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Ein facettenreicher Großstadtroman aus dem Wien der Neunzigerjahre: Der Tod seiner Eltern wirkt auf Franz Maria Graf befreiend. Er schließt mit seiner großbürgerlichen Vergangenheit ab und zieht bewusst in ein heruntergekommenes Mietshaus im sozialen Brennpunkt Wiens. Seine neuen Freunde - Ausländer, Schwule, Huren - helfen ihm, seine seelischen Verletzungen zu überwinden und stark zu werden für ein neues Leben mit Zora, der großen ersten Liebe seines Lebens.
"Rumpl erzählt mit poetischer Tiefe und stilistischer Brillanz." ( Der Tagesspiegel ) "Rumpl entwickelt einen erstaunlichen Sog.
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Produktbeschreibung
Ein facettenreicher Großstadtroman aus dem Wien der Neunzigerjahre: Der Tod seiner Eltern wirkt auf Franz Maria Graf befreiend. Er schließt mit seiner großbürgerlichen Vergangenheit ab und zieht bewusst in ein heruntergekommenes Mietshaus im sozialen Brennpunkt Wiens. Seine neuen Freunde - Ausländer, Schwule, Huren - helfen ihm, seine seelischen Verletzungen zu überwinden und stark zu werden für ein neues Leben mit Zora, der großen ersten Liebe seines Lebens.

"Rumpl erzählt mit poetischer Tiefe und stilistischer Brillanz." (Der Tagesspiegel)
"Rumpl entwickelt einen erstaunlichen Sog. Diese Prosa hat Klasse." (Die Presse, Wien)

Manfred Rumpl, 1960 in Mixnitz (Steiermark) geboren, lebt als Schriftsteller in Wien. Er veröffentlichte bisher drei Romane: Koordinaten der Liebe, 1993; Anatol Hofers Trotz, 1995 und Im Augenblick des Zufalls, 1998. Rumpl ist Preisträger des Aspekte-Literaturpreises und des Deutschen Kritikerpreises.
Autorenporträt
Manfred Rumpl ist 1960 in der Steiermark geboren, studierte Philosophie und Pädagogik in Graz und Wien. 1993 erhielt er für sein Romandebüt Koordinaten der Liebe (Volk und Welt, Berlin) den aspekte-Literaturpreis des ZDF, 1997 den Deutschen Kritikerpreis.
Rezensionen
"Die Zirkusgasse ist - und insofern kommt Manfred Rumpel mit seinem Schmankerl natürlich hinreißend wienerisch- ein etwas schlamperter Roman mit Huren und fetten Hintern, golden glänzenden Gassen im Mondlicht, Seidencapes und Zylindern und schweißig-zwielichtigen Séparées. Er lässt uns schmunzelnd zurück und bietet ein heiteres Gegenstück für so manch angestrengte Weltbedeutungsphantasie." Rheinischer Merkur

"Was Franz Maria in Wien in einem Viertel erwartet, in dem Arbeiter, Arbeitslos, Huren, Ausländer leben, fordert ihn heraus. Eine heftige Liebesaffäre holt den einst Scheintoten zusätzlich ins Leben zurück. Schnell hat er sich mit der Mehrheit der Hausbewohner angefreundet, einem Juden, einer türkischen Familie, einem Motorradfreak. Doch die neue Gemeinschaft ist bedroht. Ein Immobilienspekulant will, dass die Mieter aus dem maroden Gebäude in der Zirkusgasse ausziehen, und er bedient sich eines Bewohners, der mit Hilfe einer Schlägerhorde die Räumungsunwilligen schikaniert. Im Kreis Gleichgesinnter wird Franz Maria, der immer ein Opfer war, ein selbstbewusster Widerständler, sogar ein Mittäter. Im Völkergemisch der Zirkusgasse spielen die politischen Ereignisse im Hintergrund, der Krieg im Kosovo, eine besondere Bedeutung. Sehr genaue Beobachtungen sind hier festgehalten. Ohne Klischees und Pathos erzählt Manfred Rumpl eine unglaubliche Geschichte vom Versagen - und von der Kraft, über sich hinauszuwachsen." Sächsische Zeitung

