erblickt er im „Wucher” das Übel der Welt.
Lietaers Kinderbuch ist im wesentlichen die jugendgerechte Zusammenfassung seines 1999 erscheinen Buches „Das Geld der Zukunft – über die destruktive Wirkung des existierenden Geldsystems und die Entwicklung von Komplementärwährungen” und atmet den gleichen „aufklärerischen” Geist, der aber eher ein missionarischer ist. Nichts gegen seine spirituell begründete Forderung, dass in die kurzfristigen, männlich-harten Denkweisen in Wirtschaft und Gesellschaft mehr „Yin-Energien”, also weiblich inspiriertes Denken mit einfließen müsste. Aber so manche Grundannahme Lietaers, mit der er seine Kritik am herrschenden Geldsystem zu untermauern sucht, ist angreifbar, wenn nicht falsch.
Mauscheleien ohne Muscheln
Dazu gehört seine zentrale Behauptung von der multiplen Geldschöpfung durch die Banken. Nach dieser Schöpfungstheorie schaukeln sich Einlagen bei der Zentralbank gegen die Ausgabe von Staatsanleihen etwa und die dadurch ermöglichte Ausgaben von Krediten durch die gleiche Bank gegenseitig hoch, sodass zum Beispiel aus einer ursprüngliche erlösten Geldsumme von 100 Millionen Mark nach einer gewissen Zeit 900 Millionen Mark Kreditgeld „aus dem Nichts” entstanden seien. Ein Kritiker hat den grundlegenden Fehler dieser Annahme so beschrieben: Die Menge des Geldes wird hier mit der Menge der damit getätigten Vorgänge verwechselt. Oder anders: So wenig es mit der Verwendung von Waggons für Transportzwecke zu einer Vermehrung von Waggons kommt, so wenig kommt es bei einer wiederholten Verwendung von Geld für Kauf- oder Verleihzwecke zu einer Vermehrung des Geldes.
Wir sehen also: hier ist bei der Verwendung des Begriffs „Aufklärungsbuch” äußerste Vorsicht geboten. Dennoch wird es genügend Eltern geben, die ebenfalls vom Zinsunwohlsein befallen sind und meinen, ihren Kindern solch vermeintlich Aufklärendes an die Hand geben zu müssen. Dass Lietaers Kinderbuch in der Aufforderung mündet, „nachhaltigen Wohlstand” durch die Erfindung und den Einsatz sogenannter Komplementärwährungen zu schaffen und schon mal untereinander – etwa an der Schule – zu probieren, ist da nur folgerichtig und auch nicht weiter bedenklich. Es gibt inzwischen weltweit unzählige überschaubare Gemeinschaften, die mit „Terras” oder „Time-Dollars”, mit SEL's oder „Talenten” sogenannte LETS, Lokale Tausch- und Handelssysteme, betreiben. Das geht nach dem Motto: Ich gebe dir eine Stunde Mathe-Nachhilfe und du backst mir dafür eine Stunde lang meine Lieblingskekse. Lietaer ermuntert die Jungen, ihr Spiel mit der Währungseinheit MUSE zu eröffnen, um, wie er sagt, „ein Lernen zu ermöglichen, das den konventionellen Bildungs- und Erziehungsprozess ergänzt”, um damit nicht zuletzt „die kreativen Säfte der nächsten Generation freizusetzen”.
Womit wir wieder beim Anfang des Buches wären, bei den Kaurimuscheln und Elefantenzähnen aus prämonetarischen Zeiten. Immer, wenn es dem Menschen zu bunt und zu komplex wird, strebt er dahin zurück, wo er einst anfing, reist nostalgisch in vergangene Zeiten, da alles vermeintlich gemütlicher und überschaubarer war. Oder, wie Lietaer selbst schreibt, als er sich ein klein wenig über die Skeptik der Menschen bei Einführung des Papiergeldes vor rund tausend Jahren mokiert: „Alles, was uns fremd ist, macht uns anfänglich Angst. ‚Früher war alles besser!’, ist eine altbekannte Reaktion der Menschen.” Eben.
DAGMAR DECKSTEIN
BERNARD LIETAER: Die Welt des Geldes. Das Aufklärungsbuch. ( Ab 14 Jahren). Arena-Verlag, Würzburg 2001. 192 Seiten, 16,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Andreas Platthaus stellt uns das im Arena Verlag erschienene Kinderbuch "Die Welt des Geldes" vor. Platthaus macht uns keine Illusionen: Das Thema ist kein leichtes. So verheddert sich der belgische Währungsexperte und Autor dieses Buches Bernard Lietaer in seinem "durchaus spannenden Buch" bei dem Versuch, die fiktive Währung Terra samt eines negativen Zinses als Alternative zum Euro vorzustellen. Für Platthaus ist das keine Lösung, weil der negative Zins, "dieselben Probleme macht wie der normale positive, nur umgekehrt". Und überhaupt sei das Buch weniger ein "Aufklärungsbuch", wie der Autor es selbst nenne, als vielmehr ein "Indoktrinationsbuch".

© Perlentaucher Medien GmbH"