Marktplatzangebote
3 Angebote ab € 12,95 €
  • Gebundenes Buch

Der Kaufmann Martin Salander wird durch seinen Jugendfreund Louis Wohlwend zwei Mal um sein Vermögen gebracht. In Brasilien arbeitet er sich wieder hoch, während seine Frau zu Hause mit den Kindern darbt. Als gemachter Mann kehrt er zurück. Aber die Schweiz entspricht nicht mehr seinen jugendlichen Idealen. Politik und Wirtschaft drohen zu verludern. Die Töchter Netti und Setti heiraten Karrieristen, die als Betrüger im Zuchthaus landen. Salanders Leichtgläubigkeit und seine Schwäche gegenüber einer schönen fremden Frau lassen ihn dem wieder aufgetauchten Wohlwend beinahe ein drittes Mal ins…mehr

Produktbeschreibung
Der Kaufmann Martin Salander wird durch seinen Jugendfreund Louis Wohlwend zwei Mal um sein Vermögen gebracht. In Brasilien arbeitet er sich wieder hoch, während seine Frau zu Hause mit den Kindern darbt. Als gemachter Mann kehrt er zurück. Aber die Schweiz entspricht nicht mehr seinen jugendlichen Idealen. Politik und Wirtschaft drohen zu verludern. Die Töchter Netti und Setti heiraten Karrieristen, die als Betrüger im Zuchthaus landen. Salanders Leichtgläubigkeit und seine Schwäche gegenüber einer schönen fremden Frau lassen ihn dem wieder aufgetauchten Wohlwend beinahe ein drittes Mal ins Netz gehen. Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft verkörpert zuletzt Arnold Salander, der Sohn.
Autorenporträt
Gottfried Keller, 1819-1890, geboren und gestorben in Zürich, mit fünf Jahren vaterlos, mit 15 von der Schule verwiesen, 1840-42 erfolgloser Landschaftsmaler in München, 1843 Beginn der schriftstellerischen und politischen Aktivität, 1848-55 mit Stipendien der Zürcher Regierung in Heidelberg und Berlin, 1861-75 Staatsschreiber des Kantons Zürich. Neben seinen Gedichten zählen zu den bekanntesten Werken 'Der grüne Heinrich', 'Die Leute von Seldwyla' und die Züricher Novellen. 'Martin Salander' erschien 1886 in Berlin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.03.2020

Illusionsverluste
Noethen liest Gottfried Keller
Martin Salander ist ein tüchtiger Schweizer, der in der Ferne, in Brasilien, einiges Vermögen erwirbt, das allerdings ein Freund in der Heimat, der fiktiven Stadt Münsterburg, „ein falscher Schuft und Lump“, veruntreut. Nicht nur einmal, sondern zweimal. Doch Salander bringt die Familie wieder empor, geht in die Politik, muss erleben, wie die Ehe seiner beiden Töchter scheitert. Aber sein Sohn, ein nüchterner Kopf, hat Erfolg und bewahrt den Vater vor weiteren Fehlern. Nach vielen Wirren und dem Verlust mancher Illusionen registriert er verwundert, dass die jungen Leute, sein Sohn und dessen Freunde, nicht die Fähigkeit besitzen, „auf einer Idee zu beharren“, dass keiner von ihnen sich zum Lehrer oder Propheten aufschwingt, dass sie Phrasen meiden. Martin Salander hatte seine Laufbahn als Schulmann begonnen und lange versucht, erzieherisch zu wirken, nun scheint die Zeit über ihn hinweggegangen. Die Jünglinge halten sich die Welt offen und lassen sich „nicht in einen Tabaksbeutel stecken“. Der Alte versteht nicht alles sofort, was sie sagen, aber ihn freut, sein Herz erfrischt „der Hauch unverdorbener Ehrlichkeit“.
„Die Corruption des modernen Lebens“ wollte Gottfried Keller in seinem letzten Roman darstellen und dabei zeige, dass „auch eine republikanische Staatsform nicht davor schützt“. Allerdings wünschte er, auch die „Keime des Guten“ anzudeuten, die „Perspektive auf eine glückliche Zukunft zu öffnen“.
Für die Keller-Ausgabe des Sinus Verlages hat Ulrich Noethen den Roman vollständig eingelesen. Er trifft den gleichmäßigen, gelassenen, manchmal fast verstörend altväterlich wirkenden Erzählton Kellers ebenso wie die Ironie, er vergegenwärtigt das Komische, Lächerliche ebenso wie Idealismus, Illusionen, pädagogischen Überschwang. Zum Hörbuch gibt es, wie man es vom Sinus Verlag gewohnt ist, einen sorgfältig kommentierten Text des Werkes und eine Zeittafel.
JBY
Gottfried Keller: Martin Salander. Gelesen von Ulrich Noethen. 2 MP3 CD, 25 Stunden und 50 Minuten, 2 Textbücher, 59,80 Euro.
Der Dichter wollte
„die Corruption des modernen
Lebens“ darstellen
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Der Rezensent Roman Bucheli zeigt sich berührt von diesem Buch, das seiner Meinung sehr "melancholisch" ist, aber keineswegs angefüllt mit Altersresignation, wie viele Rezensenten meinen. In Buchelis Augen geht es in dem 1886 erstmals erschienenen Buch um große Themen. Zum Beispiel darum, "dass jede neu gewonnene Freiheit bereits den Kern zu ihrer Perversion enthalte". Damit gelingt Gottfried Keller in den Augen des Rezensenten "eine Blaupause der Dialektik der Aufklärung". Bucheli verortet in dem Buch eine starke autobiografische Färbung. Keller hatte am Ende des vorletzten Jahrhunderts mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie sein Protagonist, auch er fand in neuen Freiheiten wieder neue Abhängigkeiten. Trotz dieser melancholischen Botschaft ist der Subtext nach Buchelis Meinung doch optimistisch: er handelt davon "dass der Mensch einerseits dem Fortschritt nie vollends gewachsen ist und dass dies anderseits noch lange kein Grund ist, nicht dennoch um jedes Stück Freiheit zu ringen". Der Rezensent ist froh darüber, dass es nicht mehr zu der vom Autor geplanten Neubearbeitung des Endes gekommen ist: "Dieses stille Glück am Schluss: Es ist das Unheimlichste an diesem Buch" - und wird in Buchelis Augen vermutlich erst heute richtig verstanden.

© Perlentaucher Medien GmbH