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Anlässlich der Wiedereinweihung der Universitätskirche St. Pauli in Leipzig erscheint diese reich bebilderte Festschrift. Mit dem Paulinum, das zugleich als Aula und Kirche genutzt wird, erhält die Universität ihr geistig-geistliches Zentrum zurück. Es eröffnet die Chance, »Tradition und Moderne in Freiheit zusammenzubringen« (Ministerpräsident Stanislaw Tillich im Grußwort). Eine Reihe von Beiträgen erinnert an die 1968 gesprengte alte Universitätskirche mit ihren Gottesdiensten, ihrer Musik und ihren Kunstwerken. Der zweite Teil der Festschrift dokumentiert den Zeitraum unmittelbar vor der…mehr

Produktbeschreibung
Anlässlich der Wiedereinweihung der Universitätskirche St. Pauli in Leipzig erscheint diese reich bebilderte Festschrift. Mit dem Paulinum, das zugleich als Aula und Kirche genutzt wird, erhält die Universität ihr geistig-geistliches Zentrum zurück. Es eröffnet die Chance, »Tradition und Moderne in Freiheit zusammenzubringen« (Ministerpräsident Stanislaw Tillich im Grußwort). Eine Reihe von Beiträgen erinnert an die 1968 gesprengte alte Universitätskirche mit ihren Gottesdiensten, ihrer Musik und ihren Kunstwerken. Der zweite Teil der Festschrift dokumentiert den Zeitraum unmittelbar vor der Sprengung bis zur Errichtung des Neubaus. Im dritten Teil stehen die Chancen des Neubaus im Fokus. Wie wird das zusammengehen: Aula als Kirche und Kirche als Aula? Der neue Raum eröffnet den Universitätsgottesdiensten ungeahnte Möglichkeiten. Durch die beiden Orgeln entsteht ein neues Zentrum der Musik. Aula/Universitätskirche St. Pauli werden den Dialog zwischen Wissenschaft und Glauben voranbringen. Mit Beiträgen von Ministerpräsident Stanislaw Tillich, Rektorin Beate Schücking, Landesbischof Dr. Carsten Rentzing, Oberbürgermeister Burkhard Jung, Matthias Schwarz, Rüdiger Lux, Hartmut Mai, Christian Winter, Heinrich Magirius, Stefan Welzk, Nikolaus Krause, Martin Petzoldt, Wolfgang Ratzmann, Matthias Petzoldt, Erick van Egeraat, Ulrich Stötzner, Rudolf Hiller von Gaertringen, Horst Hodick, Christoph Krummacher; Daniel Beilschmidt, Reinhard Schmidt-Rost, Alexander Deeg, Peter Zimmerling u. a.
Autorenporträt
Peter Zimmerling, geboren 1958, war Pfarrer der evangelischen Kommunität 'Christen in der Offensive', Reichelsheim, und lehrt seit 2005 Praktische Theologie mit Schwerpunkt Seelsorge an der Universität Leipzig.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.12.2017

Ende gut, manches gut
Bauzeit vorbei: Ein Buch zur Leipziger Universitätskirche

In den Grußworten dieses Buchs sind die führenden Vertreter jener Institutionen vereint, die sich über den Bau, der heute mit acht Jahren Verspätung endlich, endlich feierlich eröffnet wird, mehr oder minder gründlich zerstritten hatten. In der Reihenfolge ihres Auftritts: der Freistaat Sachsen, die Universität Leipzig, die Evangelische Landeskirche Sachsen, die Stadt Leipzig, die Stiftung "Universitätskirche St. Pauli zu Leipzig". Sie alle zogen zu Beginn noch an einem Strang, als es darum ging, eine der übelsten Kulturzerstörungen der deutschen Nachkriegszeit, die von Walter Ulbricht persönlich verfügte Sprengung der weitgehend unversehrt durch die Bombenangriffe gekommenen Leipziger Universitätskirche im Jahr 1968, nicht ungeschehen zu machen - wie sollte das gehen? -, sondern zu mildern. Indem an der Stelle des bedeutenden gotischen Bauwerks ein neues Gebäude errichtet würde, in dessen Nutzung sich Universität und Kirche wieder teilen würden.

Der Haken daran: Es sollte kein reiner Sakralraum gebaut werden, sondern einer, der auch als Aula für die Hochschule dient. Und als neue Heimat für den vor der Sprengung in größter Eile noch geborgenen Epitaphienschatz von St. Pauli, die nach ihrer Übereignung aus Klosterbesitz an die Universität Grabstätte für viele bedeutende Leipziger wurde. Die phantastischen Sepulkralkunstwerke wurden in den letzten zwanzig Jahren aufwendig restauriert, und um sie nicht wieder zu gefährden, muss der Raum, in dem sie nun wieder hängen, musealen Bedingen gerecht werden. Kirchen aber sind keine Museen, sondern sollen Stätten lebendiger Glaubensausübung sein.

Hinzu kam der Entwurf des niederländischen Architekten Erick van Egeraat, der mit seiner konstruktivistischen Gestaltung samt neckischen Zitaten wie Rosettenfenster und Glockentürmchen allen konservativen Wünschen nach exakter Rekonstruktion von St. Pauli Hohn sprach. Während in Dresden die Frauenkirche originalgetreu wiedererstand, wuchs in Leipzig eine Art überkronter Fangzahn auf der Westseite des Augustusplatzes empor. Und dann ging der Architekt pleite, und dann eskalierte der Nutzungsstreit immer wieder, und dann erwiesen sich die technischen Vorgaben van Egeraats als nicht umsetzbar, und schon war das angestrebte Eröffnungsjahr 2009 (sechshundertster Geburtstag der Universität) verpasst. Ein Wunder nach den Erfahrungen und Unversöhnlichkeiten der letzten acht Jahre, dass es nun noch einigermaßen zum Reformationsjubiläum geklappt hat.

Wer wissen will, was den Neubau ausmacht, aber auch, welche Bedeutung die Vorgängerkirche hatte, der lege sich diesen vom Leipziger Universitätsprediger Peter Zimmerling herausgegebenen, in jeder Hinsicht gewichtigen Band zu, in dem sich historische Textzeugnisse mit neuesten Forschungsaufsätzen, Liebeserklärungen mit letzten kleinen Nickligkeiten abwechseln - reich bebildert und dann doch der Zukunft zugewandt. Denn die Stadt Leipzig bekommt mit dem neuen Paulinum (so nennt die Universität ihre Aula) oder wahlweise der neuen Universitätskirche St. Pauli (so nennt die Evangelische Landeskirche das neue Gotteshaus) nicht nur einen vielfältig und womöglich sogar gemeinschaftlich nutzbaren Veranstaltungs- und Sakralraum, sondern auch zu beider klimatischer Trennung die höchste Glastür der Welt - ein unfassbarer Anblick. Da verschmerzt man die Stalaktitenlampen, deren Konstruktion hauptverantwortlich für die letzten paar Jahre der Verzögerung war.

ANDREAS PLATTHAUS

Peter Zimmerling (Hrsg.): "Universitätskirche

St. Pauli". Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft.

Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2017. 304 S., Abb., geb., 30,- [Euro].

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