"Der vierte Roman des 41-jährigen Steiermärkers Manfred Rumpl bestätigt, dass er zu den besten Autoren seiner Generation zählt. Obwohl kein Virtuose des ersten Satzes, vermag er den Leser sofort zu interessieren. Seine Sprache ist ein unaufhörlich weiter drängender Strom schön formulierter Sätze, die sich modischer Manierismen enthalten. Nahezu aufwandslos gelingt ihm, seine Menschen plastisch vor Augen zu stellen." Nürnberger Nachrichten

"Der gebürtige Steirer Rumpl hat ein Gespür für Skurrilitäten; hinterhältig-beschaulich erzählt er voll behaglicher Präzision Ungeheuerlichkeiten, die ob der freundlichen Verpackung beinahe überlesen werden. Selbst eine kleine apokalyptische Vision, die Franz Maria in der Sylvesternacht 2000 im Ausguck auf dem Riesenrat ereilt, wirkt geradezu gemütlich. ´Trotzdem leben. Trotzdem lachen. Trotzdem lieben´, denkt sich Franz Maria. Als wenn das so einfach wäre." Der Standard
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.11.2001

Auf der Couch bei Dr. Spaßky
Schuld sind die Eltern, doch Manfred Rumpl macht alles wieder gut

Wenn ein aufgewecktes türkisches Mädchen mit einem älteren jüdischen Herrn herumalbert, kann das unter Umständen sehr ans Herz gehen. Fast zuviel des Guten wird es allerdings, wenn Herr Löw ein tapferer Spanienkämpfer ist, der als einziger der Familie den Holocaust überlebt hat und trotz aller Unbill in Wien geblieben ist, wo er als Zirkusartist einer sehr sentimentalen Profession nachging. Ist der Vater des Mädchens auch noch als "Verfechter der islamischen Aufklärung bekannt", der den aufkeimenden Fundamentalismus bekämpft und tatkräftig für das friedliche Zusammenleben der Volksgruppen eintritt, dann ist der politisch korrekte Bogen überspannt. Und als wäre das immer noch nicht genug, wird die kleine Aishe Güloglu später von einem kleinbürgerlich-faschistoiden Gefreiten österreichischer Herkunft mißbraucht. Nein, der vierte Roman von Manfred Rumpl scheint keine moralischen Grauzonen zu kennen. Sein Personal ist entweder gutmütig oder bösartig - wie im Märchen. Aber das Buch will kein Märchen sein, sondern ein moderner Roman, der in einem proletarischen Bezirk im heutigen Wien spielt und - unter anderem - vom Balkankrieg, von Immobilienspekulation, Prostitution und einer Depression handelt. Einer schweren Depression, wie sie einen Heranwachsenden in einer zerrütteten Familie befallen kann.

Sie ist so gravierend, daß der Sohn eines Emporkömmlings im Versicherungswesen und einer ehrgeizigen Offizierstochter monatelang, ja sogar jahrelang kaum aus dem Bett kommt und so fett wird, bis er 170 Kilo wiegt. Franz Maria Graf geht es erst besser, als die Eltern bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommen. Dann endlich kann er aufbrechen, weg aus der Provinzstadt, ab nach Wien. Dort lernt er langsam auf eigenen Füßen zu gehen, unterstützt von Aishe, Löw, dem Transvestiten Bella Star, einem zaubernden Metzger namens Magic Butcher und anderen Randfiguren, die in einem heruntergekommenen Spekulationsobjekt an der Zirkusgasse 31 wohnen. Aber außergewöhnlich an diesem Roman ist nicht der Hokuspokus, den eine verschärft lindenstraßenartige Gemeinschaft veranstaltet. Ungewöhnlich ist der extrem einfühlsame Umgang mit seiner Hauptfigur. In keiner Situation wird dieser dicke "Idiot der Familie", wie er sich selbst nennt, der Lächerlichkeit preisgegeben. Gerade auch dann nicht, wenn er mit Bella eine etwas spezielle Beziehung eingeht.

