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Dies ist die Geschichte vom kleinen Häwelmann, seiner abenteuerlichen Reise bis zum Mond und seiner unersättlichen Lust an der Grenzenlosigkeit.

Produktbeschreibung
Dies ist die Geschichte vom kleinen Häwelmann, seiner abenteuerlichen Reise bis zum Mond und seiner unersättlichen Lust an der Grenzenlosigkeit.
Autorenporträt
Theodor Storm, geb. am 14. September 1817 in Husum. Der Rechtsanwalt wurde 1852 von den Dänen wegen politischer Opposition ausgewiesen und kehrte 1864 als Landvogt in seine nun deutsch gewordene Heimatstadt zurück. Ab 1879 war Storm Amtsgerichtsrat. Er starb am 4. Juli 1888 in Hademarschen. Storm gilt als einer der wichtigsten Vertreter des poetischen Realismus. In seinem Werk ist Storm thematisch den Menschen und der Landschaft seiner Heimat zugewandt und als Künstler der Spätromantik verpflichtet, besonders in seiner liedhaft-innigen, formstrengen Natur- und Bekenntnislyrik. Seine Hauptleistung aber liegt in der Novelle. 58 solcher Novellen umfasst sein Werk, das von lyrisch gestimmten und wehmütig verklärenden Texten bis zu realistischen, stark handlungsbetonten Schicksals- und Chroniknovellen reicht. Immer wieder stellt Storm dabei die menschlichen Leidenschaften und den Kampf des einzelnen gegen überlegene Mächte mit herber, oft tragischer Gefasstheit dar.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.10.2006

Verträumter Rebell
Jens Thiele
„Der kleine Häwelmann”, illustriert von Henriette Sauvant
Der kleine Häwelmann” , den der norddeutsche Schriftsteller Theodor Storm 1849 niederschrieb, erzählt vom kindlichen Widerstand gegen die Regeln der Erwachsenen, von der Maßlosigkeit kindlicher Wünsche und der grenzenlosen Lust nach Abenteuern. 1926 zeichnete die in Bayern ansässige Kinderbuchillustratorin Else Wenz-Vietor dann die bis heute bekannten Bilder dazu. Häwelmann will nicht schlafen, sondern etwas erleben. Mit Unterstützung des „guten, alten Mondes” erobert erden Raum zwischen Himmel und Erde. Storm siedelt die nächtliche Reise des kleinen Rebellen im Grenzbereich zwischen Tag und Traum an; die wahren Abenteuer, so die Botschaft der turbulenten Erzählung, finden in der Fantasie statt. Die Geschichte ist bis heute unlösbar mit den Illustrationen Wenz-Vietors verbunden, so dass es nachfolgende Illustratorinnen wie zum Beispiel Ursula Kirchberg oder Lisbeth Zwerger nicht leicht hatten, dem Text eine neue, eigene bildnerische Prägung zu verleihen.
Auch Henriette Sauvant, Hamburger Künstlerin mit einer Präferenz für surreale, psychologisierende Bildwelten, sucht nach einem eigenen Zugang zu dem Longseller. Der (fast) unveränderte Text wird von ihr mit Gemälden versehen, die den Traumcharakter der nächtlichen Erlebnisse betonen. Darin lösen sich vertraute Räumlichkeiten auf, und physikalische Gesetzmäßigkeiten werden auf den Kopf gestellt. Die biedermeierliche Stube gerät ins Wanken, wenn Häwelmann seine turbulente Reise durchs Wohnzimmer beginnt. Die Häuser der Stadt schrumpfenauf Spielzeuggröße und Bäume treiben wie Wolken an einem grünen Himmel dahin. In diesem fantastischen Szenario erscheinen auch die Figuren wie Traumwandler. Der Mond ist nicht länger Komplize und gutmütiger Begleiter des kleinen Himmelstürmers, sondern blickt eigenartig verloren und melancholisch auf das Geschehen. Wenn Häwelmann ihmübermütig durchs Gesicht fährt, sehen wir, riesengroß, nur die schreckhaft geöffneten Augen. Nicht nur hier, sondern auch in anderen Bildtafeln wählt die Illustratorin extreme Naheinstellungen und außergewöhnliche Perspektiven; sie verleiht den Bildern so eine Modernität, die in einem spannungsvollen Widerspruch zu den eher nostalgischen, traumverlorenen Motiven und Stimmungen steht. Auch die monochromen Farbflächen zwischen tiefem Blau und leuchtendem Orange rücken die Erzählung in die mediale Gegenwart.
Der kleine Häwelmann selbst trägt freilich solche Spannungen nicht in sich; er verliert das Aufmüpfige und Lustvolle seines frühen Vorbildesund bleibt eher ein verträumter Rebell, der staunend um sich schaut. Henriette Sauvant hat der Geschichte des Häwelmann eine eigene, eigenwillige Färbung verliehen; sie nimmt ihr das Subversive und deutet sieum zu einer stimmungsvollen Traumreise durch surreale Welten. Eine schöne Idee ist es, ganz am Ende des Buches nur das leere Rollenbett zu zeigen und damit die Möglichkeit anzudeuten, dass das nächtliche Abenteuer wahr geworden sein könnte.
JENS THIELE
THEODOR STORM: Der kleine Häwelmann. Mit Bildern von Henriette Sauvant. Aufbau-Verlag 2006. 32 Seiten, 14,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.11.2002

Leuchte, alter Mond, leuchte!
Theodor Storms "Kleiner Häwelmann" im neuen Schlafanzug

Immer wieder samstags beispielsweise, vor der heimischen Supermarktkasse, verkeilt in einer Armada von Einkaufswagen, sieht man inmitten des Wochenendeinkaufstrubels und akut stimuliert von der greifbar nahen Süßigkeiten-Bückware, kleine Häwelmänner und kleine Häwelfrauen in ihren Kindersitzen kreisen. Ihr Schrei nach "Mehr! Mehr! Und das sofort!" dringt einem durch Mark und Bein.

