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Der Kampf zweier Künstler um Ruhm und um die Liebe einer Frau - ein Meisterwerk der japanischen Literatur erstmals in deutscher Übersetzung.

Produktbeschreibung
Der Kampf zweier Künstler um Ruhm und um die Liebe einer Frau - ein Meisterwerk der japanischen Literatur erstmals in deutscher Übersetzung.
Autorenporträt
Junichiro Tanizaki, geboren 1886 in Tokio, gilt als ein bedeutender Repräsentant der modernen japanischen Literatur. Viele seiner Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt - er galt immer wieder als Anwärter auf den Nobelpreis für Literatur.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.11.2003

Im Reich der Hintersinne
Dämonische Kunst: Ein filigranes Frühwerk von Junichiro Tanizaki

Junichiro Tanizaki (1886 bis 1965) gilt in Japan als repräsentativer Autor der Moderne. Seine Romane, die die Schönheit des Verfalls und erotische Verfallenheit thematisieren, zehren und erzählen von der Zerrissenheit einer im Wandel begriffenen Zivilisation. Mit dem "Lob des Schattens", einem Essay, der die Kultur des Dämmerlichts beschwört, hat er einen Entwurf einer japanischen Ästhetik geschrieben. Neben der Kaufmannsfamiliensaga "Die Schwestern Makioka", den "japanischen Buddenbrooks", ist er vor allem für seine zuweilen als bloße Skandalromane mißverstandenen erotischen Schriften wie "Der Schlüssel" oder das "Tagebuch eines alten Narren" bekannt. Dabei liegt der eigentliche Reiz seiner Schilderung erotischer Eskapaden in der Art, wie sie reflektiert und selbstironisch durchbrochen werden.

Von den 119 Titeln seines Gesamtwerks harrt ein Großteil immer noch der Übersetzung. Im Reclam Verlag erschien nun erstmals eine deutsche Fassung von Tanizakis 1918 verlegtem Roman "Gold und Silber". In einem ganzheitlichen Ansatz werden in diesem Frühwerk geistige und erotische Obsessionen wie Eifersucht, Schönheitsstreben und die Suche nach Vollendung in der Kunst verwoben.

"Gold und Silber", das sind der mittellose, amoralische, aber künstlerisch geniale Aono und der gut betuchte, aber minder begabte Okawa, zugleich Mäzen und Rivale Aonos. "Pech und Schwefel" würde ihre Beziehungen wohl besser umschreiben: Die Absolventen der gleichen Kunstakademie steuern auf eine Ausstellung zu, die der Öffentlichkeit einen direkten Vergleich ihrer Fähigkeiten ermöglicht. Um seine Eifersucht zu kaschieren, schließt Okawa mit Aono einen verhängnisvollen Pakt: Er finanziert ihm ein Atelier und das gleiche Modell, das beide begehren, so daß im Wettbewerb ihrer Talente gleiche Rahmenbedingungen herrschen.

Der Meister dieses "dämonischen Ästhetizismus" arbeitet mit einem knappen Inventar an Figuren, mit einem an das historische Puppentheater erinnernden Pathos und Effekten, die er selbst "Schatten" nannte. So gewann Aono beim Studium seiner Muse Eiko den "Eindruck, ihr Leib bestehe aus der gleichen Substanz wie das im Innern einer Diebeslaterne flackernde, tanzende Leuchten und lasse auf der Oberfläche ihrer Haut ein damastenes Gewebe sepiafarbenen Lichtes schwach erzittern". Entgegen der Trennung von Sinn und Sinnlichkeit in der europäischen Romanwelt ist Tanizakis Reich der Sinne zugleich metaphysischer Ideenraum. In seinen Visionen erhebt Aono die zwielichtige Schönheit Eiko zu Matangi, einer Figur aus den indischen Mythen.

Aber je mehr sich das Kunstwerk seiner ästhetischen Vollendung nähert, desto mehr verliert der Maler die Kontrolle über sein Modell. So brachte Aono "am Tage der Kunst und am Abend dem Dämon abwechselnd seine Seele und seinen Leib dar". Die ureigene Schöpfung des Künstlers, das Phantom, das er begehrte, verselbständigt sich. Doch als Okawa entgegen der Spielregeln den zwischenzeitlichen Stand der Arbeiten vergleicht, scheint die Muse mit der Leinwand im kreativen Prozeß eins geworden. Die krimiartige Steigerung des künstlerischen und amourösen Eifersuchtsdramas mündet im faustischen Monolog Okawas. In seiner Studierstube sinniert er über den Kreuzweg, an dem Genie und Mittelmäßigkeit sich scheiden, und schmiedet einen dunklen Plan, der ihm bei der Herbstausstellung die alleinige Anerkennung der Öffentlichkeit beschert.

"Gold und Silber" ist ein tragikomisches Kammerspiel über falsche Freunde, fatale Frauen und verkommene Künstlerseelen. In ihrem unbescheidenen Bestreben, die ewige Schönheit zu schauen, entpuppen sich die Protagonisten als unvollkommene Schatten ihrer Ambitionen. Der Roman ist aber auch eine beißende Parodie auf die Patronagen und Abhängigkeiten im Kunstgeschäft, die Kritik und das Mäzenatentum. Hinter der hedonistischen Fassade tritt Tanizakis eigenes und in seiner Radikalität doch typisch japanisches künstlerisches Selbstverständnis zutage.