Daß sich der Erzähler bedingungslos dem Schicksal seines Helden verschrieben hat, ist allerdings auch die Crux dieses Romans. Die Rückblenden in die "weiße Hölle" in der Villa der Eltern wirken da wie Aufforderungen zur verstärkten Rücksichtnahme. Auch in diesen Erinnerungen an die lange Verdüsterung wird vieles schwarzweiß gemalt. So nimmt ihm die Mutter durch eine Intrige den einzigen Lichtblick weg, die Studentin Zora. Und natürlich wird er von seinem Psychiater mit Pillen vollgestopft; nicht zuletzt damit dieser sich ungestört der Mutter nähern kann, die es nur zu gerne geschehen läßt.

Daß der Psychiater ausgerechnet Dr. Spaßky heißt, scheint aber eher Zufall denn eine billige Pointe zu sein. Dieser Roman will nicht witzig sein. Er ist auch nicht lakonisch oder ironisch. Nein, wenn sein Held Grund zur Freude hat, ist er heiter, dann häuft sich die Wendung "ein wenig". Meistens aber bleibt er ernst, getragen von einer Prosa wie aus einem Guß. Der angenehme Erzählfluß trägt maßgeblich dazu bei, daß man schon wissen will, wie es mit dem Haus weitergeht, und natürlich, was aus Franz Maria wird.

Denn irgendwie ist "Zirkusgasse" ein Entwicklungsroman. Und wer käme nicht irgendwann auf das Schreiben als Möglichkeit? So ist es wohl unvermeidlich, daß auch unser Held seine Probleme schreibend anpacken will, vorerst aber wiederholt vor dem ersten Satz, dem "Vatersatz", kapituliert. Als ihm dann ein etwas genervter Leser im stillen zurufen will: dann beginne doch beim zweiten!, da faßt er endlich selbst diesen Vorsatz, und wenig später gelingt es ihm auch. Seine größte Tat vollbringt er aber schweigend. Er hört Zora Draganovic zu, die zurückgekehrt ist und ihm zögerlich von der Folter erzählt, die sie im Balkankrieg erlitten hat. Auch Richard Löw ist zugegen, wenn es heißt, daß im Krieg "staatliche und moralische" Grenzen verwischen: Ob Zora hier spricht oder der weise Löw, ist nicht zu entscheiden. Zum Ende des Romans hin wird die Sprache offener, die Handlung mehrdeutiger - um dann mit einem "es wird gut" zu schließen.

MICHAEL ANGELE

Manfred Rumpl: "Zirkusgasse". Roman. Reclam Verlag, Leipzig 2001. 238 S., geb., 39,80 DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Michael Angele gibt sich alle Mühe, nicht aus seiner gemäßigten Rezensentenrolle zu fallen. Doch scheint ihm das Buch die Sache nicht gerade leicht zu machen. Schon bei der Aufzählung der Protagonisten wirken Angeles Geschmacksnerven arg strapaziert: unter ihnen ein älterer, jüdischer Herr, der alle Angehörigen während des Holocaust verlor, ein türkisches Mädchen, das einen "Verfechter der islamischen Aufklärung" zum Vater hat und später von einem faschistoiden Kleinbürger missbraucht wird - das klingt, als wolle hier jemand Klassenbester in "Political Correctness" werden. Auch der Rezensent sieht den Bogen in dieser Hinsicht deutlich überspannt: für Rumpel scheint es keinerlei moralische Grauzonen zu geben. Lediglich dem "angenehmen Erzählfluss" ist es zu verdanken, dass der Rezensent das Buch nicht vorzeitig in die Ecke warf und doch wissen wollte, wie es weiterging.

© Perlentaucher Medien GmbH