Storms Märchenerzählung mit ihrem wildentschlossenen Kinderbettchensegler trägt zwar deutlich phantastischere Züge als diese hungrigen Szenen, aber erzählt von ebendiesem schier unersättlichen kindlichen Begehren. Storms kleiner Häwelmann jagt die Wände hinauf, hinweg über die Zimmerdecke und stürzt hinaus in die Welt, bis hin an deren Ende. Vor gut hundertfünfzig Jahren nahm diese Reise ihren Ausgang, avancierte zum Kinderbuchklassiker und regte zu einigen Adaptionen an.

Zu ihnen gesellt sich nun eine neue Ausgabe. Der Autor und Theatermann Wolfram Hämel verkürzt hierbei das Original, bedient sich mit Zitaten daraus und faßt die Handlung in heutige Sprache. Seine Lesart legt einerseits eine stark reduzierte Strichfassung des Textes vor, die die insistierenden kindlichen Forderungen auf die Abenteuerlust nach Grenzüberschreitung eindampft. Hämels Häwelmann-Fahrt verzichtet auf die Zimmerdurchquerung mit dem Kopf nach unten. Die bewundernswerte bis schauerliche Furchtlosigkeit des Jungen indes, die ursprünglich mit vitalem Schwung erst einmal ausgespart wird, kehrt in der modernen Fassung als Ängstlichkeit ein. Der Häwelmann verliert damit etwas von seiner Antriebskraft. Der Facettenreichtum der  poetischen Vorlage geht damit auch verloren. Die Darstellung der eigenwilligen, aber auch ganz eigenen Welt des Kindes gerät so zu einer pädagogischen Nicht-über-die-Stränge-schlagen-Fabel.

Die Bilder der jungen Hamburger Illustratorin Beate Mizdalski dagegen öffnen einen neuen und eindrucksvollen Blick auf die Geschichte. Ihre Darstellung des Mondes zeigt eine zerklüftete Landschaft, in der ein seltsam anmutendes Tier lebt. Der kleine Häwelmann erscheint in seinem Bettchen winzig vor großangelegten, wie Traumbildern entrissenen Kulissen. Die ölkreidigen Illustrationen zeigen intensive Farben und erinnern, wie beispielsweise in dem großangelegten Weltraumbild, in der Figurengestaltung und Stimmung an wunderbare Höhlenmalereien. Natur- und Landschaftsmotive bestimmen vorwiegend die ganzseitigen Illustrationen, die ungewohnte Aufteilungen vorweisen.

Schließlich steht dann das Kinderbettchen ausgebremst vor einer unüberwindlichen Barriere, ein großer theatralischer Moment. Über beide Buchseiten erstreckt sich eine mit Plakaten beklebte Wand, in vielen Sprachen und mit unterschiedlichsten Schriftzeichen liest man vom Ende der Welt. Hier, wie in den realistisch angelegten Kinderzimmerszenerien, erinnern Mizdalskis Entwürfe mit ihren Motiven, Farben und Stimmungen an den amerikanischen Meister Edward Hopper: keine schlechte Kinderstube für den Grenzüberfahrer Häwelmann.

CAROLINE ROEDER

"Der kleine Häwelmann". Eine Geschichte von Wolfram Hänel frei nach Theodor Storm, illustriert von Beate Mizdalski. Nord Süd Verlag, Zürich 2002. 32 S., geb., 12,80 [Euro]. Ab 4 J.  

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Caroline Roeders Meinung zur Adaption des Kinderbuchklassikers von Theodor Storm ist zweigeteilt: Ihr Missfallen erregt der von Wolfram Hänel verkürzte und dem heutigen Sprachgebrauch angepasste Text. Die "bewundernswerte bis schauerliche Furchtlosigkeit" des Jungen, der mit seinem Kinderbettchen zuerst quer durch sein Zimmer und schließlich bis ans Ende der Welt fliegt, schlägt bei Hämels Fassung in Ängstlichkeit um, kritisiert die Rezensentin. Damit büße die Geschichte nicht nur an Schwung ein, auch der "Facettenreichtum der poetischen Vorlage" gehe verloren und wandle sich zu einer pädagogischen "Nicht-über-die-Stränge-schlagen-Fabel". Die gelungenen Bilder von Beate Mizdalski dagegen öffnen einen "neuen und eindrucksvollen Blick" auf die Geschichte, findet Roeder, die meist ganzseitigen Illustrationen erinnern sie an "wunderbare Höhlenmalereien", in ihren Farben und Stimmungen gar an den großen Edward Hopper.

© Perlentaucher Medien GmbH