STEFFEN GNAM

Junichiro Tanizaki: "Gold und Silber". Roman. Aus dem Japanischen übersetzt von Uwe Hohmann und Christian Uhl. Reclam Verlag, Leipzig 2003. 128 S., geb., 14,90 [Euro].

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"Gold und Silber ist ein tragikkomisches Kammerspiel über falsche Freunde, fatale Frauen und verkommene Künstlerseelen. In ihrem unbescheidenen Bestreben, die ewige Schönheit zu schauen, entpuppen sich die Protagonisten als unvollkommene Schatten ihrer Ambitionen. Der Roman ist aber auch eine beißende Parodie auf die Patronagen und Abhängigkeiten im Kunstgeschäft, die Kritik und das Mäzenatentum. Hinter der hedonistischen Fassade tritt Tanizakis eigenes und in seiner Radikalität doch typisch japanisches künstlerisches Selbstverständnis zutage."
Frankfurter Allgemeine Zeitung

"In Tanizakis Roman fehlt es nicht an verführeririschen Bildern der sinnlich schönen flüchtigen Welt. Zumal Eiko, das so vulgäre wie attraktive Malermodell, seht für sie. Aono ist ihrer sexuellen Anziehungskraft widerstandslos verfallen. Die Brücke von der fließenden zur ewigen Welt stellt das Bild dar, das Eiko auf dem Boden der indischen Mythologie in die den heiligen Ananda verführende 'Hexe' Matangi verwandelt: Matangis (einigermaßen schwüles) Schlafgemach.

Simone de Beauvoir hat in ihrer großen Studie über das Alter Tanizaki zu Recht in einem Atemzug mit Victor Hugo, Leo Tolstoi und Paul Léautaud. Schon in dem frühen, 1918 publizierten Roman Gold und Silber sind Tanizakis Konturen zu erkennen. Der Roman folgt den Gesetzen des Kammerspiels: Man nehme zwei Männer, zwei Maler, und eine verführerische Frau, und schon ist für eine dramatische ergiebige Konstellation gesorgt.

Die Intension ist überdeutlich: Tanizaki will in seinem frühen Roman die Menschen und das Leben möglichst schwarz malen, damit das jenseitige innere Reich des Kunstschönen umso heller leuchten kann. Eine dualistische Kunstreligion, bestimmt von einem Ästhetizismus mit idealistischen Prämissen."
Die Zeit

"Obwohl Tanizaki die Handlung zügig und mit grossem Spannungseffekt vorantreibt, dient der Krimi-Plot nur der Zuspitzung eines einzigen obsessiv umkreisten Themas: Es geht um das Verhältnis von Kunst und Künstler und von Kunst und Wirklichkeit. Tanizaki, der stark von Oscar Wilde und Baudelaire beeinflusst wurde, beantwortet die Fragen nach dem Verhältnis von Künstler und Kunstwerk, Kunst und Wirklichkeit mit einem Bekenntnis zur Autonomie des Kunstwerks: Der Künstler kann unmoralisch, das von ihm geschaffene Kunstwerk nichtsdestoweniger bedeutend sein.

Die von Tanizaki hergestellten Zusammenhänge von Genie und Wahnsinn und von Genie und Verbrechen sind heute längst nicht mehr so neu und waren es in der westlichen Literatur auch schon beim Erscheinen des Romans 1918 nicht mehr. Doch es ist faszinierend zu sehen, wie der Autor seinem Thema mit fast systematischer Sorgfalt immer mehr und neue Ebenen einzieht, von denen letztlich keine als tragfähig erscheint: Freundschaft, Moral und ästhetische Grundsätze werden in Frage gestellt."
Neue Zürcher Zeitung

"Das Großartige an diesem Roman neben der Erörterung der Frage, inwieweit man als Künstler innerhalb gesellschaftlicher Normen leben kann, und ob Künstler und Person eins sein müssen, ist die subtile Beschreibung des hochkomplizierten Verhältnisses der beiden Maler zueinander. Auf wundervolle Weise beschreibt Tanizaki, wie sehr vor allem Okawa immer die möglichen Auswirkungen seines Verhaltens auf sein Gegenüber in sein Handeln einzubeziehen versucht."
Kommune

"Ein Meisterwerk voller Spannung."
Madame
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Junichiro Tanizaki (1886 bis 1965) ist einer der großen japanischen Autoren des frühen 20. Jahrhunderts, stellt Ludger Lütkehaus den japanischen Schriftsteller vor, einer überaus reichen Literaturepoche. Das Besondere an Tanizaki war, erklärt der Rezensent, dass er sich gegen den Naturalismus seiner Zeit aufgelehnt und den japanischen Ästhetizismus mit westlicher Sexualpsychologie verbunden habe. Bei "Gold und Silber" handelt es sich um einen frühen Roman, den Lüdkehaus als "epigonale spätimpressionistische Prosa" bezeichnet, die ihn längst nicht so überzeugt wie die späteren Bücher Tanizakis. Der Roman thematisiert ein Dreiecksverhältnis zwischen zwei befreundeten Künstlern und einer Frau und enthält damit schon alle typischen Tanizaki-Zutaten: erotische Obsessionen gepaart mit einer dualistischen Kunstreligion, die in diesem Fall idealistische Prämissen hat und laut Lüdkehaus wenig überzeugt. Die ideelle Konstruktion des Romans gehe auf Kosten einer glaubwürdigen Psychologie, behauptet Lüdkehaus und kann der Schwüle der Schlafgemächer und fiebrigen Künstlerträumen weniger als üblich abgewinnen.

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