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Man ist, was man ißt. Broiler, Letscho und Bambina: Jutta Voigt sucht nach dem Geschmack des Ostens, in dem sich Kultur und Alltag eines ganzen Landes spiegeln.
Die DDR ist untergegangen und mit ihr die Durchreicheküchen der Plattenbauten, die Kübel der Kantinen und die herrschsüchtigen Kellner der HO-Gaststätten. Doch Spreewaldgurken, Hallorenkugeln und Rotkäppchensekt erfreuen sich ungebrochener Beliebtheit. Subjektiv und voll erfrischender Ironie erinnert Jutta Voigt an Grilletta und Goldbroiler, an Westapfelsinen und Sarotti-Mohr. Als Zeitzeugin und Tischgenossin beschreibt sie das…mehr

Produktbeschreibung
Man ist, was man ißt. Broiler, Letscho und Bambina: Jutta Voigt sucht nach dem Geschmack des Ostens, in dem sich Kultur und Alltag eines ganzen Landes spiegeln.

Die DDR ist untergegangen und mit ihr die Durchreicheküchen der Plattenbauten, die Kübel der Kantinen und die herrschsüchtigen Kellner der HO-Gaststätten. Doch Spreewaldgurken, Hallorenkugeln und Rotkäppchensekt erfreuen sich ungebrochener Beliebtheit. Subjektiv und voll erfrischender Ironie erinnert Jutta Voigt an Grilletta und Goldbroiler, an Westapfelsinen und Sarotti-Mohr. Als Zeitzeugin und Tischgenossin beschreibt sie das Einkaufsverhalten, herkömmliche Produkte sowie die untergegangene Restaurantkultur zwischen Kap Arkona und Suhl. Eine Reise durch die Kulinaria der DDR: erhellend und ganz und gar nicht geschmacklos.
Autorenporträt
Jutta Voigt, geboren in Berlin, studierte Philosophie und arbeitet als Reporterin, Essayistin und Kolumnistin für die Wochenpost, Sonntag, Freitag, Woche und ZEIT. 2000 erhielt sie den Theodor-Wolff-Preis.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.04.2006

Mit Mischgemüse
Jutta Voigt erzählt vom Leben in der DDR aus Sicht ihrer Küche
„Bemüh’ dich, keine Flecken auf unser Leinentischtuch zu machen!” Diese Worte auf einer Hauswand in Pompeji haben die Journalistin Jutta Voigt an zu Hause erinnert: So wurde in der DDR auch geredet. Und wenn auch die DDR nicht so ratzeputze vernichtet wurde wie das alte Pompeji, nehmen sich die Relikte ihrer Essgewohnheiten heute nicht minder rührend aus als jene Pompejis.
Jutta Voigt beschreibt die Entwicklung von Staat und Gesellschaft der Ostdeutschen aus der Sicht ihrer Küche. Sie schreibt unterhaltsam und klug, lässt die allfälligen Witze nicht aus und gibt zum Nachkochen auch diverse Rezepte DDR-typischer Gerichte an. Ihr großer Ansatz - das Wesen des DDR-Staates aus seiner Küche heraus zu erklären - geht auf: „Ein voller Bauch rebelliert nicht gern”, lautet Frau Voigts Hauptthese. Und weil auch die SED-Bosse das wussten, sorgten sie dafür, dass es an Sättigungsbeilagen nicht fehlte. Das Angebot war nicht über die Maßen vielfältig, dafür aber sehr nahrhaft: „Die kalorienschwere DDR-Küche machte uns zu braven Bürgern”, schreibt Jutta Voigt, „beschäftigt mit Ranschaffen und Verdauen.” Wer daran zweifelt, dass Geschichten von Küche und Esskultur über mehr als zweihundert Seiten lang amüsant sein können, wird dies Buch mit Staunen lesen.
Das Kellnerwesen der DDR war bekanntlich nicht besonders avanciert. Nur im Palast des Volkes war das anders: Den sollte niemand unzufrieden verlassen. Kellner, die dort servierten, sind zu recht bis heute stolz auf ihre Ausbildung. Die französische Schule - am Tisch flambieren, filetieren, tranchieren können - haben diese Kellner damals beherrscht. Heutzutage ist die französische Schule selbst in den exklusiven Hotels Europas immer weniger gefragt.
augf
JUTTA VOIGT: Der Geschmack des Ostens. Vom Essen, Trinken und Leben in der DDR. Gustav Kiepenheuer Verlag, Berlin 2005. 214 Seiten, 16 Euro.
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Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Überrascht zeigt sich "augf", dass Jutta Voigts Ansatz, die DDR aus ihrer Esskultur heraus zu verstehen und zu erklären, tatsächlich aufgeht: Denn diese Küche, darin stimmt der Rezensent zu, war nichts anderes als ein durchsichtiger Tausch zwischen Führung und Volk - Kalorien gegen Loyalität, "Sättigungsbeilagen" gegen Untertanenpflicht. Die SED regierte, das Volk verdaute. "Unterhaltsam" und "klug" sei das geschrieben, auch die "allfälligen Witze" zum Thema und Rezepte zum Nachkochen bleiben nicht aus. Nicht alles war provinziell in den Kartoffelfeldlandschaften östlich der Elbe: Dass die Kellner im Palast der Republik durchaus die französische Schule beherrschten -"am Tisch flambieren, filetieren, tranchieren" - auch das lässt sich in diesem Buch erfahren, so der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Witzige Abrechnung aus dem Leben im 'Ham wa nich'-Land." Stern
»Keine Ostalgie, sondern bissige und witzige Abrechnung mit einem Leben im "Ham wa nich"-Land.« STERN 